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Die Hure von Rom

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am24.11.2022
Die lebenslustige Glasmalerin Antonia Bender und der junge Jesuit Sandro Carrissimi ermitteln im sündigen Rom.
Im Mai 1552 ist ganz Rom in Aufruhr: Die Geliebte des Papstes ist ermordet worden. Der junge Jesuit Sandro Carissimi, der im Auftrag des Papstes ermittelt, ahnt, dass sogar seine eigene, ihm seit langem entfremdete Familie die Hure des Papstes kannte. Dann aber erhält Sandro unerwünschte Hilfe: Ausgerechnet die lebenslustige Glasmalerin Antonia Bender - eine Frau, die Sandro seit ihrer ersten gefährlichen Begegnung in Trient unglücklich liebt - stellt für ihn in der Unterwelt der Huren und Verbrecher neugierige Fragen. Der Streit zwischen den Liebenden führt Antonia in die Arme eines Mannes, der sie Sandro und ihre Liebe vergessen lassen könnte - und der für Sandro und Antonia hoch gefährlich ist ...
Lesen Sie auch die anderen beiden Antonia-Bender-Romane »Die Glasmalerin« und »Der schwarze Papst«!

Eric Berg zählt seit vielen Jahren zu den beliebtesten deutschen Autoren und begeistert Kritiker und Leser immer wieder aufs Neue. Neben seinen erfolgreichen Kriminalromanen überzeugt er als Eric Walz mit opulenten historischen Romanen wie seinem gefeierten Debütroman »Die Herrin der Päpste«.
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Produkt

KlappentextDie lebenslustige Glasmalerin Antonia Bender und der junge Jesuit Sandro Carrissimi ermitteln im sündigen Rom.
Im Mai 1552 ist ganz Rom in Aufruhr: Die Geliebte des Papstes ist ermordet worden. Der junge Jesuit Sandro Carissimi, der im Auftrag des Papstes ermittelt, ahnt, dass sogar seine eigene, ihm seit langem entfremdete Familie die Hure des Papstes kannte. Dann aber erhält Sandro unerwünschte Hilfe: Ausgerechnet die lebenslustige Glasmalerin Antonia Bender - eine Frau, die Sandro seit ihrer ersten gefährlichen Begegnung in Trient unglücklich liebt - stellt für ihn in der Unterwelt der Huren und Verbrecher neugierige Fragen. Der Streit zwischen den Liebenden führt Antonia in die Arme eines Mannes, der sie Sandro und ihre Liebe vergessen lassen könnte - und der für Sandro und Antonia hoch gefährlich ist ...
Lesen Sie auch die anderen beiden Antonia-Bender-Romane »Die Glasmalerin« und »Der schwarze Papst«!

Eric Berg zählt seit vielen Jahren zu den beliebtesten deutschen Autoren und begeistert Kritiker und Leser immer wieder aufs Neue. Neben seinen erfolgreichen Kriminalromanen überzeugt er als Eric Walz mit opulenten historischen Romanen wie seinem gefeierten Debütroman »Die Herrin der Päpste«.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641302566
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum24.11.2022
SpracheDeutsch
Dateigrösse1792 Kbytes
Artikel-Nr.10294260
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


4

Sein Auftraggeber nannte ihn Todesengel. Zu Anfang hatte er diesen Spitznamen pathetisch und wenig originell gefunden. Mittlerweile mochte er ihn. Er passte. In Todesengel steckte genau das, was er tat und was dabei in ihm vorging.

Er war ein Mörder. In zehn oder zwanzig Jahren würde er vielleicht noch etwas anderes sein, ein Vater, ein Ehemann, aber in seinem Alter ... Natürlich vertrieb er sich die Tage nicht nur mit Töten - das wäre ja absurd. Er hatte eine Tätigkeit, aber die zählte nicht, weil er sich nichts aus ihr machte. Mörder dagegen, das war er gerne.

Das Töten selbst jedoch mochte er nicht. Jeder, dem er das gesagt hätte, würde verständnislos den Kopf geschüttelt haben. Wie konnte man gerne Mörder sein, aber das Morden nicht mögen? Nun, es war ungefähr dasselbe, wie wenn jemand gerne Priester war, aber das Zölibat nicht mochte, oder den Weihrauch oder das Singen. Der Mord an sich war keine angenehme Sache. Der Augenblick, in dem ein Mensch eines gewaltsamen Todes stirbt, ist ein mit nichts anderem vergleichbarer Moment von großer Unerträglichkeit. Für jeden Menschen ist es schwer, diese Welt zu verlassen, ja, es ist das Schwerste, was man tun muss: den Mondschein zu verlassen, das Licht, das Blau, das Grün, den Wind, die Musik, den Nebel, das Lachen der Kinder, den Geruch von Beeren, die Wärme einer Sommernacht ... Jeder war mal dran. So war das Leben, so hatte Gott es eingerichtet. Aber jemand, der sein Leben durch einen anderen Menschen verlor, fühlte sich betrogen, und dieser Vorwurf spiegelte sich in den Augen wider. Über die Gesichter der Sterbenden zog nicht nur der gewaltige Schmerz, sondern auch Abscheu und abgrundtiefer Hass für den Mörder, bis zu dem Zeitpunkt, zu dem die Augen erloschen. Solche Gesichter vergaß man nicht. In der Stunde nach einem Mord war er jedes Mal so aufgewühlt, dass er die Toten am liebsten zurückgeholt hätte wie eine vom Brett gefallene Schachfigur. Beim Töten gab es keine Gewohnheit für ihn.

Wenn er allein war, so wie jetzt, dann dachte er an seine Erloschenen. Ja, so nannte er sie: seine Gegangenen. Irgendwie gehörten sie ihm. Er hatte ihre letzten Worte entgegengenommen, ihren letzten Händedruck gespürt, ihr letztes Aufbäumen von Leben mitverfolgt, bevor sie in das geheimnisvolle Nichts abgeglitten waren. Bei manchen war es sehr schnell gegangen, wie bei jenem Franzosen - der Dolch traf ihn im Rücken, er seufzte auf und brach tot zusammen, anschließend verfrachtete er ihn auf einen Karren, bedeckte ihn mit einem Leintuch und warf ihn in den Fluss. Am schlimmsten war es mit der Zigeunerin gewesen. Trotz drei Stöße brabbelte sie noch eine ganze Weile in einer Sprache, die er nicht verstand, in einem schwächlichen, sonoren, schicksalsergebenen Tonfall, so als müsse sie vor ihrem Tod noch etwas erledigen. Auch sie verschwand auf immer im Tiber.

Selten wusste er, warum seine Erloschenen hatten sterben müssen. Sie waren von so mannigfacher Ungleichheit wie die Stadt Rom selbst: die Zigeunerin, ein Bankier, ein jüdischer Händler von Schmuggelgut ... Zwanzig Gegangene waren es bisher. Sein Auftraggeber war immer derselbe, und er hätte auch für keinen anderen gearbeitet.

Der Todesengel stand ausschließlich dem Stellvertreter Christi zu Diensten.
5

Carlotta da Rimini saß reglos vor dem Spiegel und vertiefte sich in ihr Gesicht. Sie überlegte, was sie mit diesem Gesicht anfangen würde, welche Zukunft es ihr böte, ob es überhaupt noch eine Rolle in ihrem Leben spielen sollte. Es war einmal schön gewesen. Nicht atemberaubend schön, aber es hatte das Glück einer jungen Ehefrau ausgestrahlt, das Glück einer jungen Mutter und das einer Frau, die ihre bescheidenen Wünsche erfüllt sah und nicht mehr verlangte. Doch das Glück lag sieben Jahre hinter ihr. Jahre, die sie und ihr Gesicht, ihren ganzen Körper von innen heraus verändert hatten. Die Abwesenheit des Glücks zog den Verlust der Schönheit nach sich.

Es gab gewiss noch viele Männer, die sie begehrenswert gefunden hätten, die ihren stattlichen Busen, ihre Rundungen, ihre vollen Lippen angebetet hätten. Männer, die Körperteile liebten. Solche Männer bedeuteten Carlotta nichts, denn es ging nicht darum, ob andere meinten, dass sie noch immer schön und begehrenswert war. Sie selbst wollte es nicht mehr sein.

Vor ihr ausgebreitet auf dem Tisch waren Farbtöpfchen und in etlichen Schalen und Dosen Mittel zur Hautpflege, doch sie rührte sie nicht an. Sogar einen Kamm zur Hand zu nehmen und damit ihr schwarzes, von grauen Strähnen durchzogenes Lockenhaar zu bürsten, bereitete ihr Mühe und erweckte Widerwillen. Jeder Handgriff fiel ihr schwer, und ein Kleid anzuziehen war eine Prozedur, die sie längst nicht mehr jeden Tag in Angriff nahm. Schon morgens, so wie jetzt, war sie wie gelähmt; das Unglück schnürte sich wie eine schwere Kette um ihren Körper, und dieser Zustand begleitete sie mit wechselnder Intensität durch den ganzen Tag. Nur während eines einzigen Moments des Tages, des Moments des Erwachens, war sie für die Dauer von ein, zwei Atemzügen unbeschwert, weil Herz und Verstand diese Zeit benötigten, um ihr in Erinnerung zu rufen: Hieronymus ist tot.

Er ist tot.

Ist tot.

Tot.

Er war ihre letzte, sehr kurze Liebe gewesen, die Winterliebe einer einundvierzigjährigen Frau, und um ein Haar wäre er ihr zweiter Ehemann geworden. Einen edleren Charakter als seinen gab es nicht. Er hatte darüber hinweggesehen, welchem Gewerbe sie nachgegangen war, hatte ihr Mut auf ein neues Leben gemacht ... Die Heirat war schon geplant gewesen. Carlotta wäre Signora Carlotta Bender geworden, die Gattin des Ulmer Glasmalers, die Stiefmutter Antonias, eine ehrbare Frau so wie früher, vor sieben Jahren, als sie noch Carlotta Pezza hieß und mit Mann und Tochter in Siponto an der Adria lebte. Ihr erstes Leben, so nannte sie diese schon lange vergangene, zertrümmerte Zeit. Hieronymus sollte ihr drittes Leben werden, und sie hatte bereits auf der Schwelle zu diesem Leben gestanden, als er wenige Tage vor der Heirat an einer Lungenentzündung gestorben war. Auf dem Sterbebett hatte er darauf bestanden, dass der Priester sie noch schnell miteinander verheiraten sollte, doch dieser hatte zuerst die Sterbesakramente gespendet, da sie wichtiger für das Seelenheil waren. Gleich danach war Hieronymus gestorben, und mit ihm ein neuer Anfang.

Carlotta trug weiterhin den falschen Namen da Rimini, einen frei erfundenen Konkubinennamen, und sie stand vor der Frage, ob sie ihr zweites Leben, das Leben einer Frau ohne Zukunft, wieder aufnehmen sollte.

Die Rückkehr zum Dasein einer römischen Konkubine, einer Edelhure, bedeutete vielerlei, und das Meiste davon war - wenn man es positiv betrachtete - unerfreulich. Die wenigsten jungen, unerfahrenen Frauen erkannten das rechtzeitig. Sie kamen aus unterschiedlichen Gegenden Italiens in die Ewige Stadt, und sie alle hatten ihre Gründe dafür. Eines jedoch war ihnen gemeinsam: Sie alle trugen das Siegel des Kummers, des Schmerzes, des Verlustes und der Angst. Sie alle liefen vor etwas Schrecklichem davon, nämlich ihrer Vergangenheit. Sie kamen nach Rom und suchten nach Möglichkeiten, um zu überleben, doch sie fanden keine anderen als die Hurenhäuser oder - wenn sie nicht schön genug waren - die Gassen, auf die sie von einem Strizzi als Dirnen geschickt wurden. Und waren sie erst einmal in den Hurenhäusern oder Gassen, strebten sie - wie sie meinten - ganz nach oben, danach, nicht vielen Männern, sondern nur einem einzigen zu Diensten zu sein, einem möglichst reichen Mann, der sie beschenkte. Sie träumten von schönen Kleidern und prächtig ausgestatteten Kemenaten, von Düften und Pudern und weichen Betten und Kerzenschein, und vor allem von dem Gefühl, es geschafft zu haben, eine Konkubine, eine Fürstin der Huren, zu sein.

Wie hätten sie es besser wissen können? Sie sahen nur das, was sie sehen wollten, sahen die herausgeputzte Fassade, aber nicht den Schmutz und die kalte Traurigkeit, die sich dahinter verbargen. Im schlimmsten Fall geriet man als Konkubine an einen jähzornigen Schläger oder einen rücksichtslosen Liebhaber, der seine schlechten Gefühle mit aller Heftigkeit auslebte, der zur Tür hereinkam, einem die Kleider vom Leib riss, einen auf den Boden warf und der einen danach ohne ein Wort zurückließ. Der sich nicht um die Tränen in den Augen der Konkubine kümmerte. Der sie zwang zu lächeln, während er zuschlug. Und im besten Fall geriet die Konkubine an einen Mann, der sich eine Konkubine zulegte, um ihren Körper und ihre Kraft auszubeuten. Es ging darum, dass er sich wohlfühlte, dass sie ihm seine Wünsche erfüllte, ihn seine Sorgen vergessen ließ, ihn verwöhnte. Anfangs meinte man, das sei nicht schlimm, damit könne man leben, aber wenn das erste Jahr, das zweite Jahr, das dritte Jahr verstrichen waren, wurde dieser Zustand unerträglich. Die eigenen Wünsche zählten nicht, die eigene Meinung war nicht gefragt, und egal, ob man Kopfschmerzen, Bauchschmerzen oder Sorgen hatte, ob man sich elend fühlte oder wegen irgendetwas traurig war - man musste immer für ihn da sein, wenn er es wollte, musste lächeln, ihn streicheln, ihm die Brust darbieten. Solche Männer merkten nicht einmal, dass sie sich selbstsüchtig benahmen, nein, sie glaubten sogar, sich anständig zu verhalten, weil sie einem hier und da ein Geschenk mitbrachten und eine hübsche Wohnung bezahlten. Irgendwann wurde jedes Treffen mit einem solchen Mann für die Konkubine zur Folter, so als würde sie der Millionste Essigtropfen auf die gleiche, mittlerweile wunde Stelle der Haut treffen.

Aber gleichgültig, an welchen...

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Eric Berg zählt seit vielen Jahren zu den beliebtesten deutschen Autoren und begeistert Kritiker und Leser immer wieder aufs Neue. Neben seinen erfolgreichen Kriminalromanen überzeugt er als Eric Walz mit opulenten historischen Romanen wie seinem gefeierten Debütroman »Die Herrin der Päpste«.