Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Weiter als der Ozean

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
432 Seiten
Deutsch
Gerth Medienerschienen am19.01.20211. Auflage
London, 1909: Nach dem Tod ihres Mannes kümmert sich Edna McAlister mit aller Kraft um die Versorgung ihrer drei jüngsten Kinder. Ihre älteste Tochter Laura ist auf einem Anwesen als Hausmädchen beschäftgt. Als Edna ernsthaft erkrankt, werden die Kinder in einem Waisenhaus untergebracht - noch bevor Laura das Sorgerecht für ihre Geschwister einfordern kann. Die junge Frau weiß um die Tatsache, dass Tag für Tag Hunderte britischer Kinder - ob tatsächlich Waisen oder nicht - nach Kanada verschickt werden. Laura beschließt zu handeln, wohl wissend, dass sie damit eine Menge aufs Spiel setzt ... Gleichzeitig findet der junge Anwalt Andrew Frasier heraus, dass bei der Vermittlung der Kinder etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Gemeinsam mit Laura macht er sich auf die Suche nach den drei Geschwistern. Dieser Roman der mehrfach preisgekrönten Autorin Carrie Turansky basiert auf wahren Begebenheiten. Er beleuchtet das Schicksal einer jungen Frau, die trotz schwieriger Situationen erlebt, dass Gottes Hand sie auch im tiefsten Tal schützt und hält.

Carrie Turansky ist eine preisgekrönte Autorin von gut 20 Romanen und Novellen. Sie hat den ACFW Carol Award, den Crystal Globe Award und den International Digital Award gewonnen und war Finalistin für den Inspirational Readers Choice Award und den Maggie Award of Excellence. Als fleißige Schriftstellerin von zeitgenössischen und historischen Liebesromanen, Frauenliteratur, Kurzgeschichten, Artikeln und Andachten lebt Carrie Turansky im US-Bundesstaat New Jersey. Sie hat fünf erwachsene Kinder und auch schon einige Enkel. © Foto: Emilie Hendryx
mehr

Produkt

KlappentextLondon, 1909: Nach dem Tod ihres Mannes kümmert sich Edna McAlister mit aller Kraft um die Versorgung ihrer drei jüngsten Kinder. Ihre älteste Tochter Laura ist auf einem Anwesen als Hausmädchen beschäftgt. Als Edna ernsthaft erkrankt, werden die Kinder in einem Waisenhaus untergebracht - noch bevor Laura das Sorgerecht für ihre Geschwister einfordern kann. Die junge Frau weiß um die Tatsache, dass Tag für Tag Hunderte britischer Kinder - ob tatsächlich Waisen oder nicht - nach Kanada verschickt werden. Laura beschließt zu handeln, wohl wissend, dass sie damit eine Menge aufs Spiel setzt ... Gleichzeitig findet der junge Anwalt Andrew Frasier heraus, dass bei der Vermittlung der Kinder etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Gemeinsam mit Laura macht er sich auf die Suche nach den drei Geschwistern. Dieser Roman der mehrfach preisgekrönten Autorin Carrie Turansky basiert auf wahren Begebenheiten. Er beleuchtet das Schicksal einer jungen Frau, die trotz schwieriger Situationen erlebt, dass Gottes Hand sie auch im tiefsten Tal schützt und hält.

Carrie Turansky ist eine preisgekrönte Autorin von gut 20 Romanen und Novellen. Sie hat den ACFW Carol Award, den Crystal Globe Award und den International Digital Award gewonnen und war Finalistin für den Inspirational Readers Choice Award und den Maggie Award of Excellence. Als fleißige Schriftstellerin von zeitgenössischen und historischen Liebesromanen, Frauenliteratur, Kurzgeschichten, Artikeln und Andachten lebt Carrie Turansky im US-Bundesstaat New Jersey. Sie hat fünf erwachsene Kinder und auch schon einige Enkel. © Foto: Emilie Hendryx
Details
Weitere ISBN/GTIN9783961224623
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum19.01.2021
Auflage1. Auflage
Seiten432 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1573 Kbytes
Artikel-Nr.5608622
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe




1

London, 1909

Katie McAlisters Herz hämmerte wild, während sie sich an dem wackeligen Geländer festhielt und die Hintertreppe hinabstürmte. Unten angekommen schob sie die schwere Tür auf und sprang hinaus in die dunkle Gasse hinter der Schneiderei. Ein kühler grauer Nebel hüllte sie ein und brachte den Geruch von verfaultem Essen und erstickendem Kohlenrauch mit sich.

Sie warf einen schnellen Blick nach links und dann nach rechts. Eine Gänsehaut lief ihr über die Arme. So spät nachts war sie noch nie allein auf der Straße gewesen. Das war gefährlich, wenigstens in diesem Teil von London. Aber sie durfte sich von ihren Ängsten nicht aufhalten lassen. Sie musste es tun.

Wenn nur ihre ältere Schwester Laura hier wäre! Sie wüsste, was zu tun war. Aber sie wohnte kilometerweit entfernt.

Katie rannte los und wich den Holzkisten aus, die von kaputten Flaschen und stinkendem Müll überquollen. Das kreischende Miauen einer Katze zerschnitt die Luft. Katie machte keuchend einen Satz zur Seite. Die Katze huschte an ihr vorbei, ein schwarzer Schatten im schwachen Licht der Gaslaternen.

Sie atmete scharf ein und bog um die Ecke. Ihre Schritte hallten auf dem kalten, glitschigen Kopfsteinpflaster wider. Sie hätte schon früher Hilfe holen sollen, aber Mama hatte sie angefleht, sie nicht allein zu lassen.

Sie lief an der Schusterei und an der Bäckerei vorbei, dann bog sie in eine Gasse und rannte polternd zur Tür der Grahams hinauf. Mit zitternder Hand klopfte sie dreimal, dann biss sie sich auf die Lippe und trat zurück. Niemand kam an die Tür. Sie klopfte erneut, dieses Mal kräftiger. Mrs Graham!

Schließlich ging die Tür auf, und die Freundin ihrer Mutter schaute sie mit zusammengekniffenen Augen an. Sie trug eine Rüschenhaube auf dem Kopf, ein graues Wolltuch lag über ihren Schultern. Meine Güte, Katie! Bist du das?

Ja, Madam. Können Sie bitte mitkommen? Mama geht es immer schlechter. Sie glüht vor Fieber, und ihr Atem kommt so keuchend. Wir wissen nicht, was wir tun sollen.

Ein angsterfüllter Blick trat in Mrs Grahams Augen. Sie nickte schnell. Natürlich, Liebes. Ich packe nur ein paar Sachen ein.

Katie schloss ihre brennenden Augen und atmete tief aus. Jetzt würde alles gut werden. Mrs Graham wusste, wie man Kranke pflegte. Katie schluckte schwer und betete, dass Mrs Grahams Hilfe ausreichen würde. Aber die schmerzvollen Erinnerungen an den Unfall ihres Vaters vor anderthalb Jahren stürmten auf sie ein. Er war bei einem schrecklichen Zugunglück schwer verletzt worden. Mama hatte ihn drei Tage lang rund um die Uhr gepflegt. Die ganze Familie hatte gebetet, dass er wieder gesund werden würde, aber er war gestorben, und ihre Welt war zusammengebrochen.

Sie waren gezwungen gewesen, ihr bescheidenes Haus aufzugeben und in die Drei-Zimmer-Wohnung über der Schneiderei zu ziehen, in der Mama für Mrs Palmer von frühmorgens bis spätabends Kleider nähte. Wenigstens hatte Mama für Mrs Palmer gearbeitet, bis sie vor acht Tagen Fieber bekommen hatte. Seitdem war sie zu schwach, um vom Bett aufzustehen.

Mrs Graham trat mit einem Korb am Arm aus der Wohnung. Komm, Kind.

Katie versteifte sich. Sie war kein Kind mehr. Sie war vierzehn und arbeitete fast den ganzen Tag. Sie kümmerte sich um ihre jüngere Schwester Grace und übernahm einen Teil des Kochens und Wäschewaschens. Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um das klarzustellen. Sie eilte hinter Mrs Graham her und schickte ein stummes Gebet zum Himmel, während sie der Freundin ihrer Mutter folgte und schließlich in die Gasse hinter der Schneiderei einbog. Sie lief voraus und öffnete Mrs Graham die Tür zum Treppenhaus.

Du meine Güte! Hier drinnen ist es ja so dunkel wie in einem Verlies. Mrs Graham raffte ihren Rock und stieg die knarrende Treppe hinauf.

Katie blieb an der untersten Stufe stehen und schaute nach oben. Ein schwaches, trübes Licht fiel durch das einzige Fenster und warf gespenstische Schatten auf die Stufen. Ein kaltes Grauen erfasste sie. Wenn sie nur vor dem schmerzlichen Anblick, der sie in der Wohnung erwartete, fliehen könnte! Aber Garth, ihr Zwillingsbruder, war oben bei Mama und bei der siebenjährigen Grace. Sie verließen sich auf sie, und Katie würde sie in dieser beängstigenden Nacht nicht allein lassen.

Sie atmete tief ein, straffte die Schultern und stieg die Treppe hinauf. Oben angekommen folgte sie Mrs Graham in die Wohnung. Die abstoßenden Gerüche aus der Gasse durchdrangen ihre kleine Behausung, obwohl sich Mama und Katie nach Kräften bemühten, alles sauber zu halten. Eine einsame Petroleumlampe brannte neben Mamas Bett und erhellte das kalte Zimmer mit einem trüben Lichtschein.

Mrs Graham eilte zu dem Bett, in dem Mama lag. Katies Bruder und Schwester saßen auf dem anderen Bett. Grace hatte sich an Garth gelehnt und drückte ihr Gesicht an seine Schulter. Er schaute Katie an. Seinem angsterfüllten Blick entging nicht, was sie dachte.

Er hatte schon immer ihre Gedanken lesen können, solange sie zurückdenken konnte. Mama sagte, als Kleinkinder hätten sie ihre eigene Sprache gehabt. Zwillingssprache hatte sie es genannt. Obwohl seitdem viele Jahre vergangen waren, waren sie nach wie vor Seelenverwandte und wussten meistens, was der andere dachte. Zwischen ihnen gab es keine Geheimnisse.

Katie trat ans Bett, auf dem Grace und Garth warteten. Sanft strich sie über die blonden Locken ihrer Schwester. Das arme Kind. Es war schon fast Mitternacht. Sie sollte längst schlafen und von glücklicheren Tagen träumen.

Mrs Graham sprach leise mit Mama, während sie das Laken glatt strich und ihr die Decke über die Brust hochzog, aber Mama antwortete nicht. Sie warf unruhig den Kopf hin und her. Ihre Wangen waren gerötet und schweißgebadet.

Grace schaute Mrs Graham ängstlich an. Wird sie wieder gesund?

Mrs Graham zögerte. Natürlich, Liebes. Aber ihre Worte klangen nicht überzeugend. Ihr Blick wanderte von Grace zu Katie. Geh doch bitte in die Küche und setz den Teekessel auf. Garth, du und Grace geht bitte auch mit. Eine Tasse Tee wird uns allen guttun.

Ja, Madam. Katie nahm Grace an der Hand und half ihrer Schwester vom Bett. Ihr Bruder stand auf und folgte ihnen in die Küche.

Garth schüttete eine kleine Schaufel voll Kohlen in den Ofen, seine Miene wirkte abwesend und bedrückt. Katie füllte den Kessel mit Wasser und versuchte, den Schmerz in ihrer Brust zu ignorieren. Grace kletterte auf einen der Stühle am Tisch und schaute ihren beiden Geschwistern mit großen blauen Augen zu.

Katie holte vier Tassen aus dem Regal und stellte sie auf den Tisch, dann nahm sie die Teedose. Sie war fast leer. Zucker hatten sie auch nicht mehr. Das Brot war aufgebraucht. Alles, was noch an Essbarem da war, waren einige runzelige Kartoffeln und eine Zwiebel. Mit einem müden Seufzen gab sie ein paar Teeblätter in den Topf und ließ den Tee ziehen.

Grace stützte den Ellbogen auf den Tisch und legte das Kinn in ihre Hand. Kann ich heiße Schokolade haben?

Garth warf Katie einen schnellen Blick zu. Seine Botschaft war unmissverständlich. Bring jetzt bloß nicht Grace aus der Fassung. Er wandte sich an seine kleinere Schwester. Heute nicht, Gracie. Vielleicht morgen.

Grace verschränkte die Arme auf dem Tisch und legte den Kopf mit einem schweren Seufzen darauf.

Garth öffnete den Küchenschrank und ließ seinen Blick über die leeren Fächer schweifen. Er schüttelte fast unmerklich den Kopf und wandte sich dann an Katie. Ich werde mit Mr Davies sprechen. Vielleicht zahlt er mir einen Vorschuss.

Katie nickte und hoffte, der Metzger würde sich darauf einlassen. Garth arbeitete unter der Woche nach der Schule und samstags den ganzen Tag als Lieferjunge für Mr Davies. Der Mann war für seinen Geiz bekannt. Garth musste immer bis zum Monatsende auf seinen Lohn warten. Er verdiente nicht viel, aber seit Mama krank war, bekam sie überhaupt kein Geld mehr, und sie waren auf Garths Lohn angewiesen.

Mrs Graham trat in die Küche und faltete die Hände. Garth, lauf bitte zu uns nach Hause und sag meinem Mann, dass er mit dem Wagen kommen soll. Wir müssen eure Mama ins Krankenhaus bringen.

Katies Herz zog sich zusammen. Mama will nicht ins Krankenhaus. Wir können sie doch bestimmt auch hier versorgen.

Mrs Grahams Miene wurde weicher, und ihr Blick wanderte von Katie zu Garth. Eure Mama braucht einen Arzt und ausgebildete Krankenschwestern, die sich um sie kümmern. Sonst befürchte ich ... Sie sprach nicht weiter und warf einen schmerzerfüllten Blick auf Grace.

Katie legte die Hand auf das Kreuz, das sie an einer Kette unter ihrem Kleid trug, und bemühte sich, ihre Angst zu bändigen. Sie wusste, dass Mama ernsthaft krank war. Aber sie konnten sich keinen Arzt leisten. Wovon sollten sie eine Krankenhausrechnung zahlen?

Aber blieb ihnen eine andere Wahl? Da Papa tot war und Laura so weit weg arbeitete, mussten sie die Entscheidung treffen.

Garth nahm seine Kappe und Weste vom Haken an der Wand und trat wortlos zur Tür. Er würde tun, was Mrs Graham gesagt hatte, und ihren Mann holen.

Katie schenkte eine Tasse Tee für Mrs Graham ein und brachte sie ihr. Dann setzte sie sich mit Grace neben Mamas Bett. Ängstliche Fragen schwirrten ihr durch den Kopf, während sie alle warteten, bis Garth mit Mr Graham zurückkam. Mamas Gesicht war noch mehr gerötet, und sie warf den Kopf hin und her und murmelte Worte, die Katie...


mehr