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Seitensprung

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Diogeneserschienen am27.05.20202. Auflage
Jack Harper steckt tief in einer Midlife-Crisis. Seine Ehe mit Maria ist am Tiefpunkt angelangt, ihr Liebesleben am Ende. Der einzige Lichtblick ist sein Sohn Jonah. Doch dann scheint es für seine Eheprobleme eine Lösung zu geben: eine diskrete Seitensprung-Website. Entgegen seinen anfänglichen Bedenken lässt er sich auf eine Online-Affäre ein und begeht damit den größten Fehler seines Lebens. Immer schneller wird er in eine tödliche Spirale hineingezogen, aus der es kein Entrinnen gibt.

Jason Starr, geboren 1966, wuchs im New Yorker Stadtteil Brooklyn auf und begann in seinen College-Jahren zu schreiben, zunächst Kurzgeschichten, später auch Theaterstücke, Texte für Comics und Romane. Seine Bücher sind in mehr als einem Dutzend Sprachen erschienen. Jason Starr lebt in New York.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR16,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextJack Harper steckt tief in einer Midlife-Crisis. Seine Ehe mit Maria ist am Tiefpunkt angelangt, ihr Liebesleben am Ende. Der einzige Lichtblick ist sein Sohn Jonah. Doch dann scheint es für seine Eheprobleme eine Lösung zu geben: eine diskrete Seitensprung-Website. Entgegen seinen anfänglichen Bedenken lässt er sich auf eine Online-Affäre ein und begeht damit den größten Fehler seines Lebens. Immer schneller wird er in eine tödliche Spirale hineingezogen, aus der es kein Entrinnen gibt.

Jason Starr, geboren 1966, wuchs im New Yorker Stadtteil Brooklyn auf und begann in seinen College-Jahren zu schreiben, zunächst Kurzgeschichten, später auch Theaterstücke, Texte für Comics und Romane. Seine Bücher sind in mehr als einem Dutzend Sprachen erschienen. Jason Starr lebt in New York.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783257610185
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum27.05.2020
Auflage2. Auflage
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse970 Kbytes
Artikel-Nr.4994771
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Rob ließ das Uber-Taxi vor dem Le Veau D´Or halten, einem gehobenen französischen Restaurant in der East 60th Street, an dem ich schon oft vorbeigekommen war, das ich aber noch nie betreten hatte. Rob trug ein schwarzes Sportsakko, darunter ein schwarzes Designer-T-Shirt. War das der typische Musikmogul-Look? Ich jedenfalls kam mir mit meinen Jeans, Sneakers und dem grauen Button-Down-Hemd ziemlich underdressed vor.

»Hm, vielleicht sollten wir uns lieber was suchen, wo es etwas zwangloser zugeht«, bemerkte ich.

»Chill, Bro«, sagte Rob. »Du siehst gut aus. Ein bisschen Low Budget, ja, aber du bist Jack Harper, ein Rock-´n ´-Roller, du bist hip. Glaubst du, Bono schert sich darum, wie er aussieht, wenn er mittags essen geht?«

Ja, ich glaube schon, wollte ich gerade antworten, doch da standen wir bereits im Restaurant, und ich dachte, na gut, dann können wir auch gleich hierbleiben.

Während die Hostess, eine attraktive, langbeinige Blondine, uns zu einem Tisch führte, beobachtete ich, wie sich Robs Blick auf ihren Hintern einschoss; dann sah er mich an und formte übertrieben deutlich mit den Lippen die Worte Geiler Arsch.

Ich bedauerte bereits meine Entscheidung, mit ihm essen zu gehen. Würde mein Geplauder mit ihm die Chance, den Verkauf abzuwickeln, wirklich erhöhen? Wenn er spürte, dass ich ihn eigentlich blöd fand, könnte es sie sogar verringern. Manchmal ist weniger mehr.

An unserem Tisch angekommen, wandte sich Rob an die Hostess: »Schauspielerin oder Model?«

Seine Stimme dröhnte - ein paar Gäste sahen zu uns herüber -, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass er versehentlich laut sprach. Er wollte, dass andere Leute mithörten. Die Hostess, wahrscheinlich gewöhnt an die schmierige Anmache von Geschäftsleuten, schien gefasst.

»Schauspielerin.«

»Die Chancen stehen immer fünfzig zu fünfzig, stimmt´s?« Rob lächelte gekünstelt. Dann wechselte er zu einem angestrengt konzentrierten Gesichtsausdruck, der ebenso gekünstelt war. »Sie haben schöne Augen. Ich glaube, diesen Blauton habe ich noch nie gesehen, außer wenn ich in der Ägäis segle.«

Ich fand das zum Kotzen.

»Danke«, sagte sie. »Genießen Sie Ihr Essen.«

Als sie zum Restauranteingang zurückeilte, drehte sich Rob um und blickte ihr hinterher.

»Ich könnte ihr zu den schönsten zwei Minuten ihres Lebens verhelfen«, sagte er. »Ach, ich will dir nichts vormachen. Zwanzig Sekunden!«

Wieder dröhnte seine Stimme, und die ältere Frau am Nebentisch warf mir einen kurzen Blick zu. Ich reagierte mit einem hilflos verlegenen Achselzucken, als wollte ich mich entschuldigen: Ich kann nichts dafür.

»Und ich sage dir, die steht auf so was«, fuhr er fort. »Neun von zehn Mädchen, die einen älteren Mann kennenlernen, vergucken sich in ihn. Weißt du auch, warum? Weil ihr Freund wahrscheinlich irgend so ein zweiundzwanzigjähriger Idiot ist, der ihr nie Komplimente macht, der sie immer nur runterputzt, der sie nicht respektiert. Das ist der Schlüssel - Respekt. Wir Älteren wissen, dass man Frauen respektieren muss, wir wissen, wie man - wie heißt doch gleich das altmodische Wort für Ritter und König Artus und solche Leute?«

Ich wusste nicht, wovon er sprach.

»Galant«, sagte er. »Das habe ich gesucht. Danke. Erinnerst du dich, als wir zweiundzwanzig waren? Damals hatten wir keinen blassen Schimmer, wie man Frauen behandelt, aber heute, wo wir älter sind, könnten wir das bieten, was jüngere Frauen suchen - Respekt, Intelligenz, Weltläufigkeit, mit einem Wort, Klasse.«

Eine Kellnerin kam an unseren Tisch, eine Asiatin, jung, attraktiv. Rob grüßte sie mit einem anbiedernden »Hallöchen«, ersparte ihr aber weitere Anmachsprüche.

»Darf ich Ihnen vorher etwas zu trinken bringen?«

»Einen Wodka Gimlet«, sagte Rob.

»Mir reicht ein Wasser«, sagte ich.

Rob sah mich an, als spuckte ich Feuer. »Wirklich?«

»Ja, ganz sicher.«

Die Kellnerin lächelte und ging.

»Na komm, ein Glas wirst du doch wohl trinken«, sagte Rob. »Es gibt schließlich einen Grund zum Feiern. Ein Wiedersehen nach zweiundzwanzig Jahren, das ist wunderbar.«

»Ich bin bei den Anonymen Alkoholikern«, sagte ich.

Er sah mich an, als hätte ich einen Witz gemacht. Als er merkte, dass ich es ernst meinte, fragte er: »Seit wann?«

»Ich bin seit sechs Jahren und fünf Monaten trocken.«

»Das ist ja toll«, antwortete er. »Ich meine, toll, dass du diese Disziplin hast. Ich hätte die nicht, weiß Gott. Was war der Auslöser?«

»Wie meinst du das?«

»Ich meine, einen kalten Entzug zu machen. Wenn ich mich an früher erinnere, hast du jeden Abend getrunken.«

»Das war der Auslöser.«

Er lächelte, dann sagte er: »Kapiert, Bro. Halb Los Angeles gehört dem Orden von Bill Wilson an. Ich bin nur erstaunt, dass du auch so ein Apostel bist.«

»Es ist einfach eine Menge Mist passiert in zweiundzwanzig Jahren«, sagte ich absichtlich vage, weil ich mich in kein Gespräch über meinen Alkoholismus und die vielen anderen Fehler, die ich gemacht hatte, verwickeln lassen wollte, und ergänzte: »Es wurde Zeit, sich dem Mist zu stellen, und das habe ich getan.«

»Cool«, sagte er. »Und was macht die Musik?«

Wo wir schon bei Themen waren, über die ich nicht sprechen wollte.

Ich griff nach dem Glas Wasser, merkte dann aber, dass die Kellnerin es noch gar nicht serviert hatte.

»Ich habe seit einer Ewigkeit keine Gitarre mehr in der Hand gehabt.«

»Nein!«, sagte Rob. »Das ist nicht dein Ernst. Musik war dein Leben. Du wolltest nichts anderes machen. Wenn du nicht gespielt hast, hast du Songs geschrieben oder über Musik gesprochen oder dir andere Bands angehört. Ich weiß, Musik kann ein hartes Business sein, man muss seine Miete bezahlen und so ... Aber wie konntest du das nur alles aufgeben?«

»Das Leben kam mir in die Quere. Ich habe ein Kind, neue Verantwortungen. Und du? Spielst du noch?«

Ich wollte das Gespräch in eine andere Richtung lenken, weg von dem unangenehmen Thema, weg von mir.

»Sieben Tage die Woche«, sagte er. »Ich plane gerade, eine Band in L.A. zusammenzustellen. Nichts Ernstes, nur so, aus Spaß, ein bisschen schrammeln. Ich habe aber schon ein paar Gigs in einer Bar in West Hollywood festgemacht. Hey, da kommt mir die Idee: Wenn wir das nächste Mal in der Stadt sind, müssen wir unbedingt zusammen jammen.«

»Vielleicht«, sagte ich, hatte aber nicht die Absicht, mit Rob zu spielen, geschweige denn überhaupt je wieder eine Gitarre anzufassen.

Die Kellnerin brachte mein Wasser und Robs Gimlet und nahm unsere Bestellung auf: Fischtopf für mich, gedünsteter Lachs - »die Soße extra« - für Mister L.A.

Als die Kellnerin ging, drehte sich Rob um und sah sich ihren Hintern an.

»Und? Machen deine Kinder irgendwelchen Sport? Fußball oder so?«

Wir unterhielten uns eine Weile über unsere Kinder. Ich sagte ihm, mein Sohn Jonah nehme dieses Schuljahr Karate- und Schachunterricht und spiele gerne Pokémon.

»Mein Sohn ist auch verrückt nach Pokémon«, sagte Rob. »Ein großer Golisopod-Fan. Siehst du, ich bin ein guter Vater, ich halte mich auf dem Laufenden bei diesem Kram.« Und dann, nach einem langen Schluck von seinem Gimlet, fragte er: »Und? Wie sind so die Mütter auf der Schule? Heiße Bräute darunter?«

Rob mochte vierundvierzig Jahre alt sein, befand sich aber auf dem geistigen Stand eines Sechzehnjährigen.

»Nur so, aus Neugier«, sagte ich. »Hast du keine Angst, dass deine Frau dahinterkommt?«

»Wohinter?«

»Deinen Lebensstil. Hast du keine Angst, dass du dein Leben an die Wand fährst?«

Er machte ein Gesicht, als hätte ich etwas Lächerliches vorgebracht, etwas ganz und gar Unmögliches.

Dann sagte er: »Jetzt komm aber. Ich bin doch nicht blöd. Nur Dumme lassen sich erwischen. Ich werde schon dafür sorgen, dass nicht irgendeine verrückt gewordene Verflossene bei mir aufkreuzt. Und ich selbst werde es meiner Frau ja nicht unter die Nase reiben. Ich habe mein Leben zu Hause, und ich habe mein anderes Leben, und die beiden Leben werden sich nicht überschneiden.«

So wie er mit mir darüber sprach, so offen - und laut -, hatte ich meine Zweifel, dass er besonders vorsichtig war.

»Hast du kein schlechtes Gewissen?«, fragte ich.

»Machst du Witze?«, sagte er. »Meine Affären haben meine Ehe gerettet. Würde ich nicht fremdgehen, wären Julianne und ich längst geschieden. Als mein Jüngster ein Jahr alt war und sie eine Krise durchmachte, weil ihr Vater gerade starb, da hätten wir uns ganz sicher getrennt. Viele Männer in meiner Situation hätten sich verpisst. Aber ich bin ein guter Vater und auch ein guter Ehemann. Gott sei Dank, dass ich mit anderen Frauen meinen Spaß haben konnte, dass ich dieses Ventil hatte.«

Ich hörte Oprahs Fernsehpublikum förmlich aufstöhnen.

»Ich weiß nicht, wie du das hinkriegst«, sagte ich. »Ich würde verrückt, wenn ich so leben müsste. Alles Lug und Trug.«

»Man gewöhnt sich daran«, sagte er lässig.

Er winkte nach unserer Kellnerin und bestellte noch einen Gimlet. Ich fand es nicht besonders rücksichtsvoll, sich zu betrinken, während man mit einem alten Freund, der ein trockener Alkoholiker war, zu Mittag aß. Andererseits war Rücksicht noch nie Robs Stärke gewesen.

»Na gut«, sagte Rob. »Dann will ich dir eine Frage stellen. Bist du glücklich...
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Autor

Jason Starr, geboren 1966, wuchs im New Yorker Stadtteil Brooklyn auf und begann in seinen College-Jahren zu schreiben, zunächst Kurzgeschichten, später auch Theaterstücke, Texte für Comics und Romane. Seine Bücher sind in mehr als einem Dutzend Sprachen erschienen. Jason Starr lebt in New York.