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Neue Fischer Weltgeschichte. Band 18

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am29.06.20221. Auflage
Die ganze Geschichte Nordamerikas - von der gewalthaften Eroberung über die Sklaverei bis zu Staatenbildung und demokratischem Wandel, erzählt vom Nordamerika-Historiker Marcus Gräser. Die Geschichte Nordamerikas ist vielfältig, nicht nur weil es die Geschichte zweier Staaten ist, Kanadas und der USA. Es ist auch die Geschichte vieler Völker und Ethnien und der damit einhergehenden Spaltungen und Konflikte, bis hin zu grausamen Kriegen. Marcus Gräser erzählt vom Aufeinandertreffen der indigenen Bevölkerung und europäischen Siedlerinnen und Siedlern im 17. Jahrhundert, von den in die Sklaverei verschleppten Afrikanerinnen und Afrikanern und von der Zuwanderung aus fast allen Ecken der Welt seit dem 19. Jahrhundert. Seit dem 18. Jahrhundert begann die Herausbildung der beiden zwei Staaten, die wir heute kennen, und deren Demokratisierung. 1776 schlossen die Dreizehn Kolonien mit der Unabhängigkeitserklärung zu den Vereinigten Staaten zusammen. Die USA durchlebten den Bürgerkrieg, der die Abschaffung der Sklaverei erbrachte, und stiegen im 20. Jahrhundert zur Supermacht auf. Kanada dagegen löste sich erst spät aus dem Schatten der Kolonialmacht Großbritannien. Eines aber haben beide Staaten gemeinsam: Die Bildung einer Nation, in der Menschen aus unterschiedlichsten Weltregionen zusammenleben, ist eine Herausforderung - vor allem in den USA brachen die daraus entstandenen Widersprüche unter Präsident Donald Trump mit neuer Wucht hervor. Dieses Buch erklärt, wie Kanada und die USA die Staaten wurden, die sie heute sind, eine Empfehlung für alle Leser von Jill Lepore (»Diese Wahrheiten«). Die »Neue Fischer Weltgeschichte« wird herausgegeben von Jörg Fisch, Wilfried Nippel und Wolfgang Schwentker.

Marcus Gräser, geboren 1964 in Bad Vilbel, ist Universitätsprofessor für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte an der Johannes Kepler Universität Linz und war zuvor stellvertretender Direktor des Deutschen Historischen Instituts in Washington, DC. Er forscht zu Problemen der nordamerikanischen und zentraleuropäischen Geschichte und favorisiert den historischen Vergleich als Methode der Geschichtswissenschaft.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR68,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR56,99

Produkt

KlappentextDie ganze Geschichte Nordamerikas - von der gewalthaften Eroberung über die Sklaverei bis zu Staatenbildung und demokratischem Wandel, erzählt vom Nordamerika-Historiker Marcus Gräser. Die Geschichte Nordamerikas ist vielfältig, nicht nur weil es die Geschichte zweier Staaten ist, Kanadas und der USA. Es ist auch die Geschichte vieler Völker und Ethnien und der damit einhergehenden Spaltungen und Konflikte, bis hin zu grausamen Kriegen. Marcus Gräser erzählt vom Aufeinandertreffen der indigenen Bevölkerung und europäischen Siedlerinnen und Siedlern im 17. Jahrhundert, von den in die Sklaverei verschleppten Afrikanerinnen und Afrikanern und von der Zuwanderung aus fast allen Ecken der Welt seit dem 19. Jahrhundert. Seit dem 18. Jahrhundert begann die Herausbildung der beiden zwei Staaten, die wir heute kennen, und deren Demokratisierung. 1776 schlossen die Dreizehn Kolonien mit der Unabhängigkeitserklärung zu den Vereinigten Staaten zusammen. Die USA durchlebten den Bürgerkrieg, der die Abschaffung der Sklaverei erbrachte, und stiegen im 20. Jahrhundert zur Supermacht auf. Kanada dagegen löste sich erst spät aus dem Schatten der Kolonialmacht Großbritannien. Eines aber haben beide Staaten gemeinsam: Die Bildung einer Nation, in der Menschen aus unterschiedlichsten Weltregionen zusammenleben, ist eine Herausforderung - vor allem in den USA brachen die daraus entstandenen Widersprüche unter Präsident Donald Trump mit neuer Wucht hervor. Dieses Buch erklärt, wie Kanada und die USA die Staaten wurden, die sie heute sind, eine Empfehlung für alle Leser von Jill Lepore (»Diese Wahrheiten«). Die »Neue Fischer Weltgeschichte« wird herausgegeben von Jörg Fisch, Wilfried Nippel und Wolfgang Schwentker.

Marcus Gräser, geboren 1964 in Bad Vilbel, ist Universitätsprofessor für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte an der Johannes Kepler Universität Linz und war zuvor stellvertretender Direktor des Deutschen Historischen Instituts in Washington, DC. Er forscht zu Problemen der nordamerikanischen und zentraleuropäischen Geschichte und favorisiert den historischen Vergleich als Methode der Geschichtswissenschaft.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104024189
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum29.06.2022
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.18
SpracheDeutsch
Dateigrösse7023 Kbytes
Artikel-Nr.8978509
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Einleitung: Europa und Amerika
A Europäische Entdeckungsreisen und Kartographie

Im Jahr 1507 schuf der elsässische Kartograph Martin Waldseemüller seine als Holzschnitt ausgeführte Weltkarte. Dort wird zum ersten Mal der gerade von den Europäern wahrgenommene Kontinent als »America« benannt, wobei der Begriff auf der Karte nur als Kennzeichnung für Südamerika dient. Die großen Inseln in der Karibik sind ebenfalls verzeichnet, aber Nordamerika bleibt klein und schemenhaft an den oberen Rand der Karte gedrängt. Waldseemüller konnte nur wiedergeben, was an kartographierbarem Wissen 1507 verfügbar war, und über Nordamerika wusste man noch nicht viel. Es war im ersten Rausch der Erkundung und Erschließung der »Neuen Welt« randständig geblieben - und so sah es auf der Karte dann auch aus. Als die Europäer im 16. und 17. Jahrhundert Nordamerika »entdeckten« und Land in Besitz nahmen, galt ihnen dieser Teil des Kontinents als wenig interessant, gar als abweisend. Die Spanier waren vollauf mit der Karibik, Mittelamerika und dem Andenraum beschäftigt, die Engländer erschienen spät und zögerlich an der Küste, und für die Franzosen blieben, wie Voltaire später spotten sollte, im Norden »quelques arpents de neige« - einige Hektar Schnee.[1]

Weit schien Nordamerika (verstanden als das Territorium der heutigen Staaten USA und Kanada) entfernt zu sein von den Reichtümern, die seit dem Ende des 15. Jahrhunderts von den spanischen Konquistadoren im Süden der Neuen Welt erschlossen worden waren. Edelmetalle und Agrarprodukte (vor allem Tabak und Zucker) ließen die Besitzungen der spanischen Krone sowie die portugiesische Landnahme im später »Brasilien« genannten Raum zum Maßstab werden. Europäische Expansion und iberische Macht waren im 16. Jahrhundert - und noch bis ins 17. hinein - fast synonym; Macht und Weltgeltung Spaniens verdankten sich dem ausgebeuteten Reichtum Mittel- und Südamerikas. Walter Raleigh, der am Ende des 16. Jahrhunderts zu den ersten englischen Seefahrern mit Ambitionen in Nordamerika zählte, bemerkte nicht zu Unrecht, Spaniens Größe sei nicht dem Handel mit Orangen aus Sevilla zu verdanken, sondern dem »indianischen Gold«.



Abb. 1: Die Karte von Martin Waldseemüller, 1507



England und die anderen europäischen Mächte, die seefahrend auf Expansionskurs waren, suchten bald nach ihrem Anteil am spanischen Reichtum auf dem neuen Kontinent: Engländer, Franzosen und Niederländer griffen seit dem ausgehenden 16. Jahrhundert durch Kaperfahrten unmittelbar auf den Güter- und Warenverkehr zwischen den spanischen Kolonien und dem Mutterland zu. Wenige Jahrzehnte später gelang es den drei Mächten, in der Karibik und im Nordosten Südamerikas eigenes Terrain zu erobern. Und für lange Zeit sollten diese Kolonien - etwa Jamaika und Barbados für England und Saint-Domingue für Frankreich - mit ihrer spezialisierten Exportlandwirtschaft den eigentlichen »Hauptgewinn« Englands und Frankreichs in Amerika darstellen. Bis ins 18. Jahrhundert hinein, als es längst stabile Kolonien der beiden Mächte in Nordamerika gab, galten die karibischen Besitzungen nicht nur als Prachtstücke der Kolonialreiche, sondern auch als Modell: Nichts zeigt deutlicher die frühe Abhängigkeit der englischen Siedlerkolonien in Nordamerika von der Karibik als der Umstand, dass die mit Sklaven betriebene Plantagenwirtschaft in North und South Carolina sowie in Georgia den Vorbildern auf den Zuckerinseln (Barbados) nachgebaut worden war. Gleiches gilt für den Tabakanbau, der zu Beginn des 17. Jahrhunderts der Kolonie Virginia ein ökonomisches Fundament verschaffte - er wäre ohne das Saatgut und das Knowhow der Pflanzer auf den Westindischen Inseln nicht möglich gewesen.

Der spanische Vorsprung bei der Erschließung des Kontinents rückte nicht nur die Karibik und Mittelamerika ins Zentrum der Anstrengungen der konkurrierenden Seefahrernationen. Er blieb dauerhaft folgenreich für die europäische Wahrnehmung: Noch das landläufige Wissen darum, dass Christoph Kolumbus Amerika »entdeckt« habe, transportiert die Asymmetrie der beiden »Amerikas«. Denn Kolumbus hat auf seinen vier Reisen in den Jahren zwischen 1492 und 1504 nordamerikanischen Boden nie betreten. »Entdeckt« hat der Kapitän aus Genua im Auftrag der spanischen Krone jenes Amerika, das recht schnell wertvoll werden sollte: die karibischen Inseln (in dauernder Erinnerung an Kolumbus´ Traum vom Seeweg nach Indien im Sprachgebrauch heute noch Westindische Inseln genannt), Mittel- und Südamerika.

Kolumbus freilich blieb bis an sein Lebensende davon überzeugt, in Asien oder auf Asien vorgelagerten Inseln angelangt zu sein. Es war ein anderer Seefahrer, der Florentiner Amerigo Vespucci, der im spanischen und portugiesischen Auftrag ab 1499 die Küste Südamerikas erkundete und durch geschickte Publizistik in Europa mehr Aufmerksamkeit fand als Kolumbus: Vespuccis Reisebriefe, vor allem jener, in dem er vom »mundus novus« sprach, von der Neuen Welt, fanden in gedruckter Form nach 1503 weite Verbreitung. 1507 veröffentlichten Waldseemüller und der Humanist Matthias Ringmann ihre Einführung in die Kosmographie (»Cosmographiae Introductio«). Darin schlugen sie vor, den neuen Erdteil nach »Americus Vesputio« zu benennen, freilich in der weiblichen Form America, »denn auch Europa und Asia haben ihren Namen nach Frauen genommen«.[2] Die Weltkarte, die Waldseemüller sogleich ausführte, benannte dann auch tatsächlich den neuen Erdteil mit ebenjenem Namen, der sich recht schnell, über die Kommunikation der Kartographen untereinander, durchsetzen sollte. Als Ringmann und Waldseemüller derart prominent Vespucci aus dem Kreis der vielen Seefahrer und Forschungsreisenden hervorhoben, waren sie tatsächlich überzeugt davon, dass er den neuen Erdteil entdeckt habe. Damit irrten sie sich, aber ganz unverdient kam diese Ehrung für Vespucci nicht: Ganz im Gegensatz zur Indien-Fixierung von Kolumbus hatte er ein deutliches Bewusstsein davon, eine gänzlich neue Welt gefunden zu haben.

Aber auch Vespucci - und in seinem Gefolge eben auch Waldseemüller und Ringmann - nahm deutlich nur den südlichen Teil des Kontinents wahr; in den Augen Vespuccis war Südamerika der »mundus novus«. Erst die Weltumseglung von Ferdinand Magellan (1519-1522) erbrachte den Beweis, dass auch Mittel- und Nordamerika keineswegs ein Teil Asiens waren. Und es sollte noch einige Zeit dauern, bis die Erkundung und Erschließung Nordamerikas eine genaue Kartierung zuließ. Tatsächlich vergingen rund hundert Jahre zwischen der ersten europäischen Landnahme im karibisch-mittelamerikanischen Raum und dem von Raleigh angeregten Kolonisationsversuch auf der Insel Roanoke vor der Küste des späteren North Carolina im Jahr 1585. Gewiss: Zu diesem Zeitpunkt waren die Küste und Teile des Landesinneren von Nordamerika bereits vielfach bereist worden - doch geschahen die meisten dieser Reisen eher zufällig und blieben (lange) folgenlos, vor allem, wenn man sie am Maßstab der Eroberung und Kolonisation im karibisch-mittelamerikanischen Raum misst.

Die Dynamik ebendieser Kolonisation in der spanisch beherrschten Neuen Welt führte dazu, dass die Pioniere in der Erkundung des nordamerikanischen Hinterlandes Spanier waren. Der Küstenstreifen von Florida hinüber bis nach Mittelamerika, der ohnehin als Teil des Vizekönigreiches Neu-Spanien reklamiert worden war, stellte aus spanischer Sicht einen integralen Teil des karibisch-mittelamerikanischen Raumes dar. Vor allem drei Spanier machten sich an der Spitze von Expeditionen auf den Weg: Álvar Núñez Cabeza de Vaca, Hernando de Soto und Francisco Vázquez de Coronado legten in den Jahren zwischen 1528 und 1542 abenteuerliche Wege an der Küste, beidseits des Mississippi und bis an den Oberlauf des Rio Grande (in Mexiko: Río Bravo) und in die Sierra Madre zurück. Alle aber waren schnell ernüchtert, denn sie fanden auf ihren Wegen kein Gold und kein Silber. Dieser Teil der spanischen Neuen Welt blieb darum peripher und errang (seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts) bloß eine militärische Bedeutung durch die Einrichtung von befestigten Plätzen, mit denen man sich der Konkurrenten im nordamerikanischen Raum - vor allem der Engländer und Franzosen, aber auch der indigenen Bevölkerung - erwehren konnte: San Agustín (Saint Augustine) in Florida, 1565 gegründet, gehörte dazu und ist die älteste durchgehend besiedelte Stadt auf dem Gebiet der heutigen USA.

Die Inlanderkundung von Norden und von der Ostküste her verlief zögerlicher. Der Italiener Giovanni da Verrazano hatte 1524 im Auftrag des französischen Königs Franz I. einen erheblichen Teil der nordamerikanischen Ostküste in Augenschein genommen, und bretonische und normannische Fischer suchten die reichen Fischgründe vor Neufundland auf. Zehn Jahre später ergriff der König erneut die Initiative: Jacques Cartier erhielt den Auftrag, Reichtümer in Übersee zu erschließen und die Nordwestpassage nach Asien zu finden. Auf zwei Reisen 1534 und 1535/36 gelang es Cartier, den Sankt-Lorenz-Strom auf einer Strecke bis zu den späteren Siedlungsplätzen Québec und Montreal zu befahren. Das Tal des Sankt-Lorenz-Stromes nannte Cartier »Canada«. Die Passage aber fand er ebenso wenig wie Edelmetalle, und auch darum verlor Frankreich für einige Jahrzehnte das Interesse an Nordamerika. Erst 1603 nahm Samuel de Champlain die Spur...
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Autor

Marcus Gräser, geboren 1964 in Bad Vilbel, ist Universitätsprofessor für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte an der Johannes Kepler Universität Linz und war zuvor stellvertretender Direktor des Deutschen Historischen Instituts in Washington, DC. Er forscht zu Problemen der nordamerikanischen und zentraleuropäischen Geschichte und favorisiert den historischen Vergleich als Methode der Geschichtswissenschaft.