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E-BookEPUBDRM AdobeE-Book
171 Seiten
Deutsch
Facultaserschienen am13.03.20171. Auflage
Kultur, Kunst und Politik stehen seit jeher in wechselseitiger, häufig einander widersprechender Beziehung zueinander, doch sie alle kreisen um Kommunikationsformen, die mit den Zuhörer*innen beziehungsweise Betrachter*innen in Verbindung treten wollen. Wenn der Kunstkritiker John Berger feststellte, dass Kunst ihn zur Politik brachte ('Far from dragging my politics into art, art has dragged me into politics'), bezeichnete er damit die Beschäftigung der Kunst mit der 'polity', dem System von Regeln, welche das gesellschaftliche Zusammenleben determinieren. Dieses System zu hinterfragen, die alltäglichen Entscheidungen (politics) zu beleuchten, kann Teil einer aufmerksamen Kultur sein. Bei aller Unmöglichkeit, sämtliche Facetten der Kultur/Kunst/Politik-Beziehung zu zeigen, versucht der Band anhand von unterschiedlichsten Beispielen wesentliche Wege zu markieren, wo Kultur immanent das Politische thematisiert - und umgekehrt.mehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
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Produkt

KlappentextKultur, Kunst und Politik stehen seit jeher in wechselseitiger, häufig einander widersprechender Beziehung zueinander, doch sie alle kreisen um Kommunikationsformen, die mit den Zuhörer*innen beziehungsweise Betrachter*innen in Verbindung treten wollen. Wenn der Kunstkritiker John Berger feststellte, dass Kunst ihn zur Politik brachte ('Far from dragging my politics into art, art has dragged me into politics'), bezeichnete er damit die Beschäftigung der Kunst mit der 'polity', dem System von Regeln, welche das gesellschaftliche Zusammenleben determinieren. Dieses System zu hinterfragen, die alltäglichen Entscheidungen (politics) zu beleuchten, kann Teil einer aufmerksamen Kultur sein. Bei aller Unmöglichkeit, sämtliche Facetten der Kultur/Kunst/Politik-Beziehung zu zeigen, versucht der Band anhand von unterschiedlichsten Beispielen wesentliche Wege zu markieren, wo Kultur immanent das Politische thematisiert - und umgekehrt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783991111207
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisDRM Adobe
Verlag
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum13.03.2017
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.6
Seiten171 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5321329
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Hannah Kuske
For All Art Is Quite Useless

Während sie läuft, von sich weg, hinein in das Außen, das Distanzierte, Anonyme, Ferne; weg vom Gedanken des Ich zum Euch zum Ich so nicht. Zu wem.

We can forgive a man for making a useful thing as long as he does not admire it. The only excuse for making a useless thing is that one admires it intensely.1

Läuft sie hin - vorbei am obdachlosen (Flüchtling? Mensch! Welche Geschichte hier steckt. Eine Kultur. Anders, ganz sicher.) Straßenzeitungsverkäufer, der, wie die Frau und der Mann (Eheleute? Geschwisterleute? Familienleute?) beinahe alltagsapathisch, gepeinigt der Idylle, mit den schreienden Kindern, die plötzlich verstummen, dem Greenpeace-Aktivisten, bereit zum (und so müde vom) Anwerben zu einem besseren Zweck, den eilenden Geschäftsleuten (hierzulande ist ein coffee to go eine Geschwindigkeitseinschränkung beim Eilen, verpackt als Abwendung vom sternbesagten Wasser-Frau-Konsumgemechtel der Welt jenseits des Atlantiks), den Studenten, den einkaufenden Alltagsmenschen -

When critics disagree the artist is in accord with himself.

alle erstarrt.

Diversity of opinion about a work of art shows that the work is new, complex, and vital.

- in Ehrfurcht? Fassungslosigkeit? Gemeinsamer Einsamkeit? Verlorener Mehrsamkeit? Freude ob des Besonderen, das nicht mehr alltäglich im Alltäglichen ist?

It is the spectator, and not life, that art really mirrors.

Wenn er spielt. Eine Kuriosität, das Klavier im Einkaufsrummel. Es gehört hier nicht hin!, sagt der Blick - es gehört genau hier hin!, sagt die Geste, der un-bewegt-bewegte Körper, das verzauberte Selbst in einer schein-entzauberten Welt, in der das Ohr den Mund zum Lächeln zwingen muss, weil ungeplante Harmonie nicht rational erfassbar, weil Genuss des alltäglich-Unalltäglich Kulturellen nicht essentiell, sondern verortbar ist, weil derart Harmonie zwischen Notenseiten gehört und hinter mit bezahlten Tickets temporär zu öffnende Türen. Es scheint beinahe, man schämt sich der Ehrfurcht, der Faszination, der (gem)einsamen Begeisterung. Begegnung.

Those who read the symbol do so at their peril.

Wer hat bestimmt, dass Musik weggeschlossen gehört, Symphonieorchester Sitzreihen zum Publikum brauchen und andächtiges Kulturwissen? Wieso gibt es zu Mahler, Stravinsky und Gynt eigentlich kein Popcorn?

Those who go beneath the surface do so at their peril.

Sie läuft hin, zum Platz wo sich Noten treffen, ungestüm und (selbstverständlich angemeldet, es ist eine Versammlung. Und wir leben in einem kultivierten Land.), schwebend über einer Reihe Erzeuger, Magier, Erleuchteter, Erleuchtender - musicians. Einfach so, zum Spaß. Sucht Platz, ihren - an einer Säule, versteckt und beobachtend - assoziierend dissoziativ von dem Schwarm der gemeinsamen Individualisten, der Touristen, die legitimierend Fotos zu machen versuchen von den Noten - letztendlich mit den Einheimischen stehen bleiben, wie Bambi aufgeschreckt im Wald, auf dem Weg heimwärts und doch heimlich vertraut im Allseits. Als ob man über Orchester stolpern müsste, um legitim fasziniert zu sein. Das war nicht geplant, ehrlich!

All art is at once surface and symbol.

Denn wem gehört die Luft, in der dieser Ton schwebt? Nein - der da gehört mir! Und das Molekül? Das war schon immer meins, auch wenn Du es schon ausgeatmet hast. Igitt. Gebrauchte Kultur. Muss schnell neue kaufen gehen.

From the point of view of form, the type of all the arts is the art of the musician. From the point of view of feeling, the actor s craft is the type.

Sie trifft denn andere, Seelen, Verwandte, Seelenverwandte? Ein Schein und Anschein. In Wort und Schrift, gesagt und nicht. Sie läuft weg, hinweg und weiter, suchend nach dem Nicht-suchen-Müssen, nach der Anonymität im Bekannten, eine Schutzsuchende im geschützten Raum, die Freiheit sucht vom Geschützt-Werden. Denn wir wissen, was Kultur ist. Was kulturell wertvoll ist. Was angeschaut und diskutiert gehört. Birgt sich Authentizität im Kulturwald? Oder bauen wir ihn strategisch an, zu unserem eigenen Nutzen? Heidelbeeren können zwar kultiviert sein, deswegen haben sie noch keine Kultur. Joghurt hat viele. Kulturen. Insbesondere wenn er lange aushält und für Menschliches ungenießbar wird. Aber bauen wir ihm kein Denkmal.

Vice and virtue are to the artist materials for an art.

Gibt es zu viel Kultur? Wie viel Kunst braucht es, damit wir es übersehen und es alltäglich wird? Gehört Provokation dazu? Wer oder was ist eigentlich gemeint, wenn gesagt ist, dass es braucht? Müssen wir wach und gerüttelt werden, damit wir definieren und um-definieren; braucht es das Andere, um das Selbe als das Gewöhnliche zu enttarnen?

Thought and language are to the artist instruments of an art.

Muss Kultur also wachsen, um legitim zu sein? Muss sie überraschen, anders sein? Muss sie tolerant sein, um ehrlich zu sein? Gegenteilig - wie barbarisch ist unkulturell? Wie unpolitisch ist unkulturell? Und: Welche Rolle spielt die Steigerung, und wann hat sie ein Ende? Gibt es kreisende Kultur; Kulturkreise?

No artist is ever morbid. The artist can express everything.

Der Teeverkäufer - ein kultivierter Mann, mehr als jede Blaubeere, bestimmt kann er sogar lesen (Lässt sich Kulturfähigkeit steigern? Oder Politikfähigkeit? Wie steht es mit Affinität zu Demokratie?) - erzählt im Vorbeigehen, im Wandern, im gemeinsamen Teilen der Zeit für den Moment - Geschichten. Von Kundinnen, die keinen Tee mit Wachwirkung haben wollen und darauf bestehen, abends tassenweise Sencha zu trinken, um schlafen zu können - ahnungslos und unwissend! Aber treu. Er lächelt. Sieht sich als jemand, der sein Wissen teilen möchte. Genauso, wie der die das Un/Wissende es teilen möchte. Aber nie ohne dieses Glitzern in den Augen. Von Besuchern, die das bunte Firmenlogo sehen müssen, um Qualität durch Traditionskultur zu erkennen, wenn auch genau genommen eigentlich nur die Dose kultiviert ist, weil der Inhalt ganz Anderes birgt. Von Menschen, die die Kolonialzeit vermissen, weil die Menschheit da noch etwas vom feinen Leben verstand, zu leben und genießen wusste. Wen kümmert schon die Lebensrealität der Anderen? Kulturen. Lebensweisheit.

No artist has ethical sympathies. An ethical sympathy in an artist is an unpardonable mannerism of style.

Die Briten hingegen, ja, die haben Kultur. (Und wann genau kamen sie dazu? Sind sie ganz allein darauf gekommen, auf das heilende Blatt, das in ihren Breitengraden schwer wächst? Oder brauch(t)en sie die Inspiration, die Motivation, das Andere, um das Eigene zu formen und beeinflussen, zu legitimieren, dass bereichernd das Exotische sein kann, das tagtäglich Maßstäbe setzt, auch wenn es anfänglich exklusiv war?) Teekultur. Die wissen, dass ein Tee ein Tee ist, wenn er Tee ist. Anything else is an infusion, ein Kräutersud, ein Beerenensemble. Und Teebeutel? Völlig unkultiviert! Teetrinken ist eine Kunst, ein Handwerk, ein Genuss.

The moral life of man forms part of the subject-matter of the artist, but the mortality of art consists in the perfect use of an imperfect medium. No artist desires to prove anything. Even things that are true can be proved.

Ein Genuss, der in die Alltagskultur gehört, denkt sie und verlässt diesen Moment, indem sie ihn mitnimmt; läuft weiter.

The nineteenth century dislike of Romanticism is the rage of Caliban not seeing his own face in a glass.

Ihre Gedanken laufen mit ihr. Wer macht hier wen; und wo geht es dorthin, wo es eins ist? Wer macht die Kultur im Menschen und wie lässt sie sich nach dem ersten Keimling beeinflussen? Steinerne Wasserspeier schauen wachsam von Türmen, die Zeiten überdauern. Sie sind zur Abwehr des, was? Zum Beobachten der Menschen. Zum Schutz durch Ängstigen. Angst ist Reaktion; Courage ist Entscheidung. Oder? Viel Kultur schützt durch Furcht. For imagination is key, not only to cloud-castles. Sie fragt sich, ob der Wasserspeier auf der Regenrinne allen zuzwinkert - see ya, girl! Until next week. In seinen Augen sieht sie Meer und Anderes, wo Gewöhnliches wie alltäglich Phantastisches durch das wandert, das sie durchwandert.

As for most Brits? (Scots, Welsh, Irish, English) Trinken Tee aus Teebeuteln.

There is no such thing as a moral or an immoral book. Books are well written, or badly written. That is all.

Kultur aus Distanz - zeitlich, tatsächlich, gedanklich, räumlich. Ist sie, so fragt sie, eine andere, als Kultur aus Nähe? Can we differentiate? Geometrie des Augenblicks2⦠and that decisive moment3. Später auch zum Bilde werdend, von dem sich andere ein Bild machen. Können. How much culture is in judgment, how far does it reach once judged...
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