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Vom Geheimnis der Mönche

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
432 Seiten
Deutsch
Diogeneserschienen am24.04.2024
Nach den beiden Klassikern ?Große Heilige? (detebe 21459) und ?Das Buch der Ketzer? (detebe 21460) jetzt auch der dritte Klassiker von Walter Nigg: Er geht dem Geheimnis der großen Ordensgründer nach, erzählt aus dem Leben von Augustinus, Benedikt, Franz von Assisi, Bernhard von Clairvaux, Teresa von Avila, Ignatius von Loyola und vielen anderen mehr. Da werden keine trockenen Forschungsergebnisse aneinandergereiht, da blüht alles zu lebendigem Leben auf. Walter Niggs Darstellungsart und Sprache zeichnen sich bei aller sachlichen Zuverlässigkeit aus durch das Bekenntnishafte der Mitteilung und durch einen erfrischenden Mut der Aussage. Dieses Werk macht uns bekannt mit den großen Ordensgründern, die dem ewig-gleichen Getümmel einer lärmenden Welt Andacht und Inbrunst gläubiger Herzen gegenüberstellen, der Zerstreuungssucht der Vielen das Gesammelte der Wenigen. Das ganze Buch legt Zeugnis davon ab, wie durch alle Zeiten hindurch immer wieder in einzelnen Menschen und kleineren oder größeren Gemeinschaften das Verlangen nach einer reineren und höheren Form des Menschseins aufflammt und wie aus der Abkehr von der Welt Heilskräfte für die Welt ausstrahlen.

Walter Nigg, geboren 1903 in Luzern, war Professor für Kirchengeschichte in Zürich und wirkte als protestantischer Pfarrer im zürcherischen Dänikon, wo er 1988 starb. Neben Heiligen, Ordensgründern, Propheten und Mystikern handeln seine Bücher auch von Künstlern und Dichtern und nicht zuletzt von Ketzern, die er als »verunglückte Heilige« verstand.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextNach den beiden Klassikern ?Große Heilige? (detebe 21459) und ?Das Buch der Ketzer? (detebe 21460) jetzt auch der dritte Klassiker von Walter Nigg: Er geht dem Geheimnis der großen Ordensgründer nach, erzählt aus dem Leben von Augustinus, Benedikt, Franz von Assisi, Bernhard von Clairvaux, Teresa von Avila, Ignatius von Loyola und vielen anderen mehr. Da werden keine trockenen Forschungsergebnisse aneinandergereiht, da blüht alles zu lebendigem Leben auf. Walter Niggs Darstellungsart und Sprache zeichnen sich bei aller sachlichen Zuverlässigkeit aus durch das Bekenntnishafte der Mitteilung und durch einen erfrischenden Mut der Aussage. Dieses Werk macht uns bekannt mit den großen Ordensgründern, die dem ewig-gleichen Getümmel einer lärmenden Welt Andacht und Inbrunst gläubiger Herzen gegenüberstellen, der Zerstreuungssucht der Vielen das Gesammelte der Wenigen. Das ganze Buch legt Zeugnis davon ab, wie durch alle Zeiten hindurch immer wieder in einzelnen Menschen und kleineren oder größeren Gemeinschaften das Verlangen nach einer reineren und höheren Form des Menschseins aufflammt und wie aus der Abkehr von der Welt Heilskräfte für die Welt ausstrahlen.

Walter Nigg, geboren 1903 in Luzern, war Professor für Kirchengeschichte in Zürich und wirkte als protestantischer Pfarrer im zürcherischen Dänikon, wo er 1988 starb. Neben Heiligen, Ordensgründern, Propheten und Mystikern handeln seine Bücher auch von Künstlern und Dichtern und nicht zuletzt von Ketzern, die er als »verunglückte Heilige« verstand.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783257614497
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Verlag
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum24.04.2024
Seiten432 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1301 Kbytes
Artikel-Nr.14284308
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Altes lehren ist schwerer als Neues lehren

(Hebräisches Sprichwort)


IN Rainer Maria Rilkes «Stundenbuch», dessen erster Teil vom mönchischen Leben handelt, findet sich ein seltsames Gedicht, das ganz der östlichen Atmosphäre angehört. Von Mönchen ist in ihm die Rede, die «sich tief in die Erde gruben» und dadurch gleichsam in ihrer Mutter Schoß zurückkehrten. Ihr unterirdisches Leben ward wie «tausend Jahre groß», seitdem sie es «nicht mehr in Nacht und Helle schieden». Jetzt wallen Pilger zu den in den Kiewer Höhlenklöstem «Eingegrabenen» und betrachten ehrfürchtig die Heiligen, deren in die Erde eingetauchten Leiber nicht verwesen1. Trotz der mehr ästhetischen als religiösen Einstellung des jungen Dichters ist in diesen beinahe melancholisch klingenden Versen eine altrussische Stimmung heraufbeschworen. Das Gedicht wirkt wie ein Symbol für das Schicksal des Mönchtums in der Neuzeit, sein sinnbildlicher Gehalt verträgt noch eine andere Deutung, als sie Rilke selbst gegenwärtig sein mochte.

Seitdem die Ideen der Französischen Revolution und der deutschen Säkularisation sich im Abendland durchsetzten, brachten die Menschen für das monastische Leben kein Verständnis mehr auf. Mit ihrer rein diesseitigen Nützlichkeitseinstellung konnten sie das klösterliche Dasein nicht länger ihrem Lebensgefühl einordnen. Das Ordenswesen verfiel einer Verkennung, die sich in immer ungünstigeren Urteilen über die Mönche bekundete. An sich waren die Einwände gegen das Kloster als einer unnatürlichen Lebensweise nicht neu. Von Jovian bis zu Erasmus von Rotterdam läßt sich die Ablehnung des Mönchtums verfolgen. Im Zeitalter der Aufklärung verdichtete sich diese Abneigung zu einem wahren Sturm gegen die Mönchsorden und führte zur Aufhebung zahlreicher Klöster. Was blieb den Mönchen anderes übrig, als gleichsam in die Erde schlafen zu gehen, um ihr Geheimnis vor den allzu profanen Blicken zu bewahren. Wie die Kiewer Mönche, von denen Rilke in seinem dunklen Gedicht singt, ist das Mönchtum in der sich ausbreitenden Neuzeit immer mehr in die Katakomben untergetaucht und überwinterte, symbolisch verstanden, in der Tiefe der Erde. Die Außenstehenden verstanden das Hintergründige dieses merkwürdigen Vorganges nicht und sprachen hierauf von der Erstarrung des Klosterwesens, dessen Geschichte nun zu der «erkaltenden Objektivierung» zu rechnen sei und als solche nichts mehr zur Lösung der Weltgeschichte beitrage2.

Doch nicht für alle Zeiten vergruben sich die Mönche in der Erde. Das Verlangen nach dem monastischen Leben ist viel zu tief im Menschen verankert, als daß es je völlig verschwinden könnte. Es meldete sich immer wieder, und nie wird es eine Zeit ohne Klöster geben. Bereits im 19. Jahrhundert begann es, gleich einem ersten Erwachen aus dem Winterschlaf, in verschiedenen Orden mächtig zu rauschen. Wie Paulus in seinen Ausführungen über die Auferstehung der Toten schließlich den Korinthern zurief: «Siehe, ich sage euch ein Geheimnis», ist man bei diesem Thema heute innerlich genötigt, nicht minder eindringlich zu flüstern: Sehet, das Mönchtum zog sich deshalb in die Erde zurück, um dereinst wieder aufzuerstehen! Wahrhaftig, der tiefere Sinn der Eingrabung in die Erde liegt darin, der Zeit einer neuen Auferweckung, die unmittelbar bevorsteht, entgegenzuharren. Den nur auf die äußern Tagesereignisse eingestellten Augen entgeht dieser sich unter der Oberfläche abspielende Prozeß, der, geistig gesehen, zu den bedeutsamsten Ereignissen unserer Zeit gehört.

Dieser unsichtbar-sichtbare Vorgang ruft nach einer neuen Begegnung mit dem Mönchtum. Sie hat sich einen Augenblick an das Wort Franz Overbecks zu erinnern, der das Mönchtum eine Erscheinung nannte, «zu deren Würdigung freilich die katholische Theologie die Reinheit des Verständnisses längst verloren, die protestantische die Gerechtigkeit nie besessen hat»3. Statt über die angriffige Behauptung des profanen Kirchenhistorikers alsogleich entrüstet zu sein, wäre es weit besser, sie als eine Warnungstafel aufzufassen, über die es sich lohnte, länger nachzudenken. Offenbar ist es nicht so leicht, das innere Wesen des Mönchtums zu begreifen, wie es sich der Durchschnittsmensch vorstellt. Es müssen dazu Berge von Vorurteilen überwunden werden, die sich beinahe wie unübersteigbare Mauern vor dem Mönchtum auftürmen. Es gilt in erster Linie, das Thema aus den konfessionalistischen Auseinandersetzungen herauszunehmen, in welchen der Mensch ohnehin kein Phänomen in seinen reinen Umrissen erkennt. Der gerne zur Gehässigkeit verführende Gesichtspunkt des Konfessionalismus - nicht zu verwechseln mit der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Konfession, in die Gott einen Menschen hineingestellt hat - büßte im Zeitalter des Totalitarismus wesentlich an Wichtigkeit ein, ganz abgesehen davon, daß die großen Ordensbildungen noch in der wundervollen Landschaft der ungeteilten Christenheit beheimatet waren. Eine über aller Polemik stehende Christlichkeit, die sich der Aufgabe verpflichtet weiß, allen Konfessionen zu dienen, muß schon aus ökumenischen Gründen den einengenden Parteistandpunkt durchbrechen. Sie wird auch dem Mönchtum mit ganz neuer Aufgeschlossenheit gegenübertreten und dieser mächtigen Gestaltung christlicher Geistigkeit mit einer liebenden Verehrung begegnen, die keineswegs mit Kritiklosigkeit identisch ist.

Die religiöse Ehrfurcht bedient sich selbstverständlich der Mittel, die ihr die Wissenschaft zur Erfassung des Mönchtums zur Verfügung stellt. Die historisch-kritische Methode hat zur Herbeischaffung des Materials eine unermeßliche Arbeit geleistet. Mit aufrichtiger Dankbarkeit gedenkt der Verfasser der nachfolgenden Ausführungen der vielen Einzelstudien, die sich selbstlos der Erhellung einer Detailfrage der Klosterbewegung gewidmet haben. Allerdings führt die wissenschaftliche Objektivität oft zu einer innern Unbeteiligung, die mit ihrer Kühle das Entscheidende gar nicht wahrnimmt. Bei aller Notwendigkeit der gelehrten Untersuchungen verbleiben diese im Vorfeld und sind nicht zum letzten Maßstab zu machen. Es geht zur gegenwärtigen Stunde um mehr als um eine wissenschaftliche Darstellung, die für die neue Begegnung mit dem Mönchtum nicht ausreicht. Die akademische Wesenserfassung bedarf der überhöhenden Ergänzung durch eine verwandelte Haltung, die bereits im Zeitalter des Rationalismus jene magische Sehergestalt ausgesprochen hat, die sich selbst Novalis nannte. Dieser johanneische Gottesbote, der durch die «Spitzbogen der reinen Vernunft» hindurchgeschritten war und nun von einer höheren Wirklichkeit in das Land der Sinne hineinblickte, sprach in einem seiner zauberhaftesten Gedichte von einer kommenden Zeit, wo «die, so singen oder küssen, mehr als die Tiefgelehrten wissen»4. Jener Mensch, der in «Märchen und Gedichten, erkennt die wahren Weltgeschichten» gewinnt wieder die viel tiefsichtigere Position eines Novalis, auf die es in steigendem Maße ankommt. Die Erringung dieser neuen Sehweise deutet auch einmal Romano Guardini an, wenn er über den Unterschied zwischen Forschung im modernen Sinn und schauender Durchdringung schreibt, der ihm erst, nachdem er das Licht im Engadin gesehen habe, aufgegangen sei: «Vielleicht ist es mir vergönnt, einmal genauer zu entwickeln, was ich da gelernt habe - besonders als noch, gleichsam jene hohe Klarheit erläuternd, das milde Oktoberlicht des Allgäus und die schimmernde Süßigkeit jenes Lichtes hinzutrat, das von den Hügeln Venetiens auf die Bilder Tizians geflossen ist. Jedenfalls habe ich da von Platon einiges verstanden, was in keinem Buche steht - außer in seinen eigenen; aber in denen liest man es erst, wenn man jene Klarheit gesehen hat und einem darin das Herz übergegangen ist; jenes im Herzen, welches zugleich das Innerste des Geistes ist. Auch einiges verstanden hat von Plotin und wieder von Augustinus, denn in ihnen allen lebt es, wenn auch in jedem nach seiner besonderen Art. Und als ich sah, wie dieses Licht sich um die Bäume legte, um Blattrand, Zweig und Gestalt; was es aus den Bergen macht, am späten Nachmittag, wenn alles sich verwandelt, da habe ich geahnt, welche Bewandtnis es wohl mit der Lehre von der Verklärung haben müsse5.» Diese bekenntnishaften Worte sprechen es genau wie Novalis kündende Verse aus, daß es sich bei dieser überwissenschaftlichen Betrachtungsweise nicht um eine bloße gefühlsmäßige Begeisterung handelt. Die intuitive Erfassung weiß sich auf den Beistand des erleuchteten Logos angewiesen, wodurch auch alsogleich das neue Eindringen in das Mönchtum aus einer Angelegenheit der gelehrten Akribie in eine Haltung lebendiger Religiosität verwandelt wird, die allein dem geheimnisvollen Auferstehen des Ordenswesens aus dem Winterschlaf entspricht. Dabei wird es nicht ohne zahlreiche Durchkreuzungen und Überraschungen abgehen, die an mehr als einer Stelle ein radikales Umdenken erfordern, das sich entschlossen von festgefahrenen Meinungen befreit. Die Bereitschaft, mit geöffneter Seele an eine Erscheinung heranzutreten, um sie in sein Inneres aufzunehmen und sie nicht zum voraus mit feindselig eingestellten Argumenten abzuwürgen, erlebt als Dankesfreude dafür die Wahrheit von Friedrich Nietzsches Wort: «Die Vergangenheit ist vielleicht immer noch wesentlich unentdeckt! Es bedarf noch vieler rückwirkender Kräfte6.»

Der Versuch, das Mönchtum neu zu umschreiten, macht von vielfachen Aspekten Gebrauch. Die historische Sicht hilft dem modernen Menschen, dem...
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Autor

Walter Nigg, geboren 1903 in Luzern, war Professor für Kirchengeschichte in Zürich und wirkte als protestantischer Pfarrer im zürcherischen Dänikon, wo er 1988 starb. Neben Heiligen, Ordensgründern, Propheten und Mystikern handeln seine Bücher auch von Künstlern und Dichtern und nicht zuletzt von Ketzern, die er als »verunglückte Heilige« verstand.