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Sulzbach-Rosenberg - Kleine Stadtgeschichte

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
160 Seiten
Deutsch
Verlag Friedrich Pusteterschienen am30.03.20231. Auflage
In den Straßen, Plätzen und Gebäuden Sulzbach-Rosenbergs schlummert eine reiche Vergangenheit: Sulzbach war im frühen Mittelalter ein bedeutender Burgort, im Hochmittelalter Zentrum des adeligen Netzwerks der Grafen von Sulzbach und im Spätmittelalter Hauptstadt 'Neuböhmens'. Später avancierte es zur barocken Residenzstadt und war lange vor dem Zeitalter der Aufklärung ein Hort der Toleranz und Gelehrsamkeit. Als bedeutsamer Ort des Buchdrucks war es ebenso bekannt. Zusammen mit dem kleineren 'Arbeiterdorf' Rosenberg - das ebenfalls auf eine reiche, wenn auch nicht ganz so illustre Vergangenheit zurückblicken kann - wurde es zum Mittelpunkt der Oberpfälzer Bergbau- und Stahlindustrie, bevor die beiden Orte in den 1930er-Jahren zu einer Stadt zusammengefügt wurden. Dieses Buch lädt ein zu einer Entdeckungsreise durch die Geschichte Sulzbach-Rosenbergs von den Anfängen bis in die Gegenwart.

Patrizia Zimmermann, geb. 1963, Lehramtsstudium mit Hauptfach Geschichte an der Universität Regensburg, ist seit einigen Jahren Gästeführerin und ehrenamtlich tätig im Bereich Museumsarbeit.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR16,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR13,99

Produkt

KlappentextIn den Straßen, Plätzen und Gebäuden Sulzbach-Rosenbergs schlummert eine reiche Vergangenheit: Sulzbach war im frühen Mittelalter ein bedeutender Burgort, im Hochmittelalter Zentrum des adeligen Netzwerks der Grafen von Sulzbach und im Spätmittelalter Hauptstadt 'Neuböhmens'. Später avancierte es zur barocken Residenzstadt und war lange vor dem Zeitalter der Aufklärung ein Hort der Toleranz und Gelehrsamkeit. Als bedeutsamer Ort des Buchdrucks war es ebenso bekannt. Zusammen mit dem kleineren 'Arbeiterdorf' Rosenberg - das ebenfalls auf eine reiche, wenn auch nicht ganz so illustre Vergangenheit zurückblicken kann - wurde es zum Mittelpunkt der Oberpfälzer Bergbau- und Stahlindustrie, bevor die beiden Orte in den 1930er-Jahren zu einer Stadt zusammengefügt wurden. Dieses Buch lädt ein zu einer Entdeckungsreise durch die Geschichte Sulzbach-Rosenbergs von den Anfängen bis in die Gegenwart.

Patrizia Zimmermann, geb. 1963, Lehramtsstudium mit Hauptfach Geschichte an der Universität Regensburg, ist seit einigen Jahren Gästeführerin und ehrenamtlich tätig im Bereich Museumsarbeit.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783791762340
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum30.03.2023
Auflage1. Auflage
Seiten160 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse13595 Kbytes
Illustrationenca. 35 z. T. farbige Abbildungen
Artikel-Nr.11378177
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Frühes Mittelalter: Wasserquellen und Adelsgräber
Anfänge der Burg

Für den Sulzbacher Raum gibt es einige Funde, die eine frühe Besiedlung in der Bronzezeit, genauer in der Hallstatt- und Latène-Zeit zwischen 750 und 400 v. Chr., erkennen lassen. Für die nachfolgenden Perioden bis ungefähr 900 n. Chr. belegen archäologische Grabungen eine insgesamt eher dünne Besiedlung. Die untersuchten Gräberfelder, Ortschaften und Burgen weisen fränkische und bajuwarische, aber auch slawische Merkmale auf. Geprägt war die Landschaft aber hauptsächlich vom »großen Nordwald«. Größere Rodungsaktivitäten sind erst nach 1000 belegt.

Lange Zeit nahmen die Forscher an, dass die Anfänge Sulzbachs ungefähr in der Mitte des 11. Jhs. anzusetzen sind. Man konnte sich jedoch nicht auf aussagekräftige Quellen stützen. Das vermutete Gründungsjahr um 1024 war eher willkürlich gewählt. Im Burgareal wurde angeblich einmal ein Holzbalken mit dieser Jahreszahl gefunden. Eine erste sicher belegte Nennung des Ortsnamens in Urkunden taucht erst zu Beginn des 12. Jhs. auf: Während in früheren Urkunden lediglich ein »comes Gebhardus« oder »comes Berengerus« ohne Ortsbezeichnung genannt wurde, kann man ab jetzt den Zusatz »de Sulcpah« (von Sulzbach) finden.

Umfangreiche archäologische Grabungen in den Jahren 1992 bis 2001 auf dem Gelände der ehemaligen Burg markieren einen Wendepunkt in der lokalen Geschichtsdarstellung. Erstaunliche Befunde von überregionaler Relevanz brachten Licht ins frühmittelalterliche Dunkel und machten Sulzbach quasi über Nacht um mindestens 200 Jahre älter.
HINTERGRUNDEIN WASSERREICHER ORT

»Gebhard, Graf zu Kastl ritt eines Morgens [â¦] auf die Eberjagd. Da traf er ein gewaltiges Tier mit seinem Pfeil. Das Wild aber eilte [â¦] davon. Gebhard verfolgte lange die Spur [â¦] bis er sich selbst verirrte [â¦]. Auch befiel ihn brennender Durst [â¦]. Da hörte er auf einmal das Rauschen eines Wassers. Es war eine Quelle [â¦]. Der Graf trank in vollen Zügen [â¦] und gründete in dankbarer Gesinnung Sulzbach an derselbigen Stelle«, so erzählt eine Sage. Die Fürstenquelle im südwestlichen Altstadtbereich markiert noch heute den legendären Ort, an dem Graf Gebhard seinen Durst gelöscht haben soll.

Eine weitere Gründungssage Sulzbachs berichtet, dass Gebhards Jagd in sumpfigem Gelände stattfand. Das althochdeutsche Wort »sulza«, von dem sich der Name der Stadt möglicherweise ableitet, bedeutet neben Sülze und Salzwasser auch Schlamm, Morast oder versumpfter Bach.

Archäologische Funde deuten auf eine frühe Ansiedlung im Bereich der Bachniederung unterhalb des Burgfelsens hin, und zwar noch vor der Gründung der Burg. Diese frühe Siedlung hieß zu dieser Zeit wohl genauso wie der Bach an dieser Stelle, nämlich Sulzbach.

Heute ist das kleine Gewässer im westlichen Teil der Stadt unter dem Namen Erlbach bekannt. Im weiteren Verlauf nach Osten vereinigt sich der Bach mit dem Wasser der Fürstenquelle und anderer Quellen aus dem Bachviertel. Erst danach fließt er unter dem Namen Rosenbach weiter in Richtung Vils.
Sitz des Nordgaugrafen

Die Burg Sulzbach, auf einem Terrassensporn am östlichen Rand der Fränkischen Alb gelegen, zeichnete sich schon früh durch eine besonders verkehrsgünstige Lage aus: Die wichtigsten Verbindungswege kreuzten hier zu einem Verkehrsknotenpunkt, der die Entwicklung der Burg Sulzbach zu einem Herrschaftszentrum spätestens im 9. Jh. begünstigte.

Bereits ab dem frühen 8. Jh. begegneten sich hier Herrschaftsbestrebungen sowohl der Agilolfinger-Herzöge als auch der merowingischen und karolingischen Könige. Bodenschätze, vor allem in Form von hochwertigem Eisenerz, bildeten die Grundlage für wirtschaftliches Interesse an diesem Raum. Und auch böhmische Machtbestrebungen dürften eine Rolle gespielt haben. Jedenfalls gehen die Archäologen davon aus, dass hier der Amtssitz des sogenannten Nordgaugrafen lag. Namentliche Hinweise, wer sich in dieser frühen Zeit dahinter verborgen haben könnte, gibt es aufgrund der spärlichen Quellenlage nicht. Vielleicht handelte es sich hierbei um den 865 verstorbenen Grafen Ernst auf dem Nordgau. Von ihm ist bekannt, dass er ein Vertrauter Kaiser Ludwigs des Deutschen und mit dem Konradiner Gebhard im Lahngau verschwägert war. Eine seiner Töchter war verheiratet mit Karlmann, dem Sohn des Kaisers. Graf Ernst wurde 861 wegen Beteiligung an einer Verschwörung gegen den Kaiser abgesetzt. Nach einem Prozess wurden ihm seine Lehen entzogen. Bis zu seinem Tod lebte er zurückgezogen auf seinen Gütern, vermutlich in Sulzbach.
Die Fürstenquelle ist nur eine von zahlreichen Karstquellen im Bachviertel der Stadt. HINTERGRUND ARCHÄOLOGISCHE BEFUNDE

Seit den Arbeiten des Archäologenteams in den 1990er-Jahren gilt das Schlossgelände als eines der am besten »ergrabenen« Areale Bayerns. Diverse Mauerreste und keramisches Fundmaterial lassen sich den verschiedenen Siedlungsperioden der Burg genau zuordnen, deren älteste bis ins 8. Jh.zurück reicht. Erste Holzgebäude und eine aus Stein errichtete Burgkapelle bildeten den Anfang. Weitere Überreste aus dem 9. und 10. Jh., darunter ein repräsentativer Saalbau sowie Gebäude mit Unterbodenheizungen, lassen zusammen mit Funden von Fensterglas-Bruchstücken auf Bewohner mit gehobenen Ansprüchen schließen. Die bemalten Fragmente gehören zu den ganz wenigen Belegen vorromanischer Glasmalerei in Mitteleuropa. Fundstücke wie der Messingring eines Kettenhemds zeugen von Metallverarbeitung auf der Burg bereits zu dieser frühen Zeit. Aus dem gleichen Zeitraum stammt auch die älteste feststellbare Umwehrung.

Zusammen mit der Gesamtanlage der Gebäude sprechen all diese Funde für Burgherren aus dem karolingischen oder ottonischen Reichsadel, die als königsnah angesehen werden können. 1999 ergab sich der wohl spektakulärste Fund: An der Außenwand der Burgkapelle wurden mehrere Adelsgräber entdeckt, darunter jene eines etwa 61 Jahre alten Mannes und einer etwa 73-jährigen Frau, beide über die weibliche Linie miteinander verwandt. Die Art der Anlage der Gräber und ihre Überbauung mit einer Memorialkapelle im 11. Jh. scheinen Hinweise auf hohe Adelige mit gewichtiger Stellung zu sein. Der Mann könnte jener mächtige Nordgaugraf Ernst gewesen sein, die Frau eventuell die Gemahlin Heinrichs von Schweinfurt, die Konradinerin Gerberga.

Weitere Grabungen im Zuge einer Oberflächensanierung im Neustadtviertel 2008/09 brachten die Überreste der ältesten Stadtbefestigung zutage: eine ungewöhnlich starke Mauer, ebenfalls aus dem 9./10. Jh. Damit bestätigten sich die Erkenntnisse der früheren Grabungen. Vermutlich befand sich auf der Burg Sulzbach bereits zur Zeit Kaiser Karls des Großen ein karolingisches Verwaltungszentrum, eventuell mit Verbindung zum bereits erwähnten Königshof Lauterhofen.

Sicher ist, dass der Nordgaugraf als ein vom König eingesetzter Verwalter eine herausragende Stellung unter den Adeligen im bayerisch-böhmischen Grenzraum einnahm.

Mittlerweile hatte sich unter den Luitpoldingern erneut ein bayerisches Herzogtum etablieren können. 938/39 verlieh Kaiser Otto I. den Nordgau für besondere Treue an Graf Berthold von Schweinfurt. Ziel war es, ein politisches Gegengewicht herzustellen zum Bayernherzog, dessen Machtbereich jetzt auf die Gebiete südlich der Donau begrenzt worden war. Etwas später ging das Herzogtum auf den Bruder des Kaisers über.

Die genaue Herkunft Bertholds von Schweinfurt ist umstritten. Es bestand wohl eine Verwandtschaft zu den Luitpoldingern und/oder den Babenbergern. Es wird angenommen, dass die Sulzbacher Burg nun zum Hauptsitz dieser königsnahen Grafenfamilie wurde. Der Nordgau machte dabei aber nur einen Teil ihres umfangreichen Machtkomplexes zwischen Donau und Frankenwald aus. Die Verwaltung der Burgen Cham und Nabburg gehörte dazu, ebenso wie ererbter oder erheirateter Familienbesitz. Regionen mit größerem Eisenerzvorkommen schienen dabei ein Schwerpunkt gewesen zu sein, wie die Burg Ammerthal zeigt.
Freigelegte Adelsgräber des 9. Bis frühen 11. Jhs. Im oberen Schlosshof: links das Skelett eines Mannes, rechts das Grab einer Frau. Daneben fanden sich hier fünf Kindergräber (am oberen Bildrand). Belege von buntem Fensterglas des 9. bis 12. Jhs.: Bei den Grabungen im Schlossareal entdeckte Fragmente, darunter ein sehr seltener Nachweis von beschriebenem Fensterglas aus dem späten 9./10. Jh.
Als Kaiser Otto III. 1002 starb, änderte sich die politische Situation in Bayern und auf dem Nordgau grundlegend. Denn mit der Wahl Heinrichs IV. wurde jetzt ein Bayernherzog zugleich deutscher König. Für die Schweinfurter Grafen und die Burg Sulzbach hatte...
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Autor

Patrizia Zimmermann,
geb. 1963, Lehramtsstudium mit Hauptfach Geschichte an der Universität Regensburg, ist seit einigen Jahren Gästeführerin und ehrenamtlich tätig im Bereich Museumsarbeit.
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Zimmermann, Patrizia