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Kurioses über euch Menschen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
480 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am17.05.20221. Auflage
2054: Die Menschheit hat sich aus dem Internet ausgeschlossen, Elon Musk versehentlich den Mond verbrannt und viele Arbeiten werden von Robotern verrichtet. Vorwiegend die, für die keine Empathie nötig ist - denn Roboter kennen keine Gefühle. Wie Jared. Er sieht aus wie ein Mensch und arbeitet als Zahnarzt. Aber eines Tages beginnt Jared zu fühlen. Sein Arzt schickt ihn zum Selbstversuch ins Kino, wo Jared 27 ml Tränen vergießt und erkennt, dass Gefühle etwas Wunderbares sind! Er beschließt, den Menschen zu zeigen, dass Roboter auch ein Recht darauf haben. Und wie könnte das besser gelingen als mit einem Film? Also geht Jared nach L. A. und landet als Tellerwäscher in einem Taco-Laden. Dort lernt er Kellnerin Amber kennen, und seine Gefühle spielen verrückt. Amber scheint es genauso zu gehen - doch wie soll er ihr erklären, dass er ein Roboter ist? Zu allem Überfluss läuft es mit seinem Film so gar nicht wie geplant ...  Eine witzige und kluge Hommage an das Menschsein und seine Tücken.

Simon Stephenson lebt hauptsächlich in Los Angeles, wo er als Drehbuchautor bei Pixar arbeitet. Sein erstes Buch «Let Not the Waves of the Sea» - eine bewegende Erinnerung an seinen Bruder, der bei einem Tsunami im indischen Ozean ums Leben kam - zog viel Aufmerksamkeit auf sich und wurde mehrmals ausgezeichnet. Mit «Kurioses über Euch Menschen» hat Stephenson seinen ersten Roman geschrieben.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

Klappentext2054: Die Menschheit hat sich aus dem Internet ausgeschlossen, Elon Musk versehentlich den Mond verbrannt und viele Arbeiten werden von Robotern verrichtet. Vorwiegend die, für die keine Empathie nötig ist - denn Roboter kennen keine Gefühle. Wie Jared. Er sieht aus wie ein Mensch und arbeitet als Zahnarzt. Aber eines Tages beginnt Jared zu fühlen. Sein Arzt schickt ihn zum Selbstversuch ins Kino, wo Jared 27 ml Tränen vergießt und erkennt, dass Gefühle etwas Wunderbares sind! Er beschließt, den Menschen zu zeigen, dass Roboter auch ein Recht darauf haben. Und wie könnte das besser gelingen als mit einem Film? Also geht Jared nach L. A. und landet als Tellerwäscher in einem Taco-Laden. Dort lernt er Kellnerin Amber kennen, und seine Gefühle spielen verrückt. Amber scheint es genauso zu gehen - doch wie soll er ihr erklären, dass er ein Roboter ist? Zu allem Überfluss läuft es mit seinem Film so gar nicht wie geplant ...  Eine witzige und kluge Hommage an das Menschsein und seine Tücken.

Simon Stephenson lebt hauptsächlich in Los Angeles, wo er als Drehbuchautor bei Pixar arbeitet. Sein erstes Buch «Let Not the Waves of the Sea» - eine bewegende Erinnerung an seinen Bruder, der bei einem Tsunami im indischen Ozean ums Leben kam - zog viel Aufmerksamkeit auf sich und wurde mehrmals ausgezeichnet. Mit «Kurioses über Euch Menschen» hat Stephenson seinen ersten Roman geschrieben.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644007574
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum17.05.2022
Auflage1. Auflage
Seiten480 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.8454174
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Meine Zahnarztpraxis befand sich in der Gemeinde Ypsilanti in Michigan, dem Staat der Großen Seen.

Das hat mich zu einem Michigander gemacht.

Ha!

 

Menschen aus Michigan glauben, dass «Michigander» ein witziges Kofferwort ist. Da irren sie sich. Ein Kofferwort kombiniert zwei Wörter, um etwas Drittes zu bezeichnen. «Michigander» wäre daher ein ausgezeichnetes Kofferwort, um eine männliche Gans (gander) aus Michigan zu bezeichnen. Für einen Menschen ist es hingegen völlig ungeeignet, unabhängig von seinem Geschlecht oder seiner Herkunft.

 

Eine weitere kollektive Wahnvorstellung der Michigander ist die merkwürdige Auffassung, dass der Umriss ihres Staates einer menschlichen Hand ähnelt. Sehen Sie sich nur mal diese gegensätzlichen Datenpunkte an:

/Michigan ist vierhundert Kilometer breit vs. Eine menschliche Hand ist etwa zehn Zentimeter breit.

/Eine menschliche Hand hat einen Daumen und vier Finger vs. Michigan hat Detroit und mehr als zehntausend Seen.

/Michigan wurde als 26. Staat in die Union aufgenommen vs. Eine menschliche Hand wurde noch nie in die Union aufgenommen.

 

Jede vernünftige Interpretation dieser Daten legt also nahe: Michigan ähnelt mitnichten einer menschlichen Hand. Dennoch werden die Michigander, wenn sie zeigen wollen, wo sich ein bestimmter Ort in ihrem Staat befindet, unweigerlich ihre Hand hochhalten und auf einen Punkt darauf deuten.

 

Stellen Sie sich also vor, ich halte Ihnen meine rechte Hand entgegen und zeige auf eine Stelle an der Wurzel meines Daumens. Wenn Sie Orthopäde wären, würden Sie diese Stelle als «Speichengrübchen» kennen, ein bekanntermaßen schlecht konstruierter Teil des menschlichen Körpers. Wenn Sie aus Michigan kämen, würden Sie diese Stelle als «Ypsilanti» identifizieren.

 

Trotz seiner unglücklichen geografischen Lage ist Ypsilanti eine hübsche Stadt, die eine Menge zu bieten hat. Am bekanntesten ist sie für die Eastern Michigan University und ihre grottenschlechte Football-Mannschaft, die EMU Eagles. Die Ypsilanter bringen ihren Stolz auf die Stadt dennoch häufig mit dem Ruf «Go Eagles!» zum Ausdruck. Unsinnigerweise kommt dieser Ausruf auch in der Saisonpause zum Einsatz, wenn die Mannschaft allenfalls in die Ferien geht.

Go Eagles - auf zum See!

Ha!

 

Übrigens keine Ahnung, warum die Mannschaft nicht «EMU Emus» heißt. Genau so hätte ich sie genannt.

 

Doch Ypsilanti hat noch mehr zu bieten als ein Football-Team mit einem misslungenen Namen! Umfragen haben ergeben, dass Menschen, die durch das östliche Michigan reisen, einen Umweg von bis zu 25 Kilometern in Kauf nehmen, um den Wasserturm von Ypsilanti zu besichtigen. Das ist nicht weiter verwunderlich: Männliche Menschen sind fasziniert von Objekten, die Penissen ähneln, und unser Wasserturm wurde einmal zum «phallischsten Gebäude in Amerika» gewählt.

 

Das manische Verhältnis der männlichen Menschen zum Phallus fasziniert mich!

Vielleicht liegt es daran, dass ich selbst kein sexuelles Verlangen habe.

Sexuelle Triebe sind schließlich Gefühle.

Stellen Sie sich vor, Bots hätten sexuelle Gefühle und würden sich fortpflanzen.

Die Welt wäre bald von kleinen Toastern übervölkert!

 

Eine familienfreundlichere Touristenattraktion in Ypsilanti ist die Tridge, eine Dreiwegebrücke an einer Gabelung des Huron. Im Gegensatz zu «Michigander» ist «Tridge» ein echtes Kofferwort, das sich aus den Wörtern «Triple» und «Bridge» zusammensetzt und ein Bauwerk bezeichnet, das drei Landpunkte über ein Gewässer hinweg verbindet. Erstaunlicherweise finden die Menschen das Wort «Tridge» nicht so lustig wie «Michigander». Ich kann nur mutmaßen, dass die Menschen eine männliche Gans komisch finden, eine Brücke hingegen nicht.

Menschen!

Geht gar nicht!

 

Übrigens ist «Geht gar nicht» ein typisch menschlicher Ausdruck, den ich übernommen habe, um menschlicher zu wirken, weil die Menschen sich dann wohler fühlen. Er wird verwendet, um Ablehnung auszudrücken, quasi als Abkürzung für «Ich bin ganz und gar nicht einverstanden» und «Diese Person oder Spezies ist irrational und irritiert mich».

 

Das Beste an Ypsilanti ist natürlich die Weltklasse-Zahnmedizin.

Scherz!

Die Zahnmedizin in Ypsilanti folgt genau denselben Standards, die überall sonst im Land gelten.

Wenn wir Bots eines sind, dann konsequent!

 

Meine entsprechend durchschnittliche Zahnarztpraxis hieß «Ypsilanti Downtown Dentistry». Sie war in einem kleinen Ärztehaus in der Main Street untergebracht. Der Mensch, mit dem ich dort am häufigsten zu tun hatte, war meine Assistentin Angela.

 

Die wichtigsten Datenpunkte über Angela:

/Sie war sowohl als Sprechstundenhilfe wie auch als Dentalhygienikerin angestellt, hasste aber den Teil ihrer Arbeit, der mit Hilfe während der Sprechstunde zu tun hatte.

/Sie liebte Katzen, glaubte aber, gegen rote Katzen allergisch zu sein.

/Es ist immunologisch unmöglich, gegen eine bestimmte Katzenfarbe allergisch zu sein.

/Dass Angela glaubte, sie sei allergisch gegen rote Katzen, war das Entscheidende.

/Für Menschen gilt: Gefühle > Fakten.

 

Obwohl ich mit Angela am häufigsten zu tun hatte, war Dr. Glundenstein, der Arzt, mit dem wir unsere Räumlichkeiten teilten, der Mensch, mit dem ich am intensivsten interagierte.

 

Der Arztberuf ist Menschen vorbehalten. Bots gelten aus demselben Grund als miserable Ärzte, aus dem wir so hervorragende Zahnärzte abgeben: unser völliger Mangel an Empathie. Einfühlungsvermögen ist bei einem Arzt so wichtig, dass es sogar unter einem anderen Namen bekannt ist: «Patientennähe». Studien haben übereinstimmend ergeben, dass Menschen Patientennähe wichtiger ist als diagnostische Genauigkeit und die Wirksamkeit einer Behandlung. Ein kranker Mensch würde sich lieber von einem Mitmenschen vorgaukeln lassen, dass er geheilt werden kann, als von einem Roboter klipp und klar gesagt bekommen, dass er bald einen grausamen Tod sterben wird!

 

Die wichtigsten Datenpunkte über Dr. Glundenstein:

/Er war nach menschlichen Maßstäben ein hervorragender Arzt, was bedeutet, dass er seine diagnostischen Unzulänglichkeiten durch enorme Patientennähe kompensierte.

/Er war nicht nur ein studierter Arzt, sondern hatte auch einige Semester in Filmwissenschaften an der East Michigan University belegt.

/Er liebte japanischen Whisky, den er unerklärlicherweise «Scotch» nannte.

/Er wünschte sich oft, er wäre kein Humanmediziner, sondern Filmregisseur.

/Er haderte viel und hatte möglicherweise ein Alkoholproblem.

 

Ich kannte diese Daten von Dr. Glundenstein, weil er mich manchmal nach der Abendsprechstunde in sein Büro auf der anderen Seite des Flurs einlud, um «ein bisschen zu quatschen». «Ein bisschen quatschen» bedeutet «geduldig zuhören, während ein Mensch Alkohol trinkt und über seine Sorgen und Nöte jammert».

 

Trotzdem habe ich die Einladung immer gerne angenommen. Wenn dich ein Mensch einlädt, ist es höflich, die Einladung anzunehmen. Es sei denn, sie erfolgt aus reiner Höflichkeit. In diesem Fall sollte man aus Höflichkeit ablehnen! Zwischenmenschliche Beziehungen lassen sich am besten als ein nicht enden wollendes Wettrüsten der Höflichkeit verstehen. Hält man eine Tür zu lange offen, kann das nur allzu leicht zum nächsten Hiroshima führen.

Oder Auckland!

Oder Pjöngjang!

Ha!

 

Obwohl es Essenszeit war, bot mir Dr. Glundenstein nie etwas zu essen an, sondern immer nur seinen japanischen «Scotch». Bots sind zwar darauf programmiert, keinen Alkohol zu trinken, aber trotzdem war es höflich, den japanischen Scotch anzunehmen, ihn aber nicht zu trinken. Der Grund dafür war:

 

Die Unhöflichkeit, ein Getränk abzulehnen > Die Unhöflichkeit, es anzunehmen, aber nicht zu trinken.

 

Menschen!

Höflichkeit!

Geht gar nicht!

 

Die korrekte Bezeichnung für eine Person wie Dr. Glundenstein, die gerne quatscht, ist «Angeber». Obwohl Dr. Glundenstein der Inbegriff eines Angebers war, wäre es unhöflich gewesen, ihm ins Gesicht zu sagen, er sei ein Angeber. Höflich wäre in der Tat, ihn später gegenüber einem gemeinsamen Bekannten als Angeber zu bezeichnen.

Menschen!

Höflichkeit!

Wums!

 

Obwohl er ein klassischer Angeber war, konnte man Dr. Glundenstein besser zuhören als den meisten anderen Menschen. Als selbst ernannter «Mann der Wissenschaft» kannte er die Regeln der Logik und der Physik viel besser als die meisten seiner Artgenossen. Manchmal benutzte er sogar Wörter wie «Hypothese». Die meisten Menschen verwenden keine Wörter wie «Hypothese»!

 

Die Themen, über die Dr. Glundenstein gerne jammerte, waren vorhersehbar, je nachdem, wie viel er von seinem japanischen Scotch getrunken hatte. Sie lassen sich daher auf einer klassischen X-Y-Achse abbilden:

Obwohl Dr. Glundenstein diese Themen selbst auswählte, bereiteten sie ihm jedes Mal mehr Kummer.

Ich war daher stets darauf bedacht, so mitfühlend wie möglich zuzuhören.

Leider war das überhaupt nicht mitfühlend.

Schließlich bin ich ein Bot, und Bots sind nicht in der Lage, Mitgefühl zu...
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Autor

Simon Stephenson lebt hauptsächlich in Los Angeles, wo er als Drehbuchautor bei Pixar arbeitet. Sein erstes Buch «Let Not the Waves of the Sea» - eine bewegende Erinnerung an seinen Bruder, der bei einem Tsunami im indischen Ozean ums Leben kam - zog viel Aufmerksamkeit auf sich und wurde mehrmals ausgezeichnet. Mit «Kurioses über Euch Menschen» hat Stephenson seinen ersten Roman geschrieben.