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April & Storm - Weiter als der Ozean

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
384 Seiten
Deutsch
Bastei Entertainmenterschienen am26.11.20211. Aufl. 2021
Mit gebrochenem Herzen kehrt April zurück in ihr Elternhaus. Sie will in Hannover das sogenannte 'Hammerexamen' ablegen, damit sie die Ausbildung zur Osteopathin in den USA fortführen kann - wenn es schon mit der Liebe nicht klappt. Doch dann schlägt das Leben zu. Der Krebs ist zurück. Storm hatte nie vor, April einfach ziehen zu lassen. Er reist ihr nach Deutschland hinterher. Als er ankommt, dann der Schock: Bevor er April zeigen kann, dass sie sein Leben ist, müssen sie erst um ihres kämpfen!

Karen Ashley ist das Pseudonym einer bekannten Jugendbuchautorin. Sie war schon als Kind von Geschichten und vom Reisen fasziniert. Kein Wunder, ist doch ihre schwedische Urgroßmutter mit einem Schmied nach Amerika durchgebrannt. Ashley hat viele Jahre als Journalistin gearbeitet, in Perú die Regenbogenberge erklettert, in Schweden in einem Wald überwintert und schließlich in Norddeutschland Wurzeln geschlagen.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR12,90
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextMit gebrochenem Herzen kehrt April zurück in ihr Elternhaus. Sie will in Hannover das sogenannte 'Hammerexamen' ablegen, damit sie die Ausbildung zur Osteopathin in den USA fortführen kann - wenn es schon mit der Liebe nicht klappt. Doch dann schlägt das Leben zu. Der Krebs ist zurück. Storm hatte nie vor, April einfach ziehen zu lassen. Er reist ihr nach Deutschland hinterher. Als er ankommt, dann der Schock: Bevor er April zeigen kann, dass sie sein Leben ist, müssen sie erst um ihres kämpfen!

Karen Ashley ist das Pseudonym einer bekannten Jugendbuchautorin. Sie war schon als Kind von Geschichten und vom Reisen fasziniert. Kein Wunder, ist doch ihre schwedische Urgroßmutter mit einem Schmied nach Amerika durchgebrannt. Ashley hat viele Jahre als Journalistin gearbeitet, in Perú die Regenbogenberge erklettert, in Schweden in einem Wald überwintert und schließlich in Norddeutschland Wurzeln geschlagen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783751707879
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum26.11.2021
Auflage1. Aufl. 2021
Reihen-Nr.2
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5420324
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel 1
April

Erste Atemzüge sind etwas Besonderes, für mich bilden sie das zentrale Abschlussmoment der Geburt eines Babys. Viele habe ich in den vergangenen Monaten bei diesem ebenso gewaltigen wie zerbrechlichen Übergang begleitet.

Ist es nicht seltsam, dass der Vorgang, Luft zu holen, so banal und unbewusst stattfindet? Dieser Lebensspender ist nichts als ein unbewusster Reflex zum Gasaustausch - solange wir frei und ungehindert atmen können, verdrängen oder vergessen wir seine Bedeutung. Doch unser ganzes System ist abhängig von diesem Lebenshauch. Er fährt unser System hoch, und er fährt es auch wieder runter. Dann ist Schluss.

Die Schiebetüren vom Terminal öffnen sich mit dezentem Rauschen, und als ich meinen Kofferkuli über den gerippten Teppich nach draußen rolle, hat dieser Moment für mich tatsächlich etwas von einer Geburt.

Meine Lunge füllt sich mit dieser seltsam abgestandenen Mischung aus Taxidiesel, Kippen, Kerosin, Fast Food und nassem Asphalt, die es nur an Flughäfen gibt.

Irgendwie bezeichnend, dass mein erster bewusster Atemzug zurück in meiner Heimat, draußen, an der sogenannten frischen Luft â¦ stinkt.

Hannover.

Hier bin ich also wieder. Frierend und müde spuckt mich das Flughafengebäude unvermittelt aus. Ich bleibe unter dem erdrückenden Betondach stehen, das die Kurzzeitparker vor dem Wetter schützt. Über mir die Abflugebene, von der die Reisenden in die große, weite Welt starten - während ich von dort zurückkehre.

Knallhart auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Und unglücklich dazu.

Der Flug war windig, wir sind mit Turbulenzen gelandet. Mein Magen fühlt sich immer noch so flau an, als ob ein Flummi darin herumhüpft, der noch nicht herausgefunden hat, in welche Richtung die Schwerkraft ihn zieht. Genau wie der Rest von mir.

Der Menschenstrom schiebt sich links und rechts an mir vorbei, als wäre ich ein störender Kieselstein. Zu groß, um darauf zu treten, aber groß genug, um ihn nicht einfach ignorieren zu können. Ich kassiere ein paar Knuffe und genervte Blicke, doch die registriere ich kaum.

Vor einem halben Tag war ich noch in San Francisco - nicht direkt mit Blumen im Haar, aber auf der anderen Seite des Ozeans, mit seiner stetigen sanften, salzigen Brise in der Nase. Der Wind dort hat mich gestreichelt. Der Wind hier fährt mir mit kalten Fingern brutal unter die Kleider.

Ein anderer Kontinent. Ein anderes Leben.

Bereue ich meine überstürzte Abreise?

Ja! Ich möchte es laut hinausschreien. Ich vermisse die Stadt, ich vermisse meine amerikanischen Kollegen und Kolleginnen, meine Tanten und Sky, ich vermisse â¦ Storm.

Er hat ein Loch in mein Herz gerissen, groß und hässlich wie eine Kanonenkugel.

Aber ob ich es will oder nicht, trotz all des grausamen Schmerzes: Ich vermisse ihn schrecklich.

Hatte ich eine andere Wahl?

Nein.

Und noch mal: »Nein!«

Ich murmle es fest vor mich hin, packe die Griffstange meines Koffertrolleys fester und schiebe mich weiter in Richtung der bereitstehenden Taxen.

Meine Eltern hätten mich gern abgeholt, wir hatten telefoniert, als ich in Frankfurt zwischengelandet war. Aber ich wollte diese ersten Minuten zurück in meiner Heimat, die letzten in meiner zerrinnenden Freiheit - so kommt es mir vor - für mich allein. Mich sortieren. Durchatmen. Welche Ironie.

Es nieselt. Und es riecht nach Zigarettenrauch. Ich rümpfe die Nase und sehe müde zu den Taxifahrern, die ihre Wartezeit scherzend und plaudernd in der Raucherzone überbrücken.

Alles, was dort gewesen ist, hinter mir zu lassen ist meine einzige Chance, einigermaßen damit klarzukommen.

Alles.

Und alle.

Sky.

Tante Maggie und Lydia.

Maria.

Doc Joe.

Und alle anderen.

Alles wegen Storm.

Ich brauche nur meine Augen zu schließen, schon sehe ich seine hellgrünen vor mir, in denen ich so oft versunken bin. Ich höre seine schokoladige Stimme, die mich zärtlich »Keks« nennt, spüre seine Haut unter meinen Fingern, und die Leere durchfährt mich wie ein heftiger Phantomschmerz. Der Klumpen in meinem Magen fährt eine Monsterhand aus, krallt sich um mein Herz und drückt so fest zu, dass mir schwarz vor Augen wird.

Ich bleibe kurz stehen, schnappe nach Luft und stütze mich auf meinen vollbepackten Trolley. Ich kann nichts tun als warten, bis der Anfall vorübergeht. Bis ich wieder Luft bekomme und etwas sehen kann.

Die Taxifahrer vor ihren mit laufendem Motor wartenden beigefarbenen Wagen scheren sich nicht um mich. Ein Aktentaschenträger hetzt an mir vorbei, streift meine Hacken mit seinem Rollkoffer und widmet mir einen wütenden Blick, ohne sein Tempo zu reduzieren.

Deutschland. Passenderweise fällt mir Goethe ein: »Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor!«

Ich grunze abfällig und bewege meine Gepäckberge in Richtung des ersten Wagens in der Schlange.

Es dauert ein bisschen, bis ein südländisch aussehender Fahrer sich lachend aus dem Pulk seiner Kollegen löst und, immer noch ins Gespräch mit ihnen vertieft, die Kofferraumklappe öffnet. Der Mann ist kräftig und höchstens ein paar Jahre älter als ich, aber selbst er ächzt durchgehend, bis er endlich alles verstaut hat.

»Wo soll s denn hingehen?«, fragt er gut gelaunt und zwinkert mir im Rückspiegel zu.

Ich bin hinten eingestiegen, alte Gewohnheit.

Seine Augen sind dunkel, fast schwarz. Erstaunt sieht er mich an, als ich mein Fahrtziel nenne, runzelt kurz die Stirn und lacht dann entwaffnend ehrlich, wobei er den Finger vom Navi nimmt. »Wie buchstabiert man das? Sorry, den Namen hab ich noch nie gehört.«

»L - Ü - T â¦« Ich breche kopfschüttelnd ab. »Genau mittig zwischen Hannover und Celle«, erkläre ich geduldig und höre interessiert meiner eigenen Stimme zu.

Sie klingt eingerostet und hat einen leichten amerikanischen Akzent, der mir peinlich ist, den ich aber nicht abstellen kann. In den letzten Monaten habe ich sogar auf Englisch geträumt. Und selbst mit Tante Maggie habe ich mich aus Rücksicht auf ihre amerikanische Ehefrau Lydia überwiegend auf Englisch unterhalten.

»An der Landkreisgrenze. Fahren Sie einfach erst mal die A352 runter und dann über die Dörfer Richtung Burgwedel und Burgdorf. Ich weiß den Weg.«

»Alles klar! Das kenne ich.«

Er lacht und startet den Motor. Dann hupt er noch einmal seinen Kollegen zu, winkt, und wir verlassen den Flughafen.

Der Sommer ist fast vorbei. Die Getreidefelder sind abgemäht und untergepflügt. Die ersten Bauern haben schon die Zwischensaaten oder das Wintergetreide gelegt. Nur Zuckerrüben, Kartoffeln und die Meere von Mais, der im Ganzen als Viehfutter gehäckselt wird oder in die Biogasanlagen geht, stehen noch auf den Äckern und werden allmählich fahl.

Seltsam, was für Wissen man speichert und blind wieder abrufen kann. Niemand in unserer Familie hat etwas mit Landwirtschaft zu tun, aber meine Eltern sind mit uns aufs Land gezogen, da war ich noch keine zehn Jahre alt. Der gesunden Luft wegen. Leukämie habe ich trotzdem bekommen, aber erst als Erwachsene. Wer weiß, was aus mir geworden wäre, wenn wir in der Stadt wohnen geblieben wären?

Ich bin so müde, dass ich kaum die Augen offen halten kann, aber Lüttjenwulbeek ist so klein, dass es kaum ein Navi unter seinem eigenen Namen findet. Das Dorf hat gerade mal 169 Einwohner - inzwischen vielleicht ein paar mehr oder weniger -, aber es gibt eine Bushaltestelle, einen Hofladen, einen Kiosk mit Poststelle, die beiden Ferienwohnungen meiner Mutter und ein Stück außerhalb, umgeben von Pferdeweiden und Feldern, eine Kneipe mit einem angegliederten Biergarten und kleiner Ausflugsgastronomie, die auch Fremdenzimmer vermietet. Im Sommer gibt es dort den weltbesten Spargel frisch vom Feld und im Winter einen fantastischen Grünkohl - den der gutmütige Koch mir sogar mal vegan angesetzt hat, auch wenn er nicht verstanden hat, was die traditionelle Bregenwurst und Speck mit Krebs zu tun haben sollen und wieso ich mich nach all den Jahren immer noch beharrlich weigere, die Heidschnucken zu essen, die bei ihm hinterm Haus grasen.

»Müssen wir hier raus oder bei der nächsten?«

Der Fahrer reißt mich aus meinen schläfrigen Gedanken. Ich sehe aus dem Fenster und entziffere das blaue Schild mit der Verkehrszusammenführung Richtung A7 und der Abfahrt Mellendorf.

»Oh, Entschuldigung, ja. Ein kleines Stück noch und dann hier runter und weiter über Fuhrberg.«

Dörfer, Felder, Waldstücke, Kuhweiden und Pferdewiesen fliegen an uns vorbei. Die flache norddeutsche Landschaft kommt mir so surreal vor, als säße ich in einem 3D-Kino.

Ich kühle meine Stirn an der Fensterscheibe, um wach zu bleiben. Es ist mir egal, wie viele Keime da wohl lauern mögen. Zu Hause wasche ich mir eh das Gesicht, und wie ich meine Mutter kenne, wird sie mich von oben bis unten desinfizieren, noch bevor ich ganz durch die Haustür bin.

»Ich kann da nicht bleiben«, rutscht es mir heraus.

»Wie bitte?«

»Nichts, alles gut«, lüge ich nach vorn und setze mich aufrecht hin, damit ich mich besser auf den Verkehr fokussieren kann. »An der Ampel rechts.«

Der Fahrer nickt.

Eine knappe halbe Stunde später halten wir vor dem verwunschen aussehenden rosendurchwachsenen Staketenzaun aus unbehandelten Viertelstäben. Hinter dem Carport ragt das Fachwerkhaus meiner Eltern auf. Verwaschene...

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Karen Ashley ist das Pseudonym einer bekannten Jugendbuchautorin. Sie war schon als Kind von Geschichten und vom Reisen fasziniert. Kein Wunder, ist doch ihre schwedische Urgroßmutter mit einem Schmied nach Amerika durchgebrannt. Ashley hat viele Jahre als Journalistin gearbeitet, in Perú die Regenbogenberge erklettert, in Schweden in einem Wald überwintert und schließlich in Norddeutschland Wurzeln geschlagen.
April & Storm - Weiter als der Ozean