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Das Buch der gelöschten Wörter - Zwischen den Seiten

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
414 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am29.06.20201. Aufl. 2020
Die Welt der Londonerin Hope Turner steht Kopf, seit sie mit Hilfe des grimmigen Rufus Walker in die Welt ihrer Lieblingsbücher reisen kann! Doch auch Hope besitzt ein rares Talent: Sie kann das Buch der gelöschten Wörter, in dem sich alle jemals gelöschten hasserfüllten Textfragmente sammeln, von den negativen Energien bereinigen. Geschieht dies nicht und quillt das Buch über, können die Wörter reale Katastrophen auslösen. Doch eine finstere Macht hat es auf das Buch abgesehen ...


Mary E. Garner träumte sich schon immer gern in die Welten ihrer Lieblingsbücher. Bevorzugt jene, die in ihrem geliebten England spielen. Ihrer persönlichen Leidenschaft zur großen Insel und deren literarischen Figuren entsprang die Idee zu Das Buch der gelöschten Wörter, in das sie nun auch ihre Leserschaft in entführt.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDie Welt der Londonerin Hope Turner steht Kopf, seit sie mit Hilfe des grimmigen Rufus Walker in die Welt ihrer Lieblingsbücher reisen kann! Doch auch Hope besitzt ein rares Talent: Sie kann das Buch der gelöschten Wörter, in dem sich alle jemals gelöschten hasserfüllten Textfragmente sammeln, von den negativen Energien bereinigen. Geschieht dies nicht und quillt das Buch über, können die Wörter reale Katastrophen auslösen. Doch eine finstere Macht hat es auf das Buch abgesehen ...


Mary E. Garner träumte sich schon immer gern in die Welten ihrer Lieblingsbücher. Bevorzugt jene, die in ihrem geliebten England spielen. Ihrer persönlichen Leidenschaft zur großen Insel und deren literarischen Figuren entsprang die Idee zu Das Buch der gelöschten Wörter, in das sie nun auch ihre Leserschaft in entführt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732586271
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum29.06.2020
Auflage1. Aufl. 2020
Reihen-Nr.2
Seiten414 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2596 Kbytes
Artikel-Nr.4937735
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2. Kapitel

Die Klinke rutschte mir aus der Hand, und die Tür schloss sich mit einem satten Geräusch. Ich blinzelte, um meine Augen nach dem grellen Neonlicht des Labors an die schummrige Beleuchtung im Buchladen zu gewöhnen.

Es roch leicht verbrannt, und einen kurzen, schrecklichen Moment lang erwartete ich, über die verkohlten Überreste von Annas Kleid oder noch Schlimmeres zu stolpern. Doch der Boden war sauber wie eh und je.

Am Ende des schmalen Ganges, in dem ich herausgekommen war, stand eine Gestalt. Eine vertraute Gestalt in einem gut geschnittenen Anzug samt glänzender Schuhe.

»Hope, da bist du ja«, sagte Kenan.

Sein Anblick, seine ausgestreckten Hände, das Mitgefühl in seiner Stimme - das alles war zu viel für mich. Ich taumelte gegen das nächste Bücherbord und sackte in die Knie. Sofort war Kenan neben mir.

»Oh Kenan, du ahnst ja nicht ... was alles passiert ist«, stöhnte ich, während er mich zu dem Sofa um die Ecke führte.

»Ich weiß es schon, Hope.« Er sprach leise und beruhigend. »Rufus war hier und hat allen, die vorn versammelt sind, berichtet. Anna ... also ... das ist einfach unfassbar.« Er schüttelte den Kopf. Sein Gesicht wirkte angespannt, seine Augen lagen in dunklen Schatten.

»Was tust du allein hier hinten?«, wollte ich wissen.

Er zeigte mir das Buch, das er in der Hand hielt. Es war eine hübsch illustrierte Ausgabe des Sommernachtstraums.

»Ich wollte gerade in die Zentrale portieren«, sagte er. »Schauen, wie es dir geht.«

Bei seinen Worten musste ich schlucken, und mein Herz schlug schneller. Auch jetzt, in meinem Zustand der Schockstarre, übte er diese gewisse Anziehungskraft auf mich aus, die mich in seiner Gegenwart seit unserer ersten Begegnung jedes Mal von Neuem überfiel.

»Wo ist Rufus?«, fragte ich. »Ist er noch vorn bei den anderen?«

Kenan runzelte die Stirn. »Nein. Ich hab mich auch schon gewundert - nach seinem Bericht ist er regelrecht aus dem Laden gestürzt, schien es sehr eilig zu haben.«

Ich sprang auf. »Oh Gott, Kenan! Ich muss ihm sofort nach!«

»Was ist los, Hope?« Kenan durchbohrte mich mit seinem Blick, und ich starrte zurück. Alles in mir sträubte sich, es auszusprechen. Doch mir blieb keine Wahl.

»Anna hat angedeutet, dass es einen weiteren Verräter gibt. Einen Menschen aus der realen Welt.«

Kenan nickte. »Ja, Rufus erwähnte das.«

»Hat er auch erwähnt, dass Anna ihn beschuldigt hat?«

Kenan wurde bleich. »Das ist nicht dein Ernst, dass du das glaubst.« Er schnappte nach Luft.

»Leider gibt es ein paar Indizien«, erwiderte ich gepresst. »Deswegen muss ich wissen ... ich muss wissen, ob es Mum gut geht.«

»Deine Mutter? Was hat sie damit zu tun?«

Ich warf einen gehetzten Blick über die Schulter nach vorn zum Ausgang. Jede Sekunde, die Rufus an Vorsprung gewann, erhöhte die Gefahr für Mum.

»Tut mir leid, Kenan, dafür ist jetzt keine Zeit. Ich muss ...«

»Ich komme mit!«, entschied er. »Und wenn du dich vergewissert hast, dass es ihr gut geht, erzählst du mir alles?!«

Ich blickte ihn an.

»Vertrau mir, Hope«, sagte er. »Was immer dich beunruhigt, du kannst es mir sagen! Das weißt du doch hoffentlich?«

Ich sah in seine grauen Augen. Einen Moment lang musste ich daran denken, wie er mir in Dracula seine und Rufus´ Familiengeschichte anvertraut hatte. Wie sollte ich ihm klarmachen, dass das Unwahrscheinliche, Unfassbare in die Nähe einer grausamen Wahrscheinlichkeit gerückt war: dass sein Cousin, der zugleich sein Adoptivbruder war, dass der Adoptivsohn des Gründers und mein Wanderer womöglich der gesuchte Verräter war?

Vielleicht erriet er meinen Zweifel. Vielleicht wollte er mir Mut machen. Jedenfalls hielt er mir die Hand hin und sah mich dabei so intensiv an, dass ich nicht anders konnte, als meine eigene hineinzulegen.

»Gehen wir?«, fragte er.

»Gehen wir!«

Während wir zwischen den Regalen hindurchhasteten, ließ Kenan meine Hand nicht los. Als sich im vorderen Teil des Ladens die anderen Wanderer und Verwandler um uns herumdrängten und mit Fragen bombardierten, wehrte er die aufgeregten Anstürme mit wenigen Worten und entschiedenen Gesten ab. Und schon stürzten wir gemeinsam hinaus auf die Straße und weiter in Richtung Pflegeheim.

»Die Droge stammt aus Fausts Labor«, keuchte ich.

»Droge?«

Man hätte meinen können, ein Mann, der in maßgeschneidertem Dreiteiler samt Einstecktuch und teuren Lederschuhen joggte, musste lächerlich wirken. Doch wie immer war Kenan weit davon entfernt. Allerdings war es nicht sein perfektes Äußeres, das mich trotz der blanken Panik um Mum berührte. Es war die Tatsache, dass er ohne zu zögern bereit war, mich zu begleiten.

»Meine Mutter ... hat gar keine ... Demenz, sondern ... steht unter ... Drogeneinfluss«, brachte ich stoßweise hervor.

»Woher ...?«, setzte Kenan an, während wir am Ende der Straße abbogen und am Ende der Allee das Pflegeheim in Sicht kam.

»Dr. Faust hat ihr Blut untersucht«, fiel ich ihm ins Wort. »Er ist ... ganz sicher, dass ... die Droge aus seinem eigenen Labor ... stammt. Jemand ... jemand aus dem Bund ...«

»... muss sie gestohlen haben«, vollendete Kenan, bewundernswert wenig außer Atem.

Ich sparte mir die Antwort und nickte nur.

»Mum hat ... Angst vor einem ... Mann mit Bart«, brachte ich fünfzig Meter später mühsam heraus. Mittlerweile schlug mein Herz mir bis in den Hals. Und das nicht nur vom ungewohnten Rennen. Die Furcht, meiner lieben kleinen Mum könnte etwas noch Schlimmeres zugestoßen sein als die Verwirrung ihres Geistes, hatte sich wie eine eiserne Hand um meinen Hals gelegt. »Mick, der Pfleger, ... hat Rufus ... er hat ihn ... öfter am Heim gesehen«, fuhr ich fort, als müsste ich nicht nur Kenan, sondern auch mir selbst deutlich machen, wieso ich im rasenden Galopp unterwegs war und meinen eigenen Wanderer des Verrats am Bund verdächtigte.

»Aber ...«, begann Kenan, setzte den Satz allerdings nicht fort. Er wirkte erschüttert.

»Rufus weiß, ... dass wir ... die Droge entdeckt haben«, japste ich. »Faust hat es ... ihm gesagt, weil ...« Meine Stimme versagte, und ich brauchte einen Moment, bis ich mich gefasst hatte. »... weil Rufus doch mein Wanderer ist.«

»Und du denkst, Rufus ist jetzt gerade auf dem Weg zu deiner Mutter, um ...?« Nun flatterte auch Kenans Stimme.

Wir bogen von der Straße ab, und ich stieß das große Tor auf, das in den Park des Pflegeheims führte.

»... sie in die endgültige Verwirrung zu stoßen«, bestätigte ich, während ich die breite Treppe zum Eingang hinaufstürmte. Kenan blieb mir dicht auf den Fersen, als ich die Tür aufriss und hineinstürzte. Die kleine Eingangshalle war leer, wir hetzten quer hindurch in den Gemeinschaftsraum, in dem Mum sich tagsüber gern aufhielt. Ein paar Bewohner sahen erschrocken auf, als wir hereinpolterten, andere starrten unverwandt auf den Fernseher, in dem eine Nachmittagssoap lief.

Mick, der gerade dabei war, dem ehemaligen Opernsänger Giovanni eine gepunktete Fliege zu binden, grunzte: »Immer langsam mit den jungen Pferden, Hope. Wo brennt´s denn?«

»Wo ist Mum?« Mein Atem rasselte. Nicht wenige Haarsträhnen hatten sich aus meinem Zopf gelöst und klebten an meinem Gesicht. Sicher war ich knallrot.

»In ihrem Zimmer«, antwortete Mick, während er mit hochgezogenen Brauen erst mich und dann Kenan musterte. Ich wollte schon erleichtert aufatmen, als er hinzufügte: »Dein Freund ist zu Besuch.«

Ich erstarrte. »Christian?«

»Nein, der andere. Der mit den Muckis.«

Ohne eine Antwort stürzte ich hinaus und hörte Mick rufen: »Hope? Hey, ich dachte, das sei okay. Du hast doch gesagt, er sei dein Freund.«

Immer zwei Stufen auf einmal nehmend rannte ich die Treppe hinauf. Kenan hielt sich dicht hinter mir. In meinem Kopf echoten die immergleichen Worte:

Rufus ist hier. Rufus ist bei Mum.

Nachdem er erfahren hatte, dass ich endlich Bescheid wusste über die wahren Umstände von Mums rätselhaft plötzlicher und heftiger Erkrankung, hatte er nichts Eiligeres zu tun gehabt, als hierherzukommen und sein grausames Werk zu beenden, dieser scheinheilige Scheißkerl! Ich schickte ein Stoßgebet nach dem anderen los.

Bitte lass mich nicht zu spät kommen! Bitte lass Mum sich nach Leibeskräften wehren! Bitte lass Rufus Skrupel bekommen!

Wir rasten den Gang entlang.

»Mum!«, schrie ich gellend und fiel regelrecht mit der Tür zusammen in ihr Zimmer.

Dort bot sich mir ein Bild, mit dem ich wahrlich nicht gerechnet hatte: Mum saß in ihrem Sessel am Fenster. Sie hatte ihr wild gemustertes Lieblingstuch um die Schultern gelegt, das aussah, als habe Yoko Ono selbst es gebatikt, und auf ihrem Gesicht standen weder Angst noch Verwirrung, sondern ihr reizendstes Flirtlächeln. Rufus hatte sich den Schreibtischstuhl herangezogen und dicht bei ihr gesessen, war bei meinem dramatischen Auftritt jedoch aufgesprungen. Alles an ihm sah kampfbereit aus.

Eine Sekunde waren wir alle wie erstarrt.

»Hope«, flötete Mum dann. »Das ist ja eine Überraschung. Setz dich doch zu uns...

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Mary E. Garner träumte sich schon immer gern in die Welten ihrer Lieblingsbücher. Bevorzugt jene, die in ihrem geliebten England spielen. Ihrer persönlichen Leidenschaft zur großen Insel und deren literarischen Figuren entsprang die Idee zu Das Buch der gelöschten Wörter, in das sie nun auch ihre Leserschaft in entführt.
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