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Einband grossDu sollst nicht töten - Skandinavien-Krimi
ISBN/GTIN

Du sollst nicht töten - Skandinavien-Krimi

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
220 Seiten
Deutsch
SAGA Egmonterschienen am28.09.2020
Vier Morde und viele Rätsel - der dritte Fall für den beliebten Kriminalkommissar Høyer. Nachdem bereits zwei Morde an jungen Mädchen die kleine jütländische Gemeinde erschüttert haben, wird auch noch die 16-jährige Birte tot aufgefunden. Kurz darauf wird der alte Pastor auf dem Friedhof erschlagen. Hängen die Morde vielleicht mit dem Lottogewinn der Tippgemeinschaft oder dem geheimen Haschischlager im Kirchturm zusammen? Es gibt zumindest Verdächtige...-

Kirsten Holst (1936-2008) war eine dänische Schriftstellerin und Tochter eines Polizeibeamten. Bekannt wurde sie für ihre spannenden Kriminalromane, die in viele Sprachen übersetzt wurden. Ihre 14 auf Deutsch erschienenen Krimis spielen alle in einer jütländischen Kleinstadt. Insgesamt schrieb sie ca. 60 Bücher und Kurzgeschichten.
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Produkt

KlappentextVier Morde und viele Rätsel - der dritte Fall für den beliebten Kriminalkommissar Høyer. Nachdem bereits zwei Morde an jungen Mädchen die kleine jütländische Gemeinde erschüttert haben, wird auch noch die 16-jährige Birte tot aufgefunden. Kurz darauf wird der alte Pastor auf dem Friedhof erschlagen. Hängen die Morde vielleicht mit dem Lottogewinn der Tippgemeinschaft oder dem geheimen Haschischlager im Kirchturm zusammen? Es gibt zumindest Verdächtige...-

Kirsten Holst (1936-2008) war eine dänische Schriftstellerin und Tochter eines Polizeibeamten. Bekannt wurde sie für ihre spannenden Kriminalromane, die in viele Sprachen übersetzt wurden. Ihre 14 auf Deutsch erschienenen Krimis spielen alle in einer jütländischen Kleinstadt. Insgesamt schrieb sie ca. 60 Bücher und Kurzgeschichten.
Details
Weitere ISBN/GTIN9788726569513
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum28.09.2020
Reihen-Nr.5
Seiten220 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5620633
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1.

Er drehte den Körper halb zur Seite und ließ sich rücklings auf den feuchten Waldboden fallen. Sein Atem ging in kurzen, keuchenden Zügen und der säuerlich beißende Geruch, der vom Erdboden aufstieg und sich mit dem durchdringenden, an Heringslake erinnernden Duft von Weißdorn vermischte, schnürte ihm die Kehle zu. Er blieb noch einen Moment liegen, spürte, wie der Puls langsam wieder zu seinem gewohnten Rhythmus zurückfand, und schaute in den blassgrauen, stumpfen Himmel hinauf, der an den lichten Stellen zwischen den Bäumen über ihm schwebte. Er fühlte sich erschöpft und vollkommen leer. Leer, aber triumphierend. Vollendet.

Er sah das Mädchen nicht an, das regungslos an seiner Seite lag, begann stattdessen, sich die Hose wieder hochzuziehen, weiterhin auf dem Rücken liegend. Man sollte ihn nicht mit heruntergelassener Hose erwischen. Er hob den Körper zu einer Brücke, während er sich das Hemd in die Hose stopfte und den Reißverschluss zuzog, stand dann langsam auf und ging ein paar Schritte zu einem Stapel aus Holzscheiten, auf dem er seine Jacke abgelegt hatte. Es wurde jetzt langsam hell. Er konnte alles um sich herum deutlich erkennen, graue und schwarze Konturen, denn die Farben waren noch nicht hinzugekommen, nur die Dolden des Weißdorns ließen sich als weiße Flecken vor dem dunklen Hintergrund erahnen. Im Übrigen hatte er die ganze Zeit schon sehen können, denn er konnte gut im Dunkeln sehen. Wie eine Katze, pflegte er zu sagen.

Sein Puls war jetzt wieder fast normal. Er zog seine Jacke an und tastete sie unwillkürlich ab, ob er auch alles hatte. Die Brieftasche in der Innentasche, Zigaretten und Feuerzeug in der rechten Jackentasche, die Autoschlüssel in der linken.

Leer, aber triumphierend. Er hatte es wieder getan. Es, das schlimmer war als der Tod!

Unsinn. Die hatten doch keine Ahnung, wovon sie redeten. Der Tod war das Schlimmste. Er wusste es und die Mädchen wussten es auch. Sie weinten und flehten ihn an und waren zu allem bereit, versprachen alles, machten alles. Er beherrschte sie, demütigte sie, verängstigte sie. Er hatte die Macht.

Sie waren so erleichtert, wenn sie es überstanden hatten. Es, das schlimmer war als der Tod. Er ließ ihnen Zeit, sich erleichtert zu fühlen und zu glauben, dass es damit getan war.

Und erst dann kam, wovor sie wirklich Angst hatten!

Er ging zu der Kleinen zurück, die noch genauso dalag wie zuvor. Er würdigte sie keines Blickes, bückte sich nur, packte sie bei den Fußgelenken und begann, sie zum Holzstapel hinüberzuzerren. Die welken Blätter raschelten und ein paar Zweige knackten unter ihr. Und dann war da plötzlich ein anderer Laut. Ein Stöhnen? Oder ein Wimmern?

Er ließ ihre Füße fallen und sie fielen schwer und leblos auf den Waldboden; aber da war etwas gewesen. Ein Laut. Sie war nicht tot. Sie war nicht tot. Sie hatte ihn hereingelegt, dieses kleine Luder. Ihn hereingelegt. Sie war nicht tot.

Er stand da, immer noch ein wenig vorgebeugt, und starrte sie an, und während er so dastand und starrte, zog sie langsam ihre Beine ein wenig an, streckte sie und zog sie von neuem wieder an.

Er spürte, wie ihm am ganzen Körper der Schweiß ausbrach und eine erstickende Angst Besitz von ihm ergriff. Er wollte schreien, sich erbrechen, fliehen, zum Auto stürzen und wegfahren. Eine ganze Reihe verschiedener Impulse kämpfte in ihm um die Vorherrschaft und lähmte ihn völlig. In wenigen Sekunden würde sie die Augen aufschlagen und dann würde etwas Schreckliches geschehen. Er wusste nicht was, wusste nur, dass es unvorstellbar grauenhaft sein würde.

Er kannte dieses Gefühl. Es war das gleiche Gefühl wie damals bei der Sache mit der Wespe.

Er hatte im Badezimmer eine Wespe erschlagen. Wie man das so macht. Nur eine ganz gewöhnliche Wespe, die dort herumsummte. Er hatte sie mit der Zeitung erschlagen, die er dabeihatte, sie ins Waschbecken geworfen und hinuntergespült. Aber plötzlich, während er noch dastand und sich die Hände am Handtuch abtrocknete, sah er, wie sie mühselig durch die Löcher des Abflusses wieder hochkroch. Er hatte sie totgeschlagen und nun krabbelte sie wieder zu ihm hoch, größer als je zuvor. Groß und bedrohlich. Damals hatte ihn die gleiche erstickende Angst gepackt. Er hatte den Wasserhahn aufgedreht und das Wasser noch lange, lange laufen lassen, nachdem die Wespe verschwunden war. Dann hatte er den Wasserhahn wieder zugedreht und war stehen geblieben, ohne zu atmen, hatte gewartet, und einen Augenblick später kam die Wespe wieder angekrabbelt, langsam und mühevoll, aber unüberwindlich wie ein Panzer, der sich schlingernd und mit Mühe durch feindliches Territorium bewegt.

Er drehte den Warmwasserhahn auf. Kochend heißes Wasser schoss in das Waschbecken hinab, der Dampf ließ den Spiegel beschlagen und verhüllte so sein leichenblasses Gesicht. Er ließ das Wasser minutenlang laufen, drehte es dann wieder ab und stand unbeweglich da und starrte in das Waschbecken hinab. Jetzt musste sie einfach tot sein.

Diesmal dauerte es länger, aber sie kam. Ihre Beine hatten sich unter ihr eigenartig verkrümmt, sie sah aus, als wäre sie gekocht worden, aber trotz allem kroch sie wieder durch den Abfluss in das Waschbecken hinauf. Ihre tausend Augen sahen nichts, aber sie wusste, dass er da war, und sie kam unerbittlich zu ihm hoch - hoch, hoch, hoch! Und er wusste, wenn sie wirklich hochkam, würde etwas Fürchterliches geschehen.

Er hatte dort gestanden, schwitzend und zitternd, und wäre am liebsten in Panik aus dem Badezimmer geflohen, um anschließend die Tür zuzumauern. Um nie wieder dorthin zurückzukehren.

Aber dann war es ihm endlich gelungen, sich zusammenzureißen. Zum Teufel, es war doch nur eine Wespe, eine ganz gewöhnliche Wespe. Er hatte eine Flasche Shampoo genommen und sie damit zerquetscht, hatte sie zerquetscht, bis man nicht mehr erkennen konnte, dass sie einmal eine Wespe gewesen war. Dann hatte er die Überreste mit etwas zusammengefaltetem Toilettenpapier aufgewischt, das Ganze in die Toilette geworfen und abgezogen. Jetzt war sie auf jeden Fall tot.

Wieder ließ die Kleine einen wimmernden Laut vernehmen. Ihre Beine bewegten sich und ihre Hände krochen raschelnd durch das trockene Laub.

»Nein!«, schrie es in ihm. »Nein! Nein! Nein!«

Er ging langsam rückwärts, die Augen unablässig auf sie gerichtet, bis er an den Holzstapel stieß. Ohne den Blick von ihr abzuwenden tastete er hinter sich und seine Hände fanden einen Holzscheit und ergriffen ihn. Dann ging er mit steifen Schritten zu ihr, ließ sich an ihrer Seite halb auf die Knie fallen und holte weit aus mit dem Arm.

Hinterher zitterte er am ganzen Körper. Ein Schweißtropfen lief ihm ins Auge, so dass es brannte und ihm entfuhr ein trockenes Schluchzen, das fast wie ein Husten klang. Es war so schön gewesen, aber sie hatte alles kaputtgemacht. Dieses Luder. Dieses dreckige, kleine Miststück!

Tot!, dachte Høyer und atmete tief ein. Der Geruch ließ keinen Zweifel zu. Er konnte ihn schon beim ersten Spatenstich riechen. Den Gestank von Tod und Verwesung. Er machte noch ein paar Spatenstiche, wippte dann den kleinen Fliederstrauch vorsichtig mit dem Spaten nach oben, packte ihn bei den Zweigen und hob ihn so hoch, dass der Wurzelballen genau in Höhe seiner Nase war. Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse! Igitt, verdammt! Es roch wie moderndes Blumenwasser. Dem würde er kein Leben mehr einflößen können.

Der Garten bot einen traurigen Anblick. Høyer konnte sich nicht erinnern, dass er je zuvor so erbärmlich ausgesehen hatte. Die tiefstgelegene Ecke hatte mehrere Wochen lang unter Wasser gestanden, was den Fliederstrauch offensichtlich das Leben gekostet hatte. Der Strauch daneben sah auch nicht gerade aus, als ginge es ihm sonderlich gut, aber er war schon älter und hatte ein größeres Wurzelwerk, so dass er vielleicht durchkam. Wenn nur der Regen endlich aufhören wollte.

Er stellte den Spaten an seinen Platz im Geräteschuppen und ging mit dem Fliederstrauch in der Hand zur Hintertür. Seine hoch gewachsene, kräftige Gestalt sah in dem regennassen, olivgrünen Regenmantel noch größer aus als sonst. Er hielt den Fliederstrauch an den Zweigen, so dass die Wurzeln bei jedem seiner Schritte vor und zurück schwenkten. Es sah beinahe so aus, als würde er den abgeschlagenen Kopf eines Trolls tragen.

Er ging in die Einmachküche und legte den Strauch ab, nachdem er sich die Gummistiefel ausgezogen, seine Hausschuhe übergestreift und den Regenmantel an die Garderobe gehängt hatte, nahm er den Strauch wieder auf und ging in die Küche, wo er ihn auf dem Tisch ablegte.

»Sieh dir das an!«, sagte er anklagend.

Seine Frau war gerade dabei, das Kaffeetablett zu decken. Sie drehte sich um und sah fragend von dem Strauch zu ihm und wieder zurück.

»Was in aller Welt macht dieses dreckige Ding auf dem sauberen Küchentisch?«, fragte sie.

»Er ist tot!«, sagte Høyer dramatisch. »Mausetot. Außerdem ist das kein Ding, sondern der Zwergflieder, den ich letzten Herbst gepflanzt habe und der so schön ausgeschlagen war. Vor ein paar Wochen noch hatte er große, feine Knospen und jetzt sieh ihn dir an!« Er hob den Strauch hoch, ließ die Finger über einen Zweig gleiten und sah zu, wie die trockenen, verschrumpelten Knospen auf den Fußboden plumpsten.

Seine Frau betrachtete die braunen Schuppen, die nun über den ganzen Küchenboden verstreut lagen. »Was ist denn mit ihm passiert?«, fragte sie.

»Ertrunken«, antwortete er. »Riech doch nur mal. Er riecht verfault. Die Erde ist faul, total verfault. Sie hat ja auch ewig lange unter Wasser gestanden. Dieses elende Mistwetter! Es ist zum...
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