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Du & ich und das Ende der Welt

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
Carlsen Verlag GmbHerschienen am29.11.2021Auflage
Faszinierend, geheimnisvoll und höchst romantisch - diese herzzerreißende Lovestory entführt ihre Leserinnen und Leser in eine apokalyptischen Welt! Ballerina Hannah erwacht in einer stillen, einsamen Stadt. Houston ist leergefegt, sie selbst der einzige Mensch. Erst der Sound einer E-Gitarre führt sie zu jemand anderem: dem coolen Metal-Fan Leo. Gemeinsam streifen sie durch die Straßen, erkunden Museen, das große Festivalgelände, suchen nach Antworten, Tag für Tag. Dabei kommen sie sich immer näher. Denn ihre Isolation hat auch etwas Befreiendes, plötzlich können Hannah und Leo - die sehr verschieden sind - neue Seiten zeigen. Doch dann verändert sich die Welt um sie herum wieder und es scheint, als würde Leo langsam verschwinden. Großes Geheimnis und großes Gefühlskino - einfühlsam und spannend aus zwei Perspektiven erzählt.

Brianna Bourne arbeitet als Stage-Managerin für große Balletttruppen auf beiden Seiten des Atlantiks. Die gebürtige Amerikanerin lebt in Großbritannien, reist jedoch oft in die USA, für die Arbeit oder um Freunde und Familie zu besuchen. Sie ist in Indonesien, Ägypten und Texas aufgewachsen und all diese Orte dienen ihr als Inspiration für ihre Geschichten.Mehr über die Autorin auf briannabournebooks.com.
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Produkt

KlappentextFaszinierend, geheimnisvoll und höchst romantisch - diese herzzerreißende Lovestory entführt ihre Leserinnen und Leser in eine apokalyptischen Welt! Ballerina Hannah erwacht in einer stillen, einsamen Stadt. Houston ist leergefegt, sie selbst der einzige Mensch. Erst der Sound einer E-Gitarre führt sie zu jemand anderem: dem coolen Metal-Fan Leo. Gemeinsam streifen sie durch die Straßen, erkunden Museen, das große Festivalgelände, suchen nach Antworten, Tag für Tag. Dabei kommen sie sich immer näher. Denn ihre Isolation hat auch etwas Befreiendes, plötzlich können Hannah und Leo - die sehr verschieden sind - neue Seiten zeigen. Doch dann verändert sich die Welt um sie herum wieder und es scheint, als würde Leo langsam verschwinden. Großes Geheimnis und großes Gefühlskino - einfühlsam und spannend aus zwei Perspektiven erzählt.

Brianna Bourne arbeitet als Stage-Managerin für große Balletttruppen auf beiden Seiten des Atlantiks. Die gebürtige Amerikanerin lebt in Großbritannien, reist jedoch oft in die USA, für die Arbeit oder um Freunde und Familie zu besuchen. Sie ist in Indonesien, Ägypten und Texas aufgewachsen und all diese Orte dienen ihr als Inspiration für ihre Geschichten.Mehr über die Autorin auf briannabournebooks.com.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783646933772
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum29.11.2021
AuflageAuflage
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2553 Kbytes
Artikel-Nr.5715386
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe




Hannah

Ich hätte zu Hause bleiben sollen.

Ich hätte diesen kleinen Wunsch ersticken sollen, diese Stimme in mir, die sagte: Na los, Hannah. Geh raus und besorg dir noch ein paar Bücher.

Es geht immer schief, wenn ich vom Plan abweiche. Wenn ich mich nicht an die Vorgaben halte. Schließlich habe ich alles so geplant, dass ich nicht über die Leere nachdenken muss.

Tja.

Jetzt denke ich doch darüber nach.

Die Straße, in der ich parke, ist so leblos wie ein Gemälde.

Licht dringt durch die gewundenen Äste der Eichen, die die Straße säumen und mir ein wenig Schutz vor der gnadenlosen Sommersonne Houstons bieten. Das Thermometer auf dem Armaturenbrett zeigt siebenunddreißig Grad, aber in dem großen weißen SUV meiner Mutter ist es schön kühl. Hundertmal habe ich hier schon geparkt, ein paar Schritte vom Antiquariat der Familie meiner besten Freundin Astrid entfernt.

All die anderen Male kommen mir jetzt vor wie aus einem anderen Leben.

Ich lasse die Scheibe einen Spalt weit herunter. Sofort schwappt die Hitze herein. Es ist viel zu heiß für April.

Ich schalte den Motor aus und lausche.

Es ist still. So eine Stille, die mich an lange Sommerferien und träge Mücken erinnert, an das Haus meiner Oma in den Backwoods von Osttexas. Eigentlich müssten die Highways dröhnen, wie das Rauschen eines alten Plattenspielers, das immer da ist, auch wenn man es nur zwischen den einzelnen Songs hört.

Jetzt gerade höre ich nichts.

Keine Autos. Keine Menschen.

Nur Stille, leer und heiß.

Ich halte das Schlüsselbund meiner Mutter in der Hand und drücke den Spitzenschuh-Anhänger, als könnte sich dadurch der berühmte Gleichmut meiner Ballerina-Mutter auf mich übertragen.

Wenn ich jetzt umkehre, erwartet mich nichts als das leere, hallende Haus und eine Routine, die sich bereits fad anfühlt. Ein Buch könnte vielleicht die Gedanken dämpfen, die sich nicht abstellen lassen.

Ich muss jetzt endlich aussteigen. Keine Ahnung, worauf ich warte - vielleicht klammere ich mich an einen Hoffnungsfetzen, dass doch noch etwas Normales passieren könnte. Zum Beispiel dass bei dem Haus gegenüber die Tür aufgeht, eine Frau mit Sonnenbrille und klimpernden Schlüsseln die Treppe runterkommt, in ihren Wagen steigt und davonbraust.

Aber natürlich passiert das nicht. Es sind jetzt schon fünf Tage, an denen ich keine Menschenseele gesehen habe. Hier ist niemand, und wenn ich weiter wie angewurzelt sitzen bleibe, besteht die Gefahr, dass meine Fantasie erneut ihr hässliches Haupt erhebt.

Wie aufs Stichwort huscht ein Schatten an der Beifahrertür vorbei, ich sehe ihn flüchtig aus dem Augenwinkel.

Schnell schaue ich hin.

Aber da ist nichts, nur ein knorriger Ast, der weiter als die anderen über die Straße ragt. Der Schatten war wohl nur das Flattern seiner Blätter.

Da ist nichts, Hannah. Das bildest du dir nur ein.

Das habe ich mir in den letzten Tagen oft gesagt. Tanzen ist das Einzige, was die Panik in Schach hält, aber ich kann mir ja schlecht die Spitzenschuhe anziehen und auf der Rückbank ein paar Sautés hinlegen. Also mache ich das Zweitbeste. Ich schließe die Augen und gehe die Choreografie vom Danse des petits cygnes - Tanz der kleinen Schwäne - aus Schwanensee durch.

Ich lasse meine Hände meine Füße sein, bewege sie mit fliegender Präzision. Es ist ein grober Entwurf dessen, was meine Beine und Füße täten, wenn ich die komplizierten Schritte tanzen würde. So machen wir Balletttänzerinnen das, wenn wir eine Choreografie durchgehen. Astrid sagt, es sieht wie eine richtig krasse Zeichensprache aus. Eine Hand an den Ellbogen des anderen Arms für die Passés. Für die Echappés mit einer Hand erst vorn, dann hinten über die andere streichen.

Entrechat, Relevé passé, Entrechat, Relevé passé, Piqué passé.

Echappé, Echappé, Echappé, Echappé.

Chassé Relevé Arabesque.

Als ich durch bin, mache ich die Augen auf und entspanne die Schultern.

Die Schatten sind weg.

Ich nehme meinen leeren Rucksack vom Beifahrersitz und setze ihn auf. Ich muss aussteigen, bevor ich wieder Schiss kriege.

Als ich die Tür aufmache, schlägt mir ein Schwall ofenheiße Texasluft ins Gesicht. Anstatt den Gehweg zu benutzen, laufe ich mitten auf der Straße. Mich überfährt ja sowieso keiner. Auf dem Seitenstreifen und in den Einfahrten parken Autos, aber sie bewegen sich nie. Wenn es eine Massen­evakuierung gegeben hätte, wären die Autos doch alle weg, oder? Es ist fast so, als ob ...

Nein, Hannah.

Ich habe mir fest vorgenommen nicht darüber nachzudenken. Morgens nach dem Frühstück habe ich eine Viertelstunde, um meine verschiedenen Theorien zu durchdenken. Jetzt steht das nicht auf dem Plan.

Schwarzer Asphaltgeruch steigt auf, während ich die Straße entlanggehe. Sie ist zu beiden Seiten von kleinen, ordentlichen Häusern gesäumt, wie fröhliche Klöße sitzen sie hinter ihren Eisenzäunen. Houston ist ein Flickenteppich wie alle anderen Städte auch und diese idyllische Häuserreihe führt auf eine Straße mit einer heruntergekommenen Ladenzeile. Der Buchladen ist geradeaus an der Kreuzung.

Ein Kaffeebecher aus Pappe kullert über die Straße, taumelt durch die Stadt wie ein urbaner Steppenläufer. Ich fasse die Riemen des Rucksacks und gehe schneller. Ich weiß nicht, warum ich nicht einfach direkt vor dem Buchladen geparkt habe. Das heißt, ich weiß schon, warum - die Straße ist gepflastert mit Parkverbotsschildern. Aber hier ist ja niemand, der mir einen Strafzettel verpassen könnte.

In meinem Nacken kribbelt es. Jedes Mal wenn ich das Haus verlasse, habe ich das paranoide Gefühl, dass mir jemand folgt.

O nein.

Ich hätte nicht daran denken sollen. Denn jetzt höre ich jedes Mal, wenn meine Converse leise auf dem von der Hitze rissigen Asphalt aufkommen, ein noch leiseres Echo.

Schritte.

Das bildest du dir nur ein. Das bildest du dir nur ein.

Ich gehe weiter, widerstehe dem brüllenden Drang zu rennen. Die Schritte werden lauter. Als ich schneller gehe, werden sie auch schneller.

Jetzt klingen sie näher.

Und dann fühlen sie sich auch näher an. Der Boden vibriert. Es scheint jemand Kleines zu sein. Ein Kind?

Nein.

Da ist niemand. Nerv nicht, Einbildung. Nerv nicht, Hannah.

Am Ende der Straße gehe ich langsamer und kneife die Augen zu, mit hämmerndem Herzen und schmerzender Lunge.

Ich bleibe stehen, die Schritte auch.

Diesmal sage ich es laut: »Das bilde ich mir nur ein.«

Ich fahre herum.

Panisch scanne ich die verlassene Straße. Da ist nichts, aber mein Herz zieht sich trotzdem zusammen, die Angst vor Gespenstern ist nicht sein größter Kummer.

Jetzt bin ich fast beim Buchladen. Weitergehen. Da sind keine Schritte da sind keine Schritte da sind keine Schritte.

Obwohl mir das Blut gegen das Trommelfell pocht, gucke ich nach links und nach rechts, bevor ich die Straße überquere. Selbst in einer leeren Stadt halte ich mich noch brav an die Regeln.

Als ich vor dem Laden stehe, lege ich die Hände wie einen Trichter an die gläserne Eingangstür und spähe hinein. Es brennt kein Licht, aber alles sieht normal aus. Versuchsweise drücke ich die Türklinke. Abgeschlossen. Ich bin erleichtert. Endlich ist mal etwas so, wie es sein sollte. Das einzige andere Geschäft, bei dem ich bisher war, ist der Supermarkt, und wenn ich dort auf die automatische Schiebetür zugehe, öffnet sie sich jedes Mal, als ob nichts wäre, und begrüßt mich mit Kühlthekenluft, gut gefüllten Regalen und leeren Gängen.

Ich habe immer noch die Schlüssel meiner Mutter in der Hand, die rot und feucht ist und in der sich die Bänder des kleinen Spitzenschuhs abgedrückt haben. Es ist ein Reserveschlüssel zum Buchladen dabei, für den Notfall. Ich glaube aber kaum, dass das hier der Notfall ist, den Astrids Eltern im Sinn hatten, als sie ihn uns gaben.

Ich drehe mich noch mal zu der verlassenen Straße um, dann schließe ich auf und schlüpfe hinein.

Sofort bin ich von Braun umhüllt. Alles hier ist braun: die holzvertäfelten Wände, der Teppich, die schiefen Regale aus altem Sperrholz. Selbst der Name des Antiquariats, Wortschätze, steht in brauner Schablonenschrift an der Laden­theke.

Am liebsten würde ich mich an die Wand lehnen oder auf den Boden setzen, bis Angst und Anspannung sich lösen, aber ich zwinge mich, aufrecht stehen zu bleiben. Ich bin gekommen, um mich mit Büchern zu versorgen.

Während ich durch die Gänge laufe, packe ich alles ein, was annehmbar aussieht. Ich will so viele Bücher mitnehmen, dass ich nicht noch mal herkommen muss. Obwohl ich ja nicht mehr sehr lange allein sein werde.

Wenn heute Donnerstag ist, sind es keine achtundvierzig Stunden bis zum wichtigsten Vortanzen meines Lebens. Übermorgen. Mein Leben lang habe ich darauf hingearbeitet: auf ein Engagement in einer bedeutenden Ballettcompagnie. Und ich tanze nicht irgendwo vor, sondern bei der Ballettcompagnie, von der ich immer geträumt habe. Beim South Texas City Ballet, wo auch meine Mutter ihre Karriere gestartet hat. Ich kenne schon die Ballettmeister und die Gastchoreografen und den...


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Autor

Brianna Bourne arbeitet als Stage-Managerin für große Balletttruppen auf beiden Seiten des Atlantiks. Die gebürtige Amerikanerin lebt in Großbritannien, reist jedoch oft in die USA, für die Arbeit oder um Freunde und Familie zu besuchen. Sie ist in Indonesien, Ägypten und Texas aufgewachsen und all diese Orte dienen ihr als Inspiration für ihre Geschichten.Mehr über die Autorin auf briannabournebooks.com.