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Verrat auf Helgoland

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am12.06.20242024
Pompöser Empfang auf Helgoland für den skandalumwitterten Journalisten Casimir Dorst. Sein Bericht soll die Insel von ihrer besten Seite zeigen - hoffen die Insulaner. Doch die Tour läuft nicht nach Plan. Dorst wird tot in der Kapitänssuite aufgefunden. Videos von der Insel und über Widerständler im Zweiten Weltkrieg sind nicht auffindbar. Kommissarin Friederike von Menkendorf und Harry Kruss von der Wasserschutzpolizei können der Noch-Ehefrau und dem geprellten Geschäftspartner nichts nachweisen. Liegt der Schlüssel in den verschwundenen Aufnahmen?

Susanne Ziegert wurde im Erzgebirge geboren. Zwei Tage vor dem Mauerfall floh sie in den Westen, um endlich Paris zu sehen. Nach ihrem Studium in Aix-en-Provence in Südfrankreich, arbeitete sie mehrere Jahre in Brüssel und zog im Anschluss nach Berlin, wo sie eine Stelle als Reporterin bei der Berliner Morgenpost antrat. Seit 2019 lebt die Autorin mit ihrem Ehemann sowie den gemeinsamen Pferden und Eseln in einem alten Bauernhof im Landkreis Cuxhaven. Neben ihrer schriftstellerischen Arbeit ist sie als Journalistin und Dolmetscherin für Französisch tätig. Sie liebt Land und Menschen im Norden und setzt mehrmals im Jahr auf die Hochseeinsel Helgoland über.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
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Produkt

KlappentextPompöser Empfang auf Helgoland für den skandalumwitterten Journalisten Casimir Dorst. Sein Bericht soll die Insel von ihrer besten Seite zeigen - hoffen die Insulaner. Doch die Tour läuft nicht nach Plan. Dorst wird tot in der Kapitänssuite aufgefunden. Videos von der Insel und über Widerständler im Zweiten Weltkrieg sind nicht auffindbar. Kommissarin Friederike von Menkendorf und Harry Kruss von der Wasserschutzpolizei können der Noch-Ehefrau und dem geprellten Geschäftspartner nichts nachweisen. Liegt der Schlüssel in den verschwundenen Aufnahmen?

Susanne Ziegert wurde im Erzgebirge geboren. Zwei Tage vor dem Mauerfall floh sie in den Westen, um endlich Paris zu sehen. Nach ihrem Studium in Aix-en-Provence in Südfrankreich, arbeitete sie mehrere Jahre in Brüssel und zog im Anschluss nach Berlin, wo sie eine Stelle als Reporterin bei der Berliner Morgenpost antrat. Seit 2019 lebt die Autorin mit ihrem Ehemann sowie den gemeinsamen Pferden und Eseln in einem alten Bauernhof im Landkreis Cuxhaven. Neben ihrer schriftstellerischen Arbeit ist sie als Journalistin und Dolmetscherin für Französisch tätig. Sie liebt Land und Menschen im Norden und setzt mehrmals im Jahr auf die Hochseeinsel Helgoland über.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783734930423
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum12.06.2024
Auflage2024
Reihen-Nr.5
SpracheDeutsch
Dateigrösse1576 Kbytes
Artikel-Nr.14440694
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel 1

Das Schiff hatte angelegt, Menschen strömten von Bord. Jana Falke hielt Ausschau nach ihrem berühmten Gast. Ihr Blick blieb an den eisblauen Augen hängen, die sie an einen Husky erinnerten. Im Fernsehen hatte er größer ausgesehen. Er war klein und schmal wie ein Junge. Aus der Nähe sah seine Gesichtshaut aus wie zerknittertes Papier. Bestimmt trug er in seinen Sendungen eine dicke Schicht Make-up, die ihn um zehn Jahre verjüngte. Sie hatte gestutzt und den Moderator erkannt, als er vom Steg der MS Nordsee an Land stieg. Suchend sah er sich am Anleger um. Jana löste sich aus dem Begrüßungskomitee und trat einen Schritt auf ihn zu.

»Herr Dorst, herzlich willkommen iip Lunn. Das heißt in unserem Land auf Helgoländisch«, begrüßte sie ihn lächelnd. Dann drehte sie sich zu den Musikern um. Das wäre ihr Einsatz, so hatten sie es geplant, und bei der Probe war es gut gelaufen. Warum, verdammt, spielten die nicht? Nervös nestelte sie an der herzförmigen Brosche, kontrollierte den Sitz der Haube und suchte Blickkontakt zur Gruppe.

»Einsatz«, versuchte sie, ihnen zuzuflüstern. Sie und die anderen Damen vom Trachtenverein wollten bei seiner Ankunft das Lied »Helgoland, Helgoland« anstimmen. Sie fuchtelte mit dem Arm in ihre Richtung, um das Signal zu geben. Die Musiker bemerkten ihre Zeichen nicht, sie waren dabei, eine Gitarre näher zu inspizieren. Der prominente Gast sah mit zusammengekniffenen Augen auf seine klobige Uhr, irgendein Schweizer Statusding. Eine junge blonde Frau mit hohen Absätzen trat vom Steg zu ihm.

»Wird hier eine Historien-Schmonzette gedreht?«, fragte er statt einer Begrüßung und ließ seinen Blick verächtlich über ihre bunten Kleider schweifen.

Hektisch ruckelte Jana am Spitzenbesatz ihrer Haube. Warum fiel ihr keine schlagfertige Antwort ein? In dem Moment setzte der dünne Chorgesang ein, etwas schrill und neben der Melodie. Die Musiker schreckten auf, begannen zwei Takte nach den Sängern und versuchten, diese einzuholen. Sie wirkten wie ein unkoordiniertes Schülerensemble. Jana bekam Gänsehaut von den schrägen Tönen, am liebsten hätte sie sich die Ohren zugehalten. Stattdessen lächelte sie tapfer weiter.

Wortlos schüttelte Dorst den Kopf und drehte sich zu seiner Begleitung. »Na, ausgekotzt?«, sprach er die blonde junge Frau im bauchfreien Glitzerhemdchen über einem knappen Rock an. Sie war blass.

»Oh, Dirndl. Das trag ich immer zum Oktoberfest«, rief sie mit Begeisterung aus.

»Das Zeug kommt aus der Mottenkiste, genau wie die Trägerinnen«, ätzte der Mann weiter. Er wandte sich Jana zu: »Sind Sie nur der Kleiderständer für das da oder können Sie uns ins Hotel bringen?« Geringschätzig deutete er auf ihre Traditionskleidung mit dem geblümten Oberkleid aus Seidenstoff im gleichen Muster wie die spitze Haube und dem roten Paik aus Wolle darunter, dessen orangefarbener Rand herausschaute. Die Festtagskleidung hatte ihre Großmutter wie einen Schatz gehütet. Eine der wenigen Kostbarkeiten, die Bombardements und Evakuierung überdauert hatten. Der hatte keine Ahnung, wie bedeutsam diese Stücke für die Helgoländerinnen waren.

Am liebsten hätte sie ihm alles Mögliche an den Kopf geworfen. Sie atmete tief durch und sah durch ihn hindurch, obwohl sie innerlich kochte. In solchen Momenten hieß es, Profi sein. Ihr Job lag ihr am Herzen.

»Schön, dass Sie unser Empfangskomitee schätzen«, entgegnete sie kühl. »Wir gehen in Richtung Hummerbuden und am Südstrand entlang, direkt am Lung Wai sind Sie im besten Haus am Platz untergebracht.«

Jana wusste, wie lange sich die Frauen auf den Auftritt vorbereitet hatten. Doch sie musste das Programm abkürzen, der Gast war König. Selbst wenn er ein Kotzbrocken war.

»Keine Pannen«, hatte der Tourismus-Direktor ihr vor der Ankunft von Casimir Dorst eingeschärft. Er war einer der bekanntesten deutschen Fernsehjournalisten gewesen und dann abgesetzt worden. Über die Gründe gab es Spekulationen. Wenige Monate darauf feierte er ein Comeback als Ein-Mann-Show mit dem Youtube-Kanal unter dem Namen »Roadtrip. Top oder Flop«. Von seinen Einschaltquoten konnten Fernsehsender nur träumen, er galt als mächtigster Reisejournalist Deutschlands und war ebenso gefürchtet. Sie sollte alles dafür tun, den Standort glänzend darzustellen.

»Alles«, hatte ihr Chef, Karsten Tollmann, noch mal betont und dabei mit dem Zeigefinger in die Luft gestochen. Insbesondere sollte sie verhindern, dass er ätzenden Spott auskippte. Helgoland durfte nicht als »Flop« über Millionen Bildschirme flimmern. Gerade diese hämischen Berichte brachten dem Kanal Einschaltquoten. Für die betroffenen Orte oder Hotels waren die Verrisse vernich tend. Helgoland brauchte nach den Corona-Beschränkungen dringend wieder Rückenwind als Reiseziel.

Schon in den vorhergehenden Jahren waren die Zahlen nicht berauschend gewesen. »Keine Ahnung, wie ich dem Gemeinderat die Marketing-Stelle weiter erklären soll«, hatte Tollmann eine Drohung fallen lassen.

Mit dem Umzug auf die Insel ihrer Kindheit hatte Jana sich einen Traum erfüllt. Obwohl sie das turbulente Hauptstadtleben in Berlin genoss, war die Sehnsucht nach der Felseninsel immer präsent. Und nicht zuletzt vermisste sie ihren starrköpfigen Großvater, der sich standhaft weigerte, in eine altersgerechte Behausung auf dem Festland zu ziehen. »Nicht einmal mit den Beinen zuerst verlasse ich meine Heimat«, sagte er.

Der Job kam wie gerufen. Sie hatte ihre Wohnung in der Hauptstadt aufgelöst und keinen Plan B geschmiedet. Sie war auf die Insel gezogen, um zu bleiben. Ohne diese Stelle würde es schwierig, weiter hier zu leben. Also musste sie dem Fernsehheini nach dem Mund reden und allen Luxus auffahren, den eine Nordseeinsel zu bieten hatte.

Sie seufzte und versuchte krampfhaft, ihr professionelles Lächeln beizubehalten. Ihr Kollege hatte das Gepäck in einem Karren eingesammelt.

»Folgen Sie mir«, bat sie und lief flott in Richtung des Hotels voran. So musste sie sich nicht mit den beiden unterhalten. Das Fünfsternehotel befand sich in der ersten Reihe im Unterland und warb mit seinem Panoramablick über die Landungsbrücken und den Südstrand bis zur Düne. Vor dem Binnenhafen machte sie kurz halt und wartete auf die Gäste. »Sie sehen hier die berühmten Hummerbuden. Früher waren es die Lager für die Fischer, heute befinden sich darin Boutiquen, Galerien und Vereine.«

»Wie charmant«, begeisterte sich seine Assistentin.

»Na, du findest jeden Hafenschuppen charmant. Das sind angemalte Holzbuden - und die sind genauso echt wie deine Fingernägel«, kanzelte er sie ab. Dabei imitierte er sie mit unnatürlich hoher Stimme. Die junge Frau zuckte zusammen und schwieg. Er blickte auf sein Mobiltelefon, während sie an den bunten Häuschen vorbeiliefen.

»Hier sind wir«, verkündete Jana, als sie das Hotel Prinzessin Alexandra erreicht hatten, das letzte Gebäude in der Reihe, das an der Ecke zum Lung Wai einen imposanten Abschluss formte. Das Hotel war in den 50er Jahren auf dem Grundstück des zerstörten Vorgängerbaus mit dem gleichen Namen errichtet worden.

»In dem Kasten sollen wir wohnen?«, fragte er beim Anblick seiner Unterbringung. »Wollten Sie uns die Bausünden der Insel zeigen?«

»Eines der besten Häuser am Platz«, parierte Jana ohne eine Miene zu verziehen, obwohl es innerlich in ihr brodelte. Was für ein arroganter Schnösel!

»Die Insel ist bekannt für ihren Bauhausstil, das ist der Geschichte geschuldet. Alles war zerstört. Hier finden sie ein gelungenes Beispiel für den Aufbau.«

»Nichts ist so hässlich wie die 50er.« Verächtlich wanderten seine Blicke über die Fassade.

Zum Glück kam in dem Moment die Hotelchefin, Inge Berger, aus der Tür, auch sie trug die traditionelle Tracht der Helgoländerinnen.

»Herzlich willkommen, es ist uns eine große Ehre«, erklärte sie den Besuchern. Sie winkte einen jungen Mann zu sich, der mit einem Tablett auf die Gäste zutrat. Champagner und Gläser standen darauf, die Wirtin nahm die Flasche an sich und löste den Korken, der in die Blumen rabatte flog. Dann reichte sie den Gästen jeweils einen gefüllten Kelch und goss sich ebenfalls ein. Jana bot sie nichts an.

»Danke, ich trinke nicht im Dienst«, überspielte sie die Situation.

»Ein Prosit auf die Insel«, sagte die Hausherrin enthusiastisch und hob ihr Glas. Dorst nippte, hustete und kippte die Flüssigkeit auf den Rasen neben dem Eingang. Den leeren Kelch knallte er wortlos auf das Tablett.

»Könnten wir jetzt unsere Zimmer beziehen.«

»Schmeckt der Champagner nicht?«, fragte die Hotelchefin besorgt. »Ich bin ein großer Fan von Ihnen, schon seit damals, als sie im Fernsehen waren. Ich habe keine Sendung verpasst, genial!«

Er nickte gnädig zu ihren bewundernden Worten. »Ich zeige Ihnen die Kapitänssuite. Das ist eine Maisonette-Wohnung. Der Blick von oben ist einmalig schön.« Sie ging voran in das Hotel. Dorst und seine Assistentin folgten ihr in den Aufzug, die Tür schloss sich, bevor Jana ihren Fuß hineinsetzen konnte. Sie hörte die Hotelchefin werben.

»Sie müssen unbedingt zur Gedenkfeier kommen. Mein Großvater war ein bekannter Nazigegner hier auf der Insel. Allerdings bekam die Familie nach dem Tod keinerlei Anerkennung. Das ist ein Skandal, über den sie berichten könnten.«

Was redete die da? Diese Veranstaltung war in dem vollen Programm nicht vorgesehen.

Jana ging die Treppe hinauf, denn sie...

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Susanne Ziegert wurde im Erzgebirge geboren. Zwei Tage vor dem Mauerfall floh sie in den Westen, um endlich Paris zu sehen. Nach ihrem Studium in Aix-en-Provence in Südfrankreich, arbeitete sie mehrere Jahre in Brüssel und zog im Anschluss nach Berlin, wo sie eine Stelle als Reporterin bei der Berliner Morgenpost antrat. Seit 2019 lebt die Autorin mit ihrem Ehemann sowie den gemeinsamen Pferden und Eseln in einem alten Bauernhof im Landkreis Cuxhaven. Neben ihrer schriftstellerischen Arbeit ist sie als Journalistin und Dolmetscherin für Französisch tätig. Sie liebt Land und Menschen im Norden und setzt mehrmals im Jahr auf die Hochseeinsel Helgoland über.