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April & Storm - Stärker als die Nacht

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
382 Seiten
Deutsch
Bastei Entertainmenterschienen am27.08.20211. Aufl. 2021
Als Storm in Aprils WG einzieht, sieht sie zwar seine äußerlichen Narben, aber von seiner geschundenen Seele ahnt sie ebenso wenig wie von der Tatsache, dass er ein gefeierter Boyband-Star war. Außerdem hat sie ihre eigenen Probleme: Nach einer Krebserkrankung hat sie ihre Heimat Deutschland verlassen und wagt einen Neuanfang in San Francisco. Aber es ist nicht zu leugnen: Was als Zweckgemeinschaft beginnt, führt bald zu einem merkwürdigen Prickeln zwischen den beiden. Und das kann April gerade überhaupt nicht gebrauchen ...


Karen Ashley ist das Pseudonym einer bekannten Jugendbuchautorin. Sie war schon als Kind von Geschichten und vom Reisen fasziniert. Kein Wunder, ist doch ihre schwedische Urgroßmutter mit einem Schmied nach Amerika durchgebrannt. Ashley hat viele Jahre als Journalistin gearbeitet, in Perú die Regenbogenberge erklettert, in Schweden in einem Wald überwintert und schließlich in Norddeutschland Wurzeln geschlagen.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,90
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextAls Storm in Aprils WG einzieht, sieht sie zwar seine äußerlichen Narben, aber von seiner geschundenen Seele ahnt sie ebenso wenig wie von der Tatsache, dass er ein gefeierter Boyband-Star war. Außerdem hat sie ihre eigenen Probleme: Nach einer Krebserkrankung hat sie ihre Heimat Deutschland verlassen und wagt einen Neuanfang in San Francisco. Aber es ist nicht zu leugnen: Was als Zweckgemeinschaft beginnt, führt bald zu einem merkwürdigen Prickeln zwischen den beiden. Und das kann April gerade überhaupt nicht gebrauchen ...


Karen Ashley ist das Pseudonym einer bekannten Jugendbuchautorin. Sie war schon als Kind von Geschichten und vom Reisen fasziniert. Kein Wunder, ist doch ihre schwedische Urgroßmutter mit einem Schmied nach Amerika durchgebrannt. Ashley hat viele Jahre als Journalistin gearbeitet, in Perú die Regenbogenberge erklettert, in Schweden in einem Wald überwintert und schließlich in Norddeutschland Wurzeln geschlagen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783751703765
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum27.08.2021
Auflage1. Aufl. 2021
Reihen-Nr.1
Seiten382 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5420575
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel 1
April

»So. Das war s!«

Tante Maggie sieht mir mit belustigt hochgezogenen Augenbrauen dabei zu, wie ich mit spitzen Fingern eine Herrensocke aus der hintersten Schubladenecke in den überquellenden Treteimer befördere.

»Und die willst du ihm wirklich nicht auch noch nachschicken?«, foppt sie mich. »Bist du dir ganz sicher?«

»Ja«, erwidere ich fest und überhöre die Ironie geflissentlich. »Irgendwann muss mal gut sein.« Ich knote den prallen Müllsack zu, dann wuchten wir ihn gemeinsam in den Hausflur. »Neue Socken sind außerdem billiger als das Porto nach Kuba. Vor allem für mich.«

Es ist ein symbolträchtiger Augenblick, als ich mit Nachdruck die Wohnungstür schließe. Alle Jan-Überbleibsel entsorgt und ausgesperrt, Halleluja! In den Hof bringen wir den Kram später. Ich lehne mich kurz mit dem Rücken an die Wand, um Luft zu schnappen, und grinse Tante Maggie an.

»Kluges Kind. Und so begabt. Das hast du von mir.«

»Is klar.« Ich lege den Kopf schief.

Sie zwinkert mir zu.

Tante Maggie ist die Ex-Frau meines Onkels Paul und gleichzeitig meine Patentante, aber blutsverwandt sind wir nicht.

Die beiden hatten in den Augen der gesamten Familie eine perfekte Ehe geführt. Bis zu dem Tag, irgendwann in ihren Vierzigern, als Maggie feststellte, dass Onkel Paul einen winzigen Fehler hatte: Er war keine Frau.

Also hatte sie ein langes freundschaftliches Gespräch mit ihm geführt, ihre Koffer gepackt und uns dann alle zu einem großen Abschiedsessen in einem Hotel am Frankfurter Flughafen eingeladen. Ihr Flug ging am nächsten Morgen: Sie wollte in San Francisco ein neues Leben anfangen, ohne GreenCard, ohne Stadtplan, ohne Netz und doppelten Boden - weil sie in ihren Tarotkarten gelesen hatte, dass sie dort glücklich werden würde.

Das ist jetzt ziemlich genau zehn Jahre her, und Maggies Plan ist voll aufgegangen. Zusammen mit ihrer Frau Lydia betreibt sie einen kleinen Esoterik-Buchladen im kunterbunten Hippie-Viertel Haight-Ashbury. Die beiden leuchten vor Glück, wenn sie gemeinsam in einem Raum sind.

Ich bewundere Maggie für ihren Mut. Ohne ausgeklügelten Plan würde ich niemals in eine fremde Stadt reisen. Ich bin immer umfassend vorbereitet. Manchmal allerdings sind diese Pläne von vornherein zum Scheitern verurteilt, ich merke es nur nicht. Wie die Sache mit Jan, dessen hoffentlich letzte Hinterlassenschaften ich soeben feierlich der Müllabfuhr von San Francisco überantwortet habe. Ich bin Maggie so dankbar, dass sie das hier mit mir durchzieht.

Die Trennung von Jan hat mir mehr zugesetzt, als ich mir eingestehen wollte. Nachdem er mich abserviert hatte, bin ich für vier Wochen bei ihr und Lydia im Gästezimmer ihres viktorianischen Häuschens oben in Nob Hill untergekrochen und habe alle Phasen der Schockbewältigung durchlebt. Tage im Bett verbracht, mich in Selbstmitleid gesuhlt, vor Wut auf einen extra angeschafften Boxsack eingedroschen, meinen Männergeschmack und mein gesamtes Leben infrage gestellt, Großpackungen Vanilleeis und Taschentücher verbraucht, sämtliche verfügbare Schnulzen gesehen, jedes Beziehungsdetail analysiert, getrauert und mich langsam an diesen nächsten Schritt herangetastet. Wohnung entrümpeln und umdekorieren, Krönchen richten, alles auf Anfang stellen und weitermachen. Und genau das tue ich gerade.

»Aufgeben ist das Letzte, was man sich erlauben darf.« Ein Leitsatz von Maggie, der als Postkarte schon über meinem Klinikbett und danach zu Hause gehangen hatte. Zwei Jahre lang.

Als die Sache mit dem Krebs so weit überstanden war, meinte mein Arzt, ich bräuchte dringend eine Luftveränderung - am besten nicht nur für drei Wochen. Sehr unauffällig schielte er bei dieser Verkündung in Richtung meiner Helikoptereltern, die meine Krankheit als willkommene Gelegenheit ergriffen hatten, mich derart unter ihre Fittiche zu nehmen, dass ich darunter zu ersticken drohte.

Sobald mein Körper sich mit der Idee, gesund zu werden, arrangiert hatte, war ich in eine depressive Krise gestürzt.

Im Nachhinein kein Wunder: Mit siebenundzwanzig und einem abgebrochenen Medizinstudium kurz vor dem Zweiten Staatsexamen wohnte ich wieder zu Hause, in Lüttjenwulbeek, einem winzig kleinen niedersächsischen Fachwerkdorf zwischen Hannover und Celle, ließ mir Essen kochen und die Wäsche machen und sagte Bescheid, wenn ich länger als bis zweiundzwanzig Uhr ausging oder jemanden mitbrachte - natürlich nicht über Nacht. Nicht im Haus meiner Eltern und unter den Argusaugen der dörflichen Nachbarschaft!

Das war kein Zustand. Dabei hatte Jan mir ausnahmsweise recht gegeben. Ich brauchte eine Perspektive.

Jan brachte die Idee mit einem Gap-Year irgendwo im Ausland auf, denn er stand genau wie ich an einem Wendepunkt. Drei Monate später landeten wir am San Francisco International Airport - und keine acht Wochen nach unserer Ankunft war ich wieder Single.

Jan und ich hatten uns in der Krankenhausbücherei kennengelernt. In seinem Leben vor der stationären Aufnahme und Reha war er Broker an der Frankfurter Börse gewesen. Ihm hatte ein Herzinfarkt das Parkett versaut, mir eine seltene Leukämieform einen Strich durch die Medizinerkarriere gemacht. Statt mein Studium abzuschließen, zwangspausierte ich und nahm nur noch von der anderen Seite des Krankenhausbettes an den Visiten teil.

Was Jan und mich verband, war die Überzeugung, dass wir beide zu jung zum Sterben waren, dringend leben lernen wollten und bereit waren, dafür etwas zu ändern: Raus aus der Komfortzone! Nur der Umfang und unsere Herangehensweise waren »etwas« unterschiedlich, wie ich im Lauf der vergangenen Monate feststellen musste.

Wie gesagt. Ich brauche immer einen Plan. Abhängen ist nicht so meins, es sei denn, jemand packt mich in ein Pflegebett und steckt mir Schläuche in die Venen. Aber das will ich so schnell nicht wieder erleben. Zwei Jahre Auf und Ab mit Chemotherapie, ewigen Arztterminen und ständigem Im-Bett-Liegen genügen mir völlig. Das Gute an der Zeit in der Klinik und der Reha war genau das: die Zeit. Zeit, um zu lesen, Zeit, um mich zu sortieren, Zeit, um herauszufinden, was ich beruflich wirklich machen wollte. Zurück in die Medizin nämlich auf keinen Fall.

Dachte ich zumindest. Mir wurde klar, dass ich das Studium nur meinen Eltern zuliebe angefangen und ihre äußerst romantische Vorstellung von mir als Frau Doktor übernommen hatte. Ich hatte mich vier Semester lang durch Physik, Histologie, Chemie, Molekularbiologie, Biochemie und medizinische Terminologie gequält und nur wegen Anatomie, Physiologie und Psychologie durchgehalten. Ich hatte 320 schriftliche Fragen in zwei Prüfungstagen beantwortet, die mündliche Prüfung gemeistert und damit mein Physikum, das Erste Staatsexamen, bestanden. Danach durfte ich endlich Patienten begegnen. Ich wollte etwas mit meinen Händen tun, Leben spüren, heilen - so stellte ich es mir wenigstens vor. Stattdessen sah ich, wie Ärzte, Pfleger und Schwestern durch einen Klinikalltag rauschten, in dem Menschen in engem Zeittakt auf ihre Symptome reduziert und ihre Körper mit Pillen und Verbänden versorgt wurden. Statt die tieferen Ursachen hinter chronischen Schmerzen zu finden, den Menschen ganzheitlich zu betrachten, behielt kaum ein Arzt die Seele im Blick. Das wurde wie selbstverständlich den Pflegekräften zugeschoben, die ohnehin schon unterbesetzt und überlastet waren - wie die Ärzte im Übrigen auch. Akutmedizin ist ein Segen, natürlich ist in einem Schockraum oder Operationssaal keine Zeit für solche Betrachtungen und Ansätze. Aber das ist nicht mein Ding, nicht meine Bestimmung. Die meisten meiner Kommilitonen und Kommilitoninnen waren dort genau richtig, waren fasziniert von Mikrochirurgie, Transplantationsmedizin oder Pharmakologie - aber nicht ich. Ich brannte aus, schleppte mich pflichtschuldig weiter von Semester zu Semester bis kurz vors Zweite Staatsexamen.

Dann wurde ich krank. Zuerst schob ich die Symptome auf den Stress und die vielen Nachtdienste im Krankenhaus. Doch bald musste ich zugeben, dass etwas nicht stimmte. Und zwar ganz und gar nicht. Es war Krebs. Ich gab auf. Zuerst das Studium, als Nächstes mich selbst.

Vielleicht war ich in diesem Moment bereit für ein Wunder. Als Patientin in genau diesem verkorksten System fand ich meine Nische, bekam ich mein Aha-Erlebnis in Gestalt der Urlaubsvertretung meiner Krankenhausphysiotherapeutin geschenkt: Es faszinierte mich zutiefst, was Birte allein mit ihren Fingerspitzen aus mir herauslesen konnte. Wie sie mit minimalen Bewegungen meinen Körper wieder in Fluss brachte, an seine Mitte erinnerte, ihn dorthin zurückleitete. Ich konnte spüren, wie der Lymphstrom von meinem Nacken bis hinunter in die Zehen in Schwingung geriet. Sie löste nicht einfach nur die Verspannungen, die durch das lange Liegen, einseitige Belastung und den Abbau der Haltemuskulatur entstanden waren; Birte rückte mich mit ruhigen, kaum spürbaren Berührungen â¦ gerade. Komplett.

Irgendetwas arbeitete sich an diesem trüben, herbstgrauen Nachmittag an die Oberfläche, und ich heulte wie ein Schlosshund auf Birtes Behandlungsliege, weil in mir Hoffnung keimte, Zuversicht sogar. Ich erinnerte mich.

Das Zusammenspiel von Körper, Geist und Seele - das war es, was ich mir ursprünglich erhofft hatte, damals, als ich mich für das Medizinstudium eingeschrieben hatte. Genau das wollte ich lernen, und jetzt hatte es einen Namen: Osteopathie!

Aber wo? Und wie? Alles hinschmeißen und noch mal von vorn anfangen? Dazu fehlte mir dann doch die Energie, frisch nach der Entlassung aus der...

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Karen Ashley ist das Pseudonym einer bekannten Jugendbuchautorin. Sie war schon als Kind von Geschichten und vom Reisen fasziniert. Kein Wunder, ist doch ihre schwedische Urgroßmutter mit einem Schmied nach Amerika durchgebrannt. Ashley hat viele Jahre als Journalistin gearbeitet, in Perú die Regenbogenberge erklettert, in Schweden in einem Wald überwintert und schließlich in Norddeutschland Wurzeln geschlagen.
April & Storm - Stärker als die Nacht