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Die Glasmalerin

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am24.11.2022
Ein Roman so bunt, farbenprächtig und detailreich wie die Glasfenster im Dom zu Trient.
Mitten im hektischen Treiben des Trienter Konzils im Oktober 1551 verliebt sich die Ulmer Glasmalerin Antonia Bender völlig unstandesgemäß: ausgerechnet in den jungen Jesuiten Sandro. Eine unmögliche Liebe - denn er ist nicht nur der Halbbruder von Antonias langjährigem Verehrer Matthias, dem mächtigen Abgesandten des württembergischen Herzogs, Sandro soll auch einen Bischofsmörder aufspüren. Daher ist Antonia froh, in der Kurtisane Carlotta eine Freundin in der fremden Stadt gefunden zu haben. Was Antonia nicht weiß: Carlotta ist nur aus einem einzigen Grund nach Trient gekommen: Sie hat vor, den Sohn des Papstes zu töten ...
Lesen Sie auch die anderen beiden Antonia-Bender-Romane »Die Hure von Rom« und »Der schwarze Papst«!


Eric Berg zählt seit vielen Jahren zu den beliebtesten deutschen Autoren und begeistert Kritiker und Leser immer wieder aufs Neue. Neben seinen erfolgreichen Kriminalromanen überzeugt er als Eric Walz mit opulenten historischen Romanen wie seinem gefeierten Debütroman »Die Herrin der Päpste«.
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Produkt

KlappentextEin Roman so bunt, farbenprächtig und detailreich wie die Glasfenster im Dom zu Trient.
Mitten im hektischen Treiben des Trienter Konzils im Oktober 1551 verliebt sich die Ulmer Glasmalerin Antonia Bender völlig unstandesgemäß: ausgerechnet in den jungen Jesuiten Sandro. Eine unmögliche Liebe - denn er ist nicht nur der Halbbruder von Antonias langjährigem Verehrer Matthias, dem mächtigen Abgesandten des württembergischen Herzogs, Sandro soll auch einen Bischofsmörder aufspüren. Daher ist Antonia froh, in der Kurtisane Carlotta eine Freundin in der fremden Stadt gefunden zu haben. Was Antonia nicht weiß: Carlotta ist nur aus einem einzigen Grund nach Trient gekommen: Sie hat vor, den Sohn des Papstes zu töten ...
Lesen Sie auch die anderen beiden Antonia-Bender-Romane »Die Hure von Rom« und »Der schwarze Papst«!


Eric Berg zählt seit vielen Jahren zu den beliebtesten deutschen Autoren und begeistert Kritiker und Leser immer wieder aufs Neue. Neben seinen erfolgreichen Kriminalromanen überzeugt er als Eric Walz mit opulenten historischen Romanen wie seinem gefeierten Debütroman »Die Herrin der Päpste«.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641302559
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum24.11.2022
SpracheDeutsch
Dateigrösse1852 Kbytes
Artikel-Nr.10294259
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Lasst, die Ihr eintretet, alle Hoffnung fahren

Prolog

Trient, 8. Oktober 1551,

drei Tage vor Eröffnung des Konzils

Carlotta hatte nur ein einziges Ziel: den Sohn des Papstes zu töten. Nur deswegen war sie von Rom nach Trient gereist, nur darum nahm sie dieses Leben als Hure noch auf sich, um den neunzehnjährigen Innocento, Kardinal Innocento, zu ermorden, und zwar auf eine Weise, dass sie selbst unentdeckt blieb. Manchmal träumte sie davon, wie sie den Jüngling, eingehüllt in einen weiten Umhang mit Kapuze, nachts verfolgte und ihm in einem günstigen Moment den Dolch in den Rücken jagte. Im Schlaf spürte sie die Genugtuung, ein Gefühl wie der Klang von tausend Glocken. Ja, manchmal träumte sie von Innocento, was erstaunlich war, denn sie kannte ihn überhaupt nicht.

Mit ruhiger Hand goss sie ein wenig warmes Wasser in einem gleichmäßigen Strahl über die Füße ihres Kunden. Salvatore Bertani mochte das, er hatte es verlangt. Er räkelte sich auf seinem Bett und gab Laute von sich, die Wohlbefinden ausdrücken sollten, aber nicht von Geräuschen zu unterscheiden waren, die man bei Magenbeschwerden von sich gab. Seine zittrigen, mit kostbaren Ringen geschmückten Finger waren über der nackten Brust gekreuzt, so als würde er beten, und seine Augen waren geschlossen.

»Ja«, murmelte er in das nur vom Kaminfeuer und einer Stundenkerze beleuchtete Zimmer. »Weiter so.«

Sie massierte seine Füße, vor allem die Sohlen, wunschgemäß zuerst den linken, dann den rechten Fuß. Bertani hatte ihr alles haargenau erklärt, damit sie nichts falsch machte. Sie bediente ihn zum ersten Mal. Obwohl er oft in Rom gewesen war, war sie nie in seine Nähe gekommen, denn er hatte seine feste Konkubine gehabt, ein siebzehnjähriges Mädchen mit traurigen Augen und blauen Flecken, die sich wie eine Krankheit über ihren Körper verteilten. Sie hatte ihn kürzlich verlassen, war davongelaufen, was lange Gesprächsstoff unter den Huren der Ewigen Stadt gewesen war. Carlotta hatte ihren Namen vergessen, irgendetwas mit G, sie wusste das nicht mehr so genau. Mit ihren Kolleginnen hatte sie nie viel zu tun gehabt, denn im Gegensatz zu ihnen hatte Carlotta keine Beziehung zu ihrer Arbeit, sie spürte weder Leid noch Lust noch Gleichgültigkeit. Sie spürte nur Zorn. Der Zorn, der Hass waren bei Tag und bei Nacht ihre Begleiter geworden.

»Genug«, sagte Bertani.

Carlotta schüttelte ihre schwarzen Haare und rieb damit seine Füße ab, ganz vorsichtig, so als streichle sie ein Kunstwerk. Bertanis Füße waren die eines ganz normalen Greises, mit verwachsenen Nägeln und vielen buschigen Haaren auf den Knöcheln, aber Carlotta nahm keine Notiz davon. Sie hatte in den vier Jahren, seit sie Konkubine geworden war, ganz andere Dinge gesehen, dagegen war der rüstige alte Bertani ein Apoll. Was ihr Sorgen an ihm bereitete, hatte nichts mit seinem Aussehen zu tun, und sie wagte nur aus einem einzigen Grund, sich mit ihm einzulassen: Bertani würde ihr etwas verschaffen, das weit kostbarer für Carlotta war als das Geld, mit dem er sie für diese Nacht gekauft hatte.

»Komm jetzt her«, befahl er. »Mach weiter.«

Seine grauen Augen beobachteten Carlotta, während sie sich erhob und neben ihn vor das Bett kniete. Es war besprochen worden, dass sie jetzt die Hände faltete.

»Gut so«, flüsterte er. »Nun siehst du brav aus wie ein kleiner Engel, obwohl du eine reife Frau bist, eine verdorbene Hure. Aber ich liebe reife verdorbene Frauen, nur die ganz jungen und unverdorbenen liebe ich mehr. Wie alt bist du? Antworte!«

»Vierzig.«

Er lachte. »Du bist alt. Aber dein langes Haar gefällt mir, es fühlt sich an wie weiche Schafwolle. Vielleicht mache ich dich zu meiner Dauergefährtin.«

»Das möchte ich nicht«, erwiderte Carlotta.

Seine Finger krallten sich in ihre Schultern, dass es schmerzte.

»Diese Wahl hast du nicht. Du bist gut bezahlt worden.«

»Für heute Abend, ja. Ab morgen seid Ihr wieder ein Bischof, und ich bin eine freie Frau.«

Er lachte. »Ich könnte dich schlagen, das weißt du. Schlagen, bis du mir gehorchst.«

Welchen Schmerz, dachte sie, könnte Salvatore Bertani ihr zufügen, der größer war als der Schmerz, den sie seit Jahren mit sich herumtrug?

Er drückte ihr einen harten, leidenschaftslosen Kuss auf die Lippen, den sie geübt erwiderte. Bertani sah sie kurz an, prüfte, ob ihre Hände noch gefaltet waren, leckte sich zufrieden die Lippen und küsste sie erneut, genauso wie beim ersten Mal.

Als er sich von ihr löste, bekamen seine Augen für einen kurzen Moment einen wässrigen Glanz und den Ausdruck von Entrücktheit.

Der Schlag seiner flachen Hand traf Carlotta auf die Wange und warf sie zu Boden.

Sie blieb liegen. Die Fliesen waren kalt, Oktoberfliesen, und kühlten ein wenig ihre heiße Wange. Carlotta ertrug alles. Sie hätte aus dem Fenster schreien können, dass der angesehene Bischof von Verona, einer der Delegierten des Konzils, sie schlage und sich an ihr vergehe. Auch hätte sie sich wehren können. So schwach war sie nicht, um einen alten Mann mit dünnen Armen nicht kampfunfähig zu treten. Aber sie nahm es auf sich. So bitter es war, sie brauchte Bertani noch. Bevor er ihr nicht das Schriftstück gegeben hatte, das sie benötigte wie ein Dürstender das Wasser, war sie seine Sklavin.

Er zog sie auf die Füße. »Mach weiter«, sagte er, als sei nichts geschehen.

Er legte sich auf das Bett, und Carlotta wollte soeben mit gefalteten Händen auf seinen Körper kriechen, als aus dem Nebenzimmer Geräusche drangen.

»Was ist da los?« Bertani schreckte auf.

»Vielleicht ein Diener«, sagte Carlotta.

»Ich habe alle Diener fortgeschickt, das Haus ist leer.«

Schritte waren zu hören, Absätze von Stiefeln auf den Fliesen, ein unheimlicher Moment der Stille, dann wieder Schritte. Die Kerze flackerte im Luftzug, der durch einen offenen Spalt in der Tür drang, und verlosch. Nur das Kaminfeuer prasselte noch warm und heftig.

Stand die fremde Person schon an der Tür und beobachtete sie?

Bertani schob Carlotta zur Seite und zog eine Tunika über.

»Wer ist da?«, rief er und stand zögernd auf.

Eine Ewigkeit schien zu vergehen, bis eine Antwort kam. »Exzellenz«, rief eine männliche Stimme. »Bitte, wo seid Ihr? Verzeiht, aber ich muss Euch sprechen.«

Bertani warf sich noch einen Umhang über die Tunika und ging in den Nebenraum. Es gab einen kurzen Wortwechsel zwischen ihm und dem Fremden, dann steckte er den Kopf ins Schlafgemach, sagte Carlotta, es würde einen Moment dauern, und schloss die Tür von außen.

Carlotta hatte keinen Versuch gemacht, sich für den Fall zu verhüllen, dass der Fremde den Raum betreten hätte. In tausend Nächten hatte man sie nackt gesehen, und mit der Scham war es anders als mit dem Schmerz - die Scham verging mit der Zeit. Wie so viele andere Gefühle war sie langsam in ihr erstorben, Blättern gleich, die der kalte Herbstwind von den Bäumen riss. Carlotta war einsam geworden in diesen vier Jahren als Konkubine, nicht nur hatte sie viele Menschen verloren, sondern auch Empfindungen. Vorfreude, Interesse, die Lust daran, sich schön zu machen, diese vielen wunderbaren Gefühle des Alltags, an die man gar nicht denkt, wenn man sie hat - sie alle waren gegangen. Hier in Trient hatte sie zwei gute, freundliche Menschen kennengelernt, die sie sehr mochte, doch Zuneigung und Freundschaft hatten keine Zukunft in Carlottas Leben.

Sie öffnete eines der Fenster. Durch die Nacht zeichneten sich die Silhouetten der Bergbuckel ab, die Trient fast vollständig umgaben. An klaren Tagen leuchteten sie wie Gold, und ihre Hänge voll von Zedern strahlten etwas Majestätisches aus. Doch nachts waren es Gespenster, Riesen, gewaltige Schatten. Von ihnen wehte ein kalter Hauch herunter, dessen Böen Carlotta wie Posaunenstöße entgegenschlugen und sie erschauern ließen. Der Wind trug den Geruch modriger Blätter vor sich her. In allem entdeckte sie Verfall und Tod.

Eilig schloss sie das Fenster wieder, kauerte sich vor den Kamin und trank von dem Wein, der bereitstand. Bertanis Quartier war gemütlich, kein Palazzo, aber ein gut ausgestattetes Haus unweit des Domplatzes. Er hatte Glück mit dieser Unterkunft gehabt. Viele Prälaten strömten derzeit in die Stadt, zu viele, um sie alle angemessen unterzubringen. In drei Tagen würde die Welt hierherblicken, wenn das große Konzil, das Concilium Tridentinum, zusammentreten und die für die Christenheit derzeit dringendste Frage beraten würde: Die Zukunft der Kirche, ja, der Christenheit, hing davon ab.

Carlotta verstand kaum etwas von diesen Dingen, aber sie wusste, dass Bertani dabei eine bedeutende Rolle spielte. Sie traute ihm ohne Weiteres zu, dass er einen scharfen Verstand besaß. Längst hatte sie aufgehört, sich darüber zu wundern, dass hohe Geistliche tagsüber kraftvoll und nachts Sklaven ihrer Leidenschaft waren, bei Licht fromm und bei Dunkelheit besessen sein konnten. Sie waren besessen von Frauen oder Männern, von Schenkeln, Füßen, Bauchnabeln, Schmerzen, Schlägen, Bissen, Wunden ... Bertani, bei Tageslicht ein liberaler Reformer, verwandelte sich in der Dunkelheit in einen machtverliebten Mann mit absonderlichen Vorlieben. Sollte sie ihn deswegen verachten? Im Grunde genommen unterschied er sich gar nicht so sehr von ihr. Auch sie trug ja ein Geheimnis in sich. Wer ihre unaufdringlich gekleidete Gestalt betrachtete, wer ihren langsamen Schritt beobachtete, in ihre großen, glitzernden schwarzen Augen blickte, ihre kristallklare Stimme vernahm und ihre...
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Eric Berg zählt seit vielen Jahren zu den beliebtesten deutschen Autoren und begeistert Kritiker und Leser immer wieder aufs Neue. Neben seinen erfolgreichen Kriminalromanen überzeugt er als Eric Walz mit opulenten historischen Romanen wie seinem gefeierten Debütroman »Die Herrin der Päpste«.