Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Das Haus am Mississippi River

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am14.07.2014
Wenn die Geister der Vergangenheit erwachen ...
1964: Als ihr Vater stirbt, kommt die zwölfjährige Ibby Bell zu ihrer Großmutter nach New Orleans. Sie lebt in einem alten Herrschaftshaus, hat zwei schwarze Dienstmädchen und ist die Exzentrik in Person. Bald freundet sich Ibby mit den beiden Dienstmädchen, Queenie und deren Tochter Dollbaby, an. Mit der Zeit lernt sie das Leben im Süden lieben, doch dann wird ihr klar, dass hinter der Fassade des prächtigen Hauses einige Geheimnisse verborgen liegen und dass die Hausherrin eine Vergangenheit hat, die sie um jeden Preis verheimlichen möchte.

Laura Lane McNeal wuchs in New Orleans auf. Sie arbeitete als PR-Expertin für verschiedene Firmen und als Chefredakteurin bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Das Haus am Mississippi River ist ihr erster Roman. McNeal lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen in New Orleans.
mehr

Produkt

KlappentextWenn die Geister der Vergangenheit erwachen ...
1964: Als ihr Vater stirbt, kommt die zwölfjährige Ibby Bell zu ihrer Großmutter nach New Orleans. Sie lebt in einem alten Herrschaftshaus, hat zwei schwarze Dienstmädchen und ist die Exzentrik in Person. Bald freundet sich Ibby mit den beiden Dienstmädchen, Queenie und deren Tochter Dollbaby, an. Mit der Zeit lernt sie das Leben im Süden lieben, doch dann wird ihr klar, dass hinter der Fassade des prächtigen Hauses einige Geheimnisse verborgen liegen und dass die Hausherrin eine Vergangenheit hat, die sie um jeden Preis verheimlichen möchte.

Laura Lane McNeal wuchs in New Orleans auf. Sie arbeitete als PR-Expertin für verschiedene Firmen und als Chefredakteurin bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Das Haus am Mississippi River ist ihr erster Roman. McNeal lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen in New Orleans.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641117641
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum14.07.2014
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse846 Kbytes
Artikel-Nr.1455490
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


 

3. Kapitel

Ibby war sich nicht sicher, was sie von der großen schlanken Frau halten sollte, die in der Eingangstür auf der Ve­randa stand und deren Haar zu einer Bienenstock-Frisur aufgetürmt war. Der Blick ihrer großen Augen war nervös, und während sie sprach, schwang sie ihre Hüften hin und her. Ibby verstand kein einziges Wort, doch eines wusste sie genau: irgendetwas an ihr war komisch.

Sie kam die Veranda herunter und ging auf Ibby zu, dabei winkte sie mit der Hand. »Jetzt komm rein!«

Die Frau erreichte das Tor und öffnete es. Dann beugte sie sich zu Ibby hinunter, bis sie auf gleicher Augenhöhe waren. In dem Moment fiel Ibby auf, dass das eine Auge der Frau dunkel wie ein schwarzer Stein war und das an­dere so hell wie ein verwaschener Himmel, eine Kombination, die ihr hübsches Gesicht irgendwie aus dem Gleichgewicht brachte. Ibby starrte sie unverfroren an, was die Frau nicht zu bemerken schien, oder wenn doch, tat sie so, als wäre es ihr egal.

»Bist du Miss Fannies Enkelin?« Die Frau blinzelte ein paarmal, dann schenkte sie Ibby ein großes Lächeln.

Ibby starrte sie weiter an, immer noch unsicher, was sie von ihr halten sollte.

»Mädchen, bist du taub? Was hast du da?«, fragte sie.

Die Frau zog an der Urne in Ibbys Armen, woraufhin Ibby einen Schritt nach hinten machte und den Kopf schüttelte. Ihre Mutter hatte ihr die strikte Anweisung erteilt, die Urne ihrer Großmutter zu geben und nicht irgendeiner Frau, die viel zu schnell sprach und wild mit den Armen in der Luft herumwedelte.

»Na gut.« Die Frau klopfte mit dem Fuß auf den Boden, als würde sie nachdenken. »Bist du hungrig?«

Seit ihr Vater vor über einer Woche gestorben war, hatte Ibby fast nichts mehr gegessen. Plötzlich hatte sie das Gefühl, als versuchten Feuerameisen, sich ihren Weg aus ihrem Bauch zu nagen.

Die eigenartig aussehende Frau richtete sich auf. »Na, jetzt komm schon!«

Ehe Ibby sich versah, nahm die Frau ihre Hand und zog sie mit sich, als wäre sie ein kleines Kind. Ibby wollte sich losreißen, doch die Frau hielt sie fest. Die Wärme ihrer Hand hatte irgendwie eine beruhigende Wirkung auf Ibby, sodass sie unwillkürlich lächeln musste.

»Ja, genau, das möchte ich sehen«, sagte die Frau, während sie an den knorrigen Ästen der Buchsbäume vorbei über den Ziegelsteinweg zum Haus gingen. »Ich heiß übrigens Dollbaby, aber du kannst mich Doll nennen.«

Ibby versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, als sie den lustig klingenden Namen hörte.

»Hab 'ne Tochter in deinem Alter. Sie heißt Birdelia«, fuhr Doll fort.

Noch ein Name, den Ibby nie zuvor gehört hatte.

Doll blieb plötzlich stehen. »Soweit ich von Miss Fannie weiß, hast du bald Geburtstag. Stimmt's?«

Ibby zog ihre Hand weg. Geburtstage wurden in der Familie Bell nicht gefeiert. Wozu etwas feiern, was jeder hat, hatte Vidrine jedes Jahr an ihrem Geburtstag zu Ibby gesagt.

»Wie alt wirst du?«

»Zwölf.«

»Wusst ich's doch!«

Ibby schaute sie verwirrt an.

»Dass du sprechen kannst.« Doll legte die Hände auf Ibbys Schultern und führte sie die Stufen hinauf zur Ve­randa.

Nachdem sie das Haus betreten hatten, ging Doll direkt zu der breiten Treppe mit dem kunstvoll geschnitzten Geländer. Ibby blieb stehen und blickte neugierig ins Wohnzimmer. Durch die viktorianischen Möbel und die roten Samtvorhänge wirkte es trotz der mehr als vier Meter hohen Decken wuchtig. Auf dem marmornen Couchtisch stand ein leerer Aschenbecher, und Ibby bemerkte den Geruch kalten Rauchs im Haus.

Schiebetüren führten zu einem zweiten Wohnzimmer, in dem neben einem Fernseher in einem Fernsehschrank gerade noch genügend Platz für eine klobige, von Motten zerfressene Couch war. Im Esszimmer direkt dahinter hing über einem Walnusstisch ein Kristallleuchter. An der hinteren Wand stand ein massiver Geschirrschrank mit silbernen Servierschüsseln. Dieses alte muffige Haus, in dem die Zeit vor einem Jahrhundert stehen geblieben zu sein schien, rief ein eigenartiges Gefühl in Ibby hervor.

»Nun, worauf wartest du? Auf Weihnachten?« Doll klopfte ungeduldig mit den Fingern auf das Geländer.

Als Ibby sich nicht rührte, kam Doll die Treppe wieder herunter und gab ihr mit einer Handbewegung zu verstehen, ihr die Urne zu geben, was Ibby nur widerwillig tat.

»Warum guckst du mich so an? Gibt es da, wo du herkommst, keine Hausmädchen?« Doll nahm Ibby die Urne ab und stellte sie neben eine Vase mit verwelkten Lilien auf den Dielentisch.

Ibby zuckte mit den Schultern und fragte sich, ob Doll Gedanken lesen konnte. »Ich weiß nicht. Wir hatten nie eines.«

Doll legte den Kopf schief. »Wer hat denn dann das Haus saubergemacht?«

»Niemand«, erwiderte Ibby.

»Niemand? Na, das is' ja was!« Doll verzog den Mund. »Nun, dann will ich dir mal erklären, wie das hier is'. Ich bin die Hüterin des Hauses. Ich mach sauber, räum auf und erledige ab und zu Näharbeiten. Meine Mama, Queenie, kocht, bügelt 'n bisschen und is' die Hüterin des Friedens, was, wie du noch herausfinden wirst, eine Riesenaufgabe in diesem Haus is'. Verstehst du?«

Ibby blickte Doll an. Sie verstand eigentlich gar nichts.

»Was jetzt?« Doll kratzte sich mit der Spitze ihres roten Fingernagels am Kopf. »Warum schaust du mich immer an, als hätt ich zwei Köpfe?«

Ibby blinzelte ein paarmal mit den Augen, aber es kam kein Wort aus ihr heraus.

»Gibt's da keine Farbige, wo du herkommst?«, fragte Doll schließlich.

Ibby schüttelte den Kopf. »Ich habe noch nie zuvor mit einer gesprochen.«

Doll verdrehte die Augen. »Farbige. Du kannst das Wort ruhig aussprechen. Das sind wir nun mal. Und gewöhn dich besser dran, denn hier unten in New Orleans gibt es viele von uns. Nun, da wir das jetzt auch geklärt haben, werd ich dir jetzt dein Zimmer zeigen, und dann gehn wir wieder runter, um dich deiner Großmutter vorzustellen, so wie es sich gehört.« Sie ging die Treppe hinauf und sprach über ihre Schulter hinweg zu Ibby, die ihr jetzt folgte: »Ich hoff, dass is' nich' das Einzige, was du zum Anziehen dabei hast, Miss Ibby. Vielleicht willst du dich umziehen, um deine Großmutter in etwas Passenderem zu begrüßen.«

Ibby schaute an sich herab und fragte sich, was an dem T-Shirt und der kurzen Hose auszusetzen war. Die Treppe mündete im ersten Stock in einen großen Flur, der von zwei bronzenen Kronleuchtern beleuchtet wurde. An seinem Ende fiel durch ein Buntglasfenster mosaikartig Sonnenlicht auf den Teppich. Ibby ging zum Fenster, berührte es vorsichtig mit den Fingern und folgte dem Muster der großen weißen Blumen.

»Buntglasfenster gibt's hier überall in den alten Häusern«, erklärte Doll. »Das hier is' mit Magnolien. Gehören nich' zu meinen Lieblingsblumen. Riechen irgendwie nach muffiger Wäsche, find ich.«

Als Ibby einen Schritt nach hinten machte, stieß sie mit dem Arm gegen ein steinernen Gegenstand, der auf einem Sockel vor dem Fenster stand.

Doll eilte zu ihr. »Vorsicht, mein Kind!« Sie legte eine Hand auf die Skulptur, damit sie nicht herunterfiel. »Das is' 'ne Büste von Miss Fannie. Dein Großvater, Mr. Norwood, hat sie ihr zur Hochzeit geschenkt, aber Miss Fannie mocht sie nie besonders. Deshalb steht sie jetzt hier oben. Sie will nich', dass sie jemand zu Gesicht bekommt.«

Die perfekt gemeißelten Gesichtszüge ließen nicht erkennen, ob es die Büste von einem Mann oder einer Frau war. Die Augen waren flach und besaßen keine Pupillen, trotzdem hatte Ibby das Gefühl, beobachtet zu werden.

»Der, der die Büste gemacht hat, kannte deine Großmutter auf jeden Fall ziemlich gut, so viel steht fest. Wirst schon sehen, was ich mein, wenn du sie kennenlernst.« Doll lachte leise in sich hinein. »Du hast später noch genug Zeit, hier oben herumzustöbern. Wir wollen Miss Fannie nich' warten lassen.« Doll setzte einen Fuß auf eine schmalere Treppe, die sich in einer Ecke in der Nähe der Büste befand.

Ibby zeigte auf die vier Türen im ersten Stockwerk. »Ist eines der Zimmer hier für mich?«

»Nein, meine Kleine. Diese Etage is' belegt, besonders seit dein Daddy gestorben is'! Und jetzt komm!«

Sie gingen die schmale Treppe hinauf, die nach oben hin immer steiler und enger wurde. »Ich bin noch nie in einem Haus mit einem zweiten Stock gewesen«, sagte Ibby.

»Als das Haus gebaut wurd, war das hier das Reich der Dienstboten«, erklärte ihr Doll.

Der zweite Stock war winzig, und von dem schuhschachtelförmigen Flur ging eine einzige Tür ab, deren rostige Angeln die Tür nicht öffnen lassen wollten, wie fest Doll auch daran zog. Schließlich trat sie mit dem Fuß dagegen, woraufhin sie sich quietschend öffnete. Dahinter kam ein Zimmer zum Vorschein, das gerade groß genug für zwei Betten und eine winzige Kommode war. Doll schaltete das Licht ein, eine einsame Glühbirne hing von der Decke und warf ein armseliges Licht auf die verblasste gelbe Tapete, die sich stellenweise von der Wand löste.

»Wir haben dich erst morgen erwartet. Hatten bisher keine Möglichkeit aufzuräumen. Hier oben muss irgendein Tier gewesen sein und seine Köttel überall auf dem Boden hinterlassen haben. Hab's nie gefunden. Wenn's dir begegnet, sag mir Bescheid!« Doll zeigte auf eine schmale Tür am Ende des Raums. »Das da is' die Toilette. Hat nur 'ne Dusche. Wenn du baden willst, kommst du runter in den ersten Stock und benutzt das Bad in meinem Nähzimmer. 'n Schrank gibt's auch nich'. Du...

mehr

Autor

Laura Lane McNeal wuchs in New Orleans auf. Sie arbeitete als PR-Expertin für verschiedene Firmen und als Chefredakteurin bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Das Haus am Mississippi River ist ihr erster Roman. McNeal lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen in New Orleans.
Weitere Artikel von
McNeal, Laura Lane