Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Temeswar / Timisoara

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
152 Seiten
Deutsch
Verlag Friedrich Pusteterschienen am20.02.20231. Auflage
Ein Charakteristikum von Temeswar (rum. Timis'oara, ung. Temesvár), 2023 Kulturhauptstadt Europas, war und ist das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Sprachen und Religionen, v. a. von Deutschen, Ungarn, Rumänen, Serben und Juden, während der 150-jährigen osmanischen Herrschaft auch muslimischer Türken und anderer Völker. Im Mittelalter, als es zeitweilig als königliche Residenz diente, entstanden die Festung, die im 18. Jahrhundert ausgebaut wurde, und mehrere Vorstädte, die später zusammenwuchsen. Von 1552 bis 1718 gehörte die Stadt zum Osmanischen Reich, bis sie Prinz Eugen dem Habsburgerreich eingliederte. Temeswar wurde zum wirtschaftlichen und kulturellen Mittelpunkt des Banats. Im Dezember 1989 begann hier das Aufbegehren der Bevölkerung gegen das kommunistische Regime in Rumänien.

Konrad Gündisch, Dr. phil., Historiker, geb. 1948, ist Honorarprofessor an der Universität Klausenburg/Cluj-Napoca; Autor zahlreicher Werke, insbesondere zur Geschichte Siebenbürgens und Südosteuropas. Tobias Weger, Dr. phil., Historiker, geb. 1968, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas (IKGS) an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
mehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR16,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR13,99

Produkt

KlappentextEin Charakteristikum von Temeswar (rum. Timis'oara, ung. Temesvár), 2023 Kulturhauptstadt Europas, war und ist das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Sprachen und Religionen, v. a. von Deutschen, Ungarn, Rumänen, Serben und Juden, während der 150-jährigen osmanischen Herrschaft auch muslimischer Türken und anderer Völker. Im Mittelalter, als es zeitweilig als königliche Residenz diente, entstanden die Festung, die im 18. Jahrhundert ausgebaut wurde, und mehrere Vorstädte, die später zusammenwuchsen. Von 1552 bis 1718 gehörte die Stadt zum Osmanischen Reich, bis sie Prinz Eugen dem Habsburgerreich eingliederte. Temeswar wurde zum wirtschaftlichen und kulturellen Mittelpunkt des Banats. Im Dezember 1989 begann hier das Aufbegehren der Bevölkerung gegen das kommunistische Regime in Rumänien.

Konrad Gündisch, Dr. phil., Historiker, geb. 1948, ist Honorarprofessor an der Universität Klausenburg/Cluj-Napoca; Autor zahlreicher Werke, insbesondere zur Geschichte Siebenbürgens und Südosteuropas. Tobias Weger, Dr. phil., Historiker, geb. 1968, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas (IKGS) an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783791761978
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum20.02.2023
Auflage1. Auflage
Seiten152 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse12868 Kbytes
Artikel-Nr.11105918
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

HINTERGRUND
DOPPELTE JUBILÄUMSFEIERLICHKEITEN IN TEMESWAR
Die unklare Quellenlage zur Gründungsgeschichte von Temeswar hat zur Folge, dass im Laufe der Jahre - einem nicht nur in Rumänien grassierenden Bedürfnis nach Jubiläumsfeiern folgend - gleich zweimal der angeblich ersten urkundlichen Nennung der Stadt gedacht wurde: 1969, mit dreijähriger Verspätung, an die Schenkung von 1266, unter anderem mit dem Band TimiÈoara 700; im Jahr 2012 mit einer Briefmarke zum Gedenken an die vor 800 Jahren ausgestellte Urkunde von 1212.

Bothos Bruder Saul war in den Jahren 1188-1191 Bischof von Tschanad, dem Bistum, zu dem das Erzdiakonat Temesch gehörte, dann 1192-1202 Erzbischof von Kalocsa. Zusammen mit einem weiteren Bruder haben die beiden Altenburger das Benediktinerkloster von Leiden/Lébény gestiftet, dessen Kirche heute eines der besterhaltenen und schönsten romanischen Baudenkmäler Ungarns ist, außerdem die Burg Altenburg/Magyaróvár errichtet. Botho stieg 1209 unter Andreas II. zum Palatin Ungarns auf, dem höchsten Würdenträger des Landes und obersten Richter und Stellvertreter des Königs, und führte 1211 einen siegreichen Feldzug gegen das Fürstentum Galizien-Wolhynien an. 1212 wurde er im Zuge der Erhebung ungarischer Adliger gegen den deutschen Einfluss in Ungarn, die zur Ermordung der Königin Gertrud von Andechs-Meranien geführt hat, durch Bánk Bán ersetzt, dem der Komponist Franz Erkel mit einer gleichnamigen, 1861 uraufgeführten Oper ein musikalisches Denkmal gesetzt hat.

1212 wird ein »castrum Temesiensi« in einer Urkunde genannt, die sich aber insgesamt auf Territorien in Komitaten bezieht, die sich in der heutigen Slowakei befinden und nicht in die Urkundensammlung Documente privind istoria Romîniei [Dokumente zur Geschichte Rumäniens] aufgenommen wurde. Schließlich kommt in einer Schenkungsurkunde von 1266 ein »castrum de Thymes« vor, das mit der Burg an der Temesch identifiziert wird.

Die ungarische Bezeichnung für Burg (castrum) ist »vár«; in Verbindung mit dem Flussnamen Temesch (ung. Temes) ergibt sich der Ortsname Temesvár, der sich auch im Deutschen durchgesetzt hat. Die rumänische Bezeichnung TimiÈoara und der türkische Name TemiÅvar lassen sich etymologisch ebenfalls auf Temesvár zurückführen. Der Name Temeschburg, der bereits in Quellen aus der Zeit Kaiser Sigismunds von Luxemburg vorzufinden ist, wird heute kaum noch verwendet.

Neben der Burg entstand eine Siedlung; beide wurden wohl während des Mongolensturms von 1241/42 zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte unter Beteiligung westlicher Siedler, die König Béla IV. ins Land gerufen hat, worauf die Bezeichnung »hospites« (Gäste) in späteren Temeswarer Urkunden, etwa in einer von 1341, hindeutet. König Ladislaus IV. weilte in der Ortschaft zusammen mit dem Tschanader Bischof Gregor anlässlich eines Feldzugs gegen den walachischen Wojwoden Litowoj.

Zweifaches Stadtjubiläum: 1969 (s. oben) und 2012 wurde jeweils der angeblich ersten urkundlichen Nennung Temeswars gedacht.
Königliche Residenz

Unter König Karl I. Robert aus dem italienischen Zweig des Hauses Anjou, das nach dem Aussterben der Árpáden-Dynastie in Ungarn herrschte und einen Aufschwung der Wirtschaft, des Städtewesens, der Verwaltung und der Kultur ermöglichte, erlebte Temeswar eine erste Blütezeit: Er bestimmte die Burg zu seiner zeitweiligen Residenz und ließ sie zwischen 1307 und 1315, den Verteidigungsansprüchen der Zeit entsprechend, befestigen. König, Königin und Hofstaat übersiedelten 1315 in die von allen Seiten durch Wasser und Befestigungen aus Holz und Backstein gesicherte Burg, was einige Autoren bewogen hat, sie als »Wasserschloss« zu definieren. Bodenstabilisierende Eichenholzpfähle sowie die Fundamente eines gemauerten Bergfrieds wurden 2007-2013 bei archäologischen Grabungen neben dem heutigen Banater Museum freigelegt, das an der Stelle der alten Burg steht.

Eine erste von Karl Robert erlassene Urkunde bezeichnete die Ortschaft am 13. Juli 1315 als »villa Temeswar« (villa = Dorf), in allen weiteren hier bis 1323 ausgestellten Dokumenten findet sich das lapidare »Datum in Themesuar« (Gegeben zu Temeswar), was vielleicht auf eine städtische Entwicklung hindeutet, aber noch keine Stadterhebung nachweist. Immerhin reichte die relativ kurze Zeit von acht Jahren, in der die Burg Temeswar Königsresidenz war, somit zahlungskräftige Kundschaft wie Würdenträger, Adlige und Kleriker anlockte, um Gewerbe und Handel in der benachbarten Siedlung voranzubringen. Bereits 1320 berief der Primas von Ungarn die katholischen Bischöfe des Königreichs zu einer Versammlung in Temeswar ein.

Auch erste kirchliche Bauten sind aus dieser Zeit bekannt: 1323 werden die dem heiligen Georg geweihte Kirche und ein Dominikanerkloster mit einer Ladislauskirche urkundlich erwähnt, 1394 die Eligiuskirche mit zwei Kapellen, etwas später die Martinskirche. Den Übergang zwischen Burg und Siedlung über einen Flussarm der Kleinen Temesch (oder einen eigens angelegten Graben) sicherte der so genannte Wasserturm.
Stadtwerdung: von der »villa« zur »civitas«

Wann sich die Ortschaft zur Stadt entwickelte, ist unsicher. 1342 jedenfalls klagt der Oberzöllner des Komitats, dass die Bürger (»cives«) von Temeswar die Instandhaltung der Brücken vernachlässigten und ihm deshalb erhebliche Zolleinnahmen entgingen. Die Urkunde belegt die Existenz einer Stadt, in der ein reger Handelsverkehr herrschte, wovon auch die »mercatores de civitate Temeswar« (Kaufleute der Stadt), ein Zollstreit mit Hermannstadt und eine vom König den Genuesen gewährte Zollfreiheit in Temeswar zeugen. Der erste namentlich genannte Handwerker ist der Kürschner Johannes. In den 1370er-Jahren soll es eine Zunft der Zimmerleute gegeben haben, auch Gerber, Kürschner, Sattler und Tuchmacher.

Ab 1338 sind Münzen mit dem Zeichen »T« überliefert, die in der Münzstätte Temeswar zur Zeit Karl Roberts geprägt wurden. Weitere T-Münzen wurden unter Ludwig dem Großen und Sigismund von Luxemburg geprägt. Ihr seltenes Vorkommen deutet auf einen geringen Ausstoß hin, Temeswarer Münzen genießen Seltenheitswert.

Vermutlich 1365 erhielt Temeswar sein erstes Wappen, wohl das älteste vom König verliehene Wappen Ungarns, das erhalten geblieben ist. Bald wurde auch die städtische Führung, der Richter und die Geschworenen (»judex et jurati cives«), erwähnt. Erster namentlich bekannter Stadtrichter war der 1390 erwähnte Michael, genannt Poztos (»posztos« ist im Ungarischen ein Tuchhändler), dessen Haus samt Besitzurkunden 1385 abgebrannt ist; der edle Herr (»nobilis vir«) bat deshalb um Bestätigung seiner Rechte als Eigentümer von Grundstücken auf Adelsboden. Die Rolle Temeswars als militärisches und administratives Zentrum der Region behinderte allerdings die wirtschaftliche Entwicklung und auch die Entfaltung der städtischen Freiheiten.

Die Stadt wurde durch die umgebenden Wasseradern, zunächst durch Holz- und Lehmpalisaden, nur stellenweise durch Mauern und Basteien geschützt. Dem Bevölkerungswachstum war die Ausdehnung auf die benachbarten Inseln geschuldet, die später »Große« (im Osten) bzw. »Kleine Palanka« (im Süden) genannt wurden. Auf der südlichen Insel ließen sich die Handwerker und Kaufleute nieder, die vor allem die Schlossbewohner versorgten; einige Fachleute vermuten, dass hier westliche Gastsiedler gewohnt haben. Auf der östlichen Insel entstand um 1350 eine planmäßig angelegte Siedlung mit einem größeren Bau (wohl einem Franziskanerkloster), der auf alten Stichen der Stadt zu erkennen ist und auch während der osmanischen Herrschaft fortbestand. Wichtigste Baumaterialien waren in dieser Zeit Holz, Flechtwerk und Lehm. Beide Inseln wurden vor allem von Flussarmen und Sümpfen geschützt, eigene Holzbefestigungen (Palisaden) kamen im 15. Jahrhundert dazu. Eine ungefähre Vorstellung von dem im 15. Jahrhundert bebauten Gebiet vermittelt ein Gemälde, das Franz Ferch für das Banater Museum aufgrund der verfügbaren historisch-topographischen Informationen angefertigt hat (s. Abb. S. 22).
HINTERGRUND
DAS MITTELALTERLICHE WAPPEN VON TEMESWAR
Von Richter und Rat der Stadt Temeswar im Mittelalter ausgestellte Urkunden sind wegen der wiederholten Zerstörungen und Brände nicht erhalten geblieben. Nur ein ungarischsprachiges Schreiben des Oberrichters Stefan Hertzeg, einiger Geschworener und Katholiken aus Temeswar an den Papst vom 8. März 1582 ist mit dem alten Wappen der Stadt gesiegelt, mit der Umschrift: S. CIVITATIS TEMESVAR. Darin bitten die Unterzeichner, die sich...
mehr

Autor

Konrad Gündisch,
Dr. phil., Historiker, geb. 1948, ist Honorarprofessor an der Universität Klausenburg/Cluj-Napoca; Autor zahlreicher Werke, insbesondere zur Geschichte Siebenbürgens und Südosteuropas.
Tobias Weger,
Dr. phil., Historiker, geb. 1968, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas (IKGS) an der Ludwig-Maximilians-Universität München.