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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
284 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am10.06.20202020
In der Schule lernt man fürs Leben, aber manch einer lässt dort auch sein Leben. In den 21 Geschichten dieser KrimiautorInnen und LehrerInnen hält das Verbrechen Einzug in die Bildungsanstalt. Schuld daran sind: Christiane Höhmann, Daniel Badraun, Ernst Schmid, Gesa Schwarze-Stahn, Hermann Bauer, Irène Mürner, Marc Späni, Maren Graf, Meike Messal, Mirjam Phillips, Paul Lascaux, Raimund A. Mader, Regina Schleheck, Richard Wiemers, Susanne Schubarsky, Thomas Breuer, Tom Zai, Wolf S. Dietrich, Regine Seemann, Roger Strub, Armin Öhri.

Daniel Badraun, geboren 1960 im Engadiner Dorf Samedan, schreibt für Erwachsene und Kinder. Seit 1989 arbeitet er als Kleinklassenlehrer in Diessenhofen. Darüber hinaus war er Abgeordneter im Thurgauer Kantonsparlament. Daniel Badraun wohnt mit seiner Frau in der Nähe des Bodensees, hat vier erwachsene Kinder und eine wachsende Enkelschar. Neben dem Schreiben ist er auch oft draußen anzutreffen, auf dem Rad oder auf Wanderwegen. Die Idee, eine Anthologie mit Geschichten von Krimi-schreibenden Lehrerinnen und Lehrern zusammenzustellen, ist dem Autor im Skilager gekommen, als er gegen Mitternacht seinen Tee und die Stille genoss und in die Winterwelt hinausschaute.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextIn der Schule lernt man fürs Leben, aber manch einer lässt dort auch sein Leben. In den 21 Geschichten dieser KrimiautorInnen und LehrerInnen hält das Verbrechen Einzug in die Bildungsanstalt. Schuld daran sind: Christiane Höhmann, Daniel Badraun, Ernst Schmid, Gesa Schwarze-Stahn, Hermann Bauer, Irène Mürner, Marc Späni, Maren Graf, Meike Messal, Mirjam Phillips, Paul Lascaux, Raimund A. Mader, Regina Schleheck, Richard Wiemers, Susanne Schubarsky, Thomas Breuer, Tom Zai, Wolf S. Dietrich, Regine Seemann, Roger Strub, Armin Öhri.

Daniel Badraun, geboren 1960 im Engadiner Dorf Samedan, schreibt für Erwachsene und Kinder. Seit 1989 arbeitet er als Kleinklassenlehrer in Diessenhofen. Darüber hinaus war er Abgeordneter im Thurgauer Kantonsparlament. Daniel Badraun wohnt mit seiner Frau in der Nähe des Bodensees, hat vier erwachsene Kinder und eine wachsende Enkelschar. Neben dem Schreiben ist er auch oft draußen anzutreffen, auf dem Rad oder auf Wanderwegen. Die Idee, eine Anthologie mit Geschichten von Krimi-schreibenden Lehrerinnen und Lehrern zusammenzustellen, ist dem Autor im Skilager gekommen, als er gegen Mitternacht seinen Tee und die Stille genoss und in die Winterwelt hinausschaute.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839265680
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum10.06.2020
Auflage2020
Seiten284 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5168215
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Wer nichts aus seinen Fehlern lernt, ist selber schuld
Ernst Schmid -
achtunddreißig Jahre im Schuldienst

Mit dieser Aktion war Marlene Huber endgültig zu weit gegangen. Das kam einer Kriegserklärung gleich und er hatte nicht vor, als Verlierer das Feld zu räumen. Er unterrichtete seit über dreißig Jahren an dieser Schule und würde sich nicht von einer rachsüchtigen Emanze die Stelle streitig machen lassen.

Dabei hatte alles so gut begonnen, als ihn der Direktor am Schulanfang gebeten hatte, sich der neuen Kollegin anzunehmen und ihr als Mentor zur Seite zu stehen. Auf den ersten Blick hatte er sich in ihr Lächeln verliebt. Sie war ein engelsgleiches Wesen, bildhübsch und sicher nicht in der Lage, einem anderen Schaden, geschweige denn Leid zuzufügen.

Wie man sich täuschen konnte! Obwohl, er hätte ahnen können, dass sie sich anders gab, wie sie in Wirklichkeit war. Sie zeigte nämlich überhaupt keine Scheu, seinen ersten Ratschlag rundweg abzulehnen, und gab ihm darüber hinaus zu verstehen, dass Strenge und Härte gegenüber den Schülern nicht ihren pädagogischen Grundsätzen entsprächen, sondern sie diese als ihre Mitarbeiter betrachte, denen sie auf Augenhöhe begegnen wolle. Das Zauberwort sei Bindung. Nur dadurch ließen sich Kinder zum Lernen motivieren, nicht jedoch durch Drohungen und Angst.

Diese Belehrung kam so überraschend, dass ihm erst im Nachhinein bewusst wurde, wie sehr sie ihn damit brüskiert hatte. Aber er verzieh ihr dieses Verhalten und ließ sie gewähren. Er kannte seine Pappenheimer. Griff man nicht mit eiserner Hand durch, tanzten sie einem schon bald auf dem Kopf herum. Auch er hatte sich in den Anfangsjahren nichts von älteren Kollegen sagen lassen und erst im Laufe der Zeit lernen müssen, dass er sich manche schmerzhafte Erfahrung erspart hätte, wäre er ihrer Empfehlung gefolgt. Er jedenfalls würde auf sie achten, um die Folgen ihres unüberlegten Tuns möglichst gering zu halten. Denn dass sie mit ihrer Haltung kolossal scheitern würde, war für ihn ausgemachte Sache.

Umso erstaunter nahm er wahr, dass die Schüler völlig anders reagierten, wie er vermutet hatte, denn sogar die ärgsten Rabauken, die fast allen anderen Kollegen das Leben schwer machten, fraßen ihr binnen Kurzem aus der Hand und legten einen Lerneifer an den Tag, den er nicht für möglich gehalten hatte. Ein wenig missgönnte er ihr diesen Erfolg, ging dieser doch auch auf Kosten seines eigenen Ansehens, aber er konnte ihr nicht wirklich böse sein. Die positive Ausstrahlung, die sie im Unterricht an den Tag legte, machte diese Unannehmlichkeiten mehr als wett. Ständig lächelte sie ihn an und zwinkerte ihm zu, wenn es ihr gelang, die Schüler für etwas Neues zu interessieren. Jedenfalls ließ er sich von diesem Verhalten blenden und bezog dieses Lächeln ausschließlich auf sich, was ihn zu dem Irrtum verleitete, dass sie mehr als kollegiale Gefühle für ihn hegte. Ein fatales Missverständnis, wie sich schnell zeigte.

Bereits in der dritten Schulwoche drängte er sie nämlich auf dem Weg zum Turnunterricht in eine der Umkleidekabinen und versuchte sie zu küssen, wogegen sie sich mit allen Kräften zur Wehr setzte. Doch anstatt sie auf der Stelle loszulassen, umklammerte er sie und presste seinen Körper gegen den ihren. Erst als er ihren vernichtenden Blick bemerkte, erkannte er seinen Fehler. Sofort ließ er von ihr ab und bat sie um Verzeihung für sein unüberlegtes Vorgehen. Jede andere hätte die Entschuldigung akzeptiert und sich geschmeichelt gefühlt, dass er ein Auge auf sie geworfen hatte. Nicht jedoch Marlene Huber. Völlig außer sich stürmte sie in das Konferenzzimmer und verkündete lautstark, dass er gerade versucht habe, sie zu vergewaltigen. Seine Kollegen waren zutiefst entsetzt. Seinen Beteuerungen, dass sie ihn mit ihrem aufreizenden Verhalten geradezu zu dieser Tat herausgefordert habe, schenkte niemand Glauben. Der anwesende Direktor schickte ihn nach Hause und meldete den Vorfall der vorgesetzten Behörde, worauf ein Disziplinarverfahren gegen ihn eingeleitet wurde. Nur seines untadeligen Rufes wegen blieb es bei einer Ermahnung und wurde von weiteren disziplinären Maßnahmen abgesehen. Um Marlene Huber nicht noch einmal in die Quere zu kommen, gab er auf eigenen Wunsch die Klasse auf, in der er mit ihr gemeinsam Deutsch unterrichtete, obwohl er diese drei Jahre betreut hatte. Er ging ihr aus dem Weg und achtete penibel darauf, sich nichts mehr zuschulden kommen zu lassen. Trotzdem wurde seine Kontrahentin nicht müde, ihn vor den anderen schlechtzumachen. Ein Großteil seiner Kolleginnen verweigerte ihm fortab den Gruß und signalisierte deutlich, nichts mehr mit ihm zu tun haben zu wollen. Das war umso erstaunlicher, weil er bereits mit mehr als der Hälfte von ihnen eine Affäre gehabt hatte und sie sich dabei nicht so geziert hatten wie diese Huber. Auch der Rest ging auf Distanz zu ihm. Nur ein paar der älteren Kollegen warfen ihm heimlich anerkennende Blicke zu. Aber offiziell hielten auch sie sich von ihm fern. Natürlich grollte er ihr, aber er war nicht so dumm, sich auf einen Kampf mit ihr einzulassen, weil er wusste, dass er dabei den Kürzeren ziehen würde, solange der Makel dieser unbesonnenen Tat an ihm haftete. Also machte er das Beste aus der Situation, konzentrierte sich auf den Unterricht und verließ das Schulhaus, wenn seine Anwesenheit nicht unbedingt vonnöten war. Irgendwann, so hoffte er, würde Gras über die Sache gewachsen sein und alles wieder so werden, wie es vorher gewesen war.

Eine vergebliche Hoffnung, denn schon bald musste er entsetzt feststellen, dass das Gerede über seinen Fehltritt längst die Grenzen des Konferenzzimmers verlassen hatte und nach außen gedrungen war. Die Kinder begannen zu tuscheln, wenn sie seiner ansichtig wurden, Schülerinnen verweigerten ihm die Mitarbeit und eine Mutter erwirkte einen Klassenwechsel für ihre Tochter, weil diese nicht länger von ihm unterrichtet werden wollte. Im ersten Moment wollte er Marlene Huber zur Rede stellen und ihr mit Konsequenzen drohen, sollte sie das Konferenzgeheimnis gebrochen und dieses Gerücht verbreitet haben, allerdings hatte er keine Beweise dafür. Ganz im Gegenteil schien für sie die Sache erledigt zu sein. Natürlich schenkte sie ihm kein Lächeln mehr wie anfangs, unterließ es jedoch auch, weiter in aller Öffentlichkeit schlecht über ihn zu reden. Für sie war er schlichtweg Luft und er hielt es genauso. Er hatte seine Abreibung bekommen. Ein weiteres Mal würde ihm so etwas sicher nicht mehr passieren. Wenn er sich ruhig verhielt, würde auch das Gerede irgendwann verstummen und wieder Normalität Einzug halten.

Doch er hatte die Rechnung ohne Marlene Huber gemacht. Sie schien sich tatsächlich in den Kopf gesetzt zu haben, ihn zu vernichten. Wie anders war zu erklären, dass sie begann, seine Unterrichtsmethoden herabzuwürdigen und ihn vor seinen Schülern der Unfähigkeit zu bezichtigen. Damit hatte sie den Bogen eindeutig überspannt. Aber es kam noch schlimmer.

Seit dem Vorfall in der Turngarderobe war gut ein Monat vergangen, da ließ ihn der Direktor eines Vormittags zu sich rufen. Ohne Umschweife erklärte sein Vorgesetzter ihm, dass ihm zu Ohren gekommen sei, dass er seiner Lehrverpflichtung nicht gewissenhaft nachkomme und er die Korrektur der Schülerhefte schleifen lasse. Zum Beweis legte er ihm einige Exemplare vor, die vor Fehlern nur so strotzten. Er rechtfertigte sich damit, dass er alles an der Tafel vorschreibe und von den Schülern erwarte, dass sie in diesem Alter in der Lage seien, die Texte fehlerfrei in ihre Hefte zu übertragen. Das sei allerdings nur möglich, merkte sein Vorgesetzter an, wenn auch die Tafelbilder richtig verfasst seien. Um dies zu überprüfen, ersuche er ihn, ihm seine Aufzeichnungen vorzulegen. Ihm war längst klar, dass seine Kollegin ihm diese Suppe eingebrockt hatte, denn sein Vorgesetzter kümmerte sich sonst kaum um die Unterrichtsbelange und ließ seinen Lehrern völlig freie Hand bei der Methodenwahl. Außerdem wussten alle im Kollegium, darunter natürlich auch Marlene Huber, dass er es mit den Vorbereitungen nicht so genau nahm und den Unterricht nach Lust und Laune gestaltete. Er war beileibe nicht der Einzige, der das so handhabte, und bislang war das nie ein Problem gewesen. Auch dem Direktor musste dieser Umstand bekannt sein. Umso unverständlicher war, dass dieser jetzt etwas forderte, von dem er wusste, dass es nicht vorhanden war. Also schüttelte er nur den Kopf, worauf sein Vorgesetzter ihm ein Foto reichte. Darauf war die Tafel in seiner Klasse abgebildet. Das Tafelbild stammte von ihm. Er konnte sich sogar daran erinnern. Lustlos hatte er den Aufbau des Geschäftsbriefes an die Tafel geschmiert. Ein Teil der Wörter war unleserlich, drei Begriffe hatte er absichtlich falsch geschrieben, um zu überprüfen, ob dies jemandem auffiel, insgesamt handelte es sich um ein abschreckendes Beispiel dafür, wie ein Tafelbild nicht aussehen sollte. Keine Ahnung, was damals in ihn gefahren war. Im Nachhinein schrieb er es seiner schlechten Laune wegen des Vorfalls mit Marlene Huber zu. Aber dass diese ihm nachschnüffelte, um seine Fehler beim Direktor anzuzeigen, war eine kollegiale Schweinerei sondergleichen. Denn daran, dass sie dafür verantwortlich war, gab es für ihn keinen Zweifel. Diese Vermutung bestätigte sich, als er das Konferenzzimmer betrat, nachdem ihn sein Vorgesetzter mit der Weisung entlassen hatte, dass er ab jetzt jeden Montagmorgen die Vorbereitungen für den Rest der Woche zur Kontrolle vorzulegen habe. Zum ersten Mal seit besagtem Vorfall lächelte ihn seine Kollegin wieder an. Aber es war kein einnehmendes Lächeln, sondern es troff vor Schadenfreude und Hinterlist. Dieses Foto war das Kriegsbeil, mit dem sie ihn zu vernichten...

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Autor

Daniel Badraun, geboren 1960 im Engadiner Dorf Samedan, schreibt für Erwachsene und Kinder. Seit 1989 arbeitet er als Kleinklassenlehrer in Diessenhofen. Darüber hinaus war er Abgeordneter im Thurgauer Kantonsparlament. Daniel Badraun wohnt mit seiner Frau in der Nähe des Bodensees, hat vier erwachsene Kinder und eine wachsende Enkelschar. Neben dem Schreiben ist er auch oft draußen anzutreffen, auf dem Rad oder auf Wanderwegen. Die Idee, eine Anthologie mit Geschichten von Krimi-schreibenden Lehrerinnen und Lehrern zusammenzustellen, ist dem Autor im Skilager gekommen, als er gegen Mitternacht seinen Tee und die Stille genoss und in die Winterwelt hinausschaute.