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Brüder

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
282 Seiten
Deutsch
TWENTYSIX CRIMEerschienen am16.01.20232. Auflage
Hat Hauptkommissar S.H. Koslowski seinen Gegner diesmal unterschätzt? Wieder ist er zwischen die Fronten zweier typischer Berliner Gruppierungen mit jeder Menge krimineller Energie geraten und das mit für ihn schmerzhaften Konsequenzen. Die alteingesessene Rockergang ist nicht erfreut über die neuen russischen Geschäftsideen auf ihrem angestammten Gebiet. Und plötzlich mischt auch noch ein Geist aus Koslowskis Vergangenheit mit, dessen Einsatz am Ende alle Pläne durcheinanderbringt. Am Ende zeigt Koslowskis fünfter Fall allen Beteiligten die Grenzen des guten Willens auf.

J.U.Gowski, Jahrgang 1962 erschafft mit seinen Protagonisten um den Berliner Chefermittler S.H.Koslowski einen Querschnitt der Berliner Bevölkerung, ihrer Lebensart, ihren Ecken und Kanten. Es ist sein Berlin und die Geschichten so spannend wie die Stadt selbst. Er ist glücklich verheiratet und hat drei Kinder.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR13,99
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextHat Hauptkommissar S.H. Koslowski seinen Gegner diesmal unterschätzt? Wieder ist er zwischen die Fronten zweier typischer Berliner Gruppierungen mit jeder Menge krimineller Energie geraten und das mit für ihn schmerzhaften Konsequenzen. Die alteingesessene Rockergang ist nicht erfreut über die neuen russischen Geschäftsideen auf ihrem angestammten Gebiet. Und plötzlich mischt auch noch ein Geist aus Koslowskis Vergangenheit mit, dessen Einsatz am Ende alle Pläne durcheinanderbringt. Am Ende zeigt Koslowskis fünfter Fall allen Beteiligten die Grenzen des guten Willens auf.

J.U.Gowski, Jahrgang 1962 erschafft mit seinen Protagonisten um den Berliner Chefermittler S.H.Koslowski einen Querschnitt der Berliner Bevölkerung, ihrer Lebensart, ihren Ecken und Kanten. Es ist sein Berlin und die Geschichten so spannend wie die Stadt selbst. Er ist glücklich verheiratet und hat drei Kinder.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783740723873
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum16.01.2023
Auflage2. Auflage
Reihen-Nr.5
Seiten282 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.10746425
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Prolog
13. Mai 1988
Nikolai Sinzow hielt kurz inne. Er hatte eine kleine Pause nötig. Der Schweiß lief ihm an Stirn und Nacken hinunter. Er erhob sich von den Knien und streckte sich. Dabei starrte er in den wolkenlosen Himmel. Mit dem Käppi wischte er sich den Schweiß von der Stirn. Er war dankbar für jeden lauen Luftzug, der über seine kurzen blonden Haarstoppeln strich. Sein Blick schweifte über die letzte Rasenkante des Exerzierplatzes, die er mit der kleinen Schere beschneiden musste. Befehl vom Gruppenführer und reine Schikane. Noch fünfzig Meter schätzte er, dann hätte er es geschafft. Seufzend setzte er wieder sein Käppi auf und ging in die Knie. Er wollte gerade weiter schneiden, als plötzlich ein Schatten seine Sicht verdunkelte. Vor seinem Gesicht tauchte ein Paar polierte Stiefel auf. Sinzow konnte sich denken, wem sie gehörten. Er blickte nach oben und sah in das pockennarbige Gesicht von Feldwebel Porowkin. Sinzow stand betont langsam auf und klopfte sich den Staub von den Knien.

»Na, machts Spaß, Sinzow? Scheinst mir der geborene Gärtner zu sein.«

Sinzow schwieg.

»In fünf Minuten bist du umgezogen. Dann meldest du dich im Stab der Militärkommandantur bei Oberst Petrysky.«

Da Sinzow wieder nicht reagierte, bellte Porowkin: »Hast du verstanden, Sinzow?«

Sinzows rechter Mundwinkel zuckte kurz. »Jawohl, Genosse Feldwebel.«

»Ach, immer noch nicht genug?«, fragte Feldwebel Porowkin, dem das Mundzucken nicht entgangen war. Seine kleinen Knopfaugen blitzten wütend. »Wenn du zurückkommst, hab ich eine neue nette Aufgabe für dich, für dich und deinen schwulen Künstlerfreund Mischkin. Wie gefällt dir das?«

Sinzow lächelte. Er hob die gestreckte Hand zum Gruß an die Stirn und rief laut: »Zu Befehl, Genosse Feldwebel.«

»Mach, dass du wegkommst, und zwar im Laufschritt«, knurrte Porowkin finster. Sinzow nahm das Käppi ab und trabte los.

Oberst Anatolji Petrysky, der über seinen Schreibtisch gebeugt auf eine ausgerollte Karte sah, hob seinen kahlrasierten Schädel und blickte kurz auf, als der Gefreite Nikolai Sinzow den Raum betrat, die Hacken zusammenschlug und salutierte. Mit undurchsichtigem Blick musterte er den Gefreiten. Dann sagte er: »Rühren.«

Sinzow nahm den Arm herunter, verlagerte das Gewicht auf das rechte Bein und sah sich kurz um. Der Raum war schmucklos. Der Schreibtisch, hinter dem der Oberst stand, war riesig. Mehr als ein Stuhl war nicht vorhanden. Hinter dem Oberst hing das Porträt von Michael Gorbatschow an der Wand. Es war das einzige Bild im Raum. An der rechten Wand standen zwei breite Aktenschränke.

»Sie können Auto fahren?«, riss der Oberst Sinzow aus seinen Betrachtungen.

Sinzow sah den Oberst verwundert an. »Ähh, ja.«

»Wo haben Sie das gelernt?«

»Bei uns auf der Kolchose. Musste da öfter aushelfen wegen⦫, er zögerte kurz, »â¦wegen Krankheit. Bin eigentlich nur der zweite Mechaniker. Traktoren, Mähdrescher und so.«

»Wegen Krankheit, soso.« Der Oberst nickte verstehend. »Ich kenne Ihren älteren Bruder. Er war ein sehr guter Soldat. Sind Sie auch so ein guter?«

»Ich bemüh mich, Genosse Oberst.«

»Sie bemühen sich? Soso. Wie geht es ihrem Bruder?«

»Er hat geheiratet und wohnt jetzt im Nachbardorf.«

»Grüßen Sie ihn von mir, wenn Sie auf Urlaub sind.«

»Mach ich, Genosse Oberst.«

»Jetzt zu ihrer Anwesenheit. Sie müssen aushelfen.

Hat allerdings andere Gründe als bei euch auf dem Dorf. Also nicht wegen Suff.« Er lachte kurz auf. Seine Augen waren dabei nicht beteiligt. »Mein Fahrer, Gefreiter Sokolew, hatte einen Blinddarmdurchbruch. Die Ärzte wissen nicht, ob er es schaffen wird und wenn doch, ist er auf jeden Fall die nächsten zwei Wochen nicht einsatzbereit.«

Wieder musterte ihn der Oberst mit kalten Augen. »Sie schlafen weiterhin im Mannschaftssaal. Pünktlich nach dem Frühstück, um 8.00 Uhr, melden Sie sich hier und bleiben in Bereitschaft, bis ich Sie entlasse. Was nicht heißt, dass Sie doch auch mal nachts noch mal raus müssen. Haben Sie das verstanden?«

»Jawoll, Genosse Oberst.«

»Gut. Wegtreten.«

»Zu Befehl, Genosse Oberst.« Sinzow schlug die Hacken zusammen und der Arm schnellte wieder nach oben. Sich auf den Hacken drehend, verließ Sinzow den Raum.

Oberst Petrysky kratzte sich zufrieden den kahlrasierten Schädel. Es schien, als hätte ihm Hauptmann Melnyk diesmal den Richtigen empfohlen. Er hatte nicht gewusst, dass er der jüngere Bruder von Oleg Sinzow war. Er erinnerte sich gut an Sinzow. An seine schweigsame Ernsthaftigkeit. Einer, der nicht viel redete, sondern machte. Und ein ausgesprochenes Organisationstalent. Hatte damals einen guten Draht zu den Einheimischen. Wilthener Weinbrand und Thüringer Würste im Tausch gegen Diesel, den die LPGs mit ihren begrenzten Treibstoffkontingenten gut gebrauchen konnten. Er kratzte sich bei der Erinnerung wieder den Schädel. Das alles war schon wieder fünf Jahre her. Er hatte ein gutes Gefühl bei dem Gefreiten. Schien ein guter Junge zu sein. Vielleicht etwas zu weich. Hatte nicht diese Härte wie sein älterer Bruder. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Man sagt ja, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Es wird schon werden. Dann beugte er sich wieder über die Karte auf seinem Schreibtisch. Es galt, ein Manöver vorzubereiten.

In dem großen Saal standen die hundert schmalen Stahlpritschen in vier Reihen mit einem Meter Abstand. Das fahle Mondlicht schien durch die verstaubten Fenster und tauchte die Gesichter der schlafenden jungen Männer in silbriges Licht. Menschliche Ausdünstungen von Schweiß und Furzen tränkten die stickige Luft. Es war Mitternacht.

»Bist du wach?«, fragte eine Stimme wispernd. Sie gehörte Iwan Mischkin, genannt Wanja, und die Frage richtete sich an seinen Bettnachbarn.

»Ja« , antwortete Nikolai Sinzow ebenso leise.

»Sie haben Aljoscha Sokolew geholt und in den unteren Trakt gesperrt«, flüsterte Mischkin.

»Den Fahrer von Oberst Petrysky, ich denke, der hat Blinddarm?«

»Ja, der Fahrer vom Oberst. Aber von Blinddarm weiß ich nichts.«

»Hmm und weswegen?«, fragte Nikolai.

»Er soll eine Frau aus dem Ort erst vergewaltigt und dann getötet haben.«

»Woher weißt du das?«

»Hab ich heute Vormittag in der Offiziersmesse aufgeschnappt. Beim Geschirr abräumen, bevor ...« Er zögerte.

»Was?«

»Ach nichts, Kolja. Nichts.«

Nikolai Sinzow starrte zur Decke und fragte sich, was seinem Freund passiert war. Seit Iwan Mischkin in der Kompanie angekommen war, wurde er von den anderen drangsaliert. Sinzow drehte sich zu Mischkin um und sagte: »Dann wird es wohl stimmen. Es wäre besser gewesen, wenn er sich den Deutschen gestellt hätte.«

»Warum? Sie hätten ihn doch sowieso ausgeliefert.«

»Vermutlich. Aber es wäre eine kleine Chance gewesen, am Leben zu bleiben, jetzt werden sie ihn vor das Erschießungskommando stellen.«

»Er ist ein Vergewaltiger und Mörder! Er bekommt, was er verdient.«

Sinzow stimmte ihm zu. Und doch fragte er sich, ob es rechtens sei, ob die Schuld schon bewiesen war. Er starrte zu den staubigen Fenstern. Sterne flimmerten am schwarzen Himmel. So schön wie zu Hause in seinem Dorf am Dnjepr war der Himmel hier nicht. Es waren weniger Sterne und sie schienen ihm blasser zu leuchten. Er wusste, dass sie in der Nähe einer sehr großen Stadt stationiert waren, nur kannte er den Namen nicht. Noch nicht. Doch den würde er herausbekommen. Er hatte es schon einmal beobachtet, dass ein Nachthimmel weniger leuchten konnte als bei ihm zu Hause. In Moskau. Da war er 15 Jahre alt gewesen und das erste Mal weg von zu Hause. Auf Besuch bei Verwandten. Es war in den Sommerferien. Er konnte sich gut erinnern. Wie auch nicht. Da hatte er gemerkt, dass er anders war als die anderen Jungen. Es blieb sein Geheimnis, tief in seinem Inneren begraben. Etwas anderes war undenkbar. Er lebte gern in seinem Dorf. Da hatte er Freunde, die Familie, Geborgenheit. Was sollte er allein in einer großen Stadt? Er sah zu Wanja, dessen Gesicht fahl im Mondlicht schimmerte. Jetzt, mit Wanja, war es etwas anderes. Da könnte er sich ein Leben in der Stadt vorstellen, auch wenn es bedeutete, alle Brücken abzubrechen. Er sah wieder zum nächtlichen Himmel mit den wenigen Sternen und er war sich sicher, es war derselbe Himmel. Genau wie in Moskau. Mischkin unterbrach Sinzows Gedanken, als er sagte: »Vielleicht hat er geglaubt, sie erwischen ihn nicht und wenn doch, dass er dann seine Strafe in der Heimat absitzen kann.«

»Als ob Gulag besser wäre.« Nikolai seufzte. »Aber wenigstens hat er dann das hier hinter sich. «

»Aber wir nicht«, erwiderte Wanja und seine...
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