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Der König David Bericht

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
432 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am10.05.2021
Eine Parabel auf den Konflikt zwischen Intellektuellen und Machthabern in allen Zeiten
Salomo, jüngster Sohn und Nachfolger König Davids beruft eine Kommission ein: Sie soll einen Bericht über Leben und Taten Davids verfassen, der die göttliche Erwähltheit Davids und damit auch die Legitimation von Salomos Herrschaft bestätigen soll. Wird sich der mit dem Bericht beauftragte Historiker Ethan aus Esrah den Riten des Personenkults beugen? Oder wird er die Wahrheit sagen, die er von Soldaten und Huren, von Davids Frauen und von Wahrsagerinnen erfahren hat?
Stefan Heyms Meisterwerk, bei Kindler 1972 erstmals auf Deutsch erschienen, endlich als Penguin Taschenbuch lieferbar.

Stefan Heym, 1913 in Chemnitz geboren, emigrierte, als Hitler an die Macht kam. In seiner Exilheimat New York schrieb er seine ersten Romane. In der McCarthy-Ära kehrte er nach Europa zurück und fand 1953 Zuflucht, aber auch neue Schwierigkeiten in der DDR. Als Romancier und streitbarer Publizist wurde er vielfach ausgezeichnet und international bekannt. Er gilt als Symbolfigur des aufrechten Gangs und ist einer der maßgeblichen Autoren der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts. Er starb 2001 in Israel. »König David Bericht« erscheint im Rahmen dieser Werkausgabe erstmals als E-Book.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextEine Parabel auf den Konflikt zwischen Intellektuellen und Machthabern in allen Zeiten
Salomo, jüngster Sohn und Nachfolger König Davids beruft eine Kommission ein: Sie soll einen Bericht über Leben und Taten Davids verfassen, der die göttliche Erwähltheit Davids und damit auch die Legitimation von Salomos Herrschaft bestätigen soll. Wird sich der mit dem Bericht beauftragte Historiker Ethan aus Esrah den Riten des Personenkults beugen? Oder wird er die Wahrheit sagen, die er von Soldaten und Huren, von Davids Frauen und von Wahrsagerinnen erfahren hat?
Stefan Heyms Meisterwerk, bei Kindler 1972 erstmals auf Deutsch erschienen, endlich als Penguin Taschenbuch lieferbar.

Stefan Heym, 1913 in Chemnitz geboren, emigrierte, als Hitler an die Macht kam. In seiner Exilheimat New York schrieb er seine ersten Romane. In der McCarthy-Ära kehrte er nach Europa zurück und fand 1953 Zuflucht, aber auch neue Schwierigkeiten in der DDR. Als Romancier und streitbarer Publizist wurde er vielfach ausgezeichnet und international bekannt. Er gilt als Symbolfigur des aufrechten Gangs und ist einer der maßgeblichen Autoren der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts. Er starb 2001 in Israel. »König David Bericht« erscheint im Rahmen dieser Werkausgabe erstmals als E-Book.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641278267
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum10.05.2021
Reihen-Nr.9
Seiten432 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3619 Kbytes
Artikel-Nr.5690808
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

Gepriesen sei der Name des HErrn, unsres GOttes, der dem einen Weisheit verleiht, dem andern Reichtum, dem dritten aber soldatische Tugenden.

Ich, Ethan, der Sohn des Hoshaja, aus der Stadt Esrah, ward heute zu König Salomo bestellt. Die königlichen Schreiber Elihoreph und Ahija, die Söhne Shishas, führten mich in seine Gegenwart; und ich fand allda den Kanzler Josaphat ben Ahilud, den Priester Zadok, den Propheten Nathan und Benaja ben Jehojada, der über das Heer gebietet.

Und ich warf mich dem König zu Füßen, und er befahl mir, mich zu erheben. So geschah es, daß ich den König Salomo sah wie ein Mensch den andern, von Angesicht zu Angesicht; und ob er gleich auf seinem Thron saß zwischen den Cherubim, erschien er mir von geringerer Statur, als ich ihm zugemessen, kleiner noch als sein verstorbener Vater, König David; seine Haut aber war von gelblicher Farbe. Und der König musterte mich mit stechendem Blick und sprach: »Du also bist Ethan ben Hoshaja, aus der Stadt Esrah?«

»Der bin ich, Herr König. Und Euer Diener.«

»Ich höre, es heißt von Dan an bis gen Beer-sheba, du seiest einer der Weisesten in Israel?«

Ich aber erwiderte ihm: »Wer kann von sich sagen, er sei weiser als der weiseste der Könige, Salomo?«

Worauf er die feingeschnittenen Lippen verdrossen schürzte und sprach: »Ich will dir den Traum erzählen, Ethan, den ich neulich nachts träumte, nachdem ich Opfer dargebracht und Weihrauch verbrannt auf der Höhe zu Gibeon.« Und sich dem Kanzler Josaphat ben Ahilud zuwendend und den Schreibern Elihoreph und Ahija, den Söhnen Shishas: »Merkt euch den Traum, denn er wird in die Annalen aufgenommen.«

Da zogen die Brüder Elihoreph und Ahija Griffel und Wachstäfelchen aus ihren Gewändern und harrten der königlichen Worte, zwecks Niederschrift. Dies aber ist der Traum des Königs Salomo. »Zu Gibeon des Nachts erschien mir GOtt, und Jahweh sprach: Bitte, was ich dir geben soll. Und ich sprach: Du hast an meinem Vater David, deinem Knecht, große Barmherzigkeit getan, wie er denn vor dir gewandelt hat in Wahrheit und Gerechtigkeit und ehrlichen Herzens; und hast ihm deine Gnade erhalten und einen Sohn gegeben, der auf seinem Thron säße, wie es denn jetzt ist.«

Der König, der mit den Nasen der Cherubim gespielt hatte, ließ von diesen ab und schob die Füße vor, welche in roten Sandalen aus feinstem Ziegenleder staken.

»Und nun, HErr, mein GOtt, sprach ich zu Jahweh, hast du mich, deinen Knecht, zum König gemacht an meines Vaters Statt; und ich fühle mich wie ein kleiner Knabe, weiß nicht weder meinen Ausgang noch Eingang. Und dein Knecht soll über das von dir erwählte Volk gebieten, ein Volk so groß, daß niemand es zählen noch beschreiben kann.«

Der König richtete sich auf; ein Lichtstrahl vom Fenster her ließ die goldbestickte Kappe auf dem schon schütter werdenden Haar aufleuchten.

»Darum, HErr, mein GOtt, sprach ich zu Jahweh, wollest deinem Knecht geben ein verstehend Herz, daß er dein Volk richten möge, und unterscheiden, was gut und böse ist. Denn wer vermag dies dein mächtig Volk zu richten? Und GOtt sprach zu mir: Weil du solches bittest, und bittest nicht um langes Leben, noch um Reichtum, noch um deiner Feinde Vernichtung, siehe, so habe ich dir ein weises und verständiges Herz gegeben, so daß deinesgleichen vor dir nicht gewesen ist und nach dir nicht erstehen wird.«

Der König erhob sich, warf einen prüfenden Blick auf seine Minister und stellte fest, daß ihre Mienen Ernst und Ergebenheit ausdrückten. Befriedigt schloß er: »Und ich werde dir auch das geben, sagte Jahweh noch, worum du nicht gebeten hast, nämlich Reichtum und Ehre, daß deinesgleichen keiner ist unter den Königen zu deinen Zeiten. Und so du wirst in meinen Wegen wandeln, wie dein Vater David gewandelt hat, und meine Gesetze und Gebote einhältst, so will ich dir ein langes Leben gewähren.«

Da klatschten der Priester Zadok und der Prophet Nathan verzückt in die Hände, während die Schreiber Elihoreph und Ahija, die Söhne Shishas, voller Bewunderung die Augen verdrehten. Und der Kanzler Josaphat ben Ahilud rief aus, noch nie im Leben sei ihm ein markanterer Traum begegnet, ein Traum, der besser geeignet sei, dem Volke Herz und Hirn zu rühren. Benaja ben Jehojada jedoch verharrte in Schweigen, und seine mächtigen Kinnbacken mahlten, so als wiederkäute er einen Klumpen Bitteres. König Salomo stieg vom Thron herab, trat auf mich zu, legte mir seine kurze, fette Hand auf die Schulter und fragte: »Nun?«

Ich erwiderte, der königliche Traum sei in seiner Art ein wirkliches Juwel, von außerordentlicher Schönheit, reich an poetischen Formulierungen und Gedanken, und ein Beweis für das tiefe persönliche Gefühl, welches der König unserm HErrn Jahweh und Jahwehs unergründlichen Zwecken und Absichten gegenüber hege.

»So spricht der Dichter«, erwiderte der König. »Aber was sagt der Historiker? Ich höre von meinen Amtsleuten in Esrah, daß du an einer Geschichte des Volkes Israel arbeitest.«

»Ein Traum, o weisester der Könige«, ich verbeugte mich tief, »kann ebenso gut zur historischen Kraft werden wie eine Sintflut oder ein Heer oder ein Fluch GOttes - besonders ein Traum, der so glänzend erzählt und dokumentiert ist wie der Eure.«

Der König, unsicher geworden, blickte wieder auf mich; darauf verzog er den Mund zu einem breiten Lächeln und sagte: »Ich habe Messerschlucker und Feuerfresser gesehen, noch nie aber einen Mann, der so geschickt auf der Schneide des Schwertes tanzte. Was ist deine Meinung, Benaja ben Jehojada?«

»Worte«, knurrte Benaja. »Was habe ich schon alles für Worte gehört in den Tagen Eures Vaters, König David, gescheite und fromme, bittende, drohende, prahlende, schmeichelnde - und die sie sprachen, wo sind sie heute?«

König Salomos Gesicht verdüsterte sich. Vielleicht gedachte er des Schicksals seines Bruders Amnon, oder seines Bruders Absalom, oder des Hauptmanns Uria, des ersten Gatten seiner Mutter, oder verschiedener anderer Persönlichkeiten, bei deren Ableben Benaja ben Jehojada mitgewirkt hatte.

Josaphat ben Ahilud jedoch, der Kanzler, warf ein, daß ich gerade wegen meiner bekannten Fähigkeit im Gebrauch der Worte vor des Königs erhabenes Antlitz zitiert worden sei; und der Prophet Nathan gab Benaja zu bedenken, daß die einen wohl durchs Schwert lebten, die andern aber durch das Wort, wie denn unser HErr Jahweh in seiner grenzenlosen Weisheit mehr als eine Art Tiere schuf, Fische wie auch Gefleuch, die Tiere der Wildnis und das zahme Schaf, über sie alle aber den Löwen setzte, welcher gleichermaßen stark und weise ist. Womit er eine Verbeugung vor König Salomo verband, während der Priester Zadok ergänzte, daß unbeschadet dessen die Schlange es gewesen sei, die dem Menschen den Pfad zur Hölle wies; weshalb man sich hüten möge vor der glatten Zunge und dem süßklingenden Wort. Ich entnahm all dem, daß unter den mächtigen Herren in der Umgebung König Salomos gewisse Differenzen bestanden, und daß es für einen Außenstehenden ratsam sei, sich in diesem Kreis mit äußerster Vorsicht zu bewegen.

Und König Salomo begab sich zurück zu seinem Thron und ließ sich nieder zwischen den Cherubim. Ihre Nasen streichelnd, redete er zu mir wie folgt: »Es wird dir wohlbekannt sein, Ethan ben Hoshaja, daß mein Vater, König David, höchstpersönlich mich, seinen geliebten Sohn, zum Thronnachfolger bestimmt hat und veranlaßte, daß ich das königliche Maultier bestieg und nach Gihon ritt, um dort zum König gesalbt zu werden, und daß er auf seinem Sterbebett sich vor mir beugte und zu unserm HErrn Jahweh betete, GOtt möge meinen Thron noch größer machen denn seinen eignen.«

Ich versicherte dem König, diese Tatsachen seien mir bekannt und ich sei überzeugt, unser HErr Jahweh habe das letzte Gebet König Davids erhört und werde entsprechend verfahren.

»Du wirst also erkennen, Ethan«, fuhr der König fort, »daß ich dreifach erwählt worden bin. Erstens erwählte HErr Jahweh das Volk Israel vor allen anderen Völkern; sodann erwählte er meinen Vater, König David, zum Herrscher über das solcherart erwählte Volk; und schließlich erwählte mein Vater mich, um an seiner Statt zu herrschen.«

Ich versicherte König Salomo, seine Logik sei unangreifbar, und HErr Jahweh ebenso wie König David hätten keine bessere Wahl treffen können.

»Zweifellos«, antwortete der König mit einem seiner Blicke, die alles mögliche bedeuten konnten. »Doch wirst du mir zustimmen, Ethan ben Hoshaja, daß Erwählung Nummer drei nur Gültigkeit haben wird, wenn Nummer zwei unumstößlich erwiesen ist.«

»Ein Mann, der von einer Schafhürde in Bethlehem aufstieg zum Herrscher in Jerusholayim«, bemerkte Benaja ben Jehojada grimmig, »der seine sämtlichen Feinde schlug und ihre Städte unterwarf, der nicht nur den König von Moab und die Könige der Philister, sondern auch die höchst widerspenstigen Stämme Israels seinem Willen beugte: ein solcher Mann braucht weder Priester noch Prophet, noch Schreiber, um zu beweisen, daß GOtt ihn erwählt hat.«

»Aber dieser Mann ist tot!« Der aufwallende Ärger verfärbte das königliche Antlitz. »Und vielerlei Geschichten über ihn sind im Umlauf in Israel, nutzlose, und sogar schädliche. Und so wie ich unserm HErrn Jahweh einen Tempel baue, damit das Beten und Opfern auf jedem Hügel hinter jedem Dorf aufhört und die...

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Stefan Heym, 1913 in Chemnitz geboren, emigrierte, als Hitler an die Macht kam. In seiner Exilheimat New York schrieb er seine ersten Romane. In der McCarthy-Ära kehrte er nach Europa zurück und fand 1953 Zuflucht, aber auch neue Schwierigkeiten in der DDR. Als Romancier und streitbarer Publizist wurde er vielfach ausgezeichnet und international bekannt. Er gilt als Symbolfigur des aufrechten Gangs und ist einer der maßgeblichen Autoren der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts. Er starb 2001 in Israel. »König David Bericht« erscheint im Rahmen dieser Werkausgabe erstmals als E-Book.