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Deutsch
Emons Verlagerschienen am08.05.2024
Ein komplexer Kriminalroman mit authentischen Figuren - Fesselnde Unterhaltung mit Humor. Hauptkommissarin Charlotte Wiegand hat alle Hände voll zu tun: Ein bizarrer Todesfall in Hannovers berühmtem Theater am Aegi fordert ihre Aufmerksamkeit. Die Geschehnisse sind rätselhaft und scheinen mit einem vermissten Mädchen in Verbindung zu stehen. Gleichzeitig hängen ihre Gedanken noch am einzigen Cold Case ihrer Karriere, denn sie kennt den Mörder, kann ihm jedoch nichts nachweisen. Um weitere Verbrechen zu verhindern, muss Charlotte an ihre Grenzen gehen - und weit darüber hinaus.

Marion Griffiths-Karger verbrachte ihre Kindheit auf einem ostwestfälischen Bauernhof. Nach Kaufmannslehre und Studium der Literatur- und Sprachwissenschaft wurde sie Werbetexterin in München, später Autorin und Teilzeitlehrerin. Die Deutsch-Britin ist Mutter von zwei erwachsenen Töchtern und lebt mit ihrem Mann bei Hannover.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextEin komplexer Kriminalroman mit authentischen Figuren - Fesselnde Unterhaltung mit Humor. Hauptkommissarin Charlotte Wiegand hat alle Hände voll zu tun: Ein bizarrer Todesfall in Hannovers berühmtem Theater am Aegi fordert ihre Aufmerksamkeit. Die Geschehnisse sind rätselhaft und scheinen mit einem vermissten Mädchen in Verbindung zu stehen. Gleichzeitig hängen ihre Gedanken noch am einzigen Cold Case ihrer Karriere, denn sie kennt den Mörder, kann ihm jedoch nichts nachweisen. Um weitere Verbrechen zu verhindern, muss Charlotte an ihre Grenzen gehen - und weit darüber hinaus.

Marion Griffiths-Karger verbrachte ihre Kindheit auf einem ostwestfälischen Bauernhof. Nach Kaufmannslehre und Studium der Literatur- und Sprachwissenschaft wurde sie Werbetexterin in München, später Autorin und Teilzeitlehrerin. Die Deutsch-Britin ist Mutter von zwei erwachsenen Töchtern und lebt mit ihrem Mann bei Hannover.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783987071683
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum08.05.2024
SpracheDeutsch
Dateigrösse3805 Kbytes
Artikel-Nr.14920761
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


EINS

Was hatte sie sich bloß dabei gedacht? Wenn es ganz schlimm kam, würde sie sich hier übergeben. Mitten in der Vorstellung. Und das würde der Komiker, der sich da auf der Bühne derart penetrant über seine eigenen Witze amüsierte, bestimmt nicht lustig finden. Sie wusste ja nicht mal, wie der hieß, hatte sich von Anne überreden lassen, mitzukommen. Anne hatte die beiden Karten von ihren Kolleginnen zum Geburtstag geschenkt bekommen. Oh Mann, wenn die wüssten, wie scharf Anne darauf war, mit ihrem Mann ins Theater zu gehen. Ganz davon abgesehen, dass er nicht mal mitgehen würde. Er hing lieber in Kneipen oder bei seinen Kumpels herum, und was er da machte, außer sich zu betrinken, das wollte Anne gar nicht wissen. War bestimmt auch besser so, dachte Ella, Hauptsache, er ließ ihre Freundin in Ruhe. Also war Ella in den Genuss dieser Vorstellung gekommen. Obwohl sie viel lieber mit ihrer Kollegin Tanja auf eine Singleparty gegangen wäre. Aber das konnte sie Anne nicht antun, nicht zu ihrem fünfunddreißigsten Geburtstag.

»Nun stell dich nicht so an«, hatte Anne gesagt, »das wird uns guttun. Wir haben seit ewigen Zeiten nichts mehr zusammen unternommen.«

Kein Wunder, dachte Ella, die genau wusste, warum Anne aus dem Haus wollte. Um ein bisschen Abstand zwischen sich und ihren tyrannischen Gatten zu bringen. Wenn auch nur für ein paar Stunden. Ella fragte sich sowieso, wie ihre Freundin es mit diesem Mann aushielt. Sie hatte mehrfach versucht, Anne dazu zu bringen, den Kerl vor die Tür zu setzen. Er nahm sie doch nur aus. Aber wahrscheinlich hatte sie noch immer nicht die Kraft dazu, sich zu trennen, obwohl sich Anne recht gut erholt hatte, von ihrer Katastrophe, wie sie selbst es nannte.

Noch vor einem halben Jahr hatte das anders ausgesehen. Da hatte Ella sich Sorgen gemacht und sich gefragt, ob Anne jemals wieder die alte, lebenslustige Freundin sein würde, die sie vor diesem bösen Geschehnis gewesen war. Und es war ja noch nicht vorbei, schwebte über ihr wie ein Damoklesschwert. Aber Anne schien sich damit arrangiert zu haben, was blieb ihr auch übrig? Ella hatte schon immer Annes Fähigkeit bewundert, Dinge, die schwer zu ertragen waren, einfach zu verdrängen. So zu tun, als wären sie nie passiert. Nur im Hier und Jetzt zu leben. Obwohl ihr in den letzten drei Jahren diese Fähigkeit abhandenzukommen drohte.

Ella verzog den Mund und faltete ihre Hände über dem Bauch. Vielleicht half ja ein bisschen Wärme gegen die Übelkeit. Sie hatte Anne jedenfalls unterstützt, so gut sie konnte, obwohl sie auch nicht besonders glücklich war. Zwar musste sie sich nicht mehr mit ihrem eifersüchtigen Ex rumschlagen, aber das Alleinsein war auf die Dauer ebenso schwer zu ertragen. Sie hatte sich auf einer Dating-App angemeldet, wie sollte man sonst in solchen Zeiten jemanden kennenlernen? Keine Kneipe, kein Club, keine Bar war geöffnet gewesen. Sie hatte ja nicht gewusst, wie sehr ihr das fehlen würde. Immerhin, im Park zum Spaziergang konnte man sich damals verabreden. Aber auf einer kalten Parkbank flirtete es sich nicht so angenehm.

Okay, das alles gehörte Gott sei Dank der Vergangenheit an, aber dieses bescheuerte Virus hatte ihr fast zwei Jahre ihres bis dahin feuchtfröhlichen Lebens geklaut. In der Dating-App war sie immer noch aktiv, obwohl das Kneipendasein wieder zu ihrem Alltag gehörte. Leider war ihr letztes Date fürchterlich in die Hose gegangen. Der Kerl hatte sich nach fünf Minuten verabschiedet. Begründung: »Mit uns wird das nichts.« Hatte sich einfach umgedreht und war gegangen. Dabei hatte sie ihn sofort anziehend gefunden. Gepflegt, teuer angezogen und gut aussehend. Sie war danach heimgegangen, in ihre kleine Wohnung in der Nordstadt, hatte sich mit einer Flasche Rotwein ins Bett gelegt und sich gefragt, welchen Eindruck sie zum Teufel eigentlich auf die Männer machte. Sie war doch ganz hübsch, fand sie. Blond und schlank, okay, nicht besonders groß, aber mit ihren ein Meter zweiundsechzig doch noch annehmbar. Anne fand sie jedenfalls auch hübsch. Na gut, Anne war ihre Freundin und würde bestimmt auch lügen, um ihr nicht wehzutun. Wie auch immer, sie hatte mehr als die halbe Flasche Wein getrunken. Im Fernsehen lief »Frühstück bei Tiffany«.

Das Publikum lachte und applaudierte. Musste ein guter Witz gewesen sein, leider bekam Ella rein gar nichts mit und fragte sich mittlerweile, was sie hier eigentlich tat. Meine Güte, wieso war ihr bloß so übel? Sie war doch nicht schwanger. Ha, das war mal lustig. Ella versuchte, gleichmäßig und tief zu atmen. Half alles nichts. Sie beugte sich zu Anne hinüber.

»Lass mich mal vorbei, ich muss hier raus, mir ist schlecht.«

Anne sah sie beunruhigt an. »Echt? Muss das jetzt sein?«, wisperte sie. Aber Ella drängte sich bereits an ihr vorbei, stolperte über mehrere Füße, was ihr einige Verwünschungen eintrug, und verließ fluchtartig die Loge. Eine junge Frau im dunklen Kostüm kam ihr draußen entgegen.

»Geht es Ihnen nicht gut? Sie sind so blass. Kann ich helfen?«

»Toilette«, war das Einzige, was Ella hervorwürgen konnte.

»Gleich da drüben um die Ecke.«

Die Frau wies in die besagte Richtung und wartete, bis Ella hinter der Tür verschwunden war.

***

Es wurde schlimmer mit ihm. Monika saß auf der Gartenbank unter dem Sonnenschirm, in den Händen einen Becher Kaffee. Hubert lag auf den Knien und zupfte Grashalme aus dem Schotter, der den Weg zwischen den üppigen Lavendelreihen bedeckte. Monika liebte Lavendel, deswegen waren sie früher so oft in die Provence gereist. Wegen der Lavendelfelder und der Sonne und der guten Küche. Aber das war vorbei. So wie eigentlich alles, was Freude machte, für sie beide vorbei war. Nur dass sie selbst besser mit dem Status quo zurechtkam als er.

Nun ja, viel besser wohl auch nicht, aber immerhin hatte sie das Denken nicht aufgegeben. Natürlich war Hubert einige Jahre älter als sie, aber das war in ihrer Ehe nie ein Thema gewesen. Und nun wurde es zu einem, denn Hubert wurde zunehmend vergesslich. Ohne Frage hatte der Schock etwas damit zu tun, er hatte sich davon nicht erholt, wie sollte er auch. Sie selbst befand sich in einer Art Schwebezustand, der sich nach der Verzweiflung eingestellt hatte. Eine Dumpfheit, die den Schmerz betäubte. Sie funktionierte immer noch, bewältigte das, was der Alltag erforderte, wenn auch oft widerwillig, aber doch routiniert. Nur das Lachen war ihr abhandengekommen. Auch das ein Grund, warum sie ihren Beruf als Köchin aufgegeben hatte. Mit dem Appetit hatte sie auch die Lust am Kochen verloren, und eine Lähmung hatte sie erfasst, die nur noch Platz und Kraft ließ für die Trauer und die Angst in ihrem Herzen. Mittlerweile arbeitete sie wieder, hin und wieder, wenn im Restaurant Not am Mann war. Sagte man das eigentlich noch heutzutage? Not am Mann? Oder hieß es Not am Menschen oder Not an der Frau, je nachdem? Monika seufzte. Wenn das nur alle Probleme wären, die sie hatte.

Hubert stand mühsam auf, schob mit dem Fuß das Styroporkissen einen halben Meter weiter und ließ sich wieder auf die Knie nieder. Monika fragte sich, warum er sich überhaupt die Mühe machte, es war doch eigentlich vollkommen gleichgültig, dass Gras auf dem Schotterweg wuchs oder Wildkräuter die Rosen überwucherten. Der Zustand des Gartens sollte ruhig den in ihrem Innern widerspiegeln. Aber Hubert entfernte akribisch jedes Gewächs, das er nicht selbst gepflanzt hatte, jeden Grashalm, jeden Löwenzahn und vor allem den Giersch, dem er mit Verve zu Leibe ging. Wenn schon in seinem Leben keine Ordnung herrschte, dann wenigstens in seinem Garten. Das war wohl seine Art, mit dem Schmerz umzugehen. Wenigstens war er beschäftigt, obwohl er sich besser wieder seinem Buchprojekt widmen sollte, das er vor fünf Jahren begonnen hatte und seit dem Schock nicht mehr weiterverfolgte. Dabei kam er wenigstens auf andere Gedanken. Gartenarbeit ließ zu viel Raum zum Grübeln.

Wenn sie doch nur endlich abschließen könnten. Abschied nehmen könnten von Verena. Immer noch hatte Monika Alpträume, durchlebte wieder und wieder den Tag, an dem Verena verschwunden war, überlegte, ob und wie sie die Katastrophe hätte verhindern können. Verena hatte Musik gehört, oben in ihrem Zimmer, zu laut, wie immer. Monika hatte noch an ihre Zimmertür geklopft und sie aufgefordert, die Musik leiser zu stellen. »Jaja!«, hatte sie zurückgerufen, ohne die Tür zu öffnen, aber die Musik keinen Deut leiser gestellt. Monika hatte resigniert. Verena war fast sechzehn und ließ sich ungern Vorschriften machen, glaubte, die Welt besser zu kennen als ihre Großmutter.

Sie war dann mit diesem Alex auf seinem Motorrad abgefahren. Bekleidet mit Shorts, rotem Top und schwarzer Lederjacke, die dunklen Haare offen, die Augen großzügig mit Kajal geschminkt. Hubert hatte den Kopf geschüttelt, noch versucht, sie umzustimmen, sie würde sich die Nieren verkühlen, aber sie hatte nur gelacht, den Helm aufgesetzt, und beide waren losgebraust. Das war das Letzte, was sie von ihr gesehen hatten.

Von diesem Tag an war sie verschwunden und blieb es bis heute. Nicht nur die Polizei hatte Alex mehrmals befragt, auch Hubert hatte sich an seine Fersen geheftet, wollte nicht glauben, was er sagte, dass Verena von der Grillparty bei Freunden einfach verschwunden war. Niemand wusste, wohin. Hubert hatte keine Ruhe gegeben, Alex verfolgt und beschimpft, bis zu der einstweiligen Verfügung, die ihm sein Stalking, wie die Richterin es nannte, untersagte. Laut Vernehmungsprotokoll hatte Alex mit Verenas Verschwinden nichts zu tun. Es gab genügend Zeugen, die bestätigten, dass er zusammen mit Verena gekommen war und den ganzen Abend, bis ihr Verschwinden aufgefallen war, mit Freunden Tischfußball in der Garage gespielt hatte. Er...
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Autor

Marion Griffiths-Karger verbrachte ihre Kindheit auf einem ostwestfälischen Bauernhof. Nach Kaufmannslehre und Studium der Literatur- und Sprachwissenschaft wurde sie Werbetexterin in München, später Autorin und Teilzeitlehrerin. Die Deutsch-Britin ist Mutter von zwei erwachsenen Töchtern und lebt mit ihrem Mann bei Hannover.