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Aschehonig

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
379 Seiten
Deutsch
Carlsen Verlag GmbHerschienen am20.05.2021Auflage
**Wenn Liebe süß wie Honig schmeckt, schmerzt sie wie der Stich einer Biene ...**  Die Natur hat sich ihr Reich schon lange zurückerobert: Wälder wurden lebendig und verschlangen ganze Städte. Seitdem setzt kein Mensch mehr einen Fuß in die überwucherten, lebensbedrohlichen Gebiete. Bis jetzt. Bienenhüterin Giselle spürt eine eigentümliche Verbindung zu den Geschöpfen des Waldes. Sie sucht nach einer Rettung für die Bienen - und die Zukunft. Gemeinsam mit Alexej, der ihr Herz mit jedem tiefgründigen Blick in Aufruhr versetzt, und zwei Freunden wagt sie sich in das lebendige Dickicht. Doch je tiefer sie in den Wald vordringen, desto größer werden die Geheimnisse, die zwischen ihnen allen stehen ... Grandiose Mischung aus Romantasy und Umweltroman Auf einzigartige und sensible Weise verwebt Beatrice Jacoby die berührende Liebesgeschichte einer Bienenhüterin mit großen und wichtigen Umweltthemen. Sie gewährt ihren Leser*innen dabei einen Einblick in die besondere Welt der Bienen und setzt ein Statement für den Schutz unserer Wälder. //»Aschehonig« ist ein in sich abgeschlossener Einzelband.//

Die 1992 geborene Münchnerin Beatrice Jacoby absolvierte eine Ausbildung zur Incentive- und Eventmanagerin sowie zur Fremdsprachenkorrespondentin. 2022 absolvierte sie außerdem eine Weiterbildung im Bereich Schreibtherapie. Heute lebt und arbeitet sie in Düsseldorf. Sie liebt es, mit ihrem Mann zu debattieren, Buchcharaktere zu illustrieren und bei einer guten Tasse Tee in fantastische Welten abzutauchen.
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Produkt

Klappentext**Wenn Liebe süß wie Honig schmeckt, schmerzt sie wie der Stich einer Biene ...**  Die Natur hat sich ihr Reich schon lange zurückerobert: Wälder wurden lebendig und verschlangen ganze Städte. Seitdem setzt kein Mensch mehr einen Fuß in die überwucherten, lebensbedrohlichen Gebiete. Bis jetzt. Bienenhüterin Giselle spürt eine eigentümliche Verbindung zu den Geschöpfen des Waldes. Sie sucht nach einer Rettung für die Bienen - und die Zukunft. Gemeinsam mit Alexej, der ihr Herz mit jedem tiefgründigen Blick in Aufruhr versetzt, und zwei Freunden wagt sie sich in das lebendige Dickicht. Doch je tiefer sie in den Wald vordringen, desto größer werden die Geheimnisse, die zwischen ihnen allen stehen ... Grandiose Mischung aus Romantasy und Umweltroman Auf einzigartige und sensible Weise verwebt Beatrice Jacoby die berührende Liebesgeschichte einer Bienenhüterin mit großen und wichtigen Umweltthemen. Sie gewährt ihren Leser*innen dabei einen Einblick in die besondere Welt der Bienen und setzt ein Statement für den Schutz unserer Wälder. //»Aschehonig« ist ein in sich abgeschlossener Einzelband.//

Die 1992 geborene Münchnerin Beatrice Jacoby absolvierte eine Ausbildung zur Incentive- und Eventmanagerin sowie zur Fremdsprachenkorrespondentin. 2022 absolvierte sie außerdem eine Weiterbildung im Bereich Schreibtherapie. Heute lebt und arbeitet sie in Düsseldorf. Sie liebt es, mit ihrem Mann zu debattieren, Buchcharaktere zu illustrieren und bei einer guten Tasse Tee in fantastische Welten abzutauchen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783646607437
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum20.05.2021
AuflageAuflage
Seiten379 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3436 Kbytes
Artikel-Nr.5682987
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 1

Giselle

Hörst du das?

Das Surren, dieses unermüdliche Schwirren? Wie abertausende Flügel, die die Luft zum Beben bringen. Von Blüte zu Blüte huschend in eifriger Zielstrebigkeit. Als würden sie tatsächlich hier herumfliegen, die Bienen. Dabei ist es nur mein Herz, das so heftig schlägt, keine durchsichtigen doppelten Flügelpaare.

Spürst du es auch? Mir ist, als pulsierten die Härchen auf meinen Unterarmen im Takt mit, wenn ich an diesen Tag und an all die Dominosteine zurückdenke, die er zum Umfallen gebracht hat. Einen nach dem anderen.

Du-dum. Du-dum. Du-dum.

Sss-umm.

***

»Hörst du? Alles wird gut!«, beteuerte ich und streichelte sie flüchtig. »Das Feuer kann dir nichts mehr anhaben.«

Das Kissen unter meinen Knien saugte sich allmählich mit der verbliebenen Feuchtigkeit der Wiese voll. Ich fühlte ihre angenehme Kälte durch den abgewetzten Stoff, der zuletzt vor dem Ausbruch der Waldpocken weich und angenehm gewesen war. Behutsam rückte ich der klammen Erde mit einem aufgeschraubten Einmachglas zu Leibe und schaufelte sie damit zur Seite.

»Du vermisst sie bestimmt noch mehr als ich, aber dein neues Zuhause wird dir sicher gefallen«, versprach ich und hob vorsichtig ihre Füße an. Sie waren über und über mit satter schwarzer Erde bedeckt. Die gröbsten Klumpen klopfte ich flüchtig ab.

»Ich bitte Till dich bei sich in seiner Wohnung aufzunehmen, was sagst du dazu?« Nichts natürlich. Immerhin redete ich mit einer Teerose. Trotzdem besser, als Selbstgespräche zu führen. »Vom Dachfenster im Bad aus sieht man bis zum Waldrand und wenn man mutig genug ist sich aus dem Küchenfenster zu lehnen, kann man die Spitzen der Hochhäuser sehen. Till ist ein, ähm ... ganz besonderes Exemplar. Aber ich sorge dafür, dass er sich gut um dich kümmert.«

Ihr Köpfchen neigte sich leicht zur Seite.

»Wenn es dir trotzdem nicht gefällt, ziehst du runter zu Babette und mir.«

Vorsichtig setzte ich sie in den Blumentopf neben mir. Erneut stach ich in den Boden, diesmal mit dem Schraubdeckel des Glases, um die Erde zu lockern. Dann wechselte ich das Werkzeug und Einmachglas für Einmachglas schaufelte ich dem Rosenstock ein Bett aus Erde in den Topf. Der Wind wirbelte graue Flocken zu mir herüber. Sie erinnerten mich an Schnee oder den Staub der hinterlistigen Feen, von denen man Kindern erzählte, dass sie im Wald, jenseits der alles überragenden Spiegelmauer ihr Unwesen trieben. Man konnte sich schließlich viele Schauergeschichten ausdenken über ein unheilvolles Gebiet, das zu unserem eigenen Schutz keine Menschenseele mehr betreten durfte. Denn die Mauer sperrte niemanden aus, sondern den Wald ein.

In Wirklichkeit waren die verwehten grauen Flocken, die nun in kleinen Wirbeln um mich herumwehten, weder Schnee noch Feenstaub, sondern Asche. Überreste von toten Pflanzen und der Bienenkästen, die in der Nähe gestanden hatten. Mein Herz wurde bleischwer, wenn ich daran dachte, wie unsere jungen Bienenvölker vorgestern erstickt oder verbrannt waren. Dass die von den Löscharbeiten noch feuchte Asche den Wurzeln meiner Teerose Nährstoffe spenden würde, milderte die Tragik kaum. Immerhin war die Feuerwehr schnell genug eingetroffen, um sie und den Rest der Plantage vor den Flammen zu retten.

Wäre ich an dem Tag doch nur eine Stunde länger geblieben! Ich hätte den Brand mit meiner Jacke im Keim ersticken können oder ich hätte ... Unsinn! Egal wie viele Szenarien ich in meinem Kopf durchspielte, das Gras war ohne den lang ersehnten Sommerregen staubtrocken gewesen. Vom nahe gelegenen Brandherd hatte sich das Feuer rasant bis zu den Bienenstöcken am Plantagenrand ausgebreitet. Es musste unglaublich schnell gegangen sein.

Mit mir oder ohne mich. Die Bienen hatten keine Chance gegen die Flammen gehabt. Ganz gleich, wie wertvoll oder beladen mit Hoffnung sie für mich waren.

Ich seufzte schwer. Einerseits, weil es mich anstrengte, in der Nachmittagshitze dieses zum Schmelzen warmen Tages eine Teerose auszugraben. Andererseits, weil unendlich viel Herzblut in die Aufzucht jeder einzelnen Honigbiene geflossen war. Und nun? Nun kniete ich neben dem zusammengekehrten Haufen ihrer grau bestäubten Leichen.

Der Geruch von Rauch war immer noch präsent und rieb mir meinen Verlust geradezu unter die Nase. Doch darunter lag auch noch der Duft von Wachs und schwindelerregend süßem Honig in der Luft. Oder bloß in meiner Erinnerung. Dank der Karamell-Note, die darin mitschwang, lief mir das Wasser im Mund zusammen. Mit jedem Atemzug bildete ich mir ein, den Honig deutlicher zu riechen.

Ich fühlte mich wie einer der Pullover, den unsere sieben Katzen beim Spielen an einem losen Faden gepackt hatten und nun Reihe für Reihe aufdröselten. Und am liebsten wäre ich vor Verzweiflung auch genauso schlaff in mich zusammengefallen. Aber das konnte ich mir nicht erlauben.

Spätestens morgen würde ich mich wieder zusammenreißen. Wieder die gute, gewissenhafte Giselle sein. Eine strebsame Tochter. Eine trotz anhaltendem Bienensterben zuversichtliche Bienenhüterin. Ich würde lernen loszulassen.

Bis dahin gestand ich mir die Albernheit zu, diese Rose mit nach Hause zu nehmen. Außerdem war sie die beste Zuhörerin im Umkreis von zwei Quadratkilometern.

Babette war unter ihrer harten Schale so verständnisvoll, wie ich mir meine Adoptivmutter damals im Heim erträumt hatte. Sie würde es verstehen. Mit den Augen rollen, sicher. Etwas auf Französisch in sich hinein murmeln, vielleicht. Doch sie würde es mir nicht verbieten.

»Sie braucht ein bisschen Zeit, aber sie wird dich in ihr Herz schließen«, versprach ich der Blume vollmundig. »Sie hat schließlich auch erlaubt, dass wir dich am Plantagenrand pflanzen, als wir das erste Volk hier angesiedelt haben. Damals hast du Till übrigens schon mal getroffen, er hat die Bienenbeuten gebaut und aufgestellt. Erinnerst du dich?«

Abrupt hielt ich inne. Alle weiteren Lobeshymnen auf Babette und Till schreckten von meiner Zunge. Auf den zarten gelben Blütenblättern der Rose saß ein kleines schwarzes Insekt. Es besaß einen dichten Pelzkragen, ähnlich dem einer reichen Dame aus dem vorletzten Jahrhundert, eine schmale Taille und emsig suchende Fühler. Sie tasteten über die fragile Blütenoberfläche, dem betörenden Aroma des Nektars hinterher.

Das musste eine Überlebende unserer Bienenstöcke sein! Eine Arbeiterin, die aschebedeckt zu ihrem ausgebrannten Stock zurückkehrte.

Doch sie war weder dunkelgrau noch hinterließ sie Aschespuren auf der Blüte. Von den Facettenaugen bis zum Hinterleib war sie schwärzer als die Sicht durch geschlossene Augenlider. Das war keine unserer domestizierten Honigbienen mit Ruß auf ihrem Körper. Sondern eine echte schwarze Biene. Eine wilde Biene! Dabei galten inzwischen auch die letzten davon, die weniger nach einer ihrer Urarten aussahen, als ausgestorben.

Doch, wenn es diese eine gab, musste es auch einen Bienenstock geben. Mit anderen Worten: mehr von ihrer Sorte.

Mein Herz war sich nicht sicher, ob es stehen bleiben oder Freudensprünge machen sollte. Ich wusste nur eins: Wenn meine Sinne mir keinen Streich spielten, würde das alles ändern!

Du-dumm.

Jetzt nur keine hektischen Bewegungen machen! Gebannt starrte ich das Insekt an. Mein Blick suchte es nach blinkenden Kontrollleuchten und Schweißnähten ab. Fehlanzeige. Da machte sich definitiv keine der ferngesteuerten Drohnen an der Blüte zu schaffen. Deren Prototypen wurden hier auf der Obstplantage getestet, um unsere wenigen verbliebenen Bienenvölker bei der Bestäubung zu unterstützen. Es war eine wirklich lebendige Biene. Bloß, dass dieses Exemplar anders war als alles, was ich jemals mit eigenen Augen gesehen hatte. Denn alle Bienenvölker in Menschenhand glichen sich durch den inzwischen stark dezimierten Genpool extrem.

Für einen Moment hielt ich die Luft an, damit ich die Biene nicht aus Versehen verschreckte. Oder den Wunschtraum, den sie mir vorgaukelte.

Ich riss mich zusammen und befreite mich aus meiner Schockstarre. Mit Deckel und Einmachglas bewaffnet näherten sich meine Hände behutsam der Blume, in der das Tier nach Nektar und Pollen suchte. Gerade als ich das Glas um die Blüte schließen wollte, touchierte mein Unterarm die Pflanze. Die schwarze Biene hob ab. In der darauffolgenden Schrecksekunde verfehlte ich sie - fast! Mit wummerndem Puls schraubte ich den Deckel zu. Das war knapp!

Zum ersten Mal freute ich mich darüber, körperlich nicht sonderlich stark zu sein. Sonst hätte ich das Glas wahrscheinlich vor Anspannung zerdrückt. So nah wie möglich hielt ich es mir vor das Gesicht und betrachtete die Biene. Hatte ich ein Bein eingeklemmt? Eine Antenne abgeknickt?

»Alles in Ordnung«, stellte ich erleichtert fest und zwinkerte der Teerose zu. »Da haben wir aber noch mal Glück gehabt.«

Die Pflanze würde mir als Zeugin nicht reichen, um sicher sein zu können, dass diese schwarze Biene echt war.

Ich musste nach Hause und Babette davon erzählen! Sie hatte immer eine Antwort parat. Bestimmt konnte sie auch dieses Phänomen erklären. Bis dahin würde ich kaum wagen zu hoffen, was mein Fund bedeuten könnte.

So behutsam, wie es das Adrenalin zuließ, packte ich das Einmachglas in meine Jutetasche. Ich wollte schnellstmöglich heim. Vorerst blieb keine Zeit, die Rose in die Erde zurückzusetzen. Es war lächerlich, trotzdem ließ ich sie auch in der irrwitzigen Hoffnung zurück, dass sie hier vielleicht doch noch ein paar geflügelte Freunde vermissen würden. Dass sie weitere dieser fremden Bienen anlocken würde.

In meinen Sohlen juckte es förmlich. Aber ich musste...
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Autor

Die 1992 geborene Münchnerin Beatrice Jacoby absolvierte eine Ausbildung zur Incentive- und Eventmanagerin sowie zur Fremdsprachenkorrespondentin. 2022 absolvierte sie außerdem eine Weiterbildung im Bereich Schreibtherapie. Heute lebt und arbeitet sie in Düsseldorf. Sie liebt es, mit ihrem Mann zu debattieren, Buchcharaktere zu illustrieren und bei einer guten Tasse Tee in fantastische Welten abzutauchen.