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Das magische Gefühl, unverwundbar zu sein

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Kiepenheuer & Witsch GmbHerschienen am07.10.20211. Auflage
Ein Leben gegen die Ungerechtigkeit - Das magische Gefühl, unverwundbar zu sein. 1953 begibt sich Ernesto Guevara auf seine zweite Reise durch Lateinamerika, fest entschlossen, sich auf ein neues Abenteuer einzulassen. Was er in den folgenden drei Jahren erlebt, wird nicht nur seine politischen Überzeugungen prägen - es wird Geschichte machen.

Ernesto »Che« Guevara wurde am 14. Mai oder Juni 1928 im argentinischen Rosario geboren. Nach einem Medizinstudium und ausführlichen Reisen durch Lateinamerika traf er 1954 eine Gruppe kubanischer Revolutionäre, die in Mexiko im Exil lebten. Nach zweijährigem Guerillakrieg als Commandante, an der Seite Fidel Castros, trat er 1959 in die Revolutionsregierung auf Kuba ein. 1964 trat er von allen Ämtern zurück und ging 1966 nach Bolivien, um die Revolution weiterzutragen. Dort wurde er ein Jahr später erschossen.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEin Leben gegen die Ungerechtigkeit - Das magische Gefühl, unverwundbar zu sein. 1953 begibt sich Ernesto Guevara auf seine zweite Reise durch Lateinamerika, fest entschlossen, sich auf ein neues Abenteuer einzulassen. Was er in den folgenden drei Jahren erlebt, wird nicht nur seine politischen Überzeugungen prägen - es wird Geschichte machen.

Ernesto »Che« Guevara wurde am 14. Mai oder Juni 1928 im argentinischen Rosario geboren. Nach einem Medizinstudium und ausführlichen Reisen durch Lateinamerika traf er 1954 eine Gruppe kubanischer Revolutionäre, die in Mexiko im Exil lebten. Nach zweijährigem Guerillakrieg als Commandante, an der Seite Fidel Castros, trat er 1959 in die Revolutionsregierung auf Kuba ein. 1964 trat er von allen Ämtern zurück und ging 1966 nach Bolivien, um die Revolution weiterzutragen. Dort wurde er ein Jahr später erschossen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783462302394
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum07.10.2021
Auflage1. Auflage
ReiheKIWI
Reihen-Nr.756
SpracheDeutsch
Dateigrösse2886 Kbytes
Artikel-Nr.5733376
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis Das magische Gefühl, unverwundbar zu sein

Die Sonne schien uns zaghaft auf den Rücken, während wir durch die kahle Hügellandschaft von Quiaca wanderten. In Gedanken ließ ich die jüngsten Ereignisse Revue passieren. Die Abreise inmitten so vieler Menschen, hier und dort Tränen, befremdete Blicke aus der zweiten Klasse auf die elegant, zum Teil ganz in Leder gekleideten Leute, die gekommen waren, um zwei merkwürdig aussehende, mit Gepäckstücken beladene Snobs zu verabschieden. Der Name meines Reisegefährten hat sich geändert, Alberto heißt nun Calica;[1] doch die Reise ist die gleiche: Es sind zwei Willen auf der Suche, die durch Amerika ziehen, ohne genau zu wissen, was sie suchen, noch, wohin ihr Weg sie führt.

Grauer Dunst hängt über den kahlen Hügeln und verleiht der Landschaft Farbton und Grundstimmung. Vor uns trennt ein dünner Wasserfaden die Staatsgebiete von Argentinien und Bolivien. Auf der winzigen Brücke, über die die Bahngleise führen, stehen sich zwei Flaggen gegenüber, die bolivianische neu und in leuchtenden Farben, die andere alt, schmutzig und ausgeblichen, so als würde sie langsam die Ärmlichkeit ihrer Symbolik begreifen.

Wir sprechen mit ein paar Polizisten, und sie erzählen uns, dass einer ihrer Kollegen aus der Provinz Córdoba stammt, aus Alta Gracia, dem Dorf unserer Kindheit. Es handelt sich um Tiqui Vidora, einen meiner alten Spielkameraden. Eine seltsame Entdeckung im nördlichen Zipfel Argentiniens!

Kopfschmerzen und Asthma zwangen mich dazu, eine Pause einzulegen. Und so verbrachten wir drei sterbenslangweilige Tage in einem kleinen Dorf, bevor wir in Richtung La Paz aufbrechen konnten.

Als bekannt wurde, dass wir zweiter Klasse reisten, ließ das Interesse an unserem Vorhaben schlagartig nach. Nach wie vor ist die Aussicht auf ein gutes Trinkgeld von großer Bedeutung, hier und überall auf der Welt.

Nach einer oberflächlichen Kontrolle durch den argentinischen und den chilenischen Zoll setzen wir, nun bereits auf bolivianischem Gebiet, unsere Reise ohne Zwischenfälle fort.

Hinter Villazón schaukelt der Zug durch eine vollkommen ausgedörrte Hügellandschaft gen Norden, vorbei an Schluchten und Bergpfaden. Grün ist eine verbotene Farbe.

Der Zug trägt seine Unlust in die vertrocknete Pampa, und der Salpeter beginnt sich bemerkbar zu machen. Doch dann wird alles von der hereinbrechenden Nacht verschluckt, und allmählich breitet sich Kälte aus. Wir sind jetzt im Schlafwagen, aber trotz zusätzlicher Decken dringt einem die schleichende Kälte in alle Knochen.

Am nächsten Morgen sind die Stiefel eiskalt, was an den Füßen ein höchst unangenehmes Gefühl verursacht.

Das Wasser auf der Toilette ist ebenso wie das in den Krügen gefroren.

Mit schmutzigem Gesicht und ungekämmt gehen wir einigermaßen missbehaglich in den Speisewagen, doch die Gesichter unserer Mitreisenden geben uns das beruhigende Gefühl, mit dem Problem nicht alleine zu sein.

Um vier Uhr nachmittags nähert sich der Zug der Schlucht, in der La Paz liegt. Die kleine, aber sehr hübsche Stadt ist in eine unruhige Landschaft eingebettet, aus der der Illimani mit seinen schneebedeckten Gipfeln wie ein Wachturm aufragt. Für die letzte Etappe von nur wenigen Kilometern brauchen wir über eine Stunde. Es scheint gerade so, als würde der Zug an der Stadt vorbeifahren, dann dreht er bei und fährt weiter hinunter in die Schlucht.

Es ist Samstagnachmittag, und es ist sehr schwierig, die Leute zu finden, die uns empfohlen worden sind. Also spülen wir uns erst einmal den Schmutz der Reise vom Körper und ziehen uns um.

Den Sonntag beginnen wir damit, besagte Leute zu finden und uns mit der argentinischen Kolonie in Verbindung zu setzen.

La Paz ist das Schanghai Südamerikas. Eine reiche Palette an Abenteurern aus aller Herren Länder treibt sich in der Stadt mit ihrer bunt gemischten Bevölkerung herum, die an der Spitze des Landes ihrem Schicksal entgegengeht.

Die sogenannten besseren Leute, die gebildeten Leute, fürchten sich vor Zwischenfällen und verfluchen das Interesse, das den Indianern und den Mestizen entgegengebracht wird. Doch bei allen glaube ich einen Funken von Nationalstolz über einige Projekte der Regierung zu bemerken.

Niemand leugnet, dass sich die Situation ändern und die drei Familien, denen die Zinnbergwerke gehörten, entmachtet werden mussten. Die jungen Leute glauben, dass dies ein bedeutender Schritt im Kampf für mehr Gleichheit und für eine bessere Besitzverteilung war.

Am Abend des 15. Juli fand ein langer Fackelzug statt, der für eine Demonstration zwar langweilig war, aber äußerst interessant wegen der Art und Weise, wie Zustimmung ausgedrückt wurde: durch Schüsse aus einem Mausergewehr oder »Piri-Pipí«, dem schrecklichen Repetiergewehr.

Am nächsten Tag marschierten Verbände, Schulen und Gewerkschaften in einem nicht enden wollenden Demonstrationszug, wozu die Mausergewehre die Begleitmusik lieferten. Alle paar Schritte schrie einer der Leiter der verschiedenen Abteilungen: »Genossen des Verbandes Soundso, es lebe La Paz, es lebe die Unabhängigkeit Südamerikas, es lebe Bolivien! Ehre den ersten Märtyrern der Unabhängigkeit, hoch lebe Pedro Domingo Murillo, hoch lebe Guzmán, hoch lebe Villarroel!« Die Hochrufe wurden mit müder Stimme vorgebracht, und ein monotoner Chor antwortete entsprechend darauf. Es war eine malerische, aber keine männlich kraftvolle Demonstration. Die schleppenden Schritte und die mangelnde Begeisterung der Teilnehmer nahmen ihr jede Vitalität, es fehlen die entschlossenen Gesichter der Bergarbeiter, sagten die Kenner.

Am Morgen des nächsten Tages fuhren wir mit einem Lastwagen zu den Yungas, den tropischen Tälern im Osten Boliviens. Zunächst bis zu dem 4.600 m hoch gelegenen Ort La Cumbre, um dann über einen Serpentinenweg, der fast die gesamte Strecke an einer tiefen Schlucht entlangführte, langsam talwärts zu gelangen. In den Yungas verbrachten wir zwei herrliche Tage, doch fehlten uns zwei Frauen, die dem allgegenwärtigen Grün um uns herum eine erotische Note verliehen hätten. Über die Hänge, die zu einem mehrere Hundert Meter entfernten Fluss abfielen, erstreckten sich unter einem bewölkten Himmel Kokosplantagen mit ihren typischen Abstufungen, Bananenplantagen, die aus der Ferne wie grüne, aus dem Urwald ragende Propeller aussahen, Orangenplantagen und Bäume mit anderen Zitrusfrüchten sowie rot gefärbte Kaffeepflanzungen. Das Ganze wurde unterbrochen von einem verkrüppelten Papayabaum, dessen Silhouette irgendwie an die starre Haltung eines Lamas erinnerte, und anderen tropischen Gewächsen.

Etwas abseits lag eine Landschule der Salesianer, in der uns einer der Mönche, ein Deutscher, sehr freundlich herumführte. Hier werden Obst und Gemüse in großen Mengen fachmännisch angebaut. Die Kinder bekamen wir nicht zu Gesicht, sie hatten Unterricht. Als die Rede auf ähnliche Einrichtungen in Argentinien und Peru kam, musste ich allerdings an den entrüsteten Ausruf eines vorbildlichen Lehrers denken: »Ein mexikanischer Erzieher sagte bereits: Das ist der einzige Ort auf der Welt, wo die Tiere besser behandelt werden als die Menschen!« Ich schwieg daher. Im Denken der Weißen, vor allem der Europäer, ist und bleibt der Indianer ein Tier, auch wenn er noch so gute Manieren hat.

Zwei Männer, die das Wochenende in demselben Hotel verbracht hatten, nahmen uns auf ihrem Lieferwagen mit zurück nach La Paz. Bei unserer Ankunft sahen wir etwas zerzaust aus, doch die Fahrt war schnell und relativ bequem.

Naiv und unschuldig wie ein Mädchen vom Lande zeigt La Paz voller Stolz seine herrlichen Kolonialbauten. Wir besuchten auch die neuen Gebäude, die kleine Universität, von deren Terrasse aus man die ganze Stadt überblicken kann, die Stadtbibliothek etc.

Die fantastische Schönheit des Illimani äußert sich in seiner sanften Klarheit, die Natur hat den Berg mit einem leuchtenden Kranz aus ewigem Schnee gekrönt. Ganz besonders feierlich und imposant wirkt er in der Abenddämmerung.

Hier lebt ein vornehmer Mann aus Tucumán, der mich an die erhabene Größe des Berges erinnert. Aus Argentinien vertrieben, ist er hier, im Exil, für die argentinische Kolonie Mittelpunkt und Leitung. Sie sieht in ihm einen Führer und Freund. Seine politischen Ideen gelten überall als veraltet, doch er hält an ihnen fest, unabhängig von dem proletarischen Sturm, der über unserer streitsüchtigen Welt losgebrochen ist. Seine hilfreiche Hand streckt sich jedem Argentinier entgegen, ohne zu fragen, wer er ist und was ihn hierher führt, und in seiner Großzügigkeit gewährt er uns elenden Sterblichen seinen väterlichen, immer währenden Schutz.[2]

Untätig warten wir auf eine Entscheidung, eine Veränderung, warten wir auf den 2. August, doch da ist noch etwas anderes: Etwas mit wiegenden Hüften und Busen hat meinen Weg gekreuzt, wir werden sehen ...

Schließlich besuchen wir das Bergwerk »Balsa Negra«. Der Weg steigt gen Süden erst bis auf eine Höhe von ungefähr fünftausend Metern an und führt dann ins Tal hinunter, wo sich die Verwaltung befindet. An einem der Hänge liegt das eigentliche Bergwerk, die Ader.

Es ist ein beeindruckendes Schauspiel: im Rücken der erhabene Illimani, friedvoll und majestätisch, vorn in der Ferne der weiße Mururata und direkt vor unseren Augen die Verwaltungsgebäude, die aussehen wie Trinkbecher, die vom Berg heruntergeworfen wurden und hier unten in der Ebene kopfüber liegen geblieben sind. An den Berghängen schillert eine breite Palette dunkler Töne, und das Schweigen des friedlich daliegenden Bergwerks überfällt auch diejenigen, die, wie wir, seine Sprache nicht...
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Ernesto »Che« Guevara wurde am 14. Mai oder Juni 1928 im argentinischen Rosario geboren. Nach einem Medizinstudium und ausführlichen Reisen durch Lateinamerika traf er 1954 eine Gruppe kubanischer Revolutionäre, die in Mexiko im Exil lebten. Nach zweijährigem Guerillakrieg als Commandante, an der Seite Fidel Castros, trat er 1959 in die Revolutionsregierung auf Kuba ein. 1964 trat er von allen Ämtern zurück und ging 1966 nach Bolivien, um die Revolution weiterzutragen. Dort wurde er ein Jahr später erschossen.