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Rachedorf

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
280 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am08.02.2023
Diana Heller beobachtet vom Fenster ihrer Wohnung aus den Überfall auf einen jungen Mann. Die Angreifer sind in der Überzahl. Als Diana auf die Straße rennt, um dem Opfer zu helfen, brennt es lichterloh. Der Mann stirbt, die Angreifer sind verschwunden. Die Polizei nimmt die Ermittlungen auf, doch die Täter wissen, dass es eine Zeugin gibt, die sie identifizieren kann. Um das zu verhindern und um ihre Freiheit zu erhalten, ist ihnen jedes Mittel recht. Ein ungleicher Kampf beginnt.

Eva Reichl wurde in Kirchdorf an der Krems in Oberösterreich geboren und lebt mit ihrer Familie im Mühlviertel. Neben ihrer Arbeit als Controllerin schreibt sie überwiegend Kriminalromane. Mit ihrer Mühlviertler-Krimiserie rund um Chefinspektor Oskar Stern und den Thrillern mit Diana Heller verwandelt sie ihre Heimat, das wunderschöne Mühlviertel, in einen Tatort getreu dem Motto: Warum in die Ferne schweifen, wenn das Böse liegt so nah.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR15,50
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR11,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextDiana Heller beobachtet vom Fenster ihrer Wohnung aus den Überfall auf einen jungen Mann. Die Angreifer sind in der Überzahl. Als Diana auf die Straße rennt, um dem Opfer zu helfen, brennt es lichterloh. Der Mann stirbt, die Angreifer sind verschwunden. Die Polizei nimmt die Ermittlungen auf, doch die Täter wissen, dass es eine Zeugin gibt, die sie identifizieren kann. Um das zu verhindern und um ihre Freiheit zu erhalten, ist ihnen jedes Mittel recht. Ein ungleicher Kampf beginnt.

Eva Reichl wurde in Kirchdorf an der Krems in Oberösterreich geboren und lebt mit ihrer Familie im Mühlviertel. Neben ihrer Arbeit als Controllerin schreibt sie überwiegend Kriminalromane. Mit ihrer Mühlviertler-Krimiserie rund um Chefinspektor Oskar Stern und den Thrillern mit Diana Heller verwandelt sie ihre Heimat, das wunderschöne Mühlviertel, in einen Tatort getreu dem Motto: Warum in die Ferne schweifen, wenn das Böse liegt so nah.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839276389
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum08.02.2023
Seiten280 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.10294249
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


5. Kapitel

Rettungs- und Notarztwagen trafen als Erste ein. Männer in roten und weißen Anzügen sprangen heraus und liefen auf uns zu. Der Notarzt tastete nach dem Puls des Opfers. Noch wusste ich nicht, wen ich in Händen hielt und ob er noch lebte.

Befehle wurden erteilt, jemand riss mir den Mann aus den Armen, redete auf mich ein und fragte, was vorgefallen sei. Ich erzählte stockend, was ich von meinem Fenster aus beobachtet hatte und dass er schon wie eine Fackel gebrannt habe, als ich heruntergekommen war, um ihn vor den Fußtritten zu retten.

Der Sanitäter sah meine verbrannten Hände, versorgte und verband sie. Über meine Schultern legte er mir eine Decke, da ich inzwischen vor Kälte zitterte. Meine Weste war nur noch ein verkohlter Fetzen.

Mein Blick haftete wie ein Magnet an dem Opfer, über das sich der Notarzt nach mehreren Reanimationsversuchen mit einem Stethoskop beugte, den Herzschlag suchend, diesen aber nicht fand. Dann schüttelte er den Kopf.

Ich wusste, was das bedeutete.

Alle Welt wusste, was diese Geste ausdrückte.

Ich begann laut zu schluchzen, weil es sich anfühlte, als wäre es meine Schuld, dass der Mann gestorben war. Weil ich nicht schnell genug gewesen war. Weil ich nach einem Messer und dem Besen gesucht hatte, was beides nutzlos gewesen war. Ich war mit schuld, dass ein Leben nicht mehr existierte.

Jemand kam und deckte ihn zu. Verhüllte ihn vor den Augen Schaulustiger.

»Haben Sie ihn gekannt?«, fragte eine Stimme, die wie durch Schaum in meinen Ohren zu meinem Trommelfell gelangte und von dort weiter in mein Gehirn vordrang.

Ich schüttelte den Kopf.

»Sind Sie in der Lage, ein paar Fragen zu beantworten?«

Erst jetzt blickte ich hoch in ein Gesicht mit Dreitagebart, ergrautem Haar und grünen Augen.

»Chefinspektor Gerhard Köchner vom Landeskriminalamt Oberösterreich«, stellte er sich vor.

»Diana Heller«, erwiderte ich und sah mich um. Die Welt hatte sich verändert, war blau geworden durch die aufleuchtenden Einsatzlichter von Rettungswagen und Polizeiautos. Sie wurden an die Wände der Stadthäuser geworfen und erzeugten dort ein bedrohlich wirkendes Schattenspiel. Polizisten riegelten den Tatort ab und drängten die Schaulustigen hinter die Absperrung zurück. Ich war nicht mehr allein mit der Situation und würde Hilfe bekommen.

»Können Sie gehen?«, fragte Köchner.

»Ja«, antwortete ich möglichst kraftvoll, weil nicht ich das Opfer war, sondern der Mann auf dem Boden.

Der Kriminalbeamte wollte mir auf die Beine helfen. Ich hielt ihm abwehrend meine bandagierten Hände hin. »Ich schaffe das schon. Trotzdem danke.« Ungelenk rappelte ich mich hoch.

»Können Sie mir sagen, was passiert ist?« Köchner verlor keine Zeit und kam gleich zur Sache.

»Drei Typen haben ihn verprügelt und angezündet, dann ist er gestorben.«

»Von Anfang an bitte.«

»Kennen Sie seinen Namen? Wissen Sie, wer er ist?«, fragte ich, weil ich unbedingt erfahren wollte, wer da tot auf dem Boden lag, bevor ich über ihn redete. Bevor ich das Ende seiner Geschichte erzählte, wollte ich wenigstens wissen, mit welchem Namen sie begonnen hatte.

Köchner öffnete die angekokelte Geldbörse in seiner Hand, die er dem Opfer zuvor aus der Tasche gezogen hatte. Ich sah, dass sich darin gerade mal zehn Euro befanden, außerdem ein Schriftstück einer österreichischen Behörde. Das nahm der Chefinspektor heraus und faltete es auseinander.

»Amir Saidi«, las er ab. »Aus Afghanistan. Wie es aussieht, hat er in Österreich Asyl beantragt. Ich nehme an, dass das Verfahren noch läuft, zumindest hat er keinen Bescheid bei sich, der ihn zum Bleiben berechtigt hätte - allerdings auch nichts Gegenteiliges. Wir überprüfen das.« Köchner steckte das Papier wieder in das Portemonnaie zurück.

»Amir Saidi«, wiederholte ich den Namen des Toten. So schnell würde ich ihn wohl nicht vergessen. »Ich hab ihn von meinem Fenster aus gesehen. Dort oben.« Ich deutete hinauf zu meiner Wohnung. »Er ist von da gekommen und die Straße dort entlanggegangen.« Ich wies in die Richtung, wo uns das neongrüne Reklameschild entgegenleuchtete. »Ihm ist kalt gewesen, das konnte ich erkennen, weil er die Schultern hochgezogen hat, um sich vor dem Wind zu schützen.« Als ich das aussprach, fiel mir auf, wie sehr ich selber fror, und wickelte die Decke straffer um meinen Körper.

»Wenn Ihnen kalt ist, können wir irgendwo weiterreden, wo es wärmer ist. Zum Beispiel in einem Polizeiauto.« Köchner wies auf einen Einsatzwagen mit eingeschaltetem Blaulicht ein Stück weiter vorn.

»Ich schaffe das schon«, winkte ich ab. Hier ging es schließlich nicht um mich. Amir Saidi war gestorben, da würde ich wohl ein wenig Kälte aushalten.

Ich zeigte in die entgegengesetzte Richtung, weg von dem Reklameschild und den Einsatzautos. »Die anderen, die ihn â¦« Ich stockte und warf einen Blick auf den bedeckten Leichnam.

»Alles in Ordnung?«, fragte Köchner.

Ich nickte und riss mich zusammen. »Diejenigen, die ihn umgebracht haben, sind von dort drüben gekommen.«

»Wie viele waren es?«

»Drei. Ja, es waren drei Männer. Ich schätze, sie sind zwischen 20 und 30 Jahre alt. Ich hab sie gesehen, ich hab in ihre verdammten Gesichter geschaut!« Ich blinzelte die aufsteigenden Tränen weg. Es waren Tränen des Zorns. Ich war so verdammt wütend auf diese Typen! Und auf mich!

»Das ist gut.«

»Was? Dass ich sie gesehen habe?« Das bezweifelte ich.

»Können Sie sie identifizieren?«

Sofort tauchten die Fratzen der Typen vor mir auf, ich erinnerte mich an den Hass in ihren Augen, die zusammengepressten Lippen. Ihre Entschlossenheit, den Mann am Boden auszulöschen. »Ich weiß es nicht genau, aber möglich wäre es.«

»Ich frage mich, wie Sie von dort oben die Männer so genau erkennen konnten.« Der Chefinspektor blickte hinauf zu meiner Wohnung. »Das ist ziemlich weit weg.«

»Ich war hier unten und hab ihnen mit der Polizei gedroht, daraufhin sind sie abgehauen. Aber davor bin ich ihnen gegenübergestanden, das war in etwa dort.«

Der Blick des Kriminalbeamten folgte meinem Fingerzeig. In seiner Miene las ich Verwirrung.

»Okay, nun mal der Reihe nach. Das Opfer ist also von da gekommen und die Täter von dort drüben. Wie ging es ab da an weiter?«

»Sie haben ihn eingekreist und nach einem Wortwechsel geschlagen, bis er auf dem Boden gelegen hat. Ich hab das Fenster aufgemacht und geschrien, dass sie ihn in Ruhe lassen sollen, aber sie haben mich nicht gehört. Dann bin ich in die Küche und hab ein Messer und den Besen geholt. Ich weiß, dass das töricht gewesen ist, aber ich hab gedacht, dass ich mich verteidigen müsste, und da wollte ich nicht mit leeren Händen dastehen.«

»Das war nicht töricht, sondern mutig von Ihnen.«

Da war ich anderer Meinung. »Ich bin mit dem Messer und dem Besen das Treppenhaus runter und auf die Straße hinaus, da hat Amir Saidi gebrannt. Diese Teufel haben ihn angezündet, einfach so! Er hat sich nicht bewegt, wahrscheinlich haben sie ihn vorher bewusstlos geschlagen. Sie haben ihn getreten, überallhin, gegen den Kopf, die Schultern und in den Bauch. Von allen Seiten und immer wieder. Sie haben nicht aufgehört!« Mit wässrigen Augen sah ich Köchner an, als erwartete ich, dass er mir sagte, dass das alles nicht wahr war. Dass ich es mir nur eingebildet hatte.

Doch aus Köchners Mund sprudelten andere Worte. »Der Gerichtsmediziner wird sich das Opfer ansehen und Ihre Geschichte, falls sie sich so zugetragen hat, anhand der Verletzungen bestätigen. Solche Fußtritte bleiben nicht ohne sichtbare Folgen.«

Mich fröstelte. Meine Beine zitterten. Köchner schien meinen Zustand zu bemerken und winkte einen Sanitäter herbei. Dieser kontrollierte meine Pupillen und den Plus. »Wahrscheinlich hat sie einen Schock. Wir müssen sie ins Krankenhaus bringen.«

Ja, ich hatte einen Schock. Ich war schockiert, dass so etwas wie heute Nacht in einem Land wie Österreich passierte. Dass es Menschen gab, die zu solchen Taten fähig waren. Die einen derart übermächtigen Hass in sich trugen, dass sie einen anderen töteten. Das schockierte mich, aber davon sagte ich nichts.

»Mir geht es gut. Lassen Sie uns das hier zu Ende bringen«, erwiderte ich und setzte mich auf die Kante der hinteren Öffnung des Rettungswagens, um meine Beine zu entlasten.

Köchner schien damit einverstanden zu sein und forderte mich auf zu berichten, was noch geschehen war.

»Ich hab den Männern zugerufen, dass ich die Polizei informiert hätte und die bald da sei, daraufhin sind sie davongerannt, und das war der Augenblick, in dem ich ihre Gesichter gesehen hab.«

»Ich weiß, ich hab Sie das vorhin schon gefragt, aber wie viele Männer waren es noch mal?«

»Drei.«

»In welche Richtung sind sie gelaufen?«

Ich war mir nicht sicher. Darauf hatte ich nicht geachtet, denn zu jenem Zeitpunkt war meine Aufmerksamkeit nur auf den brennenden Mann am Boden gerichtet gewesen. »Ich glaube, da lang.«

»Sie glauben? Ich dachte, Sie haben sie davonlaufen sehen?«

»Ja, schon. Aber ich wollte unbedingt dem Opfer helfen. Wohin diese Typen gerannt sind, war mir egal. Hauptsache, sie waren weg.«

»Weiter!«

»Ich hab versucht, das Feuer mit meiner Weste zu löschen.«

»Dabei haben Sie sich die Verbrennungen zugezogen.« Der Chefinspektor deutete auf meine verbundenen Hände.

Ich nickte erschöpft und...

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Eva Reichl wurde in Kirchdorf an der Krems in Oberösterreich geboren und lebt mit ihrer Familie im Mühlviertel. Neben ihrer Arbeit als Controllerin schreibt sie überwiegend Kriminalromane. Mit ihrer Mühlviertler-Krimiserie rund um Chefinspektor Oskar Stern und den Thrillern mit Diana Heller verwandelt sie ihre Heimat, das wunderschöne Mühlviertel, in einen Tatort getreu dem Motto: Warum in die Ferne schweifen, wenn das Böse liegt so nah.