Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Der letzte Tanz der Debütantin

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
448 Seiten
Deutsch
Bastei Entertainmenterschienen am23.12.20221. Aufl. 2022
Prächtige Kleider, rauschende Bälle, aufgeregte junge Damen - und die Suche nach dem, was im Leben zählt




1958 soll das letzte Jahr sein, in dem junge Damen als Debütantinnen am Hof der jungen Queen Elizabeth präsentiert werden können. Deshalb bemühen sich Hunderte ehrgeiziger Mütter und hoffnungsvoller Töchter um eine der begehrten Einladungen. Ihrer verwitweten Mutter zuliebe stürzt sich auch Lily ins bunte Treiben. Als Außenseiterin tut sie sich anfangs schwer, Kontakte zu knüpfen. Doch bald findet sie Freundinnen, echte und solche, vor denen sie sich besser in Acht nehmen sollte. Und noch etwas beschäftigt Lily, während von mehreren Seiten um sie geworben wird: Es scheint ein Familiengeheimnis zu geben, das ihre Mutter erpressbar macht und Lilys eigene Identität und Stellung infrage stellt ...



Julia Kelly war lange Jahre als Producerin und Journalistin tätig, bevor sie sich als Autorin selbstständig machte. Sie lebte in Los Angeles, Iowa und New York City. Inzwischen ist sie in London heimisch. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit engagiert sie sich bei ROMANCE WRITERS OF AMERICA, der britischen ROMANTIC NOVELISTS ASSOCIATION sowie der HISTORICAL NOVEL SOCIETY.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextPrächtige Kleider, rauschende Bälle, aufgeregte junge Damen - und die Suche nach dem, was im Leben zählt




1958 soll das letzte Jahr sein, in dem junge Damen als Debütantinnen am Hof der jungen Queen Elizabeth präsentiert werden können. Deshalb bemühen sich Hunderte ehrgeiziger Mütter und hoffnungsvoller Töchter um eine der begehrten Einladungen. Ihrer verwitweten Mutter zuliebe stürzt sich auch Lily ins bunte Treiben. Als Außenseiterin tut sie sich anfangs schwer, Kontakte zu knüpfen. Doch bald findet sie Freundinnen, echte und solche, vor denen sie sich besser in Acht nehmen sollte. Und noch etwas beschäftigt Lily, während von mehreren Seiten um sie geworben wird: Es scheint ein Familiengeheimnis zu geben, das ihre Mutter erpressbar macht und Lilys eigene Identität und Stellung infrage stellt ...



Julia Kelly war lange Jahre als Producerin und Journalistin tätig, bevor sie sich als Autorin selbstständig machte. Sie lebte in Los Angeles, Iowa und New York City. Inzwischen ist sie in London heimisch. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit engagiert sie sich bei ROMANCE WRITERS OF AMERICA, der britischen ROMANTIC NOVELISTS ASSOCIATION sowie der HISTORICAL NOVEL SOCIETY.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783751728706
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum23.12.2022
Auflage1. Aufl. 2022
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse744 Kbytes
Artikel-Nr.9166058
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1. Kapitel

19. März 1958

Vier Monate später

Lily trat von einem Fuß auf den anderen und versuchte, den harten Druck zu lindern, den die neuen Lederschuhe auf ihre Fersen ausübten. Sie reckte den Hals, kniff die Augen zusammen und sah an der langen Schlange aus gebauschten Seidenröcken entlang, die sich vor ihr erstreckte.

»Nicht zappeln«, murmelte Mummy und versetzte ihr einen kaum wahrnehmbaren Schubs.

Automatisch richtete sie sich auf, denn die monatelange Vorbereitung in Paris und London übernahm wie von selbst die Führung. »Wir sind fast am vorderen Ende der Schlange.«

»Oh, dieser Wind!« Mummy hielt sich den schwarzen, mit einem Schleier verzierten Filzhut, der auf ihrem elegant ergrauten Haar thronte. Im selben Moment brachen die Frauen, die an dem schmiedeeisernen Zaun des Buckingham Palace standen, in einen Chor von Ausrufen und Gekicher aus.

Lily sah, wie ein halbes Dutzend Mädchen vor ihr eine Bö einen mit Blüten besetzten Hut vom Kopf einer Debütantin riss und die Buckingham Gate entlangrollen ließ. Sie fühlte mit ihr und hielt ihren eigenen Haarschmuck fest - einen weißen Seidenreifen mit zwei cremefarbenen Federn, die aufwärts geschwungen waren und sich über ihrem Scheitel trafen. Er war ein vernünftiger Kauf gewesen, denn er passte farblich zu jedem Tageskleid in Lilys Garderobe, nicht nur zu dem hellrosafarbenen Kleid aus Moiré-Seide, das sie für die Vorstellung trug.

»Zerdrück dein Haar nicht«, tadelte ihre Mutter sie und warf einen Blick auf die weichen Wellen, die Mr. Gerard den ganzen Vormittag lang geformt hatte. »Und vergiss nicht, wenn du den Ballsaal betrittst, setzt du dich, bis du aufgerufen wirst. Dann musst du -«

»Dem Lord Chamberlain die cremefarbene Karte zeigen, auf der Zur Vorstellung steht. Ich weiß, Mummy.«

»Erinnerst du dich auch an alles, was Madame Vacani dich gelehrt hat?«

Wie hätte sie das vergessen können? Die stundenlangen Lektionen darin, einen richtigen Hofknicks zu vollführen, die sie an Vacanis Tanzakademie in Knightsbridge erhalten hatte, hatten sich ihr fürs Leben eingeprägt.

Brust heraus. Nach unten schweben. Langsam, langsam. Den Blick zu Boden. Und aufstehen. Und um Himmels willen, sehen Sie die Queen nicht an.

Die Schlange vor ihnen rückte wieder vor, sodass der Eingang zum Palast in Sicht kam. Mummy umklammerte Lilys Handgelenk. »Vergiss nicht, das ist wichtig, Lily. Für deine Großmutter und mich.«

In den letzten Monaten hatte sie nichts anderes gehört. Alles hinge davon ab, dass ihre Ballsaison ein Erfolg wurde. Und jedes Mal hatte sie schweigend dagesessen, die Fäuste an den Seiten geballt und sich davon abgehalten zu schreien.

»Wenn nur eine Einzelheit schiefgeht - wenn du schwankst oder einen falschen Schritt setzt -, wird sich das herumsprechen, und niemand wird es je vergessen«, warnte Mummy sie.

Lily reckte das Kinn und versuchte, die Mischung aus Nervosität, Aufregung und Erschöpfung zu verdrängen. Sie wusste, dass es wichtig war.

Erst gestern hatte Grandmama in einer seltenen, beinahe liebevollen Geste ihre Hand genommen. »Du bist nicht Joanna«, hatte sie gesagt, »aber du wirst die Last ihrer Fehler mit dir herumtragen. Bei deiner Vorstellung hast du genau eine Chance. Von einem perfekt ausgeführten Hofknicks hängt nicht nur dein Stolz ab.«

»Ich werde es schon nicht vergessen, Mummy.« Lily berührte den Unterarm ihrer Mutter und stellte fest, dass sie zitterte. »Ist alles okay?«

»Sag nicht okay . Du klingst wie ein Schauspieler aus einem Western«, sagte Mummy. Ihr Blick huschte über die Menge wie der eines Tieres, das in der Falle saß und auf Flucht sann.

»Geht´s dir gut?«, verbesserte Lily sich.

Ihre Mutter weigerte sich, sie anzusehen. »Mir geht es ausgezeichnet.«

Am liebsten hätte Lily weiter nachgehakt, aber sie hatten endlich das Tor zum Palast durchschritten. Bedienstete dirigierten den Strom von Frauen durch die Türen und trennten dabei höflich die Debütantinnen von ihren Begleiterinnen. Jede Debütantin musste diesen Spießrutenlauf allein durchstehen.

»Denk daran, dass du Fenella Melcrew und Claudia Lessing grüßen musst. Es war nett von ihnen, dich zu ihrem Lunch einzuladen, damit du einige der anderen Mädchen kennenlernen kannst«, sagte Mummy.

»Ich vergesse es nicht«, versprach sie.

Mummy warf ihr einen letzten, taxierenden Blick zu, der in ein leises Lächeln überging. »Du siehst wunderschön aus. Wir treffen uns dann nachher beim Empfang.«

Lily schaute ihrer Mutter nach - unverkennbar in ihrem Witwenschwarz und mit den langen weißen Handschuhen, die ein Tribut an ihre höfische Umgebung waren -, bis sie in dem Strom der Anstandsdamen unterging, die in den Speisesaal geführt wurden. Dort würde sie warten und zusammen mit all den anderen Müttern, Tanten und Großmüttern, die selbst als Mädchen bei Hofe vorgestellt worden waren, dem Streichorchester der Irish Guards lauschen. Auch eine oder zwei professionelle Anstandsdamen würden dort sein - Frauen, deren untadeliger Ruf darauf gründete, dass sie selbst Debütantinnen gewesen waren. Man konnte sich ihrer Dienste zu einem hohen Preis versichern, um Mädchen vorzustellen, deren Familien der nötige Hintergrund fehlte, um eine solche Einladung zu erlangen. Neu erworbener Reichtum und ein neu erworbener Status - diese Mädchen und ihre Familie gaben sich die größte Mühe, Zugang zu dem exklusiven Zirkel zu finden, in dem Frauen wie Mummy und Grandmama aufgewachsen waren, bevor sie ihren eigentlichen Lebenszweck erfüllt hatten.

Für Mummy hatte das bedeutet, Lieutenant Michael Nicholls zu heiraten und zuerst Joanna und dann, später im Leben, Lily zur Welt zu bringen. Jetzt stand Lily vor der gleichen Aufgabe, die schon für ihre Mutter den Eintritt in die Gesellschaft bezeichnet hatte. Sie ließ sich von dem stetigen Strom aufgeregt schnatternder Debütantinnen mitreißen, die auf dem Weg in den Ballsaal waren.

Unterwegs nickte sie ein paar Frauen zu, die sie aus Mrs. Wodelys Mädchenschule und aus Madame Corbins Pariser Pensionat kannte, und schaute sich dabei in dem prächtigen Ballsaal um. Die in Elfenbeinfarben und Gold gehaltenen Wände funkelten im Licht der riesigen, tropfenförmigen Kronleuchter. Vergoldete Stühle, die mit militärischer Präzision ausgerichtet waren und von denen die Hälfte bereits besetzt waren, füllten den Raum. Ein Bediensteter führte sie zu einer Reihe in der Mitte. Lily achtete darauf, dass ihre weiten, wadenlangen, zartrosa Röcke nicht in einem verirrten Nagel oder einem unglücklich platzierten Absatz hängenblieben, schob sich durch die Reihe und setzte sich neben ein brünettes Mädchen. Ihre neue Sitznachbarin zitterte so heftig, dass die beiden Vorstellungskarten in ihrer Hand gegeneinanderschlugen.

Lily lächelte ihr zu und gab sich die größte Mühe, beruhigend und freundlich zu wirken. »Hallo.«

Die Brünette sah mit weit aufgerissenen Augen auf, und Lily fühlte sich unwillkürlich an Bambi erinnert. Fast sofort schaute das Mädchen wieder auf seine Hände hinunter.

Leise seufzend strich Lily ihre Röcke glatt, damit sie nicht knitterten. Die Ironie war natürlich, dass das Mädchen neben ihr wahrscheinlich das ganze Leben lang davon ausgegangen war, Debütantin zu werden.

Lily hätte wissen sollen, dass es von ihr erwartet werden würde, aber sie hatte nie wirklich gedacht, dass Mummy in der Lage wäre, sie vorzustellen. Ab und zu hatte sie Geschichten über die Frau gehört, die ihre Mutter vor dem Krieg gewesen war - eine charmante Gastgeberin, die elegante, aber sittsame Gesellschaften gab, lebhaft Foxtrott tanzte und, wenn sie dazu aufgefordert wurde, im Duett singen konnte. Diese Version von Josephine Nicholls klang so selbstbewusst und nach dem kompletten Gegenteil der betrübten, ängstlichen Frau, die am liebsten zu Hause blieb und nie etwas anderes als Schwarz trug.

Wie merkwürdig sich Mummy verhielt, war Lily erst klar geworden, als sie mit elf auf der Geburtstagsparty einer ihrer Schulkameradinnen zufällig das Gespräch einer Gruppe Mädchen mitangehört hatte. Es war eine Gartenparty gewesen, und der heiße Sonnenschein hatte Lilys Glieder schwer werden lassen. Sie hatte eine ruhige Stelle auf einer Bank gefunden, die halb in der Hecke stand, und ließ den Kopf in den Nacken sinken, als das Gelächter des Geburtstagskinds und zweier anderer Mädchen zu ihr drang.

»Ich kann nicht glauben, dass sie gekommen ist«, sagte eins der Mädchen.

»Mummy hat mich gezwungen, sie einzuladen. Sie hat erklärt, sie wäre vor dem Krieg mit Lilys Mutter befreundet gewesen«, entgegnete das Geburtstagskind. »Mummy sagt, Mrs. Nicholls verlässt das Haus nicht mehr und dass die Leute sie Old Vic nennen, wie Queen Victoria.«

Die anderen Mädchen hatten sich vor Lachen ausgeschüttet, und Lily war auf der Bank vor Scham zusammengesunken.

»Gott, die lassen aber auch jeden rein, oder?«

Lily wandte sich der Besitzerin der weichen, selbstbewussten Stimme zu. Auf dem Stuhl zu ihrer Linken saß jetzt ein wunderschönes Mädchen mit rabenschwarzem Haar, dessen perfekte Locken unter einem kleinen, schicken Hut hervorquollen. Das blasse Gelb des Kopfschmucks ergänzte die kunstvollen gelben Sprenkel am Saum und am Ausschnitt des pistaziengrünen Kleids der Debütantin. Ihre hohen Wangenknochen liefen auf volle rote Lippen und ein spitzes Kinn zu. Aus ihren grünen Augen ließ sie den Blick durch den Raum schweifen, registrierte blitzschnell alle und alles, um es dann sofort...

mehr

Autor

Julia Kelly war lange Jahre als Producerin und Journalistin tätig, bevor sie sich als Autorin selbstständig machte. Sie lebte in Los Angeles, Iowa und New York City. Inzwischen ist sie in London heimisch. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit engagiert sie sich bei ROMANCE WRITERS OF AMERICA, der britischen ROMANTIC NOVELISTS ASSOCIATION sowie der HISTORICAL NOVEL SOCIETY.
Der letzte Tanz der Debütantin

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt