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Rosental

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
270 Seiten
Deutsch
KBV Verlags- & Medien GmbHerschienen am02.08.2023
1973 - Ein Sommer der bunten Farben und der finsteren Schatten Es ist heiß und trocken. Im beschaulichen Dorf Nörvenich wird eine männliche Leiche gefunden. Erschossen aus nächster Nähe, hingerichtet vor der eigenen Haustür. Das Entsetzen über die grausame Tat ist groß, denn keiner der Dorfbewohner kann sich an einen ähnlich kaltblütigen Mordfall erinnern. Während der Rest der Welt lebensfroh in den grellbunten Farben der Zeit erstrahlt, nimmt Kriminalhauptkommissar Emil Glasmacher von der Kripo Düren die Ermittlungen auf. Die wenigen erfolgversprechenden Spuren führen an die Mosel sowie in die nahe Kreisstadt Euskirchen. Schließlich gerät ein Elendsquartier am Euskirchener Stadtrand in den Fokus der Ermittlungen: das Rosental. Verbirgt sich hier, im Schatten der Zuckerfabrik, zwischen den Baracken und Schrottautos, ein Motiv für den Mord? Befindet sich unter den letzten Bewohnern dieser nach und nach verlassenen Siedlung der Täter? Und kann es gelingen, einen weiteren Mord noch rechtzeitig zu verhindern?

Herbert Pelzer (*1956), lebt und schreibt auf dem platten Land vor den Toren Kölns. Zuletzt hat er bis zum Frühjahr 2020 in der Film- und Fernsehausstattung gearbeitet, daneben widmet er sich seit einigen Jahren dem Schreiben. Seit 2008 verfasst er Beiträge zur Regionalgeschichte, 2017 erschien mit »Durch die Jahre« sein Debütroman. 2021 veröffentlichte er bei KBV »Es wird jemand sterben«, die erste Kriminalerzählung, die - wie viele seiner Texte - in die Nachkriegszeit seiner Heimat, der Voreifel, führt. 2022 folgte »Niemand«.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR10,99

Produkt

Klappentext1973 - Ein Sommer der bunten Farben und der finsteren Schatten Es ist heiß und trocken. Im beschaulichen Dorf Nörvenich wird eine männliche Leiche gefunden. Erschossen aus nächster Nähe, hingerichtet vor der eigenen Haustür. Das Entsetzen über die grausame Tat ist groß, denn keiner der Dorfbewohner kann sich an einen ähnlich kaltblütigen Mordfall erinnern. Während der Rest der Welt lebensfroh in den grellbunten Farben der Zeit erstrahlt, nimmt Kriminalhauptkommissar Emil Glasmacher von der Kripo Düren die Ermittlungen auf. Die wenigen erfolgversprechenden Spuren führen an die Mosel sowie in die nahe Kreisstadt Euskirchen. Schließlich gerät ein Elendsquartier am Euskirchener Stadtrand in den Fokus der Ermittlungen: das Rosental. Verbirgt sich hier, im Schatten der Zuckerfabrik, zwischen den Baracken und Schrottautos, ein Motiv für den Mord? Befindet sich unter den letzten Bewohnern dieser nach und nach verlassenen Siedlung der Täter? Und kann es gelingen, einen weiteren Mord noch rechtzeitig zu verhindern?

Herbert Pelzer (*1956), lebt und schreibt auf dem platten Land vor den Toren Kölns. Zuletzt hat er bis zum Frühjahr 2020 in der Film- und Fernsehausstattung gearbeitet, daneben widmet er sich seit einigen Jahren dem Schreiben. Seit 2008 verfasst er Beiträge zur Regionalgeschichte, 2017 erschien mit »Durch die Jahre« sein Debütroman. 2021 veröffentlichte er bei KBV »Es wird jemand sterben«, die erste Kriminalerzählung, die - wie viele seiner Texte - in die Nachkriegszeit seiner Heimat, der Voreifel, führt. 2022 folgte »Niemand«.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783954416691
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum02.08.2023
Reihen-Nr.513
Seiten270 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2215 Kbytes
Artikel-Nr.12205241
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1. KAPITEL

Alles begann damit, dass das Mädchen in Gerti Aborowskis Auto gekotzt hat.

Blass und spindeldürr hatte sie mit hocherhobenem Daumen am Straßenrand gestanden, und weil Gerti nicht wollte, dass sie zu einem dieser Arschlöcher ins Auto stieg, hatte sie angehalten.

»Wo soll s denn hingehen?«, hatte sie gefragt, und das Mädchen hatte die Straße hinunter gezeigt und geantwortet: »In diese Richtung.«

Komische Antwort, aber Gerti war es eigentlich völlig egal, wohin dieses etwas verhuscht wirkende Wesen wollte, darum hatte sie nur gelacht und gesagt: »Na, dann komm, steig ein.«

Und das Mädchen war leicht wie eine Feder auf den Beifahrersitz gerutscht.

»Sag mal, wo kommst du eigentlich jetzt her? Hier draußen ist doch nichts.«

»Von da drüben«, die dünne Stimme des Mädchens passte zu ihrer fragilen Erscheinung. Der Zeigefinger ihrer schneeweißen Hand hatte zu den Feldern hinübergedeutet, aus denen sich, ein Stück von der Landstraße entfernt, der dichte Bewuchs rund um das Brasselsmaar erhob. Es war ein heißer Freitag im Juni, die Farbe der Ähren des Getreides wechselte gerade vom hellen Grün des Frühjahrs ins kräftige Goldgelb des Sommers. Gerti hatte das Radio leiser gestellt, weil sie dachte, dass sie vielleicht ein bisschen quatschen würden, doch das Mädchen hatte nur stocksteif dagesessen. Ihr Blick war stumm auf die Landstraße vor ihr gerichtet, und plötzlich hatte sie zu würgen angefangen. Blitzschnell hatte sie sich aufgerichtet, ihre Knie auseinandergedrückt, und einen Strahl übel riechender Kotze vor ihre Füße erbrochen.

»Was soll das denn?« Die Reifen hatten gequietscht, so hart war Gerti auf die Bremse gestiegen. »Bist du bescheuert? Kotzt mir hier ins Auto rein! Sag doch was, dann wär ich rechts rangefahren.«

Das Mädchen war noch blasser als vorher geworden, mit dunkel umrandeten Augen hatte es Gerti traurig angesehen, »Tschuldigung« geflüstert und sich mit ihrem dünnen Unterarm den Mund abgewischt.

»Also so was!« Gerti war vollkommen bedient gewesen. Doch was sollte sie machen? Sie war ausgestiegen, ums Auto herumgefegt, hatte die Beifahrertüre aufgerissen und die ganze Schweinerei auf der Fußmatte aus ihrem Auto herausbalanciert. Als sie weiterfuhren, war das Gras am Straßenrand mit Kotze verschmiert und die Fußmatte im Kofferraum auf dem Reservereifen gelandet.

Das Auto wieder sauber zu bekommen, war eine Heidenarbeit. Eigentlich hätte diese dumme Göre das machen sollen, doch die war verschwunden. Als sie den Kreuzberg hinunter ins Dorf gefahren waren, gleich nachdem sie die Brücke über den Neffelbach passiert hatten, da hatte das blasse Mädchen ihre Umhängetasche gegriffen und gebeten, dass Gerti anhalten solle. »Danke schön«, hatte sie noch gehaucht, dann war sie eilig ausgestiegen und auf dem Weg hinüber zum Burgpark davongeeilt.

Fast hatte Gerti die Begegnung schon vergessen, als sie sich am folgenden Tag daranmachte, den Wagen zu waschen. Doch beim Öffnen der Fahrertür ihres Renault 16 schlug ihr der scharfe Geruch von vergorener Kotze entgegen, und sofort hatte sie wieder das Bild des blassen Mädchens auf dem Beifahrersitz vor Augen. Ihr R 16 war giftgrün, die Farbe erinnerte an einen Laubfrosch. Die albernen Witze ihrer Kollegen über diese zugegebenermaßen etwas gewagte Farbe ignorierte Gerti mittlerweile. Sie liebte dieses Fahrzeug, es war ihr erster eigener Wagen - und er war bezahlt. Aus diesem Grund stieg auch jetzt wieder der Ärger in ihr hoch. Warum hatte diese Göre nichts gesagt? Es wäre so einfach gewesen, kurz anzuhalten, damit sie sich aus dem Wagen lehnen konnte.

Mit einem entschlossenen Seufzer holte sie ihr Putzzeug aus dem Spind, ihre schärfsten Reinigungsmittel kamen zum Einsatz, und bald schon war der komplette Innenraum ihres giftgrünen R 16 mit einer dicken Schicht aus Seifenschaum überzogen.

Das Auto parkte am Straßenrand vor ihrem Haus, ein Stück die Grünstraße hinauf stand ein weiterer, und ganz oben stand der Wagen von Otto Rinkens. An fast allen waren Türen und Hauben geöffnet. Es war Samstagnachmittag, mit Putzeimern und Gartenschläuchen bewaffnet waren ihre Besitzer damit beschäftigt, dem Schmutz der vergangenen Woche auf ihren Autos den Garaus zu machen. Gewöhnlich schallten zu dieser Zeit die lauten Stimmen von aufgeregten Sportreportern aus den Autoradios. In den Fußballstadien der Nation kommentierten sie, unterlegt vom Lärm der Zuschauer, die Spiele der Bundesliga. Nur hin und wieder unterbrach ein Hit aus den aktuellen Musikcharts die Reportagen. Doch heute, am Nachmittag, sollte das DFB-Pokal-Endspiel in Düsseldorf ausgetragen werden, da wollten alle Männer natürlich vor dem Fernsehgerät sitzen, weshalb sie an diesem 23. Juni 1973 ihre ausgebreiteten Fensterleder sehr viel weniger liebevoll als sonst über den glänzenden Lack ihrer Lieblinge zogen.

Das allwöchentliche Ritual des Wagenwaschens, öffentlich vollzogen auf den Straßen des Dorfes Nörvenich, bedeutete so manchem nichts weniger als die verdiente Belohnung für das anstrengende Leben in einer Welt, die ganz und gar verrückt geworden zu sein schien. Da waren zum Beispiel die ständigen Reibereien zwischen den Politikern in Ost- und Westdeutschland. Sollte der Honecker doch hinter seiner Scheißmauer hocken und sich für den Größten halten. Daneben gab es die Gefahr für Leib und Leben unbescholtener Bürger durch diese durchgeknallten Mörder, die sich in der sogenannten RAF zusammengefunden hatten. Dann die jungen Leute, die lange Haare und hässliche Parkas trugen, Haschisch rauchten und sich in Köln auf dem Neumarkt versammelten, um »Ho Ho Ho Chi Minh« zu skandieren. Und in Bonn regierten die Roten! All das Ungute, das sich in die Welt geschlichen hatte, ließ sich am Samstagnachmittag für eine kurze Weile von den lauten, aufgeregten Stimmen im Autoradio verdrängen. Hoffentlich gewannen wenigsten die Kölner heute Nachmittag das Finale, dachten die einen, während die anderen mit gleicher Inbrunst für ihre Gladbacher den Sieg erhofften. Damit man wenigstens ein bisschen Freude erleben durfte in dieser verrückten Zeit. Bevor man sich am Montagmorgen schon wieder viel zu früh im frisch geputzten Wagen auf den Weg zu einer eintönigen Maloche nach Düren oder sonst wohin machen musste.

Der Kirchgang am Vormittag, der Schweinebraten mit Kartoffeln und Soße um zwölf Uhr, Mittagsschlaf, Kaffeetrinken mit Buttercremetorte und danach ein Spaziergang mit der Familie; der Sonntag verging so, wie fast alle Sonntage vergingen. In schläfriger Eintönigkeit. Als am Abend draußen vorm Dorf die letzten Ausflügler in ihren frisch geputzten Autos auf ihrem Weg von der Eifel zurück nach Hause über den Heerweg brausten, da saßen die meisten Dorfbewohner vor ihren Fernsehgeräten und schauten Karl-Heinz Köpke dabei zu, wie er die neuesten Nachrichten über den Besuch des großen KPdSU-Generalsekretärs Breschnew in den USA vom Blatt ablas.

In der Nacht zog ein heftiges Gewitter über Nörvenich hinweg. Vom Donnergrollen geweckt, stand Gerti Aborowski auf und ging hinüber zum Fenster, um es zu schließen. Keine Sekunde zu früh, denn kaum, dass sie wieder in ihrem Bett lag, prasselte lang anhaltender Starkregen gegen die Fensterscheiben. Am nächsten Morgen war die Luft kühl und rein, die bleierne Trägheit des Sonntags schien vom Regen in die Tiefen der Kanalisation gespült worden zu sein. Eigentlich gute Bedingungen für den Start in eine neue Arbeitswoche. Schon früh waren etliche Dorfbewohner auf den Beinen, um sich auf den Weg zu ihren Arbeitsplätzen zu machen, und alle, die ihn sahen, wunderten sich über den Polizeiwagen, der mit hohem Tempo und eingeschaltetem Martinshorn ins Dorf hineinfuhr.

Menschen erschienen in geöffneten Fenstern und Türen, Köpfe wurden gehoben, Hälse gereckt, und das Blaulicht war noch eingeschaltet, als zwei Polizisten durch ein schmiedeeisernes Tor das Grundstück der Rinkens in der Grünstraße betraten.

Vor den Treppenstufen hinauf zur Eingangstür, verdeckt von einem halbhohen Rhododendronbusch, lag ein Mann von etwa sechzig Jahren rücklings auf dem Boden. In seiner Stirn klaffte ein dunkles Loch, unter seinem Hinterkopf glänzte eine wässrige Blutlache in der Morgensonne. Der Mann war tot, das erkannten die Polizisten sofort. Auf der oberen Treppenstufe stand eine Frau, sie war untersetzt, ihr geblümter Morgenmantel stand offen und gab den Blick auf ein blau gestreiftes Nachthemd frei. Starr vor Entsetzen sah sie die Polizisten an, dann gaben ihre Beine nach. Gerade eben noch gelang es ihnen, die Frau aufzufangen, bevor sie auf die Treppenstufen schlug.

* * *

Hinter Kriminalhauptkommissar Emil Glasmacher röchelte die...
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Autor

Herbert Pelzer (*1956), lebt und schreibt auf dem platten Land vor den Toren Kölns. Zuletzt hat er bis zum Frühjahr 2020 in der Film- und Fernsehausstattung gearbeitet, daneben widmet er sich seit einigen Jahren dem Schreiben. Seit 2008 verfasst er Beiträge zur Regionalgeschichte, 2017 erschien mit »Durch die Jahre« sein Debütroman. 2021 veröffentlichte er bei KBV »Es wird jemand sterben«, die erste Kriminalerzählung, die - wie viele seiner Texte - in die Nachkriegszeit seiner Heimat, der Voreifel, führt. 2022 folgte »Niemand«.

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt