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Das Banner der Königin

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
544 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am05.08.2014
Historische Fakten, große Charaktere und ein faszinierender Einblick in den dramatischen Kampf um die englische Krone
Zu Beginn des 12. Jahrhunderts spaltet die Nachfolge König Heinrichs bereits zu dessen Lebzeiten den englischen Hof. Nach seinem plötzlichen Tod entlädt sich der erbitterte Kampf um seinen Thron in einem blutigen Bürgerkrieg. John FitzGilbert, der königstreue ehemalige Hofmarschall, zunächst auf der Seite Stephans, des Neffen des toten Königs, wird schon bald gezwungen, das Lager zu wechseln - zu Mathilde, der Königstocher. Seiner Vaterlandsliebe wird schließlich das teuerste Gut eines Vaters abverlangt: Er soll seinen eigenen Sohn für den Frieden Englands opfern ...

Elizabeth Chadwick lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen in Nottingham. Sie hat inzwischen über 20 historische Romane geschrieben, die allesamt im Mittelalter spielen. Vieles von ihrem Wissen über diese Epoche resultiert aus ihren Recherchen als Mitglied von »Regia Anglorum«, einem Verein, der das Leben und Wirken der Menschen im frühen Mittelalter nachspielt und so Geschichte lebendig werden lässt. Elizabeth Chadwick wurde mit dem Betty Trask Award ausgezeichnet, und ihre Romane gelangen immer wieder auf die Auswahlliste des Romantic Novelists' Award.
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Produkt

KlappentextHistorische Fakten, große Charaktere und ein faszinierender Einblick in den dramatischen Kampf um die englische Krone
Zu Beginn des 12. Jahrhunderts spaltet die Nachfolge König Heinrichs bereits zu dessen Lebzeiten den englischen Hof. Nach seinem plötzlichen Tod entlädt sich der erbitterte Kampf um seinen Thron in einem blutigen Bürgerkrieg. John FitzGilbert, der königstreue ehemalige Hofmarschall, zunächst auf der Seite Stephans, des Neffen des toten Königs, wird schon bald gezwungen, das Lager zu wechseln - zu Mathilde, der Königstocher. Seiner Vaterlandsliebe wird schließlich das teuerste Gut eines Vaters abverlangt: Er soll seinen eigenen Sohn für den Frieden Englands opfern ...

Elizabeth Chadwick lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen in Nottingham. Sie hat inzwischen über 20 historische Romane geschrieben, die allesamt im Mittelalter spielen. Vieles von ihrem Wissen über diese Epoche resultiert aus ihren Recherchen als Mitglied von »Regia Anglorum«, einem Verein, der das Leben und Wirken der Menschen im frühen Mittelalter nachspielt und so Geschichte lebendig werden lässt. Elizabeth Chadwick wurde mit dem Betty Trask Award ausgezeichnet, und ihre Romane gelangen immer wieder auf die Auswahlliste des Romantic Novelists' Award.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641150891
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum05.08.2014
Seiten544 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2152 Kbytes
Illustrationen3 schwarz-weiße Abbildungen
Artikel-Nr.1472520
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Vernon-sur-Seine, Normandie,
Herbst 1130

 


»Warum sind hier in der Abrechnung Zelter aufgeführt, obwohl ich im Stall nur ganz gewöhnliche Gäule vorgefunden habe?«, fragte John FitzGilbert in eisigem Ton und bedachte seinen Stellvertreter dabei mit durchdringendem Blick. Seine Augen schimmerten so dunkel wie die Oberfläche eines im Schatten liegenden Wassers.

»Mylord?« Unter dem linken Auge seines Gegenübers zuckte ein winziger Muskel.

Herbstliches Sonnenlicht glitt über die Binsen, die als dicker Teppich den Fußboden der Halle in König Heinrichs Jagdhütte bedeckten, streifte das Eck einer Tischplatte und fiel auf das untere Drittel eines Schriftstücks, das die Hand des geübten Schreibers verriet. Sein goldener Schein wärmte Johns Handrücken und ließ die Tresse schimmern, die den Ärmel seiner Tunika zierte. »Einer lahmt, der andere hat räudiges Fell, und der Braune ist alt genug, um schon Moses auf dem Heimweg aus Ägypten getragen zu haben!« Heftig pochte er mit dem Zeigefinger auf die fragliche Stelle. »Hier steht, dass Walter Picot fünf Zelter übergibt, um seine Schulden beim König zu begleichen. Wenn diese Gäule Reitpferde sind, so pökle ich auf der Stelle meine Stiefel und fresse sie.«

»Mylord, ich …«

»Keine Ausflüchte, Ralph. Schickt die Klepper umgehend zurück und sorgt dafür, dass Picot entsprechend den Vorgaben Ersatz leistet. Falls er sich weigert, werde ich ihn mir vorknöpfen. Ich bin nicht gewillt, den Abfall anderer Leute unter dem Dach des Königs zu horten.« Mit diesen Worten lehnte er sich zurück und legte die Hand in gebieterischer Pose auf den Knauf seines Schwerts. Als Marshal des Königs war John FitzGilbert für die Ordnung am Hof verantwortlich, daher war das Schwert für ihn ein unabdingbarer Teil der Ausrüstung und wurde nicht, wie von den anderen Höflingen, nur bei Zeremonien oder im Kampf angelegt. »Sollte sich jedoch herausstellen«, fuhr er fort und strich dabei nachdenklich mit dem Daumen über die weiche Rundung des Knaufs, »dass Walter tatsächlich fünf gute Zelter geliefert und einer meine Abwesenheit vom Hof ausgenutzt hat, um den eigenen Beutel zu mästen und Picots Tiere gegen diese Klepper zu vertauschen …« Den Rest des Satzes ließ er unausgesprochen in der Luft hängen.

Ralph fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Ich bin sicher, dass Eure Befürchtung unbegründet ist, Mylord.«

Fragend zog John eine Braue in die Höhe. Dann beugte er sich vor und legte die Hand auf das Pergament, sodass sich seine schlanken Finger über den Zeilen bogen. »Von meinen Untergebenen erwarte ich uneingeschränkte Loyalität und Tüchtigkeit, wofür ich sie auch großzügig belohne. Doch wer mich hintergeht oder betrügt, wird seines Lebens nicht mehr froh werden, wenn ich ihm erst auf die Schliche komme - falls er die Sache überhaupt überlebt. Haben wir uns verstanden?« John FitzGilbert war kaum fünfundzwanzig, doch seine Stellung als oberster Sergeant des Königs verdankte er nicht nur seinem Erbrecht auf dieses Amt. Vor nunmehr drei Jahren hatte er außerdem eine Anfechtung seiner Position vor Gericht so überzeugend abgewehrt, dass seitdem niemand mehr an seiner Befähigung zum königlichen Marshal und an seiner Kampfkraft zweifelte.

»Ich werde mich darum kümmern, Mylord«, entgegnete Ralph mit bleicher Miene und verkniffenen Lippen.

»Das will ich hoffen.« John FitzGilbert richtete seinen Blick bereits auf den nächsten Eintrag. Dort war die Anzahl der Brote aufgeführt, die an die königliche Meute verfüttert worden waren. Für gewöhnlich hätte er diese Prüfung solcher Listen einem seiner Untergebenen überlassen. Aber da er dem Hof längere Zeit hatte fernbleiben müssen, um nach dem Tod seines Vaters die Belange seines Besitzes zu ordnen, hielt er es nun für geboten, als Bestätigung seiner Macht dem Amt erneut seinen Stempel aufzudrücken. Ganz so wie man ein Siegel in warmes Wachs presste.

»Herr im Himmel, wie viele Laibe frisst eigentlich so ein Hund?« Als ein Schatten auf das Schriftstück fiel, hielt John inne und hob den Kopf. »Mylord?«

»Lasst es für heute gut sein, FitzGilbert.« Mit verschränkten Armen stand Robert FitzRoy vor dem Tisch und ließ sich seine blutrote Tunika von der Sonne wärmen. »Kommt lieber mit nach draußen. Dieses Schauspiel dürft Ihr Euch nicht entgehen lassen.«

Insgeheim seufzte John. Es war zwecklos, dem Earl of Gloucester erklären zu wollen, dass er die Abrechnung lieber bis zum Ende durchsehen wollte, ehe er sich anderen Dingen zuwandte. Robert FitzRoy, Earl of Gloucester, war als König Heinrichs ältester Sohn zwar von unehelicher Geburt, verfügte aber dennoch über größten Einfluss am Hof. Es lag also in Johns eigenem Interesse, sich gefällig zu zeigen; außerdem war Robert of Gloucester sein Bundesgenosse, Freund und Förderer.

Er erhob sich. Gloucester war hochgewachsen, aber John überragte ihn noch um die Länge eines Zeigefingers. Die massige Gestalt des Earls machte den Vorsprung allerdings wieder wett, sodass beide Männer gleich groß wirkten. Wortlos nahm John seinen Hut von der Bank, zog ihn durch den Gürtel - und fand sich insgeheim damit ab, dass die Abrechnungen vermutlich bis nach dem abendlichen Mahl warten mussten.

»Mein Cousin Stephan hat ein neues Pferd.«

John steckte seinen Umhang zusammen und kam hinter dem Tisch hervor. »Bringt alle diese Schriftstücke in mein Gemach«, rief er Ralph über die Schulter zu. »Außerdem will ich die Liste der Einnahmen der Armee während der Monate meiner Abwesenheit sehen. Und bis spätestens morgen Mittag möchte ich hören, was aus dem vierbeinigen Hundefutter draußen im Stall geworden ist.«

»Ja, Mylord.« Als sich sein Stellvertreter verbeugte, standen ihm winzige Schweißperlen auf der Stirn.

Mit langen energischen Schritten eilte John hinter Gloucester her.

»Sie bekommen zu spüren, dass Ihr wieder da seid«, bemerkte Robert of Gloucester mit verstohlenem Grinsen.

Um die Lippen des Marshals spielte ein sarkastisches Lächeln. »Das will ich meinen.«

»Und habt Ihr schon größere Missstände aufgedeckt?«

Johns Lächeln wurde breiter. Dabei zeigten sich erste feine Linien auf seinen Wangen, die sich in späteren Jahren als harte Falten eingraben würden. »Außer ein paar fragwürdigen Rössern im Stall und Hunden, die offenbar Weizenbrote in Massen verschlingen, gibt es nichts, was ich nicht im Griff hätte.«

»Und wie steht es mit den Frauen?«

»Für sie gilt dasselbe«, bemerkte John trocken.

Robert lachte laut und legte John seinen Arm um die Schultern. »Was ich nicht hoffen will. Ach, es ist gut, dass Ihr zurück seid!«

Draußen im Hof herrschte das lärmende Durcheinander, das der Jagd regelmäßig voranging. Inmitten dampfender Atemwolken und dem Geruch nach Stall und Pferden bestiegen die Lords ihre Rösser. Andere standen noch in Gruppen beisammen und warteten, bis die Stallknechte auch ihre eigenen Pferde endlich herbeibrachten. Die Hunde schnüffelten zwischen den vielen Beinen herum oder zerrten ungeduldig und zitternd vor Aufregung an ihren Leinen. Als Johns Blick auf einen weißen Jagdhund mit deutlich hervortretenden Rippen fiel, kam ihm wieder die Abrechnung in den Sinn.

In einer Ecke des Hofs hatten sich einige Zuschauer um einen rotgesichtigen Mann mit hellen Haaren versammelt, der einen mächtigen Rotschimmel gekonnt durch alle Gangarten bewegte. Mit verschränkten Armen gesellten sich Robert und John zu der Gruppe und verfolgten das Schauspiel.

»Ein Spanier«, bemerkte John mit Bewunderung und zugleich einem kleinen Anflug von Neid. Als oberster Sergeant des Königs besaß er zwar ebenfalls ausgesucht gute Pferde, aber ein Tier dieser Klasse war für ihn unerschwinglich. Für Stephan, Count of Mortain und Neffe des Königs, dagegen war ein solch edles Tier eine Selbstverständlichkeit, so weit stand er über den meisten anderen Menschen am Hof. Aber nicht, dass er deshalb eingebildet gewesen wäre. John hatte sogar einmal gehört, wie König Heinrichs Tochter Matilda, die sogenannte Kaiserin, in verächtlichem Ton geäußert hatte, dass ihr Cousin offenbar lieber wie ein gewöhnlicher Stallknecht mit den Pferden aus der Tränke soff, anstatt Wein aus einem kostbaren Pokal zu schlürfen, wie sich das für einen Mann seines Standes gehörte.

Stephan of Mortain ließ den Rotschimmel steigen und mit den Vorderhufen temperamentvoll durch die Luft schlagen. Dabei grinste er über das ganze Gesicht, und seine Augen funkelten vor Stolz. Dann hieß er das Tier stillstehen und sprang herunter  - doch nur, um sich im selben Moment wieder in den Sattel zu schwingen. Nur dass er diesmal verkehrt herum saß. Durch geschicktes Überkreuzen der Beine drehte er sich gleich darauf blitzschnell wieder nach vorn und vollführte zum Abschluss eine überschwängliche Verbeugung vor seinem begeisterten Publikum. Es war eine mitreißende Vorstellung, und keiner konnte sich Stephans hervorragender Stimmung entziehen. Selbst John begann zu lachen und schloss sich dem Klatschen der Umstehenden an.

Gloucester formte die Hände zu einem Trichter. »Hast du schon einmal daran gedacht, diese Kunststücke zum Beruf zu machen?«, rief er Stephan zu.

Von der Seite her sah der Marshal kurz zu Gloucester hinüber, da ihm dessen bitterer Unterton nicht entgangen war. Die Rivalität zwischen den Vettern war unübersehbar. Beide zählten zu den Mächtigen des Landes, und beide zählten zu den engsten Verwandten des Königs, doch jedes Mal wenn sie einander anerkennend auf die Schulter klopften oder sich in der großen Halle zutranken, wetteiferten sie im Grunde nur um ihren Rang in...

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Elizabeth Chadwick lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen in Nottingham. Sie hat inzwischen über 20 historische Romane geschrieben, die allesamt im Mittelalter spielen. Vieles von ihrem Wissen über diese Epoche resultiert aus ihren Recherchen als Mitglied von »Regia Anglorum«, einem Verein, der das Leben und Wirken der Menschen im frühen Mittelalter nachspielt und so Geschichte lebendig werden lässt. Elizabeth Chadwick wurde mit dem Betty Trask Award ausgezeichnet, und ihre Romane gelangen immer wieder auf die Auswahlliste des Romantic Novelists' Award.