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Global Citizenship Education im Deutschunterricht

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
162 Seiten
Deutsch
StudienVerlagerschienen am13.12.2021
GCED als globale Dimension Politischer Bildung versteht sich als transformative Pädagogik, die die methodische und didaktische Beschränkung auf den Nationalstaat überwinden will. Dies hat Konsequenzen für das Unterrichtshandeln - und ganz besonders für den Deutschunterricht -, die in diesem He¬ erörtert werden. Es diskutiert institutionelle Rahmenbedingungen und hinterfragt Zusammenhänge von Sprache und Macht sowie hegemoniale Lesarten und Weltbilder in Unterrichtsmaterialien. Außerdem stellt es vielfältige Möglichkeiten zur Vermittlung weltbürgerlicher Kompetenzen vor. Es zeigt, wie Geschichten mit multiperspektivischen Weltbildern, rassismuskritische Lektüren oder die Integration von Weltliteratur für globale bzw. glokale Zusammenhänge sensibilisieren. Augenfällig wird, wie viel der Deutschunterricht zum Ziel von GCED beitragen kann: nicht einfach nur die Welt besser zu verstehen, sondern globale Gerechtigkeit als Norm politischen Handelns zu etablieren.

ide ist die Zeitschrift für den Deutschunterricht. ide hält den Dialog zwischen der Praxis in der Schule und didaktischer Forschung aufrecht. ide ist das Podium für den ständigen Erfahrungsaustausch zwischen DeutschlehrerInnen in der Praxis. ide öffnet Klassenzimmer und Konferenzräume: Informationen und Kommunikation über Praxis und Projekte, über Erfahrungen, Reaktionen, über Wünsche und Horizonte. Für alle Schultypen. Für alle Schulstufen. ide - informationen zur deutschdidaktik erscheint viermal im Jahr.
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Produkt

KlappentextGCED als globale Dimension Politischer Bildung versteht sich als transformative Pädagogik, die die methodische und didaktische Beschränkung auf den Nationalstaat überwinden will. Dies hat Konsequenzen für das Unterrichtshandeln - und ganz besonders für den Deutschunterricht -, die in diesem He¬ erörtert werden. Es diskutiert institutionelle Rahmenbedingungen und hinterfragt Zusammenhänge von Sprache und Macht sowie hegemoniale Lesarten und Weltbilder in Unterrichtsmaterialien. Außerdem stellt es vielfältige Möglichkeiten zur Vermittlung weltbürgerlicher Kompetenzen vor. Es zeigt, wie Geschichten mit multiperspektivischen Weltbildern, rassismuskritische Lektüren oder die Integration von Weltliteratur für globale bzw. glokale Zusammenhänge sensibilisieren. Augenfällig wird, wie viel der Deutschunterricht zum Ziel von GCED beitragen kann: nicht einfach nur die Welt besser zu verstehen, sondern globale Gerechtigkeit als Norm politischen Handelns zu etablieren.

ide ist die Zeitschrift für den Deutschunterricht. ide hält den Dialog zwischen der Praxis in der Schule und didaktischer Forschung aufrecht. ide ist das Podium für den ständigen Erfahrungsaustausch zwischen DeutschlehrerInnen in der Praxis. ide öffnet Klassenzimmer und Konferenzräume: Informationen und Kommunikation über Praxis und Projekte, über Erfahrungen, Reaktionen, über Wünsche und Horizonte. Für alle Schultypen. Für alle Schulstufen. ide - informationen zur deutschdidaktik erscheint viermal im Jahr.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783706562140
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum13.12.2021
Seiten162 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse5397 Kbytes
Artikel-Nr.8619082
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Editorial
Werner Wintersteiner, Sabine Zelger: Wege in der Chaos-Welt

Konzeptuelles
Werner Wintersteiner: Deutschunterricht als Global Citizenship Education. Ein Vorschlag zum Mit- und Weiterdenken

Deutschdidaktischer Rahmen
Heidi Rösch: Globales Lernen? Ein Kommentar zum Konzept des bundesdeutschen Orientierungsrahmens für den Lernbereich Globale Entwicklung | Deutsch und seiner Implementierung
Hajnalka Nagy: Entfremdung des weißen Blicks. Globales Lernen und postkolonial orientierter Literaturunterricht
Christian Filko: Mehrsprachigkeit im (Deutsch-)Unterricht: Realität, Herausforderung, Ziel(e)? Überlegungen aus einer Global Citizenship-Perspektive

Orientierungen für die Praxis
Sabine Zelger: Aus der imperialen Lebensweise hinausschreiben? Anregungen für den Deutschunterricht von der Primarstufe bis zur Matura und darüber hinaus
Michael Hofmann: Eine literarische Begegnung mit Abya Yala (»Lateinamerika«). Beispiel einer Global Citizenship Education im Deutschunterricht
Stefanie Schwandner: GCED-inspirierte Leseförderung. Ein Vorschlag zur Beurteilung von Material und Auswahl von Texten

Unterrichtsvorschläge: Weltbilder
Stefan Prünster: Seit wann ist die Erde rund? Transkulturelle Literaturdidaktik in der Volksschule
Caroline Kodym: Neue Realitäten denken. Science Fiction, Spekulativer Realismus und Spekulative Fabulation
Johann Zeiringer: Literatur und World Citizenship. Erfahrungen von Fremdheit und Identität in exemplarischen transnationalen Erzählungen

Unterrichtsvorschläge: Weltgesellschaft
Sieglind Gabriel: Von Ton-Bild-Scheren zu Wort-Bild-Reißverschlüssen. Einsatz multikodialer Kommunikate in GCED
Patricia K. Schober: Reading and Imagining the Future. Sich lesend in die Zukunft denken - mit besonderem Fokus auf Klima und Umwelt
Eleonore Gstrein: Apu in der Migrationsgesellschaft. Medienbildung mit der migrantischen Figur Apu Nahasapeemapetilon aus den Simpsons

Service
Stefanie Schwandner, Werner Wintersteiner: GCED und der Deutschunterricht. Bibliographische Notizen

Magazin
Werner Wintersteiner: Nachruf auf Elisabeth Schabus-Kant
Kommentar
Martin G. Weiss: Das Unterrichtsfach Ethik
ide empfiehlt
Hajnalka Nagy: Magdalena Kißling (2020): Weiße Normalität
Neu im Regal
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Leseprobe

Wege in der Chaos-Welt

Dieses ide-Heft widmet sich dem Thema »Global Citizenship Education« (GCED) und setzt damit auch für den Deutschunterricht einen neuen Denkrahmen: Statt Literatur-, Sprach- und Medienvermittlung als nationalkulturelle Angelegenheiten zu sehen, wird kulturelle Bildung in einem kritischen transnationalen, globalen Paradigma verortet. Das ist ein neuer Ansatz, aber so ganz neu doch wieder nicht: Transkulturalität, Mehrsprachigkeit, Gesellschaftskritik waren auch bislang immer wieder Themen der ide. Was aber bedeutet diese Orientierung für die Planung des Deutschunterrichts, für die Auswahl von Materialien und Büchern, von Konzepten der Literaturund Sprachdidaktik, für unser methodisches Vorgehen? Diesen Fragen geht das Heft in theoretischer Diskussion und zahlreichen konkreten Vorschlägen für die Praxis nach.

Es diskutiert institutionelle Rahmenbedingungen und hinterfragt Zusammenhänge von Sprache und Macht sowie hegemoniale Lesarten und Weltbilder in Literatur, Filmen und Unterrichtsmaterialien. Außerdem stellt es vielfältige Möglichkeiten zur Vermittlung weltbürgerlicher Kompetenzen vor. Es zeigt, wie Geschichten mit multiperspektivischen Blicken rassismuskritische Lektüren oder die Integration von Weltliteratur für globale bzw. glokale Zusammenhänge sensibilisieren. Augenfällig wird, wie viel Deutschunterricht zum Ziel der GCED beitragen kann: nicht einfach nur die Welt besser zu verstehen, sondern globale Gerechtigkeit als Norm politischen Handelns zu etablieren. Und noch etwas: Hoffnung auf die Zukunft zu geben. So hat etwa der aus der Karibik stammende Dichter und Philosoph Édouard Glissant zeit seines Lebens betont, dass sich unter der Oberfläche der oft zerstörerischen Globalisierung eine viel tiefere unterirdische Globalität abspielt - das Abenteuer des kulturellen Vermischungs- und Transformationsprozesses in einer Chaos-Welt, die gerade dadurch Chancen auf Erneuerung bereithält.1

Das dem Heft zugrunde gelegte Verständnis des kontrovers verhandelten pädagogischen Vorhabens der GCED stellt Werner Wintersteiner in seinem konzeptuellen Einführungstext vor. Voraussetzung für eine Befähigung zu Weltbürger*innen ist die ganzheitliche Sicht auf Bildung, für die der Deutschunterricht prädestiniert ist, weil er praktische Fertigkeiten zur Teilhabe vermittelt und via Sprache und Literatur auch philosophisch, politisch und ästhetisch über die Welt nachsinnen lässt. Sie im Sinne globaler Gerechtigkeit zu denken und zu verändern, bedeutet Bildungstraditionen und den Deutschunterricht auf den Kopf zu stellen. Es bedarf eines glokalen Blickwinkels, also anderer Lesarten der Literatur, es braucht Stimmen des Globalen Südens, also andere Texte und Sprachen, und es muss die individuelle Perspektive zu einer (welt-)politischen ausgeweitet werden.

Globale Probleme, die Sorge um existenzgefährdete, vom guten Leben ausgeschlossene Menschen ebenso wie die massive Zerstörung unserer natürlichen Lebensgrundlagen erlauben keinen Aufschub. So wollen auch die von der UNO ratifizierten 17 Sustainable Development Goals (SDGs), in denen GCED in einem Unterpunkt des Bildungsziels ausgewiesen ist, bis 2030 erreicht sein. Aber geht das überhaupt? An vielen Ecken wird daran laboriert, auch im Feld der Deutschdidaktik und des Deutschunterrichts wurden Ansätze entwickelt und engagierte Projekte umgesetzt. Sie zusammenzuführen, weiterzudenken und für die Praxis zugänglich zu machen, ist ein wichtiges Ziel dieses Themenheftes.

Den Aufschlag machen konzeptionelle und theoretische Ansätze, die bisherige Aufteilungen in drei zentralen Feldern des Deutschunterrichts radikal verändert haben. Heidi Rösch stellt den Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung vor, der die Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in der Institution Schule neu konzipiert. Der Beitrag beschreibt, welche neuen Ansätze im Bereich Sprache und Nachhaltigkeit grundgelegt wurden. Nachzulesen ist aber auch, dass es laut Autorin, die an diesem wichtigen Papier für das Fach Deutsch mitgearbeitet hat, gerade für eine kritische Ausrichtung der GCED der Integration der ästhetischen Dimension und postkolonialer sowie migrationsgesellschaftlicher Ergänzungen bedarf. Was literaturwissenschaftlich und literaturdidaktisch bereits an theoretischer Grundlegung erarbeitet wurde, legt Hajnalka Nagy in einer kurzen Einführung in Postcolonial- und Weißseins-Studien dar. Warum ausgerechnet ein Blick des Verlernens geschult und weshalb diese Verkehrung traditioneller Bildungsvorstellungen plausibel und notwendig ist, zeigt sie anhand eines praktischen Beispiels, des Jugendromans Der unvergessene Mantel von Frank Cottrell Boyce. Wider die westliche Überlegenheit mit all ihren problematischen Konsequenzen wird in der Didaktik auch im Bereich Sprache ein Paradigmenwechsel angeregt. Wie Christian Filko in seinem Beitrag argumentiert, müsste im Sinne der GCED die institutionelle und strukturelle Orientierung auf Deutsch zugunsten einer gesamtsprachlichen Bildung aufgehoben und Mehrsprachigkeit zur Norm werden.

Welche Fragen dieser Paradigmenwechsel für die praktische Arbeit im Schreib-, Literaturgeschichte- und Leseunterricht aufwirft und wie mit dem fundamentalen Wandel umgegangen werden kann, wird im zweiten Abschnitt erörtert. Wenn nicht Identitätspolitik, sondern die »imperiale Lebensweise« (Brand/Wissen 2017) Gegenstand der GCED ist, wird der Deutschunterricht vor große Herausforderungen gestellt, da die didaktische Reduktion entstellen und die Dramatik der globalen Ungleichheit lähmen und depressiv machen kann. Um eine »solidarische Lebensweise« (ebd.) denk- und nahbar zu machen, entwirft Sabine Zelger für den Dokumentarfilm Untitled und Geschichten aus dem Haus der Solidarität Wege im distanzierenden Modus des Schreibens, der globale (Film-)Erzählungen für Klein und Groß verzögert zugänglich und kollektiv erweiterbar macht. Veränderte Rahmen für den Literaturunterricht schafft auch Michael Hofmann in seinen verschiedenen literarischen Begegnungen mit Aba Yala, so der indigene Begriff für Lateinamerika. Dass im Literatur(geschichte)unterricht kanonische Texte aus dem deutschsprachigen Raum mit mehr oder weniger kolonialistischem Blick ebenso zum Einsatz kommen wie literarische »Gegendiskurse der Moderne«, zeigt, wie einschneidend Lektüren und Texte in einem GCED-orientierten Unterricht verändert werden. Auch der Leseunterricht wird sich grundlegenden Fragen stellen müssen, wenn er sich an kritischer GCED orientiert, wie Stefanie Schwandner in ihrer differenzierten Durchsicht gängiger Lesefördermaterialien vorführt. Der Beitrag schließt mit einem praktischen Fragenkatalog für Lehrpersonen, der die Auswahl an macht- und diskriminierungskritischen Werten orientiert.

Wie die veränderten Rahmen praktisch werden können, wird in den darauf folgenden Unterrichtsvorschlägen in vielfältiger Weise dargelegt. Im Abschnitt »Weltbilder« zeigt Stefan Prünster anhand des Bilderbuchs Seit wann ist die Erde rund? von Guillaume Duprat, das sich mit weltweiten Kosmologien und Vorstellungen von der Erde beschäftigt, wie auch schon in der Volksschule geforscht und philosophiert werden kann: Warum klammern wir so viele grundsätzliche Fragen über den Sinn des Lebens aus, die unseren Vorfahren und anderen Zivilisationen so wichtig waren? Caroline Kodym berichtet von einem Unterrichtsprojekt zu spekulativer Fabulation, einer Art wildes Erzählen, bei dem Tiere, Kinder und auch neuartige Kreaturen vorkommen können. Wenn nichtmenschliche Wesen gleichermaßen Akteur*innen werden, kann eine neue Sicht auf die Welt generiert werden. Johann Zeiringer analysiert die Thematik von Fremdheit und Identität anhand von drei Erzählungen. Er zeigt, welchen Beitrag literarische Texte zum Verständnis transnationaler Lebensweisen und Kulturen leisten können.

Der letzte Abschnitt mit dem Titel »Weltgesellschaft« enthält ebenfalls Beiträge, die direkt aus der Praxis kommen. Anhand des Films Emergency Turned Upside-Down des Künstlers Oliver Ressler zeigt Sieglind Gabriel, wie man mit produktiver Überforderung, analytischen und kreativen Methoden Schüler*innen helfen kann, den komplexen Film als »sinnliche Orientierungshilfe« in einer komplexen Welt zu erleben und zu nutzen. Patricia K. Schober wiederum hat ihre Schüler*innen veranlasst, sich lesend in die Zukunft zu denken - mit besonderem Fokus auf Klima und Umwelt. Impulse dafür boten Sachtexte und Literatur aus dem Genre der Climate Fiction, entstanden sind viele Einsichten, Ideen und - »Dialoge mit der Zukunft«. Bei Eleonore Gstrein steht die migrantische Figur des Apu Nahasapeemapetilon aus den Simpsons im Mittelpunkt, anhand der sie Themen wie die Unterscheidung zwischen »zugehörig« und »nicht-zugehörig«, das Othering, Rassismus und Vorurteile für einen medienreflexiven Deutschunterricht aufbereitet. Anschaulich wird, wie GCED die Fachgrenzen überschreitet und historische, ökonomische und politische Bildung integrieren kann.


Unser Cover

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Autor

ide ist die Zeitschrift für den Deutschunterricht. ide hält den Dialog zwischen der Praxis in der Schule und didaktischer Forschung aufrecht. ide ist das Podium für den ständigen Erfahrungsaustausch zwischen DeutschlehrerInnen in der Praxis. ide öffnet Klassenzimmer und Konferenzräume: Informationen und Kommunikation über Praxis und Projekte, über Erfahrungen, Reaktionen, über Wünsche und Horizonte. Für alle Schultypen. Für alle Schulstufen.
ide - informationen zur deutschdidaktik erscheint viermal im Jahr.