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Weil du meine Tochter bist

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
511 Seiten
Deutsch
Bastei Entertainmenterschienen am22.12.20231. Aufl. 2023
Ein gefühlvoller Roman über Liebe, Mutterschaft und Verrat vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs

Liverpool 1940. Viele schwierige Situationen hat Viv in ihrem Leben schon gemeistert. Bereits als Teenager wurde sie schwanger; ihre Tochter Maggie zog sie allein und unter der Fuchtel ihrer missbilligenden Eltern auf. All dies ist jedoch nichts verglichen mit der Entscheidung, die sie nun, am Vorabend des Zweiten Weltkriegs, treffen muss: Soll sie der Evakuierung ihrer heiß geliebten Tochter zustimmen? Das kleine Mädchen in die Obhut fremder Leute geben? In der festen Hoffnung, sie bald wieder in die Arme schließen zu können, schickt sie Maggie aufs Land. Doch dort kommt es zur Katastrophe: Das Haus der Gastfamilie wird von einer Bombe getroffen, und Maggie gilt als verschollen ...

Julia Kelly erzählt die Geschichte der vielen evakuierten Kinder Englands und zeigt, wie eine einfache Entscheidung den Verlauf eines Lebens verändern kann.

Ein Roman, der bewegt und lange nachhallt









Julia Kelly war lange Jahre als Producerin und Journalistin tätig, bevor sie sich als Autorin selbstständig machte. Sie lebte in Los Angeles, Iowa und New York City. Inzwischen ist sie in London heimisch. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit engagiert sie sich bei ROMANCE WRITERS OF AMERICA, der britischen ROMANTIC NOVELISTS ASSOCIATION sowie der HISTORICAL NOVEL SOCIETY.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR4,99

Produkt

KlappentextEin gefühlvoller Roman über Liebe, Mutterschaft und Verrat vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs

Liverpool 1940. Viele schwierige Situationen hat Viv in ihrem Leben schon gemeistert. Bereits als Teenager wurde sie schwanger; ihre Tochter Maggie zog sie allein und unter der Fuchtel ihrer missbilligenden Eltern auf. All dies ist jedoch nichts verglichen mit der Entscheidung, die sie nun, am Vorabend des Zweiten Weltkriegs, treffen muss: Soll sie der Evakuierung ihrer heiß geliebten Tochter zustimmen? Das kleine Mädchen in die Obhut fremder Leute geben? In der festen Hoffnung, sie bald wieder in die Arme schließen zu können, schickt sie Maggie aufs Land. Doch dort kommt es zur Katastrophe: Das Haus der Gastfamilie wird von einer Bombe getroffen, und Maggie gilt als verschollen ...

Julia Kelly erzählt die Geschichte der vielen evakuierten Kinder Englands und zeigt, wie eine einfache Entscheidung den Verlauf eines Lebens verändern kann.

Ein Roman, der bewegt und lange nachhallt









Julia Kelly war lange Jahre als Producerin und Journalistin tätig, bevor sie sich als Autorin selbstständig machte. Sie lebte in Los Angeles, Iowa und New York City. Inzwischen ist sie in London heimisch. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit engagiert sie sich bei ROMANCE WRITERS OF AMERICA, der britischen ROMANTIC NOVELISTS ASSOCIATION sowie der HISTORICAL NOVEL SOCIETY.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783751747721
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum22.12.2023
Auflage1. Aufl. 2023
Seiten511 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1589 Kbytes
Artikel-Nr.11546951
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Viv

16. Januar 1935

Am Morgen ihrer Hochzeit weinte Viv Byrne.

Es hätte so einfach sein sollen. Sie bräuchte bloß den Kopf einzuziehen, ins Standesamt zu marschieren und die Worte zu sagen, die aus ihr Mrs. Joshua Levinson machen würden. Dann wäre alles gut, genau wie Joshua versprochen hatte.

Doch als sie nun in ihrem perlgrauen Kleid hier saß, fühlte sich nichts davon einfach an.

Ihre Zimmertür wurde geöffnet, und im Spiegel begegnete ihr Blick dem ihrer Schwester.

»Alles gut bei dir?«, fragte Kate.

Viv betrachtete ihr eigenes Spiegelbild. Sie erkannte die Achtzehnjährige kaum wieder, die ihr entgegensah und auf deren roten Wangen nasse Tränenspuren glänzten. Sie hatte sich noch nie für besonders hübsch gehalten - nicht so hübsch wie Kate, deren strahlendes Lächeln halb Liverpool erleuchten konnte -, doch jetzt fühlte sie sich aufgedunsen, unansehnlich und erschöpft. Langsam rannen ihr die Tränen wieder übers Gesicht.

»Ach Vivie.« Kate seufzte und schloss die Tür hinter sich. »Nicht weinen. Denk daran, dass das eine gute Sache ist.«

Unglücklich nickte Viv. Ja, diese Hochzeit war gut - und sie wünschte sie sich -, aber andererseits blieb ihr auch nicht viel anderes übrig.

Kate legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Überleg doch nur, bald hast du dein eigenes Heim. Du kannst entscheiden, mit wem du einkaufen gehst. Du kannst dir aussuchen, wann dein Waschtag ist.« Ihre Schwester beugte sich schelmisch lächelnd vor. »Du kannst Radio hören, wann du willst.«

Viv lachte unter Tränen auf.

»Das ist meine Vivie«, murmelte Kate. »Komm, setzen wir dir den Hut auf.«

Ihre Schwester bürstete ihr das dichte, hellbraune Lockenhaar, drückte ihr dann vorsichtig das graue Hütchen auf den Scheitel und steckte es fest.

»So«, verkündete Kate. »Du siehst perfekt aus.«

»Ich fühle mich aber nicht so.«

Kate schnalzte missbilligend mit der Zunge. »War dir schlecht?«

Sie schüttelte den Kopf.

»Du hast Glück. Bei Colin und William ging es mir hundeelend«, erklärte ihre Schwester.

»Aber nicht bei Cora«, sagte Viv, während Kate in ihrer guten schwarzen Lederhandtasche herumwühlte und einen Lippenstift hervorzog.

Sie trug die rote Farbe auf ihre Oberlippe auf. »Cora war immer schon ein Schatz.«

Bei dem Gedanken an ihre goldblonde Nichte musste Viv unwillkürlich lächeln. »Vielleicht trage ich ja Lippenstift, wenn ich verheiratet bin.«

Grinsend steckte Kate die Kappe wieder auf den Stift. »So ist es richtig. Du brauchst nur den heutigen Tag zu überstehen, und dann bist du Mums Regeln los.«

Ganz gleich, wie sehr ihre Mutter diese Hochzeit missbilligte - eine verheiratete Tochter, die nicht mehr unter ihrem Dach lebte, würde Edith Byrne nicht kontrollieren können.

»Hoffst du auf einen Jungen oder ein Mädchen?«, fragte Kate.

Viv, die aufgestanden war, um ihre Sachen zusammenzusuchen, erstarrte, einen Arm im Ärmel ihres marineblauen Mantels.

»Vivie ...?«

»Das hat mich noch nie jemand gefragt«, flüsterte sie schließlich.

Kate verzog die Lippen. »Wir haben dir das alle schrecklich schwer gemacht, stimmt´s?«

»Mum und Dad wären niemals einverstanden gewesen. Vor allem Mum nicht.«

In ihrem Elternhaus hatten stets strenge Regeln geherrscht: Geh zur Kirche. Rede nur mit Leuten, die Mum billigt. Tue nie etwas, das »gewöhnlich« ist.

Viv war es immer schwergefallen, diese Regeln bis ins Kleinste zu befolgen. Sie besuchten jeden Sonntag die Kirche, aber selten verging ein Gottesdienst, ohne dass Mum sie in die Seite stieß, damit sie zu träumen aufhörte. Mit sechzehn hatte Viv eine Arbeit aufgenommen, aber nicht wie Kate als Krankenschwester, sondern beim Postamt, wo sie allen möglichen Mädchen begegnen konnte. Sie würde heiraten, aber nur, weil sie schwanger geworden war.

»Mum und Dad werden sich schon beruhigen, sobald sie noch ein Enkelkind kriegen.« Kate umarmte sie. »Du wirst eine wunderbare Mutter.«

»Danke«, flüsterte sie am Hals ihrer Schwester.

»So, fertig?«, fragte Kate.

Viv schaute sich in dem Kinderzimmer um, das sie bis zu Kates Hochzeit gemeinsam bewohnt hatten. Es würde nie wieder ihr Zuhause sein. Joshua und sie würden in der Wohnung über dem Laden seiner Eltern leben, sobald die Mieter dort auszogen. Sie würde sich für all ihre Einkäufe einen neuen Gemüsehändler suchen müssen, einen Metzger und einen Bäcker. Sie fragte sich, ob Joshua koscher leben wollte, so wie seine Eltern.

Panik schnürte ihr die Kehle zu. So etwas hätte sie eigentlich wissen sollen, aber sie hatte ihre zukünftigen Schwiegereltern noch nicht einmal kennengelernt.

»Was immer du gerade denkst, hör damit auf«, sagte Kate. So bestimmt hatte sie den ganzen Tag noch nicht mit Viv gesprochen. »Das hilft dir überhaupt nichts.«

»Du hast ja recht. Du hast recht.« Mit einer Zuversicht, die sie nicht empfand, reckte sie das Kinn. »Ich bin bereit«, erklärte sie.

Über die knarrende Treppe gingen die Schwestern in die Diele ihres Elternhauses hinunter. Im Wohnzimmer, das fast nie benutzt wurde, saß Dad in einem dunklen Anzug und hatte die Hände auf die Knie gestützt. Mum, die klein und stämmig war, hockte auf dem Rand des geblümten Sofas, das ihr ganzer Stolz war. Keiner der Anwesenden lächelte.

Sam, Kates Mann, löste sich von der Wand in der Diele, an der er gelehnt hatte, und streckte, sobald Kate an ihm vorbeiging, die Hand nach seiner Frau aus. Kate schmiegte sich an ihn, und Viv wünschte sich, sie hätte auch jemanden zum Anlehnen.

»Schön.« Dad stand auf, durchquerte das Wohnzimmer und gesellte sich zu ihnen. »Bringen wir es hinter uns.«

Daraufhin erhob sich auch Mum und strich den Saum ihrer dunkelgrauen Kostümjacke glatt. Viv dachte, sie würde dem scharfen Blick ihrer Mutter vielleicht entrinnen, doch der wanderte umgehend zu ihrem Bauch, ehe sie ihn rasch abwandte. Im nächsten Moment führte Mum wie auf Knopfdruck ein Taschentuch an die Augen.

»Eine meiner Töchter heiratet, und nicht einmal in Weiß. Nach Flora hätte ich nie gedacht ...«

Viv umklammerte den Henkel ihrer Handtasche ein wenig fester. Ihre Tante Flora diente in der Familie als abschreckendes Beispiel. Mums geliebte Schwester hatte sich in einen Protestanten verliebt, der sich, sobald Flora ihm von ihrer Schwangerschaft erzählte, aus dem Staub gemacht hatte. Damit hatte er sie zu einem harten Leben verurteilt und ihrer Familie eine Tochter aufgebürdet, die Schande über sich gebracht hatte.

»Mum, heute ist nicht der richtige Tag dafür«, meinte Kate warnend.

»Soll ich mich etwa freuen? Er ist Jude«, erklärte ihre Mutter und schniefte.

Sam stieß seine Frau an, woraufhin diese seufzte. »Lasst uns einfach fahren. Wir kommen noch zu spät.«

Viv wünschte, der Boden würde sich auftun und sie mit Haut und Haaren verschlingen.

Auf dem Rücksitz des Autos, das Sam sich von einem Arbeitskollegen geliehen hatte, zog Viv die Schultern ein und gab sich die größte Mühe, Abstand zu ihrer Mum zu halten.

Sie kannte die Regeln, solange sie denken konnte: Unzucht war eine Sünde, aber wenn sie sie schon beging, dann wenigstens mit einem katholischen Jungen, der so vernünftig sein würde, sie zu heiraten, oder wenigstens eine Familie hatte, die ihn zum Traualtar schleppte. Alles, um Viv und ihrem Kind eine Fassade von Ehrenhaftigkeit zu verleihen.

In den Augen ihrer Mutter fiel Joshua in allen diesen Punkten durch. Er hatte ihre Tochter nicht nur in Schwierigkeiten gebracht, sondern gehörte darüber hinaus nicht der katholischen Kirche an. Er war Jude, und für ihre Mutter war er damit genauso schlimm wie ein Protestant.

Während der ganzen quälenden Fahrt von der Ripon Street zur St. George´s Hall in der Stadtmitte steckte Viv ein Schrei in der Kehle. Am liebsten hätte sie die Autotür aufgerissen und wäre davongelaufen, so schnell und so weit sie konnte. Alles, um der Scham und der Reue zu entfliehen.

Als Sam vor dem wuchtigen Steingebäude hielt, in dem sich das Standesamt von Liverpool befand, kletterte Kate hinaus aufs Straßenpflaster, während Mum darauf wartete, dass Dad ihr die Tür aufhielt.

Als Viv endlich kurz allein war, rang sie nach Luft. Sie konnte das. Sie war in der Lage, diese Treppe hinaufzugehen und als verheiratete Frau wieder herauszukommen. Sie würde nicht weglaufen, denn sie hatte keine andere Wahl.

Vom Straßenpflaster aus schaute sie die lange Freitreppe hinauf, die zur Vorderfront der St. George´s Hall führte. Im feuchten Nebel des Januartags erkannte sie die Levinsons, die sich vor einer der gewaltigen gelben Sandsteinsäulen des Gebäudes scharten. Mrs. Levinson trug einen hellblauen taillierten Mantel und schwarze Lederhandschuhe und knete nervös ihre Finger. Eine junge Frau - Joshuas Schwester Rebecca - war in einem tiefroten Wollmantel im Militärstil erschienen, dessen Vorderseite mit zwei Reihen Messingknöpfen besetzt war. Mr. Levinson zog sich die Krempe seines breiten Filzhuts tiefer in die Stirn, um sich vor dem Wind zu schützen, der von der Irischen See den Mersey herauf pfiff.

Und dann sah sie Joshua.

Er wirkte nervös und nestelte mit seinen langen Musikerfingern an der Krempe seines hellgrauen Wollhuts. Sein Anzug hatte einen bemerkenswert stilvollen Schnitt - das war ihr als Erstes an ihm aufgefallen, als sie einander an dem Abend im Musikpavillon begegnet waren. Und nach dem Tag, an dem...

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Julia Kelly war lange Jahre als Producerin und Journalistin tätig, bevor sie sich als Autorin selbstständig machte. Sie lebte in Los Angeles, Iowa und New York City. Inzwischen ist sie in London heimisch. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit engagiert sie sich bei ROMANCE WRITERS OF AMERICA, der britischen ROMANTIC NOVELISTS ASSOCIATION sowie der HISTORICAL NOVEL SOCIETY.
Weil du meine Tochter bist

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt