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Mord am Münster

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
365 Seiten
Deutsch
Bastei Entertainmenterschienen am26.03.20211. Aufl. 2021
Kitt kann es kaum glauben: Ihre beste Freundin soll ihren Ex-Freund getötet haben. Dabei kann Eevie doch keiner Fliege was zuleide tun. Zudem war sie zum Tatzeitpunkt bei Kitt. Wie kann es also sein, dass die Polizei sie dennoch verdächtigt? Die beiden Ermittler scheinen alles andere als von ihrer Unschuld überzeugt zu sein. Klar, dass Kitt ihrer Freundin zur Seite stehen und den wahren Täter überführen muss. Schließlich hat sie nicht umsonst zahlreiche Krimis gelesen ...


Helen Cox wurde in Yorkshire geboren und studierte an der University of York St. John Kreatives Schreiben. Als Journalistin schrieb sie bereits sowohl für zahlreiche Magazine und Websites als auch für TV und Radio. Fünf Jahre lang gab sie ihr eigenes unabhängiges Film-Magazin heraus und hat drei Sachbücher geschrieben. Inzwischen hat sie einen eigenen Podcast und arbeitet bei City Lit in London.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR4,99

Produkt

KlappentextKitt kann es kaum glauben: Ihre beste Freundin soll ihren Ex-Freund getötet haben. Dabei kann Eevie doch keiner Fliege was zuleide tun. Zudem war sie zum Tatzeitpunkt bei Kitt. Wie kann es also sein, dass die Polizei sie dennoch verdächtigt? Die beiden Ermittler scheinen alles andere als von ihrer Unschuld überzeugt zu sein. Klar, dass Kitt ihrer Freundin zur Seite stehen und den wahren Täter überführen muss. Schließlich hat sie nicht umsonst zahlreiche Krimis gelesen ...


Helen Cox wurde in Yorkshire geboren und studierte an der University of York St. John Kreatives Schreiben. Als Journalistin schrieb sie bereits sowohl für zahlreiche Magazine und Websites als auch für TV und Radio. Fünf Jahre lang gab sie ihr eigenes unabhängiges Film-Magazin heraus und hat drei Sachbücher geschrieben. Inzwischen hat sie einen eigenen Podcast und arbeitet bei City Lit in London.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783751703635
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum26.03.2021
Auflage1. Aufl. 2021
Reihen-Nr.1
Seiten365 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5420493
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Eins

Kitt Hartleys linker Mundwinkel zuckte. Sie schloss die Augen und betete, wenn sie sie wieder aufschlug, würde ihre Assistentin Grace mit einer Tasse heißem Lady-Grey-Tee vor ihr stehen, nachdem sie vor einer Viertelstunde davongegangen war, um ihn zu holen. Stattdessen fand sich Kitt, als sie die Augenlider hob, immer noch dem Mann in dem tannengrünen Anorak gegenüber. Er roch weiterhin nach Kohl, der zu lange gekocht worden ist, und er zog immer noch die dunklen, buschigen Augenbrauen hoch, während er auf ihre Antwort wartete.

»Tess von den d Urbervilles?«, wiederholte Kitt den Buchtitel, der sie zum Schmunzeln gebracht hatte.

»Ja, ich kann es nicht finden. Unser Dozent hat gesagt, es wäre ein Klassiker. Da haben Sie doch bestimmt ein Exemplar? Das hier ist angeblich eine Bibliothek«, erklärte der Kohlkopf.

Die Bibliothekarin fuhr mit den Fingern durch die langen kupferroten Haarsträhnen, die ihr Gesicht umrahmten. Dem Besucher würde die Geste ganz natürlich vorkommen, während sie ihr die Gelegenheit gab, ihre Frustration abzureagieren. »Ja, Sir, wir haben mehrere Exemplare, und zwar in der Belletristik-Etage. Verstehen Sie, dies hier ist die Abteilung für Frauenforschung.« Kitts Blick huschte zu dem großen weinroten Schild am oberen Ende der Treppe, auf dem überdeutlich Frauenstudien stand.

Bei zahllosen Gelegenheiten hatte sie Nachsicht dafür aufgebracht, dass Menschen beim Betreten einer Bibliothek ihre grauen Zellen nicht in den Lesemodus umschalteten. Mit ihren hoch aufragenden Bücherregalen aus Eiche, den Buntglasfenstern und den hohen, mit kunstvollen Malereien geschmückten Decken konnte die Bibliothek der Vale-of-York-Universität auf Neulinge schon einschüchternd wirken. Doch an diesem speziellen Montagmorgen war Kitt noch verkatert vom Wochenende, und ihre Geduld hatte Grenzen. Besonders vor der ersten Tasse Tee.

»Ach.« Der Mann riss die mandelförmigen Augen auf Walnussgröße auf. Er legte den Kopf in den Nacken, als nähme er die Einzelheiten seiner Umgebung zum ersten Mal wahr. »Also â¦ Ich studiere erst seit einer Woche hier. Bin noch dabei, mich zu orientieren.«

»Selbstverständlich«, gab Kitt zurück und lächelte gezwungen, um dem Mann einen Teil seiner Verlegenheit darüber zu nehmen, dass er nicht überprüft hatte, auf welchem Stockwerk er sich befand, bevor er seine Frage stellte. »Zu Anfang ist es knifflig, sich zurechtzufinden, aber Sie gewöhnen sich schon daran.« Sie lächelte zu dem Deckengemälde über ihrem Schreibtisch auf; es stellte Prometheus dar, der den Menschen das erste Feuer schenkt. »Geben Sie diesem Gebäude nur eine kleine Chance, und ehe Sie sichs versehen, wird es Ihnen vorkommen wie ein zweites Zuhause.«

»Hmm«, machte Kohlkopf so ausdruckslos wie nur möglich. »Ich verstehe sowieso nicht, wozu man eine Abteilung für Frauenstudien braucht â¦«

»Wie bitte?«, fragte Kitt, die hoffte, sich verhört zu haben. Aber die Hitze, die in ihrem Brustkorb aufstieg, signalisierte ihr, dass das nicht der Fall war.

»Na ja, es gibt ja schließlich auch keine Abteilung für Männerstudien, oder?«, antwortete er.

Wieder zuckten Kitts Lippen. Sie hätte damit umgehen können, wenn der Mann bloß ihren Job heruntergemacht hätte; diese abfälligen Kommentare ließ sie seit Jahren an sich abtropfen. Solche Bemerkungen jedoch entstammten einem gefährlichen Anspruchsdenken. Wie kam dieser Kerl auf die Idee, er hätte das Recht, andere Stimmen als seine eigene zum Schweigen zu bringen?

Auf Kitts Stirn braute sich ein Sturm zusammen. Innerlich durchblätterte sie das gefühlte Dutzend Bücher über Achtsamkeit, die sie gelesen hatte. Sie rief sich ein spezielles Kapitel ins Gedächtnis, in dem angeregt wurde, es sei hilfreich, das Gefühl zu identifizieren, das der Zorn im Körper hervorruft. Wenn man diese Empfindung lindern könne, würde die Ruhe sich angeblich wie in einer Art geistiger Osmose auf das Hirn übertragen.

Den Lehrbüchern zufolge erlebten die meisten Menschen Zorn als ständige Anspannung in den Schultern. In Kitts Fall drückte er sich durch ein Brennen in der Brust aus. Es schien nicht besonders sinnvoll, dieses Gefühl zu intellektualisieren. Wenn sein Ursprung muskulär war, wäre Pilates ein Anfang. Aber es gab keine einfache Art, ein Großfeuer im eigenen Brustkorb zu löschen. Wissenschaftlich betrachtet würde tiefes Atmen die Flammen noch stärker anfachen.

»Tatsächlich«, erklärte Kitt, »verfügen wir über ein ganzes Stockwerk, das fast vollständig Männerstudien vorbehalten ist. Es heißt Geschichtsabteilung.«

Der Mann zog eine verkniffene Miene, während er Kitts Bemerkung verdaute. »Das ist unverschämt.«

Kitt stemmte eine Hand in ihre rechte Hüfte. »Das gilt auch für Ihre Andeutung, dass Geschichten, die sich von Ihrer unterscheiden, nicht das Papier wert sind, auf das sie gedruckt sind.«

Der Mann öffnete den Mund, um noch etwas zu sagen, wurde aber von Grace mit ihrem dicken Akzent aus West-Yorkshire unterbrochen - ihre Vokale klangen fast so hart wie ihre Konsonanten.

»Lady-Grey-Tee für die Dame«, erklärte Grace, während Kitt der beruhigende Duft von Zitrusfrüchten in die Nase stieg.

»Danke.« Kitt nahm die Tasse an und schmiegte sich in ihren kieferngrünen Bürostuhl, auf den sie ein dickes lilafarbenes, mit einem Pfau besticktes Kissen gelegt hatte, damit er einladender wirkte. Kohlkopf starrte sie aufgebracht an. Sie wich seinem Blick aus und konzentrierte sich darauf, die Falten in ihrem knöchellangen marineblauen Rock glatt zu streichen, der sich - zusammen mit einer weißen Hemdbluse, einem dunkelblauen Blazer und einem hellbraunen Gürtel - im Laufe der Jahre zu ihrer inoffiziellen Arbeitsuniform entwickelt hatte. Ihre Garderobe bestand aus etlichen Varianten dieses Outfits und wenig mehr.

Kohlkopf brummte, blickte finster zwischen den beiden Frauen hin und her und ging vor sich hin schimpfend davon.

»Was ist denn mit dem los?«, fragte Grace und schüttelte den Kopf so heftig, dass ihr schulterlanger braunschwarzer Lockenschopf wogte.

»Ich glaube, er ist ein wenig pikiert, weil seine frühmorgendliche Runde beiläufiger Sexismus nicht nach Plan gelaufen ist«, erklärte Kitt und blies auf das Getränk, bevor sie den ersten Schluck nahm. Das wohlduftende Nass rann durch ihre Kehle und löschte die Flammen, die der erste Besucher des Tages angefacht hatte. Doch während das Feuer zu Glut herunterbrannte, begannen diese vertrauten leeren Momente zwischen ihren zornigen Anflügen. Vielleicht hätte sie anders mit dem Mann reden sollen â¦

»Ach, du meine Güte«, sagte Grace. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie heute Morgen in der Stimmung dazu sind. Aber es überrascht mich ein wenig, dass Sie noch verkatert von Freitagabend sind. Normalerweise stecken Sie Alkohol ganz gut weg.«

»Freitag- und Samstagabend, danke. Zwei Abende hintereinander«, protestierte Kitt. »Schuld daran ist Evie â¦ oder Meg Ryan; ich kann mich nicht entscheiden.«

»Meg Ryan?«, fragte Grace. »Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass sie am Samstagabend im Nag s Head mit einem Bier in der Hand bei Ihnen und Evie gesessen hat.«

»Evie und ich sind sehr unterhaltsam; Meg Ryan könnte froh sein, uns zur Gesellschaft zu haben«, wandte Kitt ein und lächelte bei dem Gedanken an ihre beste Freundin, obwohl diese zumindest teilweise für ihren Kater verantwortlich war. Trotzdem schien sich Evie nicht viel munterer zu fühlen als sie. Jeden Montagmorgen ging bei Kitt eine Nachricht von Evie ein, in der sie ihr erklärte, wie sehr sie sich wünsche, sie müsse nicht zur Arbeit gehen. Jeden Montag, nur heute nicht. Evie war beinahe schon süchtig nach Textnachrichten; wenn sie nichts für ihren Bildschirm übrighatte, musste es ihr richtig schlecht gehen - Sherry war wirklich ein teuflisches Gebräu.

Als Kitt aufblickte, sah sie, wie Grace ihre verlegenste Geste vollführte: Sie strich eine Locke hinter ihr linkes Ohr zurück und nahm dann die Hand vor den Mund, um ein Grinsen zu verbergen.

»Was?«, fragte Kitt.

»Nichts. Was Sie gesagt haben, war lustig.« Grace hob die Handflächen. Die türkisfarbenen Ärmel ihres bodenlangen Kaftans hoben sich leuchtend vor ihrer tief gebräunten Haut ab, die noch dunkler geworden war, seit sie im September in Indien gewesen war, wo ihre Großeltern mütterlicherseits lebten.

Kitt schüttelte den Kopf. Grace studierte jetzt seit einem Jahr Psychologie an der Universität und koordinierte ihre Schichten in der Bibliothek mit den Vorlesungen, um einen Teil ihrer täglichen Hin- und Rückfahrten nach Leeds zu finanzieren. Aber in all den Monaten, in denen sie nun schon das menschliche Verhalten untersuchte, war sie noch nicht darauf gekommen, wie verräterisch ihre eigenen Tics waren. Sie besaß ein hübsches, etwas spitzes Gesicht mit scharfen Wangenknochen, die selbst die diskreteste Miene betonten.

»Deswegen lächeln Sie aber nicht. Es ist wieder die Tasse, nicht wahr? Werden Sie je darüber hinwegkommen?«

»Niemals!«, sagte Grace und sah zu, wie Kitt wieder aus dem Becher trank, den sie ihr im April zum Geburtstag geschenkt hatte. Er war knallgelb, und in großen schwarzen Buchstaben stand darauf: Sie dürfen die Bibliothekarin küssen. »Das war der beste Tag aller Zeiten.«

»Grace â¦«, versuchte es Kitt, aber es war zu spät. Ihre Assistentin hatte sich bereits den weinroten Filzhut geschnappt, der auf Kitts Schreibtisch lag. Dicht über der Krempe war ein schwarzes Band angenäht; und vom Herbst...

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Helen Cox wurde in Yorkshire geboren und studierte an der University of York St. John Kreatives Schreiben. Als Journalistin schrieb sie bereits sowohl für zahlreiche Magazine und Websites als auch für TV und Radio. Fünf Jahre lang gab sie ihr eigenes unabhängiges Film-Magazin heraus und hat drei Sachbücher geschrieben. Inzwischen hat sie einen eigenen Podcast und arbeitet bei City Lit in London.
Mord am Münster

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt