Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Das Fundament der Hoffnung

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
368 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am12.07.2021
Zwischen Hoffnung und Liebe, Freiheit und Tradition - der Auftakt der großen Familiensaga
1956, Comer See. Als ihr Bruder bei einem tragischen Unfall stirbt und ihr Vater vor Trauer gelähmt ist, liegt auf einmal alle Verantwortung bei Aurora Mandelli. Mit neunzehn Jahren ist sie von einem Tag auf den anderen die Geschäftsführerin eines Bauunternehmens und kämpft um das Überleben ihrer Familie. Skepsis und Ablehnung wehen der jungen Frau von den Arbeitern und den Kunden entgegen. Nur der Maurer Michele scheint an ihrer Seite zu stehen. Und Aurora verliebt sich unsterblich in ihn. Doch als ein weiterer Schicksalsschlag die Familie Mandelli erschüttert, muss sich Aurora fragen, ob sie Michele wirklich vertrauen kann.

Ladina Bordoli wurde 1984 in der Schweiz geboren. Sie ist eine ausgebildete Fachfrau für Unternehmensführung, Miteigentümerin einer eigenen Werbetechnik-Firma und arbeitet als Geschäftsführerin im elterlichen Bauunternehmen. Ihre Leidenschaft gilt jedoch dem Schreiben, dem sie sich überwiegend am Wochenende und an den Feiertagen widmet. Sie lebt im Prättigau, einem kleinen Tal in den Schweizer Alpen. Zuletzt bei Heyne erschienen: die dreibändige 'Mandelli-Saga'.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextZwischen Hoffnung und Liebe, Freiheit und Tradition - der Auftakt der großen Familiensaga
1956, Comer See. Als ihr Bruder bei einem tragischen Unfall stirbt und ihr Vater vor Trauer gelähmt ist, liegt auf einmal alle Verantwortung bei Aurora Mandelli. Mit neunzehn Jahren ist sie von einem Tag auf den anderen die Geschäftsführerin eines Bauunternehmens und kämpft um das Überleben ihrer Familie. Skepsis und Ablehnung wehen der jungen Frau von den Arbeitern und den Kunden entgegen. Nur der Maurer Michele scheint an ihrer Seite zu stehen. Und Aurora verliebt sich unsterblich in ihn. Doch als ein weiterer Schicksalsschlag die Familie Mandelli erschüttert, muss sich Aurora fragen, ob sie Michele wirklich vertrauen kann.

Ladina Bordoli wurde 1984 in der Schweiz geboren. Sie ist eine ausgebildete Fachfrau für Unternehmensführung, Miteigentümerin einer eigenen Werbetechnik-Firma und arbeitet als Geschäftsführerin im elterlichen Bauunternehmen. Ihre Leidenschaft gilt jedoch dem Schreiben, dem sie sich überwiegend am Wochenende und an den Feiertagen widmet. Sie lebt im Prättigau, einem kleinen Tal in den Schweizer Alpen. Zuletzt bei Heyne erschienen: die dreibändige 'Mandelli-Saga'.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641266004
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum12.07.2021
Reihen-Nr.1
Seiten368 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1616 Kbytes
Artikel-Nr.5143169
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Kapitel 1

Cerano d´Intelvi, Norditalien

April 1956

Dunkelheit legte sich über die lombardischen Berge in der Ferne und über das kleine Dörfchen Cerano. Durch die lang gezogenen Flure des Hauses der Familie Mandelli hallten gedämpfte Stimmen. Aurora stand an der Tür zum Wohnzimmer und begrüßte Verwandte und enge Freude. Sie alle waren gekommen, um der Familie in dieser schweren Stunde beizustehen. Tröstende Umarmungen und die üblichen Beileidsbekundungen wurden ausgetauscht.

»Bitte, setzt euch.« Aurora wies auf die robusten Holzstühle, die sie in Erwartung der Kondolenzbesuche aus der Küche geholt hatten. Die feudalen Sitzgelegenheiten waren bereits vergeben. Nonna Camilla saß mit halb geschlossenen Augen in einem altrosafarbenen Sessel direkt neben der Couch und murmelte leise vor sich hin. Der rechte Mundwinkel hing dabei schief nach unten. Seit sie vor fünf Jahren einen Schlaganfall erlitten hatte, war sie nicht mehr dieselbe.

Auroras Vater hatte bleich und mit starrem Blick auf der Couch Platz genommen und umklammerte die Hand seiner Mutter, als könnte sie ihn vor dem Untergang retten. Einige betagte Dorfbewohner, die mühsam den langen Weg bis hinaus zum Landhaus der Mandellis gekommen waren, füllten die übrigen freien Sitzplätze auf dem Sofa und den Stoffsesseln. Wie Nonna Camilla dämmerten auch sie im Halbschlaf vor sich hin. Auf der linken Seite, um den steinernen Kamin herum, standen ein paar jüngere Freunde und Bekannte und unterhielten sich leise. Die schweren Stoffvorhänge, die massiven Möbel und die in die niedrige Decke eingebrachten Holzbalken verschluckten jedoch ohnehin die meisten Geräusche.

Aurora drückte sich kurz die kühlen Hände an die glühenden Wangen. Fiebrige Wärme erfüllte das volle Wohnzimmer.

In der Mitte des Raums lag Auroras Bruder Tommaso auf seinem Totenbett. Die robuste Holzwand an der Kopfseite des Sargs war mit Blumengeschenken übersät. Er war so bleich und still ... Aurora konnte einfach nicht glauben, dass sie sein kehliges Lachen nie wieder hören würde.

Langsam schritt sie durch den Raum und setzte sich auf den letzten noch freien Stuhl direkt neben dem Sarg. Ihre zitternden Hände spielten mit dem Amulett, das sie um den Hals trug. Der Schmuck war einem grob behauenen Stein in Form eines Senkbleis nachempfunden und hatte ihrem Bruder gehört, der ihn niemals abgelegt hatte, weder bei der Arbeit noch beim Schlafen oder Baden. Diesen Anhänger zu tragen, gab Aurora das Gefühl, Tommaso nahe zu sein. Als das morsche Baugerüst bei der Sanierung der Hausfassade der Colombos in Castiglione unter ihm nachgegeben hatte, war das Kleinod mit ihm zusammen in die Tiefe gestürzt. Über die Details wollte sie lieber nicht nachdenken. Auf keinen Fall wollte sie seine widernatürlich verrenkten Glieder und sein blutüberströmtes Gesicht mit den erschlafften Zügen in ihrer Erinnerung verewigen ...

Nein.

Sie dachte an den schiefen Schneidezahn, den man so deutlich gesehen hatte, wenn er lachte, an sein albernes Kichern, wenn er sich bei etwas ertappt gefühlt hatte, die liebevolle Art, wie er sie immer Auri gerufen hatte.

Das waren die Dinge, die Aurora in ihrem Herzen und in ihren Gedanken bewahren wollte. Nicht die grauenhaften Bilder seiner letzten Minuten auf Erden. Das war nicht Tommaso.

Auroras Mutter, ihre Tante Carla und ihre beiden Cousinen Emma und Daria gingen durch den Raum und boten den Anwesenden auf Tabletts Brioches und diverses Gebäck an. Dazu reichten sie Espresso.

Als Mamma auch vor ihr stehen blieb, schüttelte Aurora dankend den Kopf. Müdigkeit drückte bleischwer auf ihre Schultern und zog an ihren Lidern. Die Stunden der Totenwache zogen sich endlos dahin. Zugleich fühlte sich ihr Magen an wie ein flammendes Inferno - sie konnte jetzt unmöglich etwas essen, auch wenn Mammas vorwurfsvoller Blick ihr genau das nahelegte.

Alle im Raum redeten leise und mit gedämpften Stimmen, als wäre es eine Beleidigung für den Verstorbenen, sich in einer normalen Lautstärke zu unterhalten. Dabei hätte Tommaso es ganz sicher bevorzugt, wenn man bei seiner Totenwache gelacht und dem Leben gehuldigt hätte. Er selbst hatte Trauerveranstaltungen immer als unnatürlich bedrückend empfunden und nie verstanden, warum das so sein musste.

Die meisten Anwesenden schienen ihn offensichtlich nicht besonders gut gekannt zu haben, denn sonst hätten sie sich ebenso wie Aurora daran erinnert, dass er lieber gelacht als geweint hatte, und dass er gerne laut und gestenreich geredet hatte, anstatt sich in einem so unnatürlichen Flüsterton zu unterhalten.

»Mein herzliches Beileid.«

Aurora blickte auf und wandte sich in die Richtung, aus der die Stimme kam.

»Ich weiß, wie es sich anfühlt, geliebte Menschen zu verlieren. Ich wünsche dir die nötige Kraft, um die Trauer zu tragen, aber auch den Mut, die Erinnerung an Tommaso lebendig zu halten. Er wird mir fehlen.«

Es war Michele Tunesi, der zu ihr sprach, der einzige Maurer in der winzigen Baufirma ihres Vaters, die etwa dreißig Gehminuten entfernt im etwas größeren Castiglione d´Intelvi lag. Aurora kannte seine tragische Familiengeschichte. Seine Eltern waren schon jung verstorben, und er war als Waisenkind bei seiner kaltherzigen und kinderfeindlichen Tante aufgewachsen.

Sie erhob sich, trat einige Schritte vom Sarg ihres Bruders weg und begrüßte ihn förmlich.

»Tommaso mochte solche Veranstaltungen nicht«, sagte Michele. »Sie waren ihm immer zu tragisch.« Ein trauriges Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht. Er hielt eine Espressotasse in der Hand und knabberte an einer Brioche. Sein sorgfältig zurückgekämmtes Haar schimmerte so schwarz wie die Federn eines Raben, und der Schatten eines Bartes betonte sein kantiges Kinn. Tiefbraune Augen musterten sie neugierig. Er hatte sich Tommaso zu Ehren in einen Anzug gequetscht, dessen Jackett an den Schultern spannte. Das Hemd in klassischem Weiß war ihm im Brustbereich eindeutig zu eng und an Bauch und Hüften zu weit.

Aurora kannte Michele schon seit vielen Jahren, hatte ihn jedoch schon länger nicht mehr gesehen. Früher hatte sie ihrem Vater in den Schulferien hin und wieder bei einigen Arbeiten helfen dürfen - sehr zum Leidwesen ihrer Mutter, die der Ansicht war, dass dies keine Tätigkeiten für eine junge Frau seien. Nach dem Ende ihrer Schulzeit war Aurora den Baustellen dann auch ferngeblieben. Für ein vierzehnjähriges Mädchen schickte es sich nicht länger, auf Gerüsten herumzuturnen, mit älteren Männern zu lachen und sich die Hände und Fingernägel an den rauen Steinen aufzureißen. Tatsächlich waren die Blicke der Handwerker auch zunehmend neugieriger geworden, und selbst die Kunden hatten Aurora mit mehrdeutigem Interesse gemustert. Das war auch ihr selbstverständlich nicht entgangen. Sie konnte nachvollziehen, warum ihre Mutter mit ihrer Ferienbeschäftigung nicht allzu glücklich gewesen war und darauf bestanden hatte, dass sie sich damenhafteren Beschäftigungen wie Kochen, Putzen oder Gartenarbeit zuwandte - auch wenn diese wiederum so gar nicht nach Auroras Geschmack waren.

In Micheles Blick sah sie jetzt jedoch nichts dergleichen. Trauer spiegelte sich in den unergründlichen, von einem dichten Wimpernkranz umrahmten dunkelbraunen Augen. Er war etwas älter als Tommaso, und die beiden Männer hatten sich stets gut verstanden.

Aurora erwiderte sein dezentes Lächeln. »Solche Anlässe haben bei meinem Bruder jedes Mal zu akuter Unterzuckerung geführt«, bestätigte sie. »Er hätte sich wohl vorwiegend am Gebäck orientiert.« Sie senkte den Blick, während sie wehmütig an zahlreiche eben solcher Situationen mit Tommaso zurückdachte. Michele gab ein undefinierbares Grummeln von sich und nickte kauend.

Verstohlen rieb sich Aurora die feuchten Handflächen an ihrem Kleid ab und strich sich nervös durch die widerspenstigen Locken.

»Er wäre ein guter Capo geworden. Ich hätte gerne für ihn gearbeitet«, nahm Michele das Gespräch schließlich wieder auf.

Aurora schwieg.

Seine Worte berührten sie. Sie sah die Ernsthaftigkeit in seinen Augen und den betrübten Schimmer darin. Tommaso hätte einmal das Bauunternehmen ihres Vaters übernehmen sollen, doch nun war er fort und mit ihm auch die Zukunft, die ihr Vater für seine kleine Firma geplant hatte. Mit Stolz und Tränen der Rührung in den Augen hatte er vor ein paar Jahren verkündet, dass sein einziger Sohn nun die Ausbildung zum Maurer absolvieren und in die Fußstapfen seines Vaters treten würde, und jetzt ruhte der Hoffnungsträger dieser Prophezeiung verstummt einige Meter neben ihnen in einem Sarg.

Niemand sprach das Offensichtliche aus, doch die Fragen tummelten sich in den Blicken und dem Getuschel der Anwesenden. Wie ging es mit dem Betrieb weiter? Auroras Vater war mit seinen vierundvierzig Jahren noch jung, es blieb ihm also Zeit, eine neue Lösung zu finden. Allerdings war Aurora sich gar nicht sicher, ob er das überhaupt wollte.

»Mein Vater braucht deine Hilfe jetzt mehr denn je«, sagte sie und sah Michele ernst an.

Der erwiderte ihren Blick. »Er kann auf mich zählen.«

Aurora atmete erleichtert aus. Michele hatte offenbar nicht vor, das sinkende Schiff zu verlassen und ihren Vater seinem Schicksal auszuliefern, denn ohne ihn, da war sie sich absolut sicher, wäre Papa im Moment nicht in der Lage, den Betrieb aufrechtzuerhalten.

»Ich danke dir«, hauchte sie.

Plötzlich legte sich eine Hand auf ihre Schulter. Sie wandte sich um und blickte in das betrübte Antlitz ihres Cousins...

mehr

Autor

Ladina Bordoli wurde 1984 in der Schweiz geboren. Seit ihrer Ausbildung zur Fachfrau für Unternehmensführung arbeitet sie im elterlichen Bauunternehmen und führt eine eigene Werbetechnik-Firma. Ihre Leidenschaft gilt jedoch dem Schreiben, dem sie sich überwiegend am Wochenende und an den Feiertagen widmet. Sie lebt im Prättigau, einem kleinen Tal in den Schweizer Alpen.