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Schau heimwärts, Engel. Band Drei

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Deutsch
apebook Verlagerschienen am29.01.20231. Auflage
'Schau heimwärts, Engel' ist ein Roman von Thomas Wolfe aus dem Jahr 1929. Es ist der erste Roman von Wolfe und gilt als stark autobiografisch geprägte amerikanische Coming-of-Age-Geschichte. Es wird allgemein angenommen, dass die Figur des Eugene Gant ein Abbild von Wolfe selbst ist. Der Roman erzählt kurz das frühe Leben von Eugenes Vater, umfasst aber hauptsächlich die Zeitspanne von Eugenes Geburt im Jahr 1900 bis zu seinem endgültigen Auszug von zu Hause im Alter von 19 Jahren. Der Schauplatz ist eine fiktive Darstellung seiner Heimatstadt Asheville, North Carolina, die im Roman Altamont, Catawba, genannt wird. Die Beschreibungen von Altamont basieren auf Wolfes Heimatstadt Asheville, North Carolina, und die Beschreibungen von Menschen und Familie führten zu einer Entfremdung von vielen in seiner Heimatstadt. Obwohl der Roman oft als 'sentimentale Geschichte des Erwachsenwerdens' angesehen wird, zeichnet er sich durch eine 'dunkle und beunruhigende' Darstellung der Zeit aus, 'voller Einsamkeit, Tod, Wahnsinn, Alkoholismus, familiärer Dysfunktion, Rassentrennung und einer zutiefst zynischen Sicht des Ersten Weltkriegs'. Die selten genannte, aber häufig angedeutete Infektionskrankheit Tuberkulose (Schwindsucht) wirft einen 'Totenkopfschatten' über den Roman. Wolfe starb später an dieser Krankheit. Das Buch ist in drei Teile mit insgesamt vierzig Kapiteln gegliedert. Die ersten 90 Seiten des Buches befassen sich mit einer frühen Biografie von Gants Eltern, die sich sehr eng an die tatsächliche Geschichte von Wolfes eigener Mutter und seinem eigenen Vater anlehnt. Es beginnt mit der Entscheidung seines Vaters Oliver, Steinmetz zu werden, nachdem er die Statue eines steinernen Engels gesehen hat. 'Schau heimwärts, Engel' ist die schonungslose Coming-of-Age-Geschichte eines jungen Mannes Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA. Der Titel des Romans von Thomas Wolfe stammt aus dem Gedicht 'Lycidas' von John Milton. Dies ist der dritte von drei Bänden.mehr

Produkt

Klappentext'Schau heimwärts, Engel' ist ein Roman von Thomas Wolfe aus dem Jahr 1929. Es ist der erste Roman von Wolfe und gilt als stark autobiografisch geprägte amerikanische Coming-of-Age-Geschichte. Es wird allgemein angenommen, dass die Figur des Eugene Gant ein Abbild von Wolfe selbst ist. Der Roman erzählt kurz das frühe Leben von Eugenes Vater, umfasst aber hauptsächlich die Zeitspanne von Eugenes Geburt im Jahr 1900 bis zu seinem endgültigen Auszug von zu Hause im Alter von 19 Jahren. Der Schauplatz ist eine fiktive Darstellung seiner Heimatstadt Asheville, North Carolina, die im Roman Altamont, Catawba, genannt wird. Die Beschreibungen von Altamont basieren auf Wolfes Heimatstadt Asheville, North Carolina, und die Beschreibungen von Menschen und Familie führten zu einer Entfremdung von vielen in seiner Heimatstadt. Obwohl der Roman oft als 'sentimentale Geschichte des Erwachsenwerdens' angesehen wird, zeichnet er sich durch eine 'dunkle und beunruhigende' Darstellung der Zeit aus, 'voller Einsamkeit, Tod, Wahnsinn, Alkoholismus, familiärer Dysfunktion, Rassentrennung und einer zutiefst zynischen Sicht des Ersten Weltkriegs'. Die selten genannte, aber häufig angedeutete Infektionskrankheit Tuberkulose (Schwindsucht) wirft einen 'Totenkopfschatten' über den Roman. Wolfe starb später an dieser Krankheit. Das Buch ist in drei Teile mit insgesamt vierzig Kapiteln gegliedert. Die ersten 90 Seiten des Buches befassen sich mit einer frühen Biografie von Gants Eltern, die sich sehr eng an die tatsächliche Geschichte von Wolfes eigener Mutter und seinem eigenen Vater anlehnt. Es beginnt mit der Entscheidung seines Vaters Oliver, Steinmetz zu werden, nachdem er die Statue eines steinernen Engels gesehen hat. 'Schau heimwärts, Engel' ist die schonungslose Coming-of-Age-Geschichte eines jungen Mannes Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA. Der Titel des Romans von Thomas Wolfe stammt aus dem Gedicht 'Lycidas' von John Milton. Dies ist der dritte von drei Bänden.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783961305483
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum29.01.2023
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.3
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.10967233
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

II

Eugene war allein, verzweifelt allein.

Aber die Universität war ein bezaubernder, ein unvergeßlicher Ort. Sie lag in dem Dorfe Pulpit Hill, ungefähr in der Mitte des großen Staats. Die Studenten reisten mit der Bahn bis zu der trübseligen Tabakstadt Exeter und fuhren von dort die 18 Kilometer mit dem Bus oder im Auto nach Pulpit Hill. Die Gegend, wellig mit Feld und Wald, war von einer rohen, großartigen Häßlichkeit. Aber die Universität lag herrlich in einer bukolischen Wildnis auf dem langgezognen Tafelberg, der sich steil aus dem flachhügligen Land erhob. Oben angekommen war man plötzlich am äußersten Ende der langen Hauptstraße, die anderthalb Kilometer lang zwischen Fakultätshäusern durchs Dorf zur Universität hinführte. Der zentrale Kampus war ein großer, welliger Parkrasen mit herrlichen alten Bäumen. Ein Karree von schönen, alten Backsteinbauten, kurz nach dem amerikanischen Freiheitskrieg errichtet, stand am äußersten Ende. Um diese Mitte gruppierten sich weitere Bauten in jenem üblen neo-hellenischen Stil, in dem man heutzutage, vermutlich aus pädagogischen Gründen, so gern Schulen ausführt. Und dahinter kam die dichte Waldwildnis: ihr Geruch wehte über den ganzen Ort; man spürte die Entlegenheit, den Zauber des Isoliertseins. Eugene verglich Pulpit Hill einem vorgeschobnen, von der Wildnis umlauerten Vorposten des alten Rom.

In dieser herrlichen Umgebung konnte ein junger Mensch behaglich und vergnügt vier üppige und träge Jahre zubringen. Da war weiß Gott Einsamkeit genug für mönchischen Fleiß, aber die romantische Atmosphäre hätte selbst einen Bücherwurm vom Studieren abgebracht. Die Studenten bummelten und genossen die Freiheit. Mit aller Energie, allem Enthusiasmus ereiferten sie sich für gesellschaftliche Angelegenheiten und die kleine Universitätspolitik. Sie stellten Sportmannschaften zusammen, gründeten Glee-Clubs, Diskussions-Clubs, Amateurtheater-Clubs. Und sie führten große Reden. Immer und überall redeten sie; sie standen unter den Bäumen und schwatzten, sie standen vor den efenüberwucherten Mauern und schwatzten, sie hockten auf ihren Buden und schwatzten. Sie schwatzten den ungegliederten, breiten, trägen, unaufhörlichen, reizvollen, gedankenlosen Schwatz, der in den alten Südstaaten zuhaus ist: - sie redeten großzügig und leichthin über Gott und den Teufel, über Philosophie und Mädchen, über Politik und Sport, über akademische Bruderschaften und nochmals über Mädchen ... o Gott ja! wie sie schwatzten, was für Reden sie führten.

Ehe sein erstes Studienjahr um war, hatte Eugene vier- oder fünfmal die Bude gewechselt. Am Schluß des Lehrjahrs hauste er allein in einem großen, kahlen Zimmer ohne Teppich. So zu wohnen war eine Seltenheit in Pulpit Hill, denn die Studenten lebten meist zu zweien oder zu dreien zusammen. In jenem Zimmer begann für Eugene eine räumliche, anfangs schwer zu ertragende Isolation, die ihm später zum unerläßlichen Bedürfnis des Körpers und Geistes wurde.

Eugene lebte in einer kleinen Welt. Aber die Schäden und Mißstände dieser Welt, mochten sie auch noch so unerheblich scheinen, erzeugten tiefgehende, verheerende Wirkungen in seinem Wesen. Er hatte keine Freunde; stolz und hochfahrend zog er sich in seine Zelle zurück, blindlings widersetzte er sich dem Gemeinschaftsleben, das ihn umgab.

In dem ersten, bittren und verzweifelten Herbst fing Eugenes Bekanntschaft mit Jim Trivett an.

Jim Trivett, Sohn eines reichen Tabakpflanzers aus dem Osten des Staates, war ein gutmütiges Rauhbein von zwanzig Jahren. Er war ein stattlicher Bursche, machte aber keinen gewinnenden Eindruck. Sein grober, vorgeschobener, dicklippiger Mund stand immer ein wenig offen und lächelte lose und leer; man sah seine schlechten Zähne; die Mundwinkel waren von Kautabakspeichel verschmiert. Er hatte hellbraunes, trocknes Haar, dessen widerspenstige Zotteln sich nie ordentlich legen ließen. Er zog sich auffallend an; nach dem billigen, furchtbaren Geschmack der damaligen Mode: - enge Hosenröhren, die drei Zentimeter über den Halbschuhen freiließen und heruntergerollte Socken bloßstellten; - langschößige Röcke mit einem Halbgürtel im Kreuz; - breite Umlegekragen aus gestreifter Seide. Unter dem Rock trug Jim Trivett einen Sportsweater mit den eingewirkten Nummern der höheren Lehranstalt, die er besucht hatte, ehe er auf die Universität zog.

Jim Trivett wohnte mit drei anderen Studenten aus seiner Vaterstadt zusammen in einem Lodging-House, ganz in Eugenes Nachbarschaft, etwas näher am Westtor der Universität. Die vier jungen Herren, die sich der Sicherheit und Kameradschaft halber zusammengeschlossen hatten, hausten in zwei unaufgeräumten, von kleinen gußeisernen Öfchen zu einer trocknen Backofenhitze überheizten Zimmern. Ständig trafen sie die ernsthaftesten Vorbereitungen zur Arbeit, aber sie schafften nie etwas. Man trat entschlossen ein, verkündigte, daß man auf morgen höllisch zu büffeln habe, richtete gemächlich die Bücher her, rückte die Lampe richtig, spitzte umständlich die Bleistifte, ging zu dem hochroten Öfchen und schürte tüchtig nach, rückte den Stuhl zurecht, setzte einen Augenschirm auf, putzte die Pfeife, stopfte sie, zündete sie an, zündete sie abermals an, leerte sie aus ... und hörte dann mit einem Seufzer der Erleichterung, daß jemand an die Tür klopfte.

»Rein in die gute Stube! Gott verdammt nochmal!« erschallte die gastfreie Aufforderung.

»Hallo, Eugene! Nimm 'nen Stuhl und setz Dich!« sagte Tom Grant. Er war ein dicker, vierschrötiger Kerl, gutmütig, dumm und träg; dichtes, schwarzes Haar über der niedern Stirn; auffallend angezogen.

»Habt Ihr geschafft?«

»Zum Teufel ja!« rief Jim Trivett. »Geschuftet hab' ich wie der Sohn einer Hündin.«

»Armer Junge, eines Tages wirst Du uns an Überarbeitung eingehn«, sagte Tom Grant und drehte sich langsam nach ihm um. Er schüttelte betrübt den Kopf und lachte: »Wenn Dein Alter wüßte, wie fleißig Du sein Geld verstudierst, verdammt noch mal, er bekäm' sicher 'nen Leistenbruch vor Aufregung!«

»Du kennst Dich doch mit dem Englischen aus, Langbein«, sagte Jim Trivett zu Eugene.

»Was er nicht weiß, kannst Du hinten auf 'ne Briefmarke schreiben'«, sagte Tom Grant.

»Ich muß 'ne lange Klausurarbeit machen, aber mir fällt weiß Gott nichts ein«, erklärte Jim Trivett.

»Warum sagst Du das mir?« fragte Eugene. »Soll ich sie Dir etwa schreiben?«

»Ja«, sagte Jim Trivett.

»Schreib Deine verdammte Arbeit selber«, sagte Eugene mit gemimter Härte. »Ich schreib sie Dir nicht. Aber helfen will ich Dir, wenn ich's kann.«

Tom Grant wandte sich an Eugene: »Sag mal, wann ziehst Du mit dem harten Knaben nach Exeter, Langbein?« fragte er und blinzelte zu Jim Trivett, dem »harten Knaben«, herüber.

Eugene errötete; die Frage war ihm peinlich.

»Jederzeit, wann's ihm paßt«, erklärte er.

»Schau her, Langbein«, sagte Jim Trivett anzüglich grinsend. »Meinst Du das ernst oder ist es Bluff?«

»Ich sag Dir's ja, daß ich mitmache«, sagte Eugene ärgerlich. Er zitterte ein wenig.

Tom Grant schmunzelte schlau zu Jim Trivett hinüber.

»Das wird 'nen Mann aus Dir machen, Eugene«, sagte er. »Junge, dann wachsen Dir Haare auf der Brust.« Er lachte unbeherrscht vor sich hin, wackelte mit dem Kopf dazu, als schüttle er sich über einen heimlichen Gedanken.

Jim Trivetts loses Lächeln wurde anzüglicher, deutlicher.

»Herrje, sie werden dort denken, der Frühling wäre gekommen, wenn sie das Langbein sehn. Sie brauchen 'ne Leiter, um zu ihm 'raufzukommen.«

Tom Grant lachte feist und laut. »Sicher!« sagte er.

»Also wie steht's damit, Eugene?« fragte Jim Trivett unvermittelt. »Ist die Sache abgemacht? Samstag?«

»Paßt mir«, sagte Eugene.

Als er gegangen war, schmunzelten die beiden einander an. Durstig. Wohlgefällig. Die Verführer zur Unkeuschheit.

»Hör mal, harter Knabe«, sagte Tom Grant. »Du solltest es lieber nicht tun. Du bringst den Jungen auf Abwege.«

»I wo, es wird ihm nichts schaden, im Gegenteil, es wird ihm gut tun«, erklärte Jim Trivett. Er fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund, grinste.

»'nen Augenblick«, flüsterte Jim Trivett. »Ich glaube, das ist das Haus.«

Sie standen in einer schmutzigen, unerleuchteten Seitenstraße fast am Rande der Stadt; ihre Füße raschelten im welken Laub. Es war drei Wochen vor Weihnachten. Sie waren ungefähr zwanzig Minuten gegangen, vom Zentrum der muffigen Tabakstadt weg durch herbstlich dumpfe, nebelkalte Straßen, schließlich einen ausgefahrnen Hügel hinunter, an Hütten vorbei, in denen armes, weißes Gesindel und Schwarze wohnten. Nun hielten sie vor einem zweistöckigen Holzhaus. Hinter heruntergelassenen Fensterblenden brannte Licht; ein gelber Widerschein glomm in die rauchige Luft hinaus.

»'nen Augenblick«, sagte Tim Trivett, »ich will mich erkundigen.«

Es kamen Schritte durchs welke Laub. Ein Schwarzer erschien vor ihnen.

»Hallo, John!« sagte Jim Trivett fast unhörbar.

»'nAwen', Boß!« sagte der Schwarze, schläfrig, ebenso leis.

»Wir suchen das Haus von Lily Jones«, erklärte Jim Trivett. »Sind wir da recht?«

»Ja, Suh«, sagte der Schwarze, »da sein es.«

Eugene lehnte an einem Baumstamm und hörte das leise Verschwörergeflüster an. Die Nacht war weit, lauernd und lauschend wie das böse Gewissen. Seine Lippen waren kalt und bebten, er klemmte eine Zigarette dazwischen. Ihn schauderte; er schlug den Mantelkragen hoch.

»Miss Lily, weiß sie, Sie kommen?« fragte der Schwarze.

»Nein«, sagte Jim Trivett. »Kennen Sie...
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