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Spicy Noodles - Der Geschmack des Feuers

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
Deutsch
Bastei Entertainmenterschienen am30.09.20221. Aufl. 2022
Da ihn alle New Yorker Universitäten abgelehnt haben, muss Toma notgedrungen im Restaurant seines Großvaters Shiro arbeiten. Über Shiros Geschichten kann er nur den Kopf schütteln. Ihre Familie, so behauptet er, stamme von einem shintoistischen Feuergott ab und ein paar schlichte Essstäbchen in ihrem Besitz seien magische Gegenstände! Statt der Legende nachzugehen, macht Toma lieber der Stammkundin Akira schöne Augen. Als jedoch finstere Gestalten auftauchen und kurz darauf die Stäbchen gestohlen werden, beginnt Toma zu zweifeln. Gemeinsam mit Akari macht er sich an die waghalsige Verfolgung der Diebe - nicht ahnend, dass sie damit in einen jahrhundertealten Krieg hineingezogen werden ...





Marie Graßhoff, geboren 1990 in Halberstadt im Harz, studierte in Mainz Buchwissenschaft und Linguistik. Anschließend arbeitete sie einige Jahre als Social-Media-Managerin bei einer großen Agentur. Mittlerweile ist sie als freiberufliche Autorin und Grafikdesignerin tätig und lebt in Leipzig.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR4,99

Produkt

KlappentextDa ihn alle New Yorker Universitäten abgelehnt haben, muss Toma notgedrungen im Restaurant seines Großvaters Shiro arbeiten. Über Shiros Geschichten kann er nur den Kopf schütteln. Ihre Familie, so behauptet er, stamme von einem shintoistischen Feuergott ab und ein paar schlichte Essstäbchen in ihrem Besitz seien magische Gegenstände! Statt der Legende nachzugehen, macht Toma lieber der Stammkundin Akira schöne Augen. Als jedoch finstere Gestalten auftauchen und kurz darauf die Stäbchen gestohlen werden, beginnt Toma zu zweifeln. Gemeinsam mit Akari macht er sich an die waghalsige Verfolgung der Diebe - nicht ahnend, dass sie damit in einen jahrhundertealten Krieg hineingezogen werden ...





Marie Graßhoff, geboren 1990 in Halberstadt im Harz, studierte in Mainz Buchwissenschaft und Linguistik. Anschließend arbeitete sie einige Jahre als Social-Media-Managerin bei einer großen Agentur. Mittlerweile ist sie als freiberufliche Autorin und Grafikdesignerin tätig und lebt in Leipzig.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783751720861
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum30.09.2022
Auflage1. Aufl. 2022
Reihen-Nr.2
SpracheDeutsch
Dateigrösse5936 Kbytes
Artikel-Nr.8384266
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


WAS ICH IN DER NACHT SEHE

Overkill ist niemals allein. Das sagen die Leute. Overkill sieht alles. Gehörst du nicht zu seinen Anhängern, bist du sein Gegner. Und bist du sein Gegner, dann bist du sein Opfer.

Ein Kribbeln durchfährt meinen Körper vom Scheitel bis zur Sohle, als ich an der Zigarette ziehe und mich an diese Worte erinnere. Nachts ist es nicht mehr sicher auf den Straßen New Yorks. Seit Wochen schon nicht. Es ist leichtsinnig, nur draußen zu sein, weil ich nicht nach Hause will.

Trotzdem zieht es mich hinaus, wenn es zu dunkel in mir wird. Die Nacht trägt eine Schwere mit sich. So viele meiner Erinnerungen haben ihr ein Gewicht gegeben, das der Tag nicht tragen kann.

Ich knülle das Papier in meiner Hand fester zusammen. Eine Schar Krähen auf dem Gehweg vor mir flattert auf und verschwindet in eine Seitenstraße. Die frische Frühlingsbrise weht mir meine schwarzen Haare ins Gesicht. Sie trägt den Geruch eines Imbisswagens zu mir; den nach knusprigem, dunkel angebratenem Fleisch und einer Reihe nicht identifizierbarer Soßen, der verlockend in meiner Nase kitzelt.

Das Rauschen des Verkehrs auf der Zehnten in Hell´s Kitchen ist überall zu hören, jetzt da der Feierabendverkehr die Straßen verstopft. Die Scheinwerfer der Wagen, die sich neben dem Bürgersteig über den gerissenen Asphalt schieben, erhellen mein Sichtfeld zusammen mit einigen Neonreklamen und Werbetafeln.

Ich nehme einen weiteren Zug von der Zigarette, dann falte ich den Brief wieder auseinander. Ich habe ihn schon hundertmal gelesen, aber irgendetwas in mir hat die kindische Hoffnung noch nicht aufgegeben, ich hätte die Worte bisher nur falsch verstanden.

Zwischen all den tätowierten Blumen, Streifen, Mustern, Sternen und Monden lächelt mich ein Smiley an meinem Unterarm an. Als wolle er mir sagen, dass alles gut wird. Dabei weiß ich, dass es das nicht ist.

»Sehr geehrter Toma Daigo,

vielen Dank für Ihre Bewerbung an unserer Einrichtung. Nach eingehender Prüfung Ihrer Unterlagen tut es uns leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass ...«

Ich ziehe an meiner Zigarette, bleibe stehen und halte den glimmenden Überrest an das Papier. Es würde mir gefallen, wenn es lichterloh zu brennen anfinge, aber der Brief kokelt nur gemächlich vor sich hin. Als nur noch ein Schnipsel übrig ist, trägt ihn die Brise ein paar Meter weit, bis er in eine Gosse fällt.

Jetzt ist alles vorbei.

Das war die letzte Bewerbung, die ich abgeschickt hatte. Das einzig Gute ist, dass das damit auch die letzte Absage war, die ich bekomme.

Mein Vater hatte recht. Ich bin ein Versager.

Ich konnte das Ultimatum, das er mir gestellt hat, nicht erfüllen. Wenn ich nicht an einer Universität studiere, bekomme ich keinerlei Unterstützung von meinen Eltern. Das haben sie mir das erste Mal klargemacht, als ich zwölf war.

Und ich werde es ihnen sagen müssen.

Ich werde nach Hause gehen und meinem Vater sagen müssen, dass ich genau der Loser bin, für den er mich immer gehalten hat.

Oder ich gehe einfach nicht mehr nach Hause. Dann bliebe mir zumindest das erspart.

Ein Seufzen auf den Lippen, setze ich meinen Weg schwerfällig fort. Wie soll es jetzt weitergehen?

Ich könnte mich auf Ausbildungen bewerben oder aufs Community College gehen. Aber das würde Dad nicht unterstützen. Er sagte, dass er das gesparte Geld nur für die Uni ausgeben würde. Was wiederum bedeutet, er wird es mir nicht geben, damit ich endlich ausziehen kann.

Vielleicht schmeißt er mich raus. Ich denke eh nicht, dass ich es noch länger mit ihm aushalte. Aber woher soll ich das Geld zum Leben nehmen? Ich zahle zwar auch auf das Sparkonto ein, seit ich denken kann, doch mit meinem Anteil komme ich vermutlich nicht weit.

Kann ich mir davon eventuell einen Platz in einer WG leisten? Ich hätte mich früher auf diesen Ausgang vorbereiten sollen, verdammt.

Mit gesenktem Kopf trete ich in eine Seitenstraße. Soll ich mir noch eine Zigarette anzünden? Überall wird gesagt, dass man nachts nicht auf die Straßen soll, wenn man es vermeiden kann, seitdem dieser Serienmörder unterwegs ist. Doch obwohl die ganze Stadt seit vier Wochen in Panik ist, fühle ich mich sicher hier draußen. Ich fühle mich sicherer als zu Hause.

Ich suche in meiner Jackentasche nach der Zigarettenschachtel, als ich zwischen parkenden Wagen vier Gestalten erkenne, die sich um einen Mann geschart haben. Sofort drossle ich mein Tempo. Ich weiß nicht, was mir an dieser Szene eigenartig vorkommt, aber als gebürtiger New Yorker weiß man wohl intuitiv, von welchen Situationen man sich fernhalten sollte.

Die Personen treiben den Mann mittleren Alters in eine Ecke, mehrere Meter von mir entfernt. Er hebt abwehrend die Hände. Ich verstehe nicht, was er sagt.

Wie von allein tragen mich meine Beine hinter eine steinerne Treppe, die zu einem Hauseingang führt. Durch die Berichte zu Captain Wodka vor über einem Jahr - all die Hinweise, wie man sich zu verhalten hat, sollte man Zeuge von Gewaltverbrechen werden - bin ich darauf konditioniert, unverzüglich mein Handy aus der Tasche zu ziehen. Ich wische nach links, um die Kamera zu öffnen und ein Beweisfoto aufzunehmen.

Jetzt nur nicht die Ruhe verlieren.

Die Personen reden offenbar miteinander, aber nur mit gesenkten Stimmen, sodass ich sie nicht verstehe. Meine Finger zittern, als ich die App wechsle, um die Polizei zu rufen. Selbst wenn es nur ein falscher Alarm ist, gehe ich lieber auf Nummer sicher.

Doch kurz bevor ich den Anruf starte, nähert sich eine Person dem Mann und streckt die Hand nach seiner Wange aus. Es sieht so aus, als wollen sie den Kerl nur beruhigen. Vielleicht hat er einen über den Durst getrunken oder irgendetwas eingeworfen. Das hatte ich in meinem Schrecken gar nicht in Betracht gezogen.

Ich atme auf.

Also ist es nur ein Missverständnis.

Erleichtert stecke ich das Handy weg und will auf dem Absatz kehrtmachen, um zurückzugehen. Doch was ich dann sehe, lässt mich mit weit aufgerissenen Augen stehenbleiben.

Der Kopf des Mannes explodiert.

Es gibt kein weiteres Geräusch, als das Blut und die Überreste seines Schädels in alle Richtungen spritzen. Keinen Schuss. Keinen Knall. Nur ein Knacken und Platschen. Und einen dumpfen Aufschlag, als das, was von seinem Körper übrig ist, zu Boden kracht.

Erstarrt schaue ich auf die Lache aus Blut, die sich rasch auf dem Asphalt ausbreitet, als die Angreifer von der Leiche zurückweichen. Ich habe kein Gefühl mehr für meinen Körper und von einer Sekunde auf die andere wird mir so übel, dass ich befürchte, mich noch an Ort und Stelle zu übergeben.

Ist das wirklich passiert? War das eine Verarsche für ein YouTube-Video? Kommen gleich die Leute mit den versteckten Kameras?

Nein. Ich habe es zu oft in den Nachrichten gehört. Es ist so surreal, dass ich mich bisher geweigert habe, es mir vorzustellen. Aber das ist sie. Die Art, auf die Overkill seine Opfer tötet.

Das Gewicht dieser Erkenntnis kracht wie ein Gebirge auf mich herab. Die Welle aus Angst, die darauf folgt, motiviert mich, mir meine Kapuze überzuziehen und mich endlich in Bewegung zu setzen.

Ich darf hier nicht gesehen werden. Von niemandem! Die Angreifer bewegen sich zwar zum anderen Ende der Straße, aber wenn sie sich umdrehen, bin ich geliefert! Ich renne, so schnell ich kann, den Schock so tief in den Knochen, dass meine Knie weich werden. Mein Magen rebelliert. Ich muss kotzen, aber meine DNA darf nicht am Tatort sein, sonst werde ich da mit reingezogen!

War er das wirklich? Diese Person, die den Kopf des Mannes einfach hat explodieren lassen. War das Overkill? Der Killer, von dem die Medien seit Wochen berichten?

Soll ich die Polizei rufen?

Meine Lunge brennt, aber ich werde nicht langsamer.

Ich muss die Polizei rufen, das weiß ich. Sie sagen es immer und immer wieder. Aber der letzte Augenzeuge, von dem berichtet wurde, ist wenige Tage nach seiner Aussage selbst zum Opfer von Overkill geworden.

Nein, ich darf da nicht mit reingezogen werden.

Erst als ich ein paar Blocks weit gelaufen bin, verlangsame ich meine Schritte und senke den Kopf, sobald mir Menschen entgegenkommen.

Zum Glück würdigt mich niemand eines zweiten Blickes. Sonst sähen sie, wie totenblass ich bin.

Den Schlüssel noch in der Hand, falle ich durch die türkis gestrichene Holztür und wanke ohne ein Wort durch die Wohnung. Ich weiß nicht, ob meine Eltern im Wohnzimmer mich bemerken, aber selbst wenn sie es täten, hätte ich keine Zeit, um ihnen meinen Zustand zu erklären. Ich lasse die Jacke von meinen Schultern fallen, taumle über den alten Parkettboden ins Bad, werfe die Tür hinter mir zu, öffne den Deckel der Toilette und übergebe mich.

Es fühlt sich befreiend an, nachdem ich das flaue Gefühl in meiner Kehle so lang heruntergekämpft habe.

Als ich fertig bin, schnappe ich nach Luft und lehne mich zurück. Mit dem feuchten Handtuch neben mir wische ich mir den Mund ab.

Dass ich es überhaupt bis hierher geschafft habe, ist ein Wunder. Und ich kann nach wie vor nicht glauben, dass das tatsächlich passiert ist. Dass ich ihn mit eigenen Augen gesehen habe. Overkill. Derjenige, von dem seit Wochen alle sprechen.

Wenn ich an das Bild zurückdenke, das sich mir geboten hat, wird mir wieder übel. Dabei habe ich mich so verdammt sicher gefühlt. Viel zu sicher.

Hat er mich gesehen? Was, wenn er mich erkannt...

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Marie Graßhoff, geboren 1990 in Halberstadt im Harz, studierte in Mainz Buchwissenschaft und Linguistik. Anschließend arbeitete sie einige Jahre als Social-Media-Managerin bei einer großen Agentur. Mittlerweile ist sie als freiberufliche Autorin und Grafikdesignerin tätig und lebt in Leipzig.
Spicy Noodles - Der Geschmack des Feuers

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt