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Die Sternjägerin

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am15.03.2023
Eine junge Frau lässt sie sich eins nicht nehmen: ihren Lebenstraum, die Sterne zu erforschen!
Danzig, 1662. Die junge Elisabeth hat eine große Leidenschaft: die Sterne. Und sie weiß, dass nur eine Ehe mit dem um einiges älteren, bekannten Danziger Astronom Johannes Hevelius ihr garantieren kann, das Firmament zu erforschen. Ihr Herz hat sie allerdings an einen anderen verloren - und diese Liebe droht, ihre Familie zu zerstören. Als ein entsetzlicher Feuersturm ihr Observatorium vernichtet, scheint ihr Leben endgültig sinnlos. Doch Elisabeth lässt sich nicht unterkriegen ...
Eine faszinierende, widersprüchliche und mutige Frau geht ihren Weg in der Wissenschaft und in der Liebe.

Eric Berg zählt seit vielen Jahren zu den beliebtesten deutschen Autoren und begeistert Kritiker und Leser immer wieder aufs Neue. Neben seinen erfolgreichen Kriminalromanen überzeugt er als Eric Walz mit opulenten historischen Romanen wie seinem gefeierten Debütroman »Die Herrin der Päpste«.
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Produkt

KlappentextEine junge Frau lässt sie sich eins nicht nehmen: ihren Lebenstraum, die Sterne zu erforschen!
Danzig, 1662. Die junge Elisabeth hat eine große Leidenschaft: die Sterne. Und sie weiß, dass nur eine Ehe mit dem um einiges älteren, bekannten Danziger Astronom Johannes Hevelius ihr garantieren kann, das Firmament zu erforschen. Ihr Herz hat sie allerdings an einen anderen verloren - und diese Liebe droht, ihre Familie zu zerstören. Als ein entsetzlicher Feuersturm ihr Observatorium vernichtet, scheint ihr Leben endgültig sinnlos. Doch Elisabeth lässt sich nicht unterkriegen ...
Eine faszinierende, widersprüchliche und mutige Frau geht ihren Weg in der Wissenschaft und in der Liebe.

Eric Berg zählt seit vielen Jahren zu den beliebtesten deutschen Autoren und begeistert Kritiker und Leser immer wieder aufs Neue. Neben seinen erfolgreichen Kriminalromanen überzeugt er als Eric Walz mit opulenten historischen Romanen wie seinem gefeierten Debütroman »Die Herrin der Päpste«.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641302528
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum15.03.2023
SpracheDeutsch
Dateigrösse3784 Kbytes
Artikel-Nr.10983274
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Siebzehn Jahre früher

Elisabeth liebte die Sterne zu sehr, um die Nacht zu fürchten.

Inmitten der Dunkelheit fühlte sie sich nicht bedroht, obwohl ihr Herz schneller schlug. Sie irrte barfuß durch den Garten, streifte mit dem wollweißen Nachthemd die knospenden Sträucher und achtete nicht auf das Geraschel der Tiere oder das Wispern des Windes. Ihr Blick war nach oben gerichtet, zu ihren nächtlichen Gefährten. Sie war nicht allein. Sie beobachtete die Sterne, und die Sterne beobachteten sie. Sie gab sich der Tiefe des Unbekannten hin und lauschte auf alles, was es ihr sagte, lauschte auf das Geräusch von Himmel und Erde.

Sie war nicht verrückt. Sie hörte keine Stimmen und sah keine Lichtpunkte tanzen oder sich zu spektakulären Formationen vereinigen, trotzdem wurde sie beim Anblick der Gestirne von einem mächtigen Gefühl durchströmt, und dieses Gefühl wiederum kam ihr wie eine Botschaft vor. Zwischen den Sternen und ihr gab es eine unbestimmte, eine magische Verbindung, so wie eine Musik, die von einem Instrument ausgehend direkt in die Herzen der Menschen dringt. Hier draußen waren ihre Gedanken frei und erhoben sich in schwindelerregende Höhen, dorthin, wo alles möglich war.

Sie stolperte über einen Maulwurfshügel und fiel hin, wobei sie sich mit den Händen abstützte und aufstöhnte. Sofort blickte sie zum Haus, das wie ein monströser schwarzer Schatten von der Nacht eingehüllt wurde, und sie wartete nur darauf, dass die Fenster aufleuchten und sie wie wütende Augen anstarren würden.

Ihre Augen, Hemmas Augen. Hemma war ein Dämon, ein Ungeheuer, und sie beherrschte das ganze Haus.

Doch es blieb ruhig. Verstört darüber, dass ein hässlicher, unterirdischer Bewohner es auf eine recht profane Art geschafft hatte, sie aus weit entfernten Sphären wieder zu Boden zu zwingen, blieb sie auf dem Gras sitzen. Bisher war die Nacht immer ihr Verbündeter gewesen, derjenige, der es ihr ermöglichte, für eine Stunde aus der kleinen Welt ihres Alltags, in der alles seinen Platz hatte und vorherzusehen war, hinauszutreten in eine Welt der Rätsel und Geheimnisse. Sie wusste kaum etwas über das Firmament und über Sonne und Mond, außer das, was jeder spüren und sehen konnte - die Wärme, die Gezeiten, die sich verändernden Positionen am Sommer- oder Winterhimmel - und sie wusste das, was die Geistlichen darüber erzählten. Der Himmel, so sagten sie, sei von göttlichen und teuflischen Gestalten bevölkert, und der Mond, die Sterne und Planeten, allesamt aus reinstem Kristall gefertigt, würden vom Atem Gottes bewegt. So schön dieser Gedanke, der von Malern in den Kuppeln mancher Kirchen verewigt wurde, auch war: Wenn Elisabeth bei einer ihrer heimlichen Nachtwanderungen die Mücken vor dem vollen, gelben Mond tanzen sah, wenn Sternbilder, deren Namen sie nicht kannte, am Horizont aufstiegen und nach Stunden an einem anderen Horizont wieder versanken, wenn sie das unterschiedlich flimmernde Licht der Gestirne, einem Zwinkern gleich, beobachtete, dann fragte sie sich, weshalb Gott Hunderte von fehlerlosen, kristallinen Himmelskörpern geschaffen haben sollte, die nur dazu gedacht waren, eine fehlerhafte Welt wie die Erde zu umkreisen, eine Welt voll von Pestilenz, Hunger, Krieg und Tyrannei.

Im Moment war alles friedlich. Elisabeth lag am Rande des Gartens, wo er an die Mottlau grenzte. Das Mondlicht glitzerte auf dem ruhigen Wasser des Flusses und spiegelte sich im Blattwerk der Bäume. Die Mottlau-Fischer warfen ihre Netze auf die Wellen. Elisabeth beobachtete das Spiel ihrer jungen Muskeln, wenn sie die Netze wieder einholten, und die von zerrissenen Hosen dürftig umhüllten Beine, die das Boot ausbalancierten. Dieses Schauspiel war es gewesen, das Elisabeth vor einem Jahr erstmalig aus dem Haus in die Nacht gelockt hatte. Für ein paar Augenblicke frei und unbeobachtet zu sein, übte einen Reiz auf sie aus, wie ihn die Todsünde selbst nicht stärker hätte hervorbringen können.

In jener Nacht im Garten war sie zu froh gewesen, um ängstlich zu sein wegen der Eulenrufe und Fledermäuse. Sie hatte die feuchte Erde unter den Füßen gefühlt und den Nieselregen auf ihren flachsblonden Haaren, die sonst immer mit einer Haube bedeckt waren. Die Kähne der Fischer waren vorübergezogen, ihre leisen Unterhaltungen mischten sich mit dem Plätschern der Wellen, und sie tauschte einen Blick mit einem der Schemen, für den sie auch ein Schemen war. Sie winkte ihm zu, ohne Angst, dass er ihr zu nahe kommen könnte, im Gegenteil, sie wünschte sich, er käme ans Ufer. Diese Männer waren für sie allesamt gut und schön, denn außer ihnen und dem Lehrer und dem Probst gab es für Elisabeth keine Männer.

Erst als die Boote verschwunden waren, hatte sie sich - beinahe zufällig - ins Gras gelegt und zum Sternenzelt aufgeschaut. Von ihrem Fenster aus hatte sie natürlich schon oft in die Nacht geblickt, aber zum ersten Mal überhaupt lag sie damals auf der Erde mit nichts anderem über sich als diesen Myriaden von Lichtern. Da war kein Fensterrahmen, der störte, nicht die leiseste Ahnung von Tageslicht, nur schwarze, unglaubliche Nacht.

Lange hatte sie so dort gelegen. Da geschah es. In ihrem Wechselspiel von Groß und Klein und Hell und Trüb und mit allen ihren Tönen ins Blau, Silber oder Rot schienen ihr die Sterne plötzlich atmende Wesen zu sein, und wenn sie es doch nicht waren, so waren sie zumindest von einer geheimnisvollen, unbegreiflichen Lebendigkeit. Die Sterne erzeugten Gefühle in ihr, also sprachen sie mit ihr.

Nichts davon hatte sich seither geändert, im Gegenteil, ihre Fragen wuchsen ins Unendliche, doch nur ein einziger Mensch in ganz Danzig würde sie beantworten können. Hevelius! Bei diesem Namen pochte Elisabeths Herz schneller. Johannes Hevelius war, außer Stadtrat und Besitzer einer großen Bierbrauerei, nebenbei auch noch der einzige Danziger, der sich mit dem Nachthimmel beschäftigte. Auf dem Dach der Brauerei in der Pfefferstadt, so hieß es, habe er eine Warte gebaut, von der aus er den Lauf der Gestirne beobachtete. Elisabeth brannte seit Wochen in Vorfreude darauf, ihn endlich kennen zu lernen, denn in Kürze sollte sie anlässlich einer kleinen Feier in seinem Haus in die Gesellschaft eingeführt werden. Sie würde unter dem Dach eines Sternenguckers sitzen, eines Mannes, der ihr so viel erzählen konnte vom Himmelsgefüge, so viel zeigen konnte ... Sie würde sich bei Tisch nahe zu ihm setzen, ein Gespräch über die Gestirne beginnen und ihn schließlich bitten, einen Blick in die Sternwarte werfen zu dürfen. Natürlich würde er sich ein wenig sträuben, es war ja sein Reich, in das sie eindrang, aber schließlich würde er ihrer ungestümen Begeisterung nicht widerstehen können. Wenn sie erst einmal im Observatorium war, konnte er sie unmöglich wieder hinausschicken, ohne ihr wenigstens ein paar der Fragen zu beantworten, die sie hatte. Und dann, nach einigem Drängen ihrerseits, würde er es endlich hervorholen, das Wundergerät, von dem Gerüchte erzählten, und es einen Atemzug lang in ihre Hände legen: das Auge Gottes.

Elisabeth fuhr auf. Ein Zimmer des Hauses erhellte sich im zuckenden Schimmer einer Kerze.

Elisabeth huschte hinter die Eiben, und das war ihr Glück, denn sie konnte eben noch in Deckung gehen, als die Gestalt mit der Kerze in der Hand ans Fenster trat.

Hemma. Sie hatte es gespürt, gerochen, gewittert. Sie war kein normaler Mensch.

Die Tante trat vom Fenster zurück. Jetzt zählte jeder Augenblick.

Elisabeth rannte quer über den Rasen und sprang über niedrige Beete hinweg, immer in der Hoffnung, dass Tante Hemma nicht zum Fenster hinaussah.

Wo könnte Tante Hemma jetzt sein? Sie hatte nach dem Aufstehen immer Rückenschmerzen und brauchte eine Weile, um aufrecht und in normalem Schritt gehen zu können. Vom Fenster aus musste sie ans Ende ihres großen Zimmers schlurfen, dann hinaus auf den Gang und bis an dessen anderes Ende.

Sie kann noch nicht in meinem Zimmer sein, beruhigte sich Elisabeth, als sie das Dach des Vorbaus betrat und sich an den flachen Zinnen und Giebeln entlanghangelte. Die Ziegel waren glatt von einem kurzen, abendlichen Regenguss, und sie musste aufpassen, um nicht vom Dach zu fallen.

Jetzt, dachte Elisabeth. Jetzt könnte sie mein Zimmer erreicht haben. Wenn ich hineinkomme, steht sie vielleicht schon drin.

Sie rutschte aus. Ihr linker Fuß glitt ab und hing über dem Abgrund, während der rechte Fuß, auf dem das ganze Gewicht ruhte, auf einem Ziegel Halt suchte und ihre Arme eine Zinne umspannten. Mit aller Kraft gelang es ihr, sich wieder zu fangen.

Dann waren es nur noch ein paar Schritte - und sie befand sich in ihrem Zimmer.

Elisabeth hörte, wie sich die Türklinke knarrend bewegte. Sie sprang mit einem gewaltigen Satz ins Bett und zog sich die Decke bis zur Nase.

Das schlurfende Geräusch der Stoffpantoffeln, von dem das Zimmer im nächsten Moment erfüllt war, hörte sich an wie das Zerreißen von Papier. Durch die geschlossenen Lider bemerkte Elisabeth das Kerzenlicht, das auf ihr Gesicht fiel, und obwohl sie vom Laufen und Klettern völlig außer Atem war, musste sie ein ruhiges, leises Luftholen vortäuschen. Ihre Tante kam ihr so nahe, dass sie den warmen Hauch aus Hemmas Mund auf ihrem Gesicht spürte wie den eines Gespenstes.

Eine Weile, die Elisabeth wie eine Ewigkeit vorkam, beugte die Tante sich über sie auf der Suche nach etwas Verdächtigem. Elisabeth konnte sich Hemmas Blick vorstellen, wie er auf ihr hin und her wanderte und nur darauf wartete zuzustoßen, wie er das Fehlen der Nachthaube bemerkte, das offene Haar, die erhitzten Wangen ... Hemma...
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Eric Berg zählt seit vielen Jahren zu den beliebtesten deutschen Autoren und begeistert Kritiker und Leser immer wieder aufs Neue. Neben seinen erfolgreichen Kriminalromanen überzeugt er als Eric Walz mit opulenten historischen Romanen wie seinem gefeierten Debütroman »Die Herrin der Päpste«.