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Die Giftmeisterin

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am15.02.2023
Der Tod geht um am Hof Karls des Großen und eine ungewöhnliche Frau beginnt zu ermitteln ...
Aachen im Jahre 799: Gräfin Ermengard leidet Qualen in ihrer Ehe mit Arnulf, Hauptmann der Leibwache und langjähriger Weggefährte Karls des Großen. Nur die Freundschaft des verwitwete Gerold, Quartiermeister des Königs, ist ihr ein Trost. Da geschieht in der Aachener Karlsburg ein Verbrechen: Hugo, der ältere von Gerolds Söhnen, wird ermordet aufgefunden - und das wenige Tage, bevor der Papst zu Besuch eintrifft. Ermengards Mann wird vom König mit Ermittlungen beauftragt. Misstrauisch gegen ihren Mann beschließt sie, selbst einige Fragen zu stellen, ohne dass Arnulf davon erfährt, doch was sie nicht weiß: Auch ihr Leben ist in Gefahr ...

Eric Berg zählt seit vielen Jahren zu den beliebtesten deutschen Autoren und begeistert Kritiker und Leser immer wieder aufs Neue. Neben seinen erfolgreichen Kriminalromanen überzeugt er als Eric Walz mit opulenten historischen Romanen wie seinem gefeierten Debütroman »Die Herrin der Päpste«.
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Produkt

KlappentextDer Tod geht um am Hof Karls des Großen und eine ungewöhnliche Frau beginnt zu ermitteln ...
Aachen im Jahre 799: Gräfin Ermengard leidet Qualen in ihrer Ehe mit Arnulf, Hauptmann der Leibwache und langjähriger Weggefährte Karls des Großen. Nur die Freundschaft des verwitwete Gerold, Quartiermeister des Königs, ist ihr ein Trost. Da geschieht in der Aachener Karlsburg ein Verbrechen: Hugo, der ältere von Gerolds Söhnen, wird ermordet aufgefunden - und das wenige Tage, bevor der Papst zu Besuch eintrifft. Ermengards Mann wird vom König mit Ermittlungen beauftragt. Misstrauisch gegen ihren Mann beschließt sie, selbst einige Fragen zu stellen, ohne dass Arnulf davon erfährt, doch was sie nicht weiß: Auch ihr Leben ist in Gefahr ...

Eric Berg zählt seit vielen Jahren zu den beliebtesten deutschen Autoren und begeistert Kritiker und Leser immer wieder aufs Neue. Neben seinen erfolgreichen Kriminalromanen überzeugt er als Eric Walz mit opulenten historischen Romanen wie seinem gefeierten Debütroman »Die Herrin der Päpste«.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641302535
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum15.02.2023
SpracheDeutsch
Dateigrösse1883 Kbytes
Artikel-Nr.11045767
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

4

Wieder stand ich vor der Tür, hinter der nun nicht mehr gelacht wurde. Hörte ich irgendetwas? Ich strengte mich an, doch da war nichts zu hören. Kein lustvolles Stöhnen.

Meine Hand ballte sich - der anerzogenen Pflicht gemäß - zur Faust und schickte sich an anzuklopfen. Mein Wille verhinderte es.

Ich wollte sehen. Einmal wollte ich es mit eigenen Augen sehen, es mir nicht nur vorstellen, es nicht in Albträumen träumen.

Ich fasste den Knauf.

Diese Stille ... Beinahe wie die Stille von vorhin draußen im Schnee, kurz vor dem Stolpern.

Womöglich, so dachte ich, waren Arnulf und sie auseinandergegangen, und er schlief friedlich und allein. Oder sie schliefen nebeneinander.

Ich trat langsam ein. Ich spürte zunächst die Wärme. Im übrigen Haus war es bitterkalt, da die dünnen Tierhäute, die in den Fenstern aufgespannt waren, zwar den Wind, nicht jedoch den eisigen Frost eines Dezembertages fernhalten konnten. Und die Kohlefeuer wärmten nur, wenn man direkt vor ihnen saß.

Der Grund für die angenehme, ungewöhnliche Wärme in Arnulfs Gemach war schnell gefunden, denn es brannten rund zwanzig Öllampen im Raum verteilt, auf den Truhen, dem Tisch, dem Boden.

Dort waren Arnulf und sie, zwischen Öllampen auf dem Boden, auf einem Fell. Was sie taten, taten sie stumm. Das Geräusch ihrer sich aneinander reibenden Körper war das Einzige, das sie von sich gaben, so als hüteten sie das Geheimnis ihres Zusammenseins.

Sie bemerkten mich nicht. Da war ich also. Sah sie in vollem Licht. Sah die körperliche Liebe, die sie seit drei Jahren verband und der bereits ein Kind entsprungen war.

Mir wurde schlecht. So leise und rasch wie möglich schloss ich die Tür, eilte in mein Gemach und übergab mich in die Wasserschale neben meinem Bett.

»Das hat sein müssen«, flüsterte ich.

Kurz darauf kehrte ich zum dritten und letzten Mal in dieser seltsamen Nacht zu der Tür zurück, dieses Mal hochoffiziell. Ich klopfte an. Drinnen ein Rascheln, dann leise Stimmen. Ich klopfte erneut. Sie berieten sich.

»Arnulf«, rief ich. »Bitte öffne. Es ist wichtig.«

Arnulf hätte bei dieser dringenden Bitte kaum etwas anderes tun können, als die Tür zu öffnen, trotzdem fühlte ich eine gewisse Genugtuung darüber. Als seine Gestalt im Türspalt erschien, als er vor mir stand, fiel mir sofort wieder ein, weshalb ich diesen Mann liebte. Es hatte nicht nur mit seinem Körper zu tun, obgleich ich sagen muss, dass er mir sehr gefiel. Seine zahlreichen Schwertübungen und die Mäßigkeit, die er beim Essen und Trinken an den Tag legte, täuschten über die sechsundvierzig Jahre, die er zählte, hinweg. Sein kurz gehaltener Bart verdeckte die Narbe, die ein sächsischer Schwerthieb hinterlassen hatte, und gab dem Gesicht etwas Weiches. Seine Körpergröße entsprach der des Königs, ja, man könnte sagen, dass Arnulf dem König in Wuchs und Statur fast gleichkam.

Eine siebenundzwanzig Jahre alte Erinnerung: Hochzeitsnacht.

Arnulf öffnet mir die Tür zu einem mit Fackeln und Öllampen erleuchteten Gemach. Er trägt nur einen Schurz, und die dunkle Körperbehaarung, die er schon als Neunzehnjähriger hatte, jagt mir einerseits einen Schrecken ein, andererseits erregt sie mich. Ich, siebzehn Jahre alt, lasse mein Gewand zu Boden gleiten und setze Arnulf mit meinen wohlgeformten Brüsten und meiner schmalen Taille in Erstaunen. Wir gefallen uns vom ersten Augenblick an.

Nun stand er also wieder im Schurz vor mir. Für meine Liebe wesentlich war jedoch etwas ganz anderes. In seinen braunen Augen las ich jene zärtliche Sorge um mich, die er früh entwickelt und nie abgelegt hatte. Ihm war nicht gleichgültig, was ich fühlte, darum all diese dumme Heimlichtuerei, darum hatte er Emma - so lautet der Name der Konkubine - in einem kleinen Häuschen nicht weit von der Königspfalz untergebracht, darum aß sie nie mit uns, darum hielt er ihre gemeinsame Tochter von mir fern, und darum waren seine ersten Worte, nachdem er mir die Tür geöffnet hatte: »Geht es dir gut?«

Ich ging nicht darauf ein, schlug die Augen nieder. »Man hat im Hof eine Leiche gefunden. Es ist Hugo. Der König bittet dich zu kommen.«

»Hugo?«

»Ja.«

»Du meinst den Hugo ... den ... den Sohn von Gerold?«

»Ja.«

Er schwieg. Ich fragte: »Kommst du?«

»Sofort.«

Ich wartete, bis er ihr zugeflüstert hatte, dass er gehen müsse. Er kam zurück und zog die Tür so entschlossen hinter sich zu, als wolle er sie für lange Zeit nicht mehr öffnen. Während wir den Gang entlang und die Treppe nach unten gingen, zog er sich eine Tunika und eine Biberweste über, schließlich legte er sich noch den blauen Mantel seiner Grafenwürde um die Schultern.

Kein Wort über den Toten. Sein Blick ruhte auf mir wie auf einer Kostbarkeit.

»Und dir geht es gut?«, fragte er noch einmal.

Wir sahen uns an.

»Ich habe ihn gefunden. Du weißt schon, Hugo. Ich bin spazieren gegangen ...«

»Ich verstehe.«

Ja, er verstand es. Das war ja das Schlimme. Er verstand, wieso ich mitten in der Nacht und bei eisiger Kälte im Schnee spazieren ging, und er wünschte, es bliebe mir erspart, das zu tun. In Momenten wie diesen wollte ich, dass ich ihn hassen könnte, doch es war unmöglich. Er machte es mir unmöglich. Stattdessen entfachte er wieder und wieder die glimmende Glut zwischen uns, diese Liebe.

Ich dachte, lass es doch. Bitte, lass es doch.

»Du solltest dich beeilen. Der König wartet.«

»Du hast recht.«

Er rannte voraus. Mit seinem flatternden Mantel sah er aus wie ein blauer Rabe, und ich ging, über dieses Bild lächelnd, in seinen Fußstapfen hinter ihm her. Ja, ich vermochte schon wieder zu lächeln. So war es immer. Eine kurze Weile allein mit Arnulf genügte, um mich wieder aufzurichten. Ich war über eine Leiche gestolpert, deren Kehle man durchgeschnitten hatte, und doch war meine Konfusion verflogen. Außerdem hatte ich den Mann, den ich liebte, zusammen mit der Frau, die ich verabscheute, gesehen, trotzdem gelang es ihm, dass ich ihm nicht böse war. Es mag völlig unverständlich klingen, aber derselbe Mann, der mir die Sicherheit, eine begehrenswerte Frau zu sein, immer wieder nahm, gab sie mir immer wieder zurück.

Ich blieb in einigem Abstand stehen. Hugos Leiche lag unverändert da, vorsichtig untersucht von Arnulf. Zwei Wachen steckten den Bereich mit Fackeln ab, deren Schein ein warmes gelbes Licht auf den Schnee warf, was mich merkwürdigerweise an die Sommer meiner Kindheit in Burgund erinnerte. Vielleicht sehnte ich mich in diesem Moment inmitten von Kälte, Mord und Tod dorthin zurück.

Der König stand abseits des Fackelkreises und sprach leise mit einem Mann, dessen Gesicht ich nicht erkannte. Doch die hängenden Schultern des Mannes ließen mich nicht zweifeln - es handelte sich um Gerold, Hugos Vater, der gerade vom König aufgeklärt und getröstet wurde. Ich fragte mich, welche Worte König Karl wohl finden würde. Wenn in der Vergangenheit Gefolgsleute von ihm gestorben waren, hatte er die Witwen und Kinder getröstet, indem er auf die Verdienste des Toten und den großen Verlust für sich selbst verwies. Hätte Arnulf dort im Schnee gelegen, würde Karl vermutlich sagen: War mir fünfundzwanzig Jahre lang treu ergeben ... hat sich als Siebzehnjähriger bei der Belagerung von Zaragoza zwischen mich und einen Pfeil geworfen ... hat jede ihm gestellte Aufgabe erfüllt. Und wäre Hugos jüngerer Bruder Grifo getötet worden, hätte er wohl von dessen unglaublicher Tapferkeit im Krieg gegen die Awaren an der pannonischen Donau gesprochen.

Bei Hugo hingegen war es schwierig. Dass er einer der besten Schwertkämpfer des Heeres gewesen war, immer das Letzte aus sich herausgeholt, jedes gesteckte Ziel mit unerhörter Anstrengung erreicht hatte und schon vor fünf Jahren, gerade zwanzig Jahre alt, den Befehl über die Vorhut im bereits erwähnten Awarenkrieg erhalten hatte - das waren allesamt Verdienste, die von der jüngsten Vergangenheit geschleift worden waren. In den letzten Monaten war Hugo oft betrunken angetroffen worden. Er hatte - wie Arnulf mir auf mein Drängen nach weiteren Einzelheiten hin erzählt hatte - seine Pflichten als Offizier der Leibwache vernachlässigt, seine Befugnisse übertreten, und sein Auftreten war zunehmend despektierlich geworden. Arnulf hatte gesagt, die Verwandlung sei plötzlich gekommen, so als wäre ein Teufel oder die Seele eines Rebellen in Hugo gefahren.

Arnulf hatte seine Untersuchung des Leichnams abgeschlossen und trat zu Gerold und dem König.

»Für mich sieht es folgendermaßen aus«, sagte er. »Hugo hat sich mit jemandem gestritten, Hugos Kehle wurde verletzt, durchschnitten. Dies hier habe ich im Schnee gefunden.«

»Ein Langmesser«, sagte der König. »Aber es klebt kein Blut daran.«

»Weil es sich um Hugos Waffe handelt, Euer Gnaden.«

»Ihr überseht etwas, Graf.« Gerolds Stimme drückte Empörung aus. Ich kannte Gerold nur als zurückhaltenden, geduldigen, schon ein wenig greisenhaften Mann. »Hugo hätte niemals einen Zweikampf mit dem Schwert oder dem Langmesser verloren. Er hätte jeden Mann in dieser Pfalz bezwungen, Euch eingeschlossen. Es ist mir daher nicht möglich zu glauben ...«

Gerold unterbrach sich, als Arnulf einen Gegenstand, den er bislang in der anderen Hand gehalten hatte, ins Licht der Fackeln hob. Auch aus der Entfernung erkannte ich in dem Gegenstand einen...
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Eric Berg zählt seit vielen Jahren zu den beliebtesten deutschen Autoren und begeistert Kritiker und Leser immer wieder aufs Neue. Neben seinen erfolgreichen Kriminalromanen überzeugt er als Eric Walz mit opulenten historischen Romanen wie seinem gefeierten Debütroman »Die Herrin der Päpste«.