Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Hard to say I love you

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Moon Noteserschienen am02.10.2021
Niemals hätte Layla gedacht, dass es ihr gelingen könnte, aus dem Schatten ihrer verstorbenen Zwillingsbrüder zu treten. Sie hat gerade ein Journalismusstudium begonnen, als sie sich bei einem Creative-Writing-Workshop anmeldet - eigentlich nur ihrer Freundin Stella zuliebe. Aber dieser Workshop wird zu einer echten Herausforderung für Layla und sie wächst über sich selbst hinaus. Erst mit ihren Worten, dann mit ihrem ganzen Wesen. Daran nicht unwesentlich beteiligt ist ihr Coach Jordan. Ein Mann, der im Gegensatz zu Layla keine Probleme damit hat, über seine Gefühle zu sprechen ...

Julie Chapel, 1977 in Thüringen geboren, ist das Pseudonym der Autorin Juliane Käppler. Sie schreibt, seit sie weiß, was Buchstaben sind, und ist in vielen literarischen Genres zu Hause, so auch im Jugendbuch. In verschiedenen Verlagen hat sie mehr als 20 Romane veröffentlicht. Mit ihrer Familie und zwei Katzen lebt sie in Mainz und Alzenau.
mehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextNiemals hätte Layla gedacht, dass es ihr gelingen könnte, aus dem Schatten ihrer verstorbenen Zwillingsbrüder zu treten. Sie hat gerade ein Journalismusstudium begonnen, als sie sich bei einem Creative-Writing-Workshop anmeldet - eigentlich nur ihrer Freundin Stella zuliebe. Aber dieser Workshop wird zu einer echten Herausforderung für Layla und sie wächst über sich selbst hinaus. Erst mit ihren Worten, dann mit ihrem ganzen Wesen. Daran nicht unwesentlich beteiligt ist ihr Coach Jordan. Ein Mann, der im Gegensatz zu Layla keine Probleme damit hat, über seine Gefühle zu sprechen ...

Julie Chapel, 1977 in Thüringen geboren, ist das Pseudonym der Autorin Juliane Käppler. Sie schreibt, seit sie weiß, was Buchstaben sind, und ist in vielen literarischen Genres zu Hause, so auch im Jugendbuch. In verschiedenen Verlagen hat sie mehr als 20 Romane veröffentlicht. Mit ihrer Familie und zwei Katzen lebt sie in Mainz und Alzenau.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783969810095
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum02.10.2021
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1480 Kbytes
Artikel-Nr.7138627
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 1

29. September

Ich habe viele Talente. Ich kann einen Zauberwürfel in elf Sekunden lösen, freihändig Rad fahren, Skulpturen aus Handseife schnitzen, Delfingeräusche nachmachen, Mandarinen nach Mikamuki-Kunst schälen, mit nur einem Strich einen Schwarm Flamingos zeichnen, auf einer Karotte Flöte spielen, Moby Dick aus Dollarnoten falten und jeden der einhundert wichtigsten Romane der Literaturgeschichte anhand eines Satzes, irgendeines Satzes, identifizieren. All so was halt.

Absolut kein Talent, ein Anti-Talent sozusagen, habe ich für diese eine Sache: das Schreiben.

Bei aller Liebe für das geschriebene Wort überlasse ich diese Kunst den Menschen, die dafür geboren wurden. Entweder hat man dieses Talent oder eben nicht. Ohne lebt man sicher auch ruhiger, ist zufrieden mit einem Nine-to-five-Job und muss nicht schauen, wie man mit dem angeborenen Segen drei bis vier Blueberry Muffins pro Woche verdient.

Manche behaupten, jeder könne schreiben. Ist die Idee da, müsse man sich nur auf den Hosenboden setzen und losschreiben, je abgefahrener desto besser, und für den Schliff gibt es das Lektorat. Meiner Meinung nach braucht es aber nicht nur eine interessante Story, sondern auch ein Gespür für die Sprache, für den richtigen Ton, den Klang, den Rhythmus, für die Leichtigkeit und die Schwere, die Belanglosigkeit und den Wert. Wer das Talent des Schreibens hat, kann die Neugier im Dunst der Langeweile wecken und die Abenteuerlust in der Enge des Alltags.

Das Schreiben ist eine Kunst wie das Malen, das Komponieren, die Comedy und das Schauspielen. Hätte jeder das Talent dazu, wäre es keine Kunst mehr. Es wäre gewöhnlich. Daraus entstehen würde eine mit Fast Food vergleichbare Fast Art, an die sich in zweihundert Jahren kein Mensch mehr erinnert.

Als ich zehn war, habe ich eine Art Tagebuch geführt. Aber ich habe meine Erlebnisse der Tage nicht so festgehalten, wie sie sich tatsächlich ereignet haben, sondern wie ich sie hätte erleben wollen. Ganze dreizehn Tage habe ich das getan. Nachdem meine Mutter das Buch gefunden und gelesen hatte, habe ich es geschreddert. Ich hatte nur für mich geschrieben, eben nicht, um andere zu unterhalten oder, wie in Moms Fall, aufzuregen.

Ich habe mir nie gewünscht, schreiben zu können. Was zum Teufel habe ich also hier verloren?

Ich bin umgeben von Erstsemestlern, die entweder glauben, schreiben zu können, oder davon überzeugt sind, es in anderthalb Monaten zu lernen. Wie ich studieren sie Englisch als Master. Mehr als dreihundertfünfzig Studienanfänger wurden in diesem Jahr für das Englischstudium zugelassen. Jetzt sind wir nur zweiundzwanzig. In einem Seminarraum der Mason Hall, wo die meisten Kurse stattfinden, haben wir uns versammelt.

Professor Carter, die den Workshop »The Mood of Indian Summer« leitet, hat gerade in die Runde gefragt, welche Schreiberfahrungen wir haben. Eine Studentin, mit der ich vor zwei Stunden noch im Shakespeare-Kurs gesessen habe, erzählt, dass sie seit der Grundschule Gedichte über ihre Katzen schreibt, und wird dafür höflich ausgelacht. Danach geht es los: Chefredakteur der Schulzeitung, freie Mitarbeit bei den Ann Arbor News, mehrfacher Gewinner des Detroit Teen Poetry-Slams, erster Platz beim Short Story Contest, zehntausend verkaufte Exemplare des Self-Publishing-Romans, zweihundertfünfzigtausend Follower auf einem Fan-Fiction-Blog.

Schau mal, ob du ein Talent fürs Vom-Erdboden-verschluckt-Werden hast, ächzt der Spott in mir.

Ich rutsche auf dem Stuhl ein bisschen tiefer, damit mich Professor Carter nicht anspricht und in die Verlegenheit bringt, die Katzengedichte zu toppen und mein Dreizehn-Tagebuch zu erwähnen. Obwohl?! Vielleicht würde sich das Problem so von allein lösen. Vielleicht schmeißt sie mich dann raus.

Am Englischinstitut der University of Michigan, die man hier in Ann Arbor nur U of M nennt, ist Professor Carter eine Art Star. Zwei ihrer sechs Romane haben Auszeichnungen eingeheimst. Sie ist Assistenz-Professorin für Kreatives Schreiben. Ihre Kurse sind rappelvoll, auch dieser Zusatzkurs, für den es Extra-Credits gibt. Es ist daher gut möglich, dass sie mit einem Untalent wie mir keine Zeit verplempert.

»Kannst du mal aufhören, so herumzuzappeln?«, flüstert Stella und wirft mir einen genervten Blick zu. »Du machst mich nervöser, als ich sowieso schon bin.«

Meine Mitbewohnerin Stella ist in zweien meiner drei regulären Kurse, die ich neben der obligatorischen Basic-Vorlesung für meine fünfzehn Semester-Credits belege. Jeden Dienstag- und Donnerstagmorgen steht für Stella und mich Storytelling »Von Dickens zu Dexter« auf dem Programm. Montags und mittwochs sind wir bei Shakespeare. Dieser Kurs aus dem Bereich Literatur vor 1700 wird Erstsemestlern wärmstens empfohlen. Dementsprechend viele bekannte Gesichter sehe ich jetzt wieder, aber nur wenige Namen sind bisher hängen geblieben.

Stella linst zu Elijah, dem Grund allen Übels. Seit einem Monat, ziemlich genau seit dem Semesterbeginn Ende August, rackert sie sich schon an ihm ab. Praktisch in der Sekunde als er ihren Stift, der heruntergefallen war, aufgehoben und ihr gegeben hat, hat sie sich in ihn verliebt. Der Stift ist inzwischen so etwas wie ein Heiligtum. Sie schreibt ausschließlich damit. Als sie herausgefunden hat, dass Elijah diesen Workshop besucht, hat sie sich dafür eingeschrieben. Und mich gleich mit, um nicht allein zu sein.

Ich hätte einfach Nein sagen sollen, aber ich wollte Stella den Gefallen tun. Ich mag sie. Ich habe das Gefühl, wir werden von Mitbewohnerinnen zu Freundinnen. Für Stella scheint das eine selbstverständliche Entwicklung zu sein. Für mich ist es etwas Besonderes. Freunde sind schwer zu finden.

»Er tut so, als wäre ich nicht da«, wispert sie. »Vorhin, nach Shakespeare, sind wir zusammen aus dem Raum gegangen, und ich habe ihm gesagt, dass wir uns im Workshop sehen. Er fand das cool. Warum ignoriert er mich jetzt?«

Ich könnte auf meinen umfangreichen Wissensschatz zugreifen und ihr verschiedene Optionen vorstellen, warum Männer Frauen ignorieren. Aber dieses Wissen habe ich ausschließlich aus Romanen, und das Gefühl solchen Frustes kenne ich nicht einmal. Ich bin zwar oft ignoriert worden, aber nie auf diese Weise. Ich war auch noch nie verliebt. Lässt man Phillip Pirrip, Sherlock Holmes, Sir Lanzelot, Huckleberry Finn und Mister Darcy einmal außen vor.

Es ist also besser, wenn ich die Klappe halte. Ohnehin sollten wir Professor Carter zuhören.

»Sie werden lernen, Geschichten fesselnd zu erzählen«, sagt sie mit bedeutungsschwangerer Stimme. »Das können große Themen sein, aber auch vermeintlich unscheinbare. Es geht um Gefühle. Um Ihre Gefühle.«

Lächelnd schaut sie in die Gesichter ihrer Zuhörer. Wie in einem Gottesdienst schweigen wir alle andächtig und warten auf mehr. Die Prof wendet sich den vier Personen zu, deren Anwesenheit mich schon hat rätseln lassen.

»Ich habe mir Unterstützung geholt. Nick, Gloria, Daphne und Jordan studieren inzwischen im siebten Semester. In meinen Kursen gehören sie zu den Besten des Jahrgangs, daher bin ich überzeugt, dass sie Ihnen wunderbare Coaches sein werden.«

Die Studentin mit dem Selfpublishing-Roman meldet sich zu Wort: »Also lernen wir gar nicht von Ihnen?«

Ein paar andere stöhnen und schütteln die Köpfe. Professor Carter ignoriert das und antwortet: »Wir arbeiten in Gruppen. Nur so sind intensive Arbeit und individuelle Entwicklung möglich. Natürlich werde ich die meiste Zeit da sein, von Gruppe zu Gruppe gehen und zuhören. Außerdem lese ich Ihre Arbeiten. Zur Halbzeit und am Ende des Workshops, am fünften November, werde ich sie einsammeln.«

Damit übergibt sie das Wort an die vier Studenten.

Daphne macht den Anfang. Sie arbeitet neben dem Studium als Kolumnistin für die Detroit Free Press und glaubt zu wissen, worauf es beim kreativen Erzählen ankommt. Mit Freude will sie uns dieses Wissen vermitteln. Sie erntet freundlichen Applaus.

Gloria zählt ein paar Autoren auf, deren Werke sie bewundert, und ist gespannt auf die kreative Zusammenarbeit mit uns. Sie erntet freundlichen Applaus.

Nick hat Humor. Er erzählt von seinen ersten Texten, die heute in einer Schublade verstauben, die er sich nicht einmal mehr zu öffnen traut. Seiner Ansicht nach kann man nur lernen, gute Texte zu schreiben, wenn man regelmäßig schreibt, auch schlechte Texte. Er erntet freundlichen Applaus.

Jordan ist an der Reihe, doch ihm scheinen die Worte zu fehlen. Er schiebt die Hände in die Hosentaschen, mustert uns stumm.

Stella beugt sich zu mir und will gerade etwas sagen, da macht er den Mund auf.

»Die Anklage lautet: Totschlag«, sagt er.

Ein paar Leute kichern.

Er beachtet sie nicht und fährt fort: »Die Tatwaffe ist schnell gefunden. Es sind öde Texte.«

Das Kichern wird zu einem Lachen. Mir kriecht ein Schauder über die Arme.

Jordan hebt seine Stimme über das Lachen. »Neunzig Prozent aller, die meinen, schreiben zu müssen, sind die Täter. Sie haben die Literatur auf dem Gewissen.«

Ein paar Leute finden das noch lustig. Das Lachen klingt jetzt aber eher verhalten. Vermutlich bin ich nicht die Einzige, die sich bei den Worten dieses Typen ein bisschen gruselt.

Stella murmelt: »Irgendwas stimmt mit seinen Augen nicht. Sind die zweifarbig?«

In der Tat! Nicht allein was er von sich gibt ist irritierend, sondern auch sein Blick. Der ist nicht nur zweifarbig, sondern auch so kühl und hart, dass ich ihm ausweiche, als er bei mir ankommt. Für ein paar Sekunden schaue ich auf meine Knie, dann sehe ich wieder zu Jordan hin.

Seine Haare sind dunkelblond und ein bisschen länger. Wirr...
mehr

Autor

Julie Chapel, 1977 in Thüringen geboren, ist das Pseudonym der Autorin Juliane Käppler. Sie schreibt, seit sie weiß, was Buchstaben sind, und ist in vielen literarischen Genres zu Hause, so auch im Jugendbuch. In verschiedenen Verlagen hat sie mehr als 20 Romane veröffentlicht. Mit ihrer Familie und zwei Katzen lebt sie in Mainz und Alzenau.