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Das Haus des Schicksals

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am09.11.2021
Zwischen Mut und Misstrauen, Schicksal und Zuversicht - der dritte Band der Familiensaga um die Mandelli-Frauen
2015, Schweiz. Die dreiunddreißigjährige Eleonora hat das Bauunternehmen der Familie Mandelli fest in der Hand. Wie ihre Großmutter Aurora und ihre Mutter Rosalba hat auch sie eine Ausbildung zur Maurerin gemacht und das Familienunternehmen übernommen. Als die Baurichtlinien in der Schweiz massiv verschärft werden und die Konkurrenz mit skrupellosen Mitteln versucht, gegen die Mandellis vorzugehen, sieht Eleonora das Ende ihrer Firma gekommen. Immer wieder wird ihr, der Migrantentochter und Maurerfrau, mit Feindseligkeit und Misstrauen begegnet. Als sich Eleonora in den wohlhabenden Flurin verliebt, scheint sich das Schicksal endlich zu wenden. Bis Eleonora erkennt, dass die schlimmsten Anfeindungen aus den eigenen Reihen kommen.

Ladina Bordoli wurde 1984 in der Schweiz geboren. Sie ist eine ausgebildete Fachfrau für Unternehmensführung, Miteigentümerin einer eigenen Werbetechnik-Firma und arbeitet als Geschäftsführerin im elterlichen Bauunternehmen. Ihre Leidenschaft gilt jedoch dem Schreiben, dem sie sich überwiegend am Wochenende und an den Feiertagen widmet. Sie lebt im Prättigau, einem kleinen Tal in den Schweizer Alpen. Zuletzt bei Heyne erschienen: die dreibändige 'Mandelli-Saga'.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextZwischen Mut und Misstrauen, Schicksal und Zuversicht - der dritte Band der Familiensaga um die Mandelli-Frauen
2015, Schweiz. Die dreiunddreißigjährige Eleonora hat das Bauunternehmen der Familie Mandelli fest in der Hand. Wie ihre Großmutter Aurora und ihre Mutter Rosalba hat auch sie eine Ausbildung zur Maurerin gemacht und das Familienunternehmen übernommen. Als die Baurichtlinien in der Schweiz massiv verschärft werden und die Konkurrenz mit skrupellosen Mitteln versucht, gegen die Mandellis vorzugehen, sieht Eleonora das Ende ihrer Firma gekommen. Immer wieder wird ihr, der Migrantentochter und Maurerfrau, mit Feindseligkeit und Misstrauen begegnet. Als sich Eleonora in den wohlhabenden Flurin verliebt, scheint sich das Schicksal endlich zu wenden. Bis Eleonora erkennt, dass die schlimmsten Anfeindungen aus den eigenen Reihen kommen.

Ladina Bordoli wurde 1984 in der Schweiz geboren. Sie ist eine ausgebildete Fachfrau für Unternehmensführung, Miteigentümerin einer eigenen Werbetechnik-Firma und arbeitet als Geschäftsführerin im elterlichen Bauunternehmen. Ihre Leidenschaft gilt jedoch dem Schreiben, dem sie sich überwiegend am Wochenende und an den Feiertagen widmet. Sie lebt im Prättigau, einem kleinen Tal in den Schweizer Alpen. Zuletzt bei Heyne erschienen: die dreibändige 'Mandelli-Saga'.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641266127
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum09.11.2021
Reihen-Nr.3
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1774 Kbytes
Artikel-Nr.5143898
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Prolog

Pany, Ostschweiz Dezember 2014, Silvester

Eleonora stand an der spitz zulaufenden Balkonbrüstung ihres Elternhauses. Schnee türmte sich auf dem Metallgeländer. Mit einem leichten Frösteln schob sie die Hände in die Taschen ihres dicken blauen Winterparkas. Schneeflocken tanzten durch den dämmrigen Spätnachmittag. Während die kalte Winterluft auf ihrem Gesicht pikste, ließ sie den Blick auf die andere Seite des Tals gleiten. Doch dunkle Wolken bauten sich schon nach zehn Metern Entfernung zu einer undurchsichtigen Wand auf und verschluckten die sonst spektakuläre Sicht auf die wuchtigen Berge, die das Prättigau umgaben.

Sie hörte, wie hinter ihr die Balkontür zugezogen wurde und sich Schritte knirschend über den Schnee näherten.

»An Tagen wie diesen fühlt es sich hier oben tatsächlich an, als stünden wir an der Reling der gestrandeten Arche Noah, mitten auf dem Berg Ararat.« Ihr Zwillingsbruder Andrea kam mit einem breiten Grinsen neben ihr zum Stehen und schaute ebenfalls in die Wolken. Mit seinen scherzhaften Worten sprach er die Tatsache an, dass sich ihr Vater Remo Albrecht beim Umbau seines ehemaligen Elternhauses architektonisch von dem biblischen Schiff hatte inspirieren lassen. Zum Leidwesen von Eleonoras Großeltern, die keinen Zugang zu den futuristischen Ideen ihres Sohnes fanden und es dem schlechten Einfluss seiner Ehefrau Rosalba zuschrieben.

»Mamma schickt mich. Oma und Opa sind da, wir nehmen jetzt den Aperitif.« Andrea wandte sich ihr zu und schob die Hände in die Hosentaschen.

Eleonora sah ihn an. Schneeflocken verhedderten sich in seinen strubbeligen blonden Haaren. Optisch würde niemand erkennen, dass sie Zwillinge waren. Mit einem einfühlsamen Ausdruck in den blauen Augen musterte er sie. Sie seufzte, und ihr Blick verlor sich betrübt im milchigen Zwielicht. Das alte Jahr neigte sich dem Ende zu, und mit ihm verging auch eine Ära. Was das neue Zeitalter wohl für sie bereithielt? Vieles würde sich ändern. Bei dem Gedanken daran vermischten sich Vorfreude und Angst miteinander. Eleonoras Herzschlag beschleunigte sich, und gleichzeitig zog sich ihr Magen zusammen. Abgesehen davon ... wie würde man auf ihren Entscheid reagieren? Sie schaute zurück zum Wohnzimmer und biss sich auf die Unterlippe. Bisher hatte sie sich bloß Andrea anvertraut.

Ihr Bruder, der ihren besorgten Gesichtsausdruck richtig gedeutet hatte, legte ihr die Hand auf die Schulter. »Bring es doch gleich jetzt hinter dich. Bestimmt wird es nicht so schlimm, wie du denkst. Ich helfe dir.«

Sie nickte stumm und starrte auf ihre Winterstiefel. Dann gingen sie gemeinsam zurück ins Haus.

Eleonora verstaute Stiefel und Jacke in der Garderobe am Eingang und trat dann in das großzügige Wohnzimmer, das die gesamte Breite des Hauses einnahm und nach oben hin bis zum Dachstuhl offen war. Ein wuchtiger, aus Natursteinen gemauerter Kamin nahm den Großteil der einen Seite des Raums ein. Er war das Einzige, das noch an das Zuhause ihrer Großeltern im rustikalen Landhausstil erinnerte. Die kleinen doppelflügeligen Fenster hatte ihr Vater durch moderne Glasfronten mit Schiebetüren ersetzt, die hinaus auf den Balkon führten. Jagdtrophäen wie Geweihe auf Knochenköpfen, Felle oder gar ausgestopfte Tiere gab es bereits seit Eleonoras Kindheit keine mehr. Ebenso war das vorherrschende Weinrot, die Lieblingsfarbe ihrer Oma Dora, modischen Naturtönen wie Terrakotta, Beige oder Anthrazit gewichen. Erst kürzlich hatten sich ihre Eltern eine zeitgemäßere Einrichtung geleistet und die von Andreas und Eleonoras Kinderjahren gezeichneten Möbel online verkauft. Eine schwarze Eck-Ledercouch mit integrierter Chaiselongue sowie dazu passende Sessel waren um zwei runde weiß lackierte Salontische gruppiert. Gleich daneben prasselte hinter Sicherheitsglas ein Feuer in dem großen Steinkamin. Im hinteren Teil des Wohnraums hing ein kleiner Fernseher. Ein separates Ledersofa für zwei Personen bildete zusammen mit diesem eine zweckmäßige und schmucklose Fernsehecke.

Eleonoras Großeltern hatten mit einem Glas Prosecco auf der Couch Platz genommen und bedienten sich mit Salznüssen und Kartoffelchips. Opa Benjamin strich sich wiederholt imaginäre Haare aus der Stirn und über seinen kahlen Kopf nach hinten. Oma Dora zupfte an ihren weißen Locken oder rückte die Brille zurecht. Ihre Eltern saßen einander gegenüber in den bequemen Ledersesseln nahe dem Feuer und nippten schweigend an ihren Gläsern. Papa zitterte so stark, dass er das Sektglas mit beiden Händen zum Mund führen musste. Als er bemerkte, dass ihn Eleonora dabei beobachtete, schenkte er ihr ein beruhigendes Lächeln. Trotzdem entgingen ihr die Müdigkeit und der Schmerz, die seine Gesichtszüge zeichneten, nicht. Mit einem Kloß im Hals zwang sie sich, ihm ebenfalls zuzulächeln. Ein Blick zu ihren Großeltern bestätigte ihr, dass Mamma und Papa es ihnen bereits gesagt hatten.

Wie immer, wenn Oma und Opa zu Besuch kamen, war die Stimmung leicht angespannt. Alle bemühten sich, niemand wollte die falschen Themen anschneiden. Eleonora wusste, dass Mamma die beiden nur aus Pflichtgefühl und Anstand gegenüber Papa regelmäßig zu ihnen nach Hause einlud.

»Man weiß ja nie, wie lange die beiden noch leben«, sagte sie immer. »Oma mag mir vieles in die Schuhe schieben, aber immerhin kann sie mir nicht vorwerfen, ich hätte ihr den Sohn oder die Enkelkinder vorenthalten.«

Heute, an Silvester, hätte sie sicher lieber ihre eigenen Eltern aus Italien bei sich gehabt. Diese mieden auf ihre alten Tage jedoch den schneereichen Winter und bevorzugten den Frühling für ihre Besuche in der Schweiz.

Andrea und Eleonora setzten sich nebeneinander auf die Chaiselongue und griffen nach zwei vollen Gläsern Sprudelwein. Eleonora nahm einen kräftigen Schluck aus ihrem Glas und hoffte, dass der Alkohol auf nüchternen Magen ihren Puls innerhalb der nächsten Minuten etwas beruhigen würde.

»Geht ihr jungen Leute heute noch aus, um den Jahreswechsel zu feiern?«, startete Opa einen Versuch, die bleierne Stille zu durchbrechen.

Andrea tauschte einen belustigten Blick mit Eleonora. »Na, so jung sind wir mit unseren zweiunddreißig Jahren nun auch nicht mehr. Abgesehen davon ist mir gerade nicht nach Gesellschaft«, deutete er den Umstand an, dass er sich kürzlich von seiner langjährigen Partnerin getrennt hatte, weil sie ihn mit einem Arbeitskollegen betrogen hatte.

Was Eleonora selbst anging ... »Ich möchte früh aus den Federn und den freien Tag morgen dazu nutzen, in Ruhe einige Offerten zu rechnen und Papierkram im Büro zu erledigen.« Es gab schließlich niemanden, der auf sie gewartet hätte, und das war auch gut so. Dennoch konnte sie sich bei diesem Gedanken nicht davon abhalten, verstohlen ihre Eltern zu betrachten. Deren liebevolle Blicke füreinander zeugten selbst nach all den Jahren noch immer von ihrer engen Bindung, die sie zu Schicksalsgenossen gemacht hatte. Eine Form echter Romantik, die längst ausgestorben war.

Auch heute noch war die jugendliche Schönheit der beiden zu erkennen. Papas Augen leuchteten auch mit sechzig nach wie vor in einem betörenden Blau, und das Aschblond seiner noch vollen Haarpracht war durch die grauen Strähnen lediglich etwas heller geworden. Mamma war ein paar Jahre jünger als Papa und mit den zarten Falten im Gesicht und den langen, von Silber durchzogenen braunen Haaren noch immer eine eindrucksvolle Erscheinung. Stolz und zerbrechlich gleichermaßen.

»Du arbeitest zu viel, Kind«, gab Oma zu bedenken. »Ehe du dich versiehst, bist du eine alte Jungfer und musst deinen Lebensabend einsam und ohne Familie verbringen.«

»Ich könnte mir einen Hund anschaffen.« Eleonora versuchte es mit einem Scherz und einem halbherzigen Lächeln. Sie wollte nicht streiten. Nicht am letzten Tag des Jahres. Oma schwieg, ihre Meinung war ihr jedoch an den missbilligend zusammengepressten Lippen deutlich anzusehen.

»Eleonora trägt viel Verantwortung auf ihren Schultern, Dora«, sagte Mamma. »Wie du weißt, habe ich ihr die Bauunternehmung zum Jahreswechsel übergeben.«

Es stimmte, vom morgigen Tag an würde Eleonora als Hauptgeschäftsführerin die Geschicke der Mandelli AG leiten, der Baufirma, die ihre Mutter in den vergangenen fast fünfunddreißig Jahren von einem kleinen Zwei-Mann-bzw.-Frau-Betrieb zu einem mittelständischen Unternehmen mit rund dreißig Mitarbeitern aufgebaut hatte. Dieses große Geschenk und das Vertrauen in sie ehrten Eleonora sehr. Schon als kleines Mädchen hatte sie mit absoluter Sicherheit gewusst, dass sie eines Tages in die Fußstapfen ihrer Mutter und Großmutter treten wollte. Nonna Aurora hatte 1956, vor fast sechzig Jahren also, die Tradition der Mandelli-Frauen begründet, als sie nach dem Unfalltod ihres Bruders Tommaso an seiner Stelle das Bauunternehmen der Familie im ländlichen Cerano d´Intelvi weitergeführt hatte.

»In unserer Branche weht ein harscher Wind«, fuhr Eleonoras Mutter fort. »Meine Tochter hat sich trotzdem dafür entschieden, die Geschicke der Mandelli AG in die Hand zu nehmen und das Erbe unserer Familie in die Zukunft zu führen. Wohlwissend, dass es einfachere Wege gäbe.« Mamma reckte stolz das Kinn und bedachte Oma mit einem glühenden Blick aus ihren dunklen Augen.

Andrea schaute Eleonora an. »Jetzt ist der richtige Moment«, schien sein Blick zu sagen.

Sie räusperte sich und griff mit zitternden und feuchten Händen nach ihrem Prosecco, um einen letzten Schluck zu trinken. Hitze stieg ihren Hals hinauf und pulsierte in ihren Wangen, als sie Luft holte. Das Blut rauschte in ihrem Kopf, sodass sie kaum einen klaren Gedanken fassen konnte. Doch es...

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Ladina Bordoli wurde 1984 in der Schweiz geboren. Seit ihrer Ausbildung zur Fachfrau für Unternehmensführung arbeitet sie im elterlichen Bauunternehmen und führt eine eigene Werbetechnik-Firma. Ihre Leidenschaft gilt jedoch dem Schreiben, dem sie sich überwiegend am Wochenende und an den Feiertagen widmet. Sie lebt im Prättigau, einem kleinen Tal in den Schweizer Alpen.