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Küstendorf

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
313 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am08.03.2023
Ein idyllisches Dorf am Ahlenmoor bei Cuxhaven. Eines Nachts zerreißt ein ohrenbetäubender Knall die Stille. Das Haus des Reichsbürgers Holger Waldmann liegt in Trümmern, der verhasste Bewohner kam ums Leben. Er lebte zurückgezogen mit Dutzenden Hunden und bedrohte Nachbarn mit gezogener Waffe. Als kurz zuvor zwei Kinder verschwunden und dann bei Waldmann wieder aufgetaucht waren, hatten sich die bislang verstrittenen Dorfbewohner zusammengeschlossen. War sein Tod Selbstjustiz oder ging es um alte Feindschaften? Friederike von Menkendorf ermittelt.

Susanne Ziegert wurde im Erzgebirge geboren und wuchs in Leipzig und Plauen im Vogtland auf. Zwei Tage vor dem Mauerfall floh sie in den Westen, um endlich Paris zu sehen. Nach ihrem Studium in Aix-en-Provence in Südfrankreich arbeitete sie mehrere Jahre in Brüssel und zog dann nach Berlin, wo sie eine Stelle als Reporterin bei der Berliner Morgenpost antrat. Seit 2019 lebt Susanne Ziegert mit ihrem Ehemann und den gemeinsamen Pferden und Eseln in einem alten Bauernhof im Landkreis Cuxhaven und in Berlin. Sie arbeitet als Journalistin für die Neue Zürcher Zeitung am Sonntag. Schreiben war ihr von klein auf ein Bedürfnis. Als Kind verfasste sie Briefe in alle Welt, Tagebücher sowie einen Roman über die Stadt der Liebe. Schon damals träumte sie davon, Schriftstellerin zu werden.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR11,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextEin idyllisches Dorf am Ahlenmoor bei Cuxhaven. Eines Nachts zerreißt ein ohrenbetäubender Knall die Stille. Das Haus des Reichsbürgers Holger Waldmann liegt in Trümmern, der verhasste Bewohner kam ums Leben. Er lebte zurückgezogen mit Dutzenden Hunden und bedrohte Nachbarn mit gezogener Waffe. Als kurz zuvor zwei Kinder verschwunden und dann bei Waldmann wieder aufgetaucht waren, hatten sich die bislang verstrittenen Dorfbewohner zusammengeschlossen. War sein Tod Selbstjustiz oder ging es um alte Feindschaften? Friederike von Menkendorf ermittelt.

Susanne Ziegert wurde im Erzgebirge geboren und wuchs in Leipzig und Plauen im Vogtland auf. Zwei Tage vor dem Mauerfall floh sie in den Westen, um endlich Paris zu sehen. Nach ihrem Studium in Aix-en-Provence in Südfrankreich arbeitete sie mehrere Jahre in Brüssel und zog dann nach Berlin, wo sie eine Stelle als Reporterin bei der Berliner Morgenpost antrat. Seit 2019 lebt Susanne Ziegert mit ihrem Ehemann und den gemeinsamen Pferden und Eseln in einem alten Bauernhof im Landkreis Cuxhaven und in Berlin. Sie arbeitet als Journalistin für die Neue Zürcher Zeitung am Sonntag. Schreiben war ihr von klein auf ein Bedürfnis. Als Kind verfasste sie Briefe in alle Welt, Tagebücher sowie einen Roman über die Stadt der Liebe. Schon damals träumte sie davon, Schriftstellerin zu werden.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839274866
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum08.03.2023
Reihen-Nr.4
Seiten313 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.10294169
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel 1

Augusta hatte sich einen Wollponcho übergeworfen und wärmte ihre Hände abwechselnd an ihrer Teetasse. Es war kurz vor 6 Uhr und dämmerte. Früher wäre es ihr schwergefallen, um diese Uhrzeit das warme Bett zu verlassen. Seit Felix weg war, schlief sie kaum und hatte in der Nacht Stunden wach gelegen. Sie konnte sich noch so viele Schäfchen vorstellen, sobald sie im Bett lag, fühlte sie sich hellwach. Es holte sie ein, sie grübelte. Lieber aufstehen und mit der Arbeit beginnen.

Ihre Hand strich über die Initialen auf der Holzbank. »FR« und »AR« in einem Herzen hatte er damals in dicken Buchstaben in die Lehne geschnitzt, ein Seufzer entfuhr ihr. Das war einmal. Nun musste sie sehen, wie sie alleine zurechtkam. Kurz dachte sie daran, wie es war, sich an ihn zu lehnen, seinen holzigen Männerduft zu atmen, doch es schmerzte sie so.

Von ihrem Tee stiegen Dampfwölkchen auf, Augusta pustete und nahm hastige kleine Schlückchen. Kurz schloss sie die Augen und sog den zitronigen Duft der Kletterrosen ein. Einen Augenblick der Ruhe genießen. Dann stellte sie den Pott ab, sodass es schwappte.

Es war kalt geworden an diesem Septembermorgen, sie fröstelte, zog ihren Wollumhang enger, stand dann auf und ging ein paar Schritte über das bucklige Pflaster des Hofes, das sie bei der ersten Besichtigung des alten Herrenhauses bewundert hatte. Das schien lange her, in einem anderen Leben. Jetzt entdeckte sie an allen Ecken unerledigte Aufgaben. Sie stolperte über ein Unkrautbüschel, das aus einer Ritze der Pflastersteine wucherte. Nicht einmal mit dem Unterhalt kam sie hinterher. Der Hof war ungepflegt und wirkte heruntergekommen, sie schaffte es nicht, den Verfall aufzuhalten. Das konnte eine berufstätige, alleinerziehende Mutter kaum alleine bewältigen.

Felix war die treibende Kraft für den Umzug aufs Land. Raus aus der Hamburger Enge, der verrußten Luft, dem Lärm ins grüne Cuxland. Lange hatten sie darüber diskutiert, Augusta wollte nicht aus der Großstadt weg. Felix hatte ihrer Tochter Sophie ein Pony versprochen. Damit war die Sache entschieden, denn diese war schon mit vier Jahren von Pferden fasziniert.

Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn sie die beiden an einem regnerischen Sonntag nicht alleine losgeschickt hätte. Sie waren im Tierpark, wo es Pferde zu sehen gab. Lärmend kamen die beiden die Treppe hinaufgestürmt und warfen eine Zeitung auf den Tisch.

»Mama, wir haben das Haus für uns und mein Pony«, schrie die Kleine aufgeregt. Das Bild in der Anzeige wirkte malerisch. Rosen verwandelten den Hof in Finstermoor auf dem Foto in eine wilde Idylle, der selbst Augusta einiges abgewinnen konnte. Zwei Stunden später standen sie auf den buckligen Pflastersteinen. Nach dem Rundgang mit einem Erben der ehemaligen Besitzer waren Felix und Sophie so begeistert, dass Augusta es nicht über das Herz brachte, die Spaßverderberin zu spielen. Sie hatte eingelenkt. Da er als Chef einer Werbeagentur deutlich mehr verdiente, hatte sie ihre Hamburger Stelle aufgegeben. Ihren Traumjob in ihrer Lieblingsstadt hinter sich gelassen für ihre beiden liebsten Menschen.

Sie hatte den Fachbereich Kunst in einer Waldorfschule geleitet. Ihre Werke, darunter Bühnenbilder für die Theater AG und ein Piratenspielplatz, hatten Auszeichnungen bekommen. Ihre Schuldirektorin wirkte wie vor den Kopf geschlagen, als Augusta ihre Kündigung eingereicht hatte. Mit Tränen in den Augen räumte sie ihr Atelier. Es hatte sich falsch angefühlt, diesen Ort und ihre befreundeten Kollegen hinter sich zu lassen. Doch sollte sie das Glück ihrer Familie opfern?

Der 230 Jahre alte Backsteinhof hatte sie in seinen Bann geschlagen. Die Lage in einem Dorf mit reetgedeckten Häusern, umgeben von Feldern, Wiesen, einem Wäldchen und dem Moor, das dem Ort seinen Namen gegeben hatte, war idyllisch. Gesäumt von knorrigen Weiden, verlief ein Pflasterweg von der Hauptstraße auf das ehemalige Herrenhaus zu. Im rechten Winkel zum Hauptgebäude befand sich eine Scheune, auf der linken Seite und gegenüber Stallungen.

Die Räume waren abgewohnt und die Wohnung im Stil der 50er-Jahre mit braunen Fliesen und gemusterten Tapeten eingerichtet, Risse durchzogen die Mauern, viele Wände hatten Feuchtigkeit der Umgebung aufgesogen, die ohnehin niedrigen Decken hatten frühere Bewohner abgehangen.

Voller Tatendrang hatten sie sich in die Sanierung gestürzt, das Gebäude entkernt, das Mauerwerk des Herrenhauses instand setzen lassen, das Reetdach erneuert. Die Fenster hatte ein betagter Tischlermeister aus dem Nachbardorf aus Holz im alten Stil mit Querstreben angefertigt. Da das Haus vorher nur mit Kachelöfen beheizt wurde, mussten sie alle Wände und Decken aufreißen, Rohre legen und einen Heizkessel installieren. Jedes Wochenende waren sie von Hamburg aus zum Hof gefahren, hatten selbst verputzt, gemalert und den Handwerkern hinterher geräumt, bis sie vor drei Jahren eingezogen waren. Endlich.

Sophie bekam ihr Pony, sie hatten ein weiteres Pferd dazugekauft, auf dem Augusta am Anfang geritten war. Eines Tages war Felix mit zwei Eseln nach Hause gekommen, die er spontan aus dem Tierheim mitgenommen hatte. Das war wieder typisch. Als er voller Begeisterung strahlte, hatte sie ihre Bedenken heruntergeschluckt, aber schon geahnt, dass die Arbeit an ihr hängen bleiben würde. Zu ihrem Geburtstag hatte er ihr drei Hühner und einen Hahn geschenkt, die gackernd auf dem Hof pickten. Im Gemüsegarten baute sie Tomaten und Kartoffeln an, hinter dem Haus hatten sie sogar eine eigene Streuobstwiese, wo sie Kirschen, Äpfel und Quitten ernteten. Sie genossen ein Landleben wie aus dem Bilderbuch. Stolz führten sie den Hamburger Freunden ihr aufpoliertes Herrenhaus und die kleine Idylle mit Tierschar vor. Felix hatte die Fortschritte in einem Internettagebuch festgehalten. Das Hinausziehen ins Grüne war unter Großstädtern in Mode, doch die meisten ihrer Freunde begnügten sich mit einem Ausflug zu ihnen. Sie hatten nicht jedes Wochenende Lust auf eine Landpartie. Manchmal hatte sie die ganze Woche keinen erwachsenen Gesprächspartner.

Im Dorf waren die Leute nicht gesprächig, vor allem da sie sich öffentlich auf der Bürgerversammlung für den Schutz des Moores ausgesprochen hatte. Hasserfüllte Kommentare waren auf sie eingeprasselt. »Unsere Vorfahren haben all das urbar gemacht, und Sie wollen zurück ins Mittelalter«, hatte ein Nachbar sie beschimpft. Allgemein waren Zugezogene nicht sonderlich beliebt. So hatte sie niemanden, mit dem sie sich austauschen konnte.

Sie seufzte. Der Blick in die Höhe holte ihre Aufmerksamkeit in die Gegenwart zurück. Im Dach der Scheune klaffte seit dem Sturm vor zwei Wochen schon wieder ein Loch. Der Dachdecker hatte die Schäden erst im Sommer notdürftig mit Dachpappe geflickt und ihr gesagt, dass sie das dringend neu eindecken müsse. Aber sie hatte keine Ahnung, woher sie das Geld nehmen sollte. Aufgeben kommt nicht infrage, dachte Augusta, als sie durch die Scheune zu den Offenställen der Pferde und Esel ging. Sie öffnete das Tor hinter deren Paddocks und ließ die Tiere auf die Weide. Sie sah den Vierbeinern hinterher, die ins Grüne galoppierten, und dachte an Sophie, die mitten in der Pubertät steckte und mit all den Veränderungen zurechtkommen musste. Sie konnte ihrer Tochter unmöglich ihr Zuhause wegnehmen.

Das Mädchen hatte sich schnell eingelebt, Freundinnen in der Schule gefunden, und sie hing an ihrem Pony. Täglich striegelte sie ihren Max, unternahm Ausritte. Nachdem Felix verschwunden war, hatte sich Sophie tagelang in ihrem Zimmer eingeschlossen. Doch nach ein paar Tagen sah sie, wie sie sich eng an das Pferd schmiegte und weinend auf das Tier einredete. Sie kannte die wohltuende Wirkung von Pferden auf die menschliche Psyche und war erleichtert, dass ihre Tochter Trost fand.

Augusta nahm sich eine Schubkarre und begann, den Offenstall ihrer Vierbeiner auszumisten, fast automatisch schaufelte sie das Stroh aus dem Unterstand und hing ihren Gedanken nach.

Sie hatte in den ersten Tagen überlegt, ob sie nach Hamburg zurückgehen sollten, doch das hätte Wunden in der Seele des Mädchens hinterlassen. Deshalb hatte sie beschlossen zu bleiben. Dank ihrer Anerkennung als Kunstpädagogin war es ihr gelungen, eine Vereinbarung mit dem Jugendamt zu schließen und Pflegekinder aufnehmen zu können, um sich finanziell über Wasser zu halten.

Über ihre Schützlinge hatte sie in der Nacht nachgedacht und sich eingestanden, dass sie überfordert war. Der Hof und das riesige Grundstück waren arbeitsintensiv, mal abgesehen davon, dass die Hälfte des Anwesens im Zustand einer Ruine war. Die Tiere brauchten Futter und Wasser, vor allem im Winter war das eine echte Plackerei. Sie hatte lernen müssen, mit dem Oldtimer-Traktor zu fahren, den sie in der Scheune gefunden hatten, musste Zäune ziehen und die Unterstände ausmisten. Sie brauchte die Hilfe der Jugendlichen, doch dabei bewegte sie sich am Rande der Legalität. Denn sie war nicht berechtigt, ihre Schutzbefohlenen als billige Arbeitskräfte zu missbrauchen. Doch wie sollte sie die ganze ungewohnt harte körperliche Arbeit sonst schaffen? Augusta seufzte, als sie die letzte schwere Karre ausgekippt hatte. Jetzt musste sie mit dem Traktor einen neuen Heuballen platzieren, dann war das Schwerste erledigt.

Erleichtert dachte sie daran, dass sie bald Hilfe bekommen würde. Eine Studienfreundin hatte zugesagt, zunächst für ein halbes Jahr in das Projekt einzusteigen. Diese sollte am Abend eintreffen. Bis dahin musste sie praktisch ohne Pause durcharbeiten, wenn sie ihr Pensum nur halbwegs erledigen wollte.

Sie schreckte aus ihren Gedanken und bremste den Traktor, als sie jemanden am...

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