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Blake

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am17.12.2018
Amerika, Gegenwart. Timothy Blake ist ein genialer Profiler und steht als inoffizieller FBI-Mitarbeiter auf keiner Gehaltsliste. Er hat nämlich ein geheimes Laster und wird nicht mit Geld entlohnt, sondern mit etwas, das seine dunklen Triebe befriedigt. Als Blake mit seiner neuen Partnerin Special Agent Reese Thistle eine heikle Geldübergabe einfädelt, geht die Sache schief: In einem gestohlenen Wagen finden sie eine Schaufensterpuppe mit einer menschlichen Niere darin. Blake, der sein finsteres Geheimnis sorgsam hüten muss, gerät unter Verdacht ...


Jack Heath, geboren 1986, hat sich schon als Kind darüber beklagt, dass ihm die meisten Bücher nicht spannend genug sind. Er begann selbst zu schreiben, recherchierte in Leichenhallen und Gefängnissen und bereiste zahlreiche Länder. Heath lebt in Canberra, Australien.
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Produkt

KlappentextAmerika, Gegenwart. Timothy Blake ist ein genialer Profiler und steht als inoffizieller FBI-Mitarbeiter auf keiner Gehaltsliste. Er hat nämlich ein geheimes Laster und wird nicht mit Geld entlohnt, sondern mit etwas, das seine dunklen Triebe befriedigt. Als Blake mit seiner neuen Partnerin Special Agent Reese Thistle eine heikle Geldübergabe einfädelt, geht die Sache schief: In einem gestohlenen Wagen finden sie eine Schaufensterpuppe mit einer menschlichen Niere darin. Blake, der sein finsteres Geheimnis sorgsam hüten muss, gerät unter Verdacht ...


Jack Heath, geboren 1986, hat sich schon als Kind darüber beklagt, dass ihm die meisten Bücher nicht spannend genug sind. Er begann selbst zu schreiben, recherchierte in Leichenhallen und Gefängnissen und bereiste zahlreiche Länder. Heath lebt in Canberra, Australien.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641229047
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum17.12.2018
Reihen-Nr.1
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2275 Kbytes
Artikel-Nr.3399953
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

Je mehr man davon macht, desto mehr lässt man hinter sich. Was ist das?*

Blut klebt zwischen meinen Zähnen. Schmeckt metallisch.

»Hier können Sie nicht rein, Sir«, sagt die FBI-Agentin an der Tür, die mir den Durchgang versperrt.

Ich kaue an meiner Fingerspitze, reiße ein weiteres Stückchen vom Nagel ab. »Ich bin ziviler Berater.«

Die Agentin wirft einen Blick auf meine Billigtreter (Sneaker von Walmart), meine dreckige Jeans, meinen zerlumpten Pullover.

»Können Sie sich ausweisen?«, fragt sie.

Ich habe meinen Ausweis zu Hause gelassen, da ich davon ausging, den Agenten an der Tür zu kennen. In dieser Gegend wird man schließlich schon erschossen, wenn man das Wort »Cop« nur ausspricht.

Am Haus sind einige grüne Stellen, wo sich die Graffiti nicht wegschrubben ließen. Der Briefkasten wurde offenbar mit einem Baseballschläger bearbeitet. Ein Coywolf - eine Mischung aus Coyote und Wolf - humpelt oben auf der Straße um eine umgekippte Mülltonne herum. Sein abgekauter Fuß dürfte irgendwo in einer Bärenfalle stecken.

Ein paar weiße Teenager in Hoodies trinken in der Nähe billiges Bier. Ein Junge zerdrückt seine leere Dose und schleudert sie mit einem Grinsen, das an einen Halloween-Kürbis erinnert, in Richtung des Tieres, das zurückspringt. Die Teenager lachen dreckig, halten aber Abstand, als die Kreatur zwischen zwei vermodernden Zaunlatten davonhumpelt.

Aus dem Inneren des Hauses erklingen Schritte. Laute Stimmen. Ich muss da rein.

»Bitte«, sage ich. »Der ...«

»Ohne Ausweis läuft gar nichts«, fällt mir die Agentin ins Wort. »Entfernen Sie sich.«

»Der Leiter der Außenstelle hat mich angefordert.«

Ein paar Haarsträhnen lösen sich unter ihrer Kappe und fallen ihr in die Augen, aber sie lässt sich davon nicht beirren. Sie ist eine Schwarze, knapp über einen Meter siebzig groß - so groß wie ich -, und trägt weder Make-up noch Ehering. Auf ihre toughe, ernste Art ist sie durchaus attraktiv. Laut der Ausweiskarte, die um ihren Hals baumelt, handelt es sich um Agent R. Thistle, FBI-Außenstelle Houston.

»Wie lautet sein Name?«, fragt sie.

»Luzhin«, erwidere ich. »Peter Luzhin.«

Sie mustert mich ein weiteres Mal. Wägt neu ab.

»Wollen Sie auch noch seine Sozialversicherungsnummer wissen?«, frage ich.

»Die dürften Sie wohl kaum kennen.«

Stimmt. Dürfte ich eigentlich nicht. Tue ich aber. Ich bin in sein Haus eingebrochen und habe sie auf einer Wasserrechnung entdeckt. Der Trick, sich lange Zahlenreihen zu merken, besteht darin, jede einzelne Zahl in einen Konsonanten zu verwandeln und die Vokale dann mit irgendetwas zu ergänzen, was ein einprägsames Bild ergibt.

Aus der Sozialversicherungsnummer des Leiters - 404 62 5283 - wird RZR BN FNHS, und daraus wiederum RaZoR BoNe FuNHouSe. Und das präge ich mir ein, indem ich mir vorstelle, wie Peter Luzhin mit einem Rasiermesser seine Wangen bearbeitet, bis das ganze Fleisch ab ist, der Knochen frei liegt und er sein Werk in aller Ruhe im Zerrspiegel eines Gruselkabinetts betrachtet.

»War nur ein Scherz«, versichere ich der FBI-Agentin.

An diesem Finger ist kein Nagel oder lose Haut mehr übrig, die ich abkauen könnte, also wende ich mich dem Daumen zu. Dieser Zwang wird zu einer dauerhaften Schädigung meiner Nagelhaut und meiner Zähne führen, außerdem gelangen Parasiten in meinen Mund. Aber ich kann trotzdem nicht damit aufhören.

Ein weiterer Agent taucht im Türrahmen auf. Ein Weißer, mager, Raucher, der die Blumenkohlohren eines Wrestlers oder Boxers hat. Die linke Seite seines Jacketts ist von den vielen Stunden ausgebleicht, die er in der texanischen Sonne im Auto zurückgelegt hat. Er trägt keine Ausweiskarte um den Hals, aber ich bin ihm schon begegnet. Sein Name ist Gary Ruciani. Die anderen Agenten nennen ihn »Pope«, weil er italienische Vorfahren hat.

»Hallo, Pope«, sage ich. »Lassen Sie mich rein.«

Die Frau tritt vor, um mir die Sicht zu versperren. »Sir ...«

»Oh«, sagt Ruciani, während er die Treppe herunterkommt. »Sie sind´s.«

Dass man sich an mich erinnert, ist nicht immer eine Erleichterung.

»Collins und Richmond sind oben im Schlafzimmer«, sagt er in meine Richtung. Und an Thistle gewandt: »Lass ihn rein. Luzhin weiß wohl nicht mehr weiter.«

Als ich mich an Thistle vorbeidränge, nehme ich einen Hauch ihres Parfüms wahr. Sie weicht vor mir zurück.

In der griechischen Mythologie gibt es diesen Kerl, der eine spartanische Prinzessin heiraten will, aber auf eine Insel verbannt wird, weil sich sein verwundeter Fuß entzündet und zu stinken beginnt. Doch irgendwann kehrt das Heer zu ihm zurück, denn einigen Leuten ist klar geworden, dass man seine Giftpfeile benötigt. Er hilft ihnen dabei, den Krieg zu gewinnen - ist mit den Soldaten im Bauch des hölzernen Pferdes -, und dennoch hassen ihn nach wie vor alle.

Ich komme mir gerade vor wie dieser Kerl, als ich bemerke, wie Ruciani meinen Blick meidet.

Die Dielenbretter knarren, als ich die Küche betrete und an einem schiefen Turm aus dreckigem Geschirr vorbeigehe, der sich in der Spüle stapelt. Oswald Collins ist vor acht Tagen verschwunden. Offenbar hat seine Frau Billie seither nicht mehr abgewaschen. Im Kühlschrank befinden sich drei halbe Brote aus dem Supermarkt und zwei geöffnete Milchkartons. Auf den Kartons sind keine Fotos von vermissten Kindern mehr, aber das liegt nicht etwa daran, dass es keine vermissten Kinder mehr gibt. Denn wenn das so wäre, wäre ich meinen Job los.

In einem zusammengeknüllten Stück Alufolie entdecke ich fünf Cocktailwürstchen. Ich esse eins davon und stecke den Rest in meine Tasche. Für später.

Die Schlafzimmertür ist offen. Billie Collins sitzt auf der nackten Matratze und hat ihren Kopf in den Händen vergraben. Ihr Haaransatz ist grau, die Beine sind nachlässig rasiert. Ihre Shorts zerfasern dort, wo sie an den Säumen gezerrt hat. Ihre Mutter wird bereits ebenso lange vermisst wie ihr Ehemann.

Als ich das Zimmer betrete, blickt Agent Richmond auf. In der einen Hand hält er einen Löffel und in der anderen einen fast leeren Becher mit Nudeln. Einige Suppentropfen hängen in den Bartstoppeln an seinem Kinn. »Blake«, sagt er. »Wo haben Sie gesteckt?«

Ich bin Zivilist und darf ohne Aufsicht weder einen Tatort betreten noch mit Zeugen reden. Richmond ist mein Babysitter. Glücklicherweise ist er faul und kennt mich nicht so gut, wie er mich zu kennen glaubt.

»Agent Thistle wollte mich nicht reinlassen«, erkläre ich. »Und wo waren Sie?«

Er wedelt mit seiner fetten Hand in Billies Richtung. Die zuckt zusammen und starrt mich beunruhigt an. Richmond will uns beide glauben machen, dass er hiergeblieben ist, um sie zu trösten. Aber »trösten« ist nicht das richtige Wort. Er vermutet, dass Oswald Collins tot ist, und hofft, Billie in einem schwachen Moment zu erwischen.

»Mrs. Collins«, sage ich. »Ich bin Timothy Blake. Wir haben uns letzte Woche kennengelernt.«

Sie nickt. Ihre geröteten Augen richten sich auf meinen Mund. »Sie bluten.«

Das Blut stammt von meinen Fingernägeln. Ich fahre mir mit der Zunge über die Lippen. »Ich habe die letzten sechs Tage nach Ihrem Mann und Ihrer Mutter gesucht. Es gibt keine Spur von ihnen.«

Sie wirkt nicht überrascht. »Warner würde nicht wollen, dass man sie findet.«

Oswald Collins ist ein Alkoholiker, der mit Vorliebe das Geld anderer Leute verspielt. Er hat sich achttausend Dollar von Charlie Warner geliehen, dem Arschloch, das die meisten Verbrechen in Houston finanziert. Danach ist er verschwunden.

Billie redet, als ob Oswald tot wäre, aber ihre Körpersprache sagt etwas anderes. Bei Trauer und Erleichterung erschlaffen Schultern und Nacken. Billie dagegen ist total angespannt, packt die Matratze, als bereite sie sich auf einen Flugzeugabsturz vor. Sie hat Angst.

»Warner würde sehr wohl wollen, dass Oswald gefunden wird«, entgegne ich. »Mit abgetrenntem Kopf oder herausgerissenen Augen. Um die Botschaft zu senden: Das passiert mit Leuten, die ihre Schulden bei mir nicht zurückzahlen.«

Richmond zuckt zusammen. Cops wird beigebracht, mit den Familien der Opfer sanft umzugehen. Aber ich bin kein Cop.

»Daher dachte ich, dass Oswald möglicherweise abgehauen ist«, fahre ich fort. »Aber dann wäre sein Wagen weg. Oder es gäbe einen Beleg dafür, dass er ein Ticket gekauft hat, um aus der Stadt rauszukommen. Selbst wenn er bar bezahlt hätte, wäre er von den Überwachungskameras am Busbahnhof erfasst worden.«

Es gibt Möglichkeiten, unbemerkt zu reisen. Aber die dürfte Oswald nicht...

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Autor

Jack Heath, geboren 1986, hat sich schon als Kind darüber beklagt, dass ihm die meisten Bücher nicht spannend genug sind. Er begann selbst zu schreiben, recherchierte in Leichenhallen und Gefängnissen und bereiste zahlreiche Länder. Heath lebt in Canberra, Australien.