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Wo niemand dich rettet

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
480 Seiten
Deutsch
Bastei Entertainmenterschienen am26.11.20211. Aufl. 2021
Bevor Stephen Berry von der Brücke in den Tod springen kann, rettet ihn eine Sozialarbeiterin. Eine Woche später ist Stephen dennoch tot. DI Luc Callanach und DCI Ava Turner müssen herausfinden, ob er gesprungen ist oder gestoßen wurde. Bald tauchen weitere Selbstmordopfer auf. Doch handelt es sich wirklich um die impulsiven Suizide, nach denen es aussehen soll? Oder um sorgfältig inszenierte Morde? Callanach und Turner ahnen nicht, wie nahe sie dem psychopatischen Killer sind, der mit jedem Mord an Selbstbewusstsein gewinnt ...


Helen Fields studierte Jura in Norwich und arbeitete dreizehn Jahre als Anwältin, bevor sie sich neuen Aufgaben widmete. Sie leitet heute mit ihrem Ehemann eine Filmproduktionsfirma und ist als Produzentin tätig. Außerdem schreibt sie Drehbücher und Romane. Fields lebt mit ihrem Ehemann und drei Kindern in Hampshire.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextBevor Stephen Berry von der Brücke in den Tod springen kann, rettet ihn eine Sozialarbeiterin. Eine Woche später ist Stephen dennoch tot. DI Luc Callanach und DCI Ava Turner müssen herausfinden, ob er gesprungen ist oder gestoßen wurde. Bald tauchen weitere Selbstmordopfer auf. Doch handelt es sich wirklich um die impulsiven Suizide, nach denen es aussehen soll? Oder um sorgfältig inszenierte Morde? Callanach und Turner ahnen nicht, wie nahe sie dem psychopatischen Killer sind, der mit jedem Mord an Selbstbewusstsein gewinnt ...


Helen Fields studierte Jura in Norwich und arbeitete dreizehn Jahre als Anwältin, bevor sie sich neuen Aufgaben widmete. Sie leitet heute mit ihrem Ehemann eine Filmproduktionsfirma und ist als Produzentin tätig. Außerdem schreibt sie Drehbücher und Romane. Fields lebt mit ihrem Ehemann und drei Kindern in Hampshire.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783751703543
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum26.11.2021
Auflage1. Aufl. 2021
Reihen-Nr.5
Seiten480 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5708742
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel zwei
3. März

Detective Inspector Luc Callanach stand da, starrte den Mann in dem zerschlissenen Lehnsessel an und dachte über Leute nach, die beteuerten, jenen zu vergeben, die ihnen schwerstes Leid zugefügt hatten. Eltern, die willkürlich Bomben legenden Terroristen vergaben, dass sie ihnen auf grausamste Art die Kinder geraubt hatten. Trauernde, die kein böses Wort über den betrunkenen Fahrer verloren, der für ihren Kummer verantwortlich war. Nie im Leben wäre Luc fähig, in seinem Herzen genug Raum für solch eine Geste zu finden.

Der Mann blickte zu ihm auf und öffnete den Mund, als wollte er etwas sagen. Stattdessen blies er eine Kaugummiblase und schlug danach, ehe er die Hand wieder in den Schoß sinken ließ. Bruce Jenson litt an Alzheimer. Zu gut für ihn, dachte Luc und schaute zum Fenster hinaus auf den ausgedehnten Rasen des Pflegeheims, während das letzte Licht des Tages erlosch. Jede Krankheit, die es solch einer Bestie gestattete, zu vergessen, was sie getan hatte, war zutiefst ungerecht.

Luc trat einen Schritt vor, ging in die Knie und studierte die wässrig-blauen Augen, die sehend waren und doch nichts sahen.

»Waren Sie derjenige, der meine Mutter vergewaltigt hat?«, fragte er. »Oder haben Sie nur zugesehen, während Ihr Geschäftspartner sie geschändet hat? Haben Sie gedroht, meinen Vater zu feuern, wenn meine Mutter ihm erzählt, was passiert ist? Wer ist zuerst auf die Idee gekommen, Sie oder Gilroy Western?«

Jenson gab ein ersticktes Ächzen von sich, und seine Schultern erbebten unter der Mühe, die es ihn kostete, einen Laut zu erzeugen.

Luc nahm ein Foto von seiner Mutter und seinem lange verstorbenen Vater aus der Tasche und hielt es Jenson vors Gesicht. Der ließ den Kopf hängen. Luc ergriff sein Kinn und hielt ihm erneut das Foto vor die Augen. Er wusste, dass das, was er tat, falsch war. Bruce Jenson würde auf nichts reagieren, wie sehr er sich auch bemühte. Sechzig Sekunden nachdem er den Raum verlassen hätte, würde sich der Mann, der vor so vielen Jahren der Chef seines Vaters gewesen war, nicht einmal mehr daran erinnern, dass ein anderer Mensch dort drin bei ihm gewesen war.

Trotzdem konnte er sich nicht zurückhalten. All die Jahre hatte die Vergewaltigung nachgehallt, die seine Mutter erlitten hatte. Das Trauma war so schlimm gewesen, dass sie Luc, als er fälschlich des gleichen Delikts beschuldigt worden war, im Stich gelassen hatte. Doch Jenson und Western hatten für das, was sie getan hatten, nie bezahlt.

Luc hatte sein Bestes getan, um sie nicht zu verfolgen, hatte sich gesagt, es wäre besser, gar nicht an die Vergangenheit zu rühren, hatte gewusst, dass er die Nerven verlieren würde - womöglich auf verhängnisvolle Weise -, wenn er je mit einem der Männer in Kontakt käme. Aber er hatte gerade eine Woche in Paris mit seiner Mutter verbracht, und wieder in Frankreich zu sein hatte all den Schrecken seiner eigenen Haft und das Ende seiner Karriere bei Interpol wieder aufleben lassen.

Er hatte alles zurücklassen müssen, was ihm lieb und teuer gewesen war, weil eine Kollegin, die regelrecht besessen von ihm war, die schlimmste Lüge vorgebracht hatte, die man über einen Mann erzählen konnte, und doch war der Vergewaltiger seiner Mutter immer noch auf freiem Fuß. Wie sehr er sich auch bemüht hatte, die beiden Männer in Ruhe zu lassen, die einst eines der erfolgreichsten Unternehmen von Edinburgh geleitet hatten, war ihm doch klar geworden, dass er diese Schlacht längst verloren hatte. Und hier war er nun - benutzte seinen Dienstausweis als Polizist, um in das Pflegeheim zu gelangen, in dem Bruce Jenson früher oder später sterben würde - und verlangte immer noch nach Antworten. Gierte immer noch nach Rache.

»Erkennen Sie sie? Ist da drin noch irgendein Teil von Ihnen aktiv? Sie haben ihr Leben zerstört, und dann haben Sie auch meins zerstört. Und das Schlimmste ist ⦫ Luc spie die Worte hervor, und ein Schluchzen stieg tief aus seiner Kehle empor, als er weitersprechen wollte. »Das Schlimmste ist, dass einer von euch verdammten Scheißkerlen mein beschissener Vater sein könnte.«

Bruce Jensons Mundwinkel zuckten aufwärts. Nur ein Zufall, sagte sich Luc. Nichts weiter als ein unwillkürliches Muskelzucken. Aber hatte er nicht zugleich den Blick weiter nach oben gerichtet, versucht, Luc in die Augen zu sehen, auch wenn es ihm nicht ganz gelungen war?

»Mein Vater hat jahrelang für Sie gearbeitet. Er hat zu Ihnen aufgeblickt, hat Ihnen vertraut. Sie haben ihn während der Weihnachtsfeier losgeschickt, damit er einen liegen gebliebenen Laster abholt, und dann haben Sie gemeinsam meine Mutter vergewaltigt. Ihr Name war Véronique Callanach, und wenn Sie jetzt wieder lächeln, dann, das schwöre ich, werde ich Sie erwürgen.«

Ein Speichelfaden rann über Jensons Unterlippe und glitt langsam an seinem Kinn herab. Callanachs Magen krampfte sich zusammen. Er konnte seine Mutter in dem Kleid, auf das sie so stolz gewesen war, das sie aber für viel zu teuer für so eine einfache Person wie sich gehalten hatte, regelrecht vor sich sehen, konnte zuschauen, wie sie mit einem Sack über dem Kopf in Jensons Büro zu Boden gedrückt wurde. Er konnte ihre Schreie hören, ihren Schmerz und ihren Abscheu spüren. Und dann die Scham, gefolgt von dem Entsetzen, als sie erkannte, dass sie mit ihrem ersten und - wie sich herausstellen sollte - einzigen Kind schwanger war, und wusste, dass sie Lucs Vater niemals erzählen konnte, was passiert war.

Dass er seinen Job verloren hätte, wäre noch das kleinste Problem gewesen. Er hätte sowohl Jenson als auch Western getötet für das, was sie ihr angetan hatten, und dann hätte sie die nächsten zwanzig Jahre damit verbracht, einen guten Mann, der sonst nie jemandem etwas zuleide getan hatte, im Gefängnis zu besuchen. Der Speicheltropfen lief in die runzligen Furchen an Jensons Hals. Als wäre er dabei gewesen, stellte Luc sich vor, wie er auf den Körper seiner Mutter gesabbert hatte, als entweder Jenson selbst oder sein Partner sie geschändet hatten, sie, wo es ihnen gefallen hatte, angefasst und verletzt hatten.

Das Kissen lag in Lucs Händen, ehe ihm bewusst wurde, was er tat. Ein Knie auf eine Armlehne des Sessels gestützt, hob er es mit zitternden Fäusten, unter deren Haut sich weiß die Knöchel abzeichneten, die Zähne gebleckt, jeden Muskel im Körper gespannt, bereit, seinem Zorn freien Lauf zu lassen. Er schrie auf und warf das Kissen mit aller Kraft gegen die Wand. Als es abprallte und herunterfiel, stieß es gegen eine Vase, die auf dem Boden aufschlug und ein Durcheinander aus Keramikscherben und schleimig-grünem Wasser hinterließ.

Hastig wich er zurück, weg von Jenson, stolperte gegen die Terrassentür, die in den Garten führte. Die Stirn an das Glas gelegt, die Fäuste auf Schulterhöhe erhoben, trat er gegen den unteren Teil der Tür. Der Sprung im Glas bildete sich bemerkenswert langsam, begleitet von einem Geräusch, das eher ein Knirschen als ein Splittern war, und zeichnete eine Spur wie von einem gegabelten Blitz auf die untere Scheibe.

Callanach seufzte. Er verhielt sich erbärmlich, ließ seine Wut an einem Mann aus, der keinerlei Kampfgeist mehr in sich hatte. Die Gerechtigkeit nahm auf natürlichem Weg ihren Lauf. Jenson würde nie seine Enkel aufwachsen sehen, würde sich nie in eine Eigentumswohnung in Spanien zurückziehen können, wo sein ehemaliger Geschäftspartner offenbar inzwischen residierte. Er war siebzig und im Grunde schon tot. Was immer Callanach ihm auch antäte, es würde sein Leiden nicht verschlimmern.

Er atmete einige Male tief durch und sah sich im Zimmer um. Es war billig und schäbig ausstaffiert. Dies war kein luxuriöses Pflegeheim. Am Bett war ein Gitter angebracht, damit der Patient nicht hinausfallen konnte, aber die Decken sahen dünn aus. Die Bilder an den Wänden waren billige Drucke von der Sorte, wie man sie in einem 1-Pound-Shop kaufen konnte. Von einigen alten staubigen Familienfotos abgesehen, war nirgends eine persönliche Note wahrnehmbar. Jenson war hier regelrecht entsorgt worden. Das war so gut wie eine Verurteilung, auch wenn ihn dieses Schicksal erst recht spät ereilt hatte. Langsam ging Callanach zu dem Durcheinander am Boden, sammelte die Scherben ein und warf sie in den Papierkorb. Dann nahm er ein paar Papierhandtücher aus dem Spender an der Wand und wischte das Wasser auf, so gut es ihm möglich war, ehe eine ahnungslose Schwester hereinkommen und ausrutschen konnte. Anschließend wischte er das Kissen mit der Hand ab und stopfte es zwischen Jenson und die Sessellehne.

Als er überzeugt war, dass der Raum wieder in Ordnung war, holte er ein Paar Handschuhe und einen sterilen Beutel aus der Tasche. Dann beugte er sich über Bruce Jenson, riss ihm einige der verbliebenen Haare vom Kopf und versiegelte sie sorgsam in dem Beutel, um jeglicher DNA-Kontaminierung vorzubeugen, ehe er die Handschuhe abstreifte und in den Papierkorb warf.

Er sah ein, dass es nicht in seiner Macht stand, diesen Mann dafür, dass er sich an seiner Mutter vergriffen hatte, zur Verantwortung zu ziehen, aber er musste wissen, ob er sein Vater war. Diese Entscheidung hatte er sich lange und gut überlegt, doch auch jetzt fühlte er sich nicht dafür gewappnet, sich dem Ergebnis zu stellen. Sollte Jenson sein Vater sein, würde das alles zerstören, was er je als seine Identität wahrgenommen hatte. Seine Mutter war Französin, er war bei ihr in Frankreich aufgewachsen und hatte nie erwartet, dass seine Zeit dort ein Ende finden würde. Sein Vater jedoch war ein stolzer Schotte gewesen, geboren in Edinburgh. Luc konnte sich kaum an die ersten paar Jahre seines Lebens erinnern, doch sein...

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Autor

Helen Fields studierte Jura in Norwich und arbeitete dreizehn Jahre als Anwältin, bevor sie sich neuen Aufgaben widmete. Sie leitet heute mit ihrem Ehemann eine Filmproduktionsfirma und ist als Produzentin tätig. Außerdem schreibt sie Drehbücher und Romane. Fields lebt mit ihrem Ehemann und drei Kindern in Hampshire.
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