Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Hard Liquor - Der Geschmack der Nacht

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
525 Seiten
Deutsch
Bastei Entertainmenterschienen am23.12.20211. Aufl. 2021
Tycho ist als Nachfahrin alter Götter übermenschlich stark. Besonders, wenn sie Alkohol trinkt. Nicht schlecht, um sich als Barkeeperin in New York gegen zwielichtige Typen zu behaupten. Doch auch nicht ohne Schattenseiten. Damit niemand jemals hinter ihr Geheimnis kommt, muss sie selbst ihren besten Freund Logan auf Abstand halten. Dann taucht auf einmal die attraktive Grayson in ihrem Leben auf, und Tycho hat zum ersten Mal das Gefühl, sich jemandem öffnen zu können. Aber Grayson hat ihr nicht die ganze Wahrheit erzählt. Und als kurz darauf eine Sekte hinter Tycho her ist, um ihre Kräfte für sich zu beanspruchen, weiß sie nicht, wem sie vertrauen kann ...

»Hard Liquor ist Urban Fantasy vom Feinsten. Düster, sexy, actionreich und ganz am Puls der Zeit. Tycho ist cool. Grayson ist krass. Und die Geschichte der beiden einfach berauschend.« LAURA KNEIDL


Marie Graßhoff, geboren 1990 in Halberstadt im Harz, studierte in Mainz Buchwissenschaft und Linguistik. Anschließend arbeitete sie einige Jahre als Social-Media-Managerin bei einer großen Agentur. Mittlerweile ist sie als freiberufliche Autorin und Grafikdesignerin tätig und lebt in Leipzig.
mehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR17,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR4,99

Produkt

KlappentextTycho ist als Nachfahrin alter Götter übermenschlich stark. Besonders, wenn sie Alkohol trinkt. Nicht schlecht, um sich als Barkeeperin in New York gegen zwielichtige Typen zu behaupten. Doch auch nicht ohne Schattenseiten. Damit niemand jemals hinter ihr Geheimnis kommt, muss sie selbst ihren besten Freund Logan auf Abstand halten. Dann taucht auf einmal die attraktive Grayson in ihrem Leben auf, und Tycho hat zum ersten Mal das Gefühl, sich jemandem öffnen zu können. Aber Grayson hat ihr nicht die ganze Wahrheit erzählt. Und als kurz darauf eine Sekte hinter Tycho her ist, um ihre Kräfte für sich zu beanspruchen, weiß sie nicht, wem sie vertrauen kann ...

»Hard Liquor ist Urban Fantasy vom Feinsten. Düster, sexy, actionreich und ganz am Puls der Zeit. Tycho ist cool. Grayson ist krass. Und die Geschichte der beiden einfach berauschend.« LAURA KNEIDL


Marie Graßhoff, geboren 1990 in Halberstadt im Harz, studierte in Mainz Buchwissenschaft und Linguistik. Anschließend arbeitete sie einige Jahre als Social-Media-Managerin bei einer großen Agentur. Mittlerweile ist sie als freiberufliche Autorin und Grafikdesignerin tätig und lebt in Leipzig.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783751709859
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum23.12.2021
Auflage1. Aufl. 2021
Reihen-Nr.1
Seiten525 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5708717
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


WAS ICH IN DER NACHT SEHE

Diese Welt fürchtet mich nicht. Zwischen acht Milliarden Seelen gehen selbst Bestien in der Masse unter. Würden die Menschen sehen, wer ich wirklich bin, wäre New York ein Schlachtfeld, in dessen Rauchfahnen ich triumphierend auf den Leichen meiner Feinde stehe. Würden sie sehen, wer ich wirklich bin, würden sie Krieg gegen mich führen. Sie alle gegen mich allein.

Und sie würden verlieren.

Aber sie sehen mich nicht wirklich. Sie sehen eine junge Studentin in zerrissenen Strumpfhosen und einer viel zu dünnen Jacke, die ihre Schlüssel umklammernd durch die Upper West Side taumelt. Im Scheinwerferlicht der vorbeifahrenden Autos ist das Blut, das von meinen aufgeplatzten Fingerknöcheln in den Matsch fällt, kaum zu erkennen. Ich wickle die Ärmel meines Oberteils trotzdem enger um meine Hände, weil ich keine Spuren hinterlassen will.

Wenn ich morgen aufwache, werde ich froh sein, unsichtbar geblieben zu sein. Ich weiß es, ich habe es im Lauf der Zeit gelernt.

Es ist endlos anstrengend, mich Schritt für Schritt an der zweiundneunzigsten Straße entlang auf mein Wohnhaus zuzuschieben. Die Autos schlittern langsam durch den Schnee über die Kreuzung, als ich den Fußgängerweg am Broadway überquere. Ich sehe mich nicht nach ihnen um.

Nur noch ein Block.

Meine Beine fühlen sich tonnenschwer an, so sehr muss ich sie davon überzeugen, mich nur voranzutragen. Ich würde viel lieber rennen. Viel lieber auf etwas einschlagen, egal was. Viel lieber Verletzungen spüren, egal ob berstende Knochen unter meinen Fäusten oder meine eigenen, unter einem Aufprall von Körper auf Körper erschütternd.

Fast hoffe ich, dass eine der verlorenen Personen, die mir über den Weg laufen, sich herausnimmt, ein Wort zu mir zu sagen. Ein einfaches »Hey, Schätzchen« würde mir als Rechtfertigung reichen, mich selbst zu vergessen.

Aber mich spricht niemand an. Natürlich nicht. Selbst in der U-Bahn hat mich niemand eines zweiten Blickes gewürdigt.

Das Geräusch entfernter Sirenen erregt als gebürtige New Yorkerin meine Aufmerksamkeit nicht, aber es verschafft mir trotzdem ein kribbelndes Gefühl der Aufregung, mir vorzustellen, wohin die Polizei- und Krankenwagen wohl unterwegs sind. Mein alkoholgeschwängerter Atem wirft heiße Wolken in die Luft. Ich stelle mir vor, dass er das auch tun würde, wenn es nicht so klirrend kalt wäre. Das angestrengte Heben und Senken meiner Brust ist weniger Atmen als vielmehr etwas, das herauszubrechen droht. Wie ein Schrei, den ich nicht über meine Lippen lassen kann.

Ich versuche, mein Tempo zu beschleunigen, als mir klar wird, dass ich die Kontrolle wieder verliere. Aber meine Sicht ist zu verwischt, und mein Gleichgewichtssinn reißt mich ständig in die eine oder andere Richtung, sodass ich dem kaum entgegensteuern kann. Der Gestank der dampfenden Abflüsse und der vom Schnee bedeckten Müllbeutel, die an den Seiten der Gebäude aufeinandergestapelt sind, steigert die Übelkeit, die wie ein Kloß in meiner Kehle sitzt. Ich nehme sogar noch den metallisch dreckigen Geruch der U-Bahn wahr, der tief in meine Kleidung eingedrungen ist.

Um den Brechreiz zu unterdrücken, hebe ich meine Hand und presse die blutigen Fingerkuppen auf meine Lippen. Die rote Flüssigkeit ist noch warm.

Als ich das Blut rieche, spüre ich den Puls des Krieges durch meine Adern rauschen. Ich liebe es, wie mein Herzschlag sich beschleunigt, wie mein Atem heiß in der Nachtluft vibriert. Ich liebe die Erinnerung an Verzweiflung in fremden Augen und ehrliche Schreie aus erschütterten Kehlen. Ich kann die Vibrationen der Erde noch auf meiner Haut spüren, kurz bevor der Asphalt unter meinen Knöcheln zerbarst.

Ich brauche mehr davon. Ich brauche mehr. Jetzt.

Sobald sich dieser Gedanke manifestiert, reiße ich meine Hand fort und balle sie zur Faust.

So sehr bin ich auf meine Innenwelt konzentriert, dass ich fast an der Eingangstür des alten Hotels vorbeilaufe, in dem ich wohne. Als ich es realisiere, bleibe ich stehen und schaue die drei vereisten Treppenstufen an.

Die Menschen sehen mich nicht wirklich. Sie sehen eine knapp bekleidete Studentin, die so betrunken ist, dass sie dreimal auf die Fresse fällt, während sie versucht, ihre Haustür zu erreichen.

Ich kralle mich an das eiserne Geländer und schlittere mit meinen glatten Sohlen über die oberste Stufe, bis ich genügend Halt gefunden habe, um meinen Schlüssel ins Schloss zu rammen. Ich lasse mich gegen die Tür fallen, doch bevor ich einen Schritt in das Gebäude machen kann, fährt ein eiskalter Schauer über meinen Rücken, und ich erstarre.

Es kribbelt in meinem Nacken, und eine Hand an der alten Türklinke haltend wende ich mich um. Da ist etwas in der Dunkelheit zwischen den Gebäuden. Ich sehe es nicht, aber ich weiß es. Ein unbestimmtes Dunkel, verschmolzen mit der Schwärze der Nacht.

Für einige Sekunden starre ich in die Gasse zwischen den hohen Gebäuden. Dann löse ich mich von dem Anblick und trete endlich in den Flur.

Durchatmen. Das muss Einbildung gewesen sein, auch wenn die Härchen in meinem Nacken noch aufgerichtet sind.

Die Tür fliegt laut knarzend hinter mir ins Schloss, und das unangenehme Prickeln auf meiner Haut verschwindet sofort. Das flackernde Deckenlicht in der ehemaligen Empfangshalle brennt Tag und Nacht. Die Motten an den kühlweißen Neonröhren überleben hier sogar den Winter. Der Seitengang, der zum Fahrstuhl führt, dreht sich um sich selbst. Ich drücke auf den Knopf und schlafe fast im Stehen ein, während ich mich frage, ob ich über die Treppen nicht schneller im sechzehnten Stock gewesen wäre.

Als die Türen, von denen die mintfarbene Lackierung abblättert, sich endlich öffnen, kippe ich nach vorn und stütze mich am kühlen Metall ab. Die Innenwände des alten Aufzugs sind mit so viel Schmutz verkrustet, dass ein paar Blutspuren vermutlich gar nicht auffallen. Auch nicht auf dem feuchten Boden, wo sich Eisbrocken, Schlamm und Steine vermischen.

Der muffige Geruch des alten Teppichs schlägt mir entgegen, als ich nach einer weiteren Ewigkeit hinaustrete. Mich durch den Flur nach vorn schiebend, strenge ich mich an, nicht umzufallen, weil der ranzige Teppich so verlockend weich aussieht, und mich gleichzeitig nicht zu übergeben, weil irgendein abstoßend herzhafter Geruch aus einer Wohnung dringt. Nur noch ein paar Schritte.

Nur noch ein paar ...

Ich kippe ein Stück nach vorn, kann mich aber an meinem Türrahmen abfangen. Beim ersten Versuch, das Schloss mit dem Schlüssel zu treffen, versage ich kläglich.

Warum fühle ich mich so beobachtet? Es interessiert sowieso niemanden, was ich treibe. Und es ist auch nicht das erste Mal, dass ich so nach Hause komme.

Als ich nach etlichen Versuchen endlich das Klicken vernehme und den Schlüssel herumdrehe, stolpere ich erleichtert nach vorn. Dieser Druck, der sich in meiner Brust gestaut hat, ist noch immer so deutlich zu spüren, dass er mich zu zerbrechen droht. Aber jetzt habe ihn nicht nur in mir, sondern auch in dieser Wohnung eingeschlossen.

Die alte Holztür fällt hinter mir ins Schloss. Ich fummle die rostige Sicherheitskette angestrengt in den Riegel und taste nach dem Lichtschalter. Nachdem die kühle Deckenlampe angesprungen ist, wanke ich zu meiner kleinen Kochecke. Im Schrank unter der Spüle steht ein Glas mit Scherben, aus dem ich, eine Hand an der Anrichte festgeklammert, eine herausziehe.

Ich halte die linke Hand über das Waschbecken, setze die Scherbe in der Innenfläche an und drücke zu. Der Schmerz durchfährt mich vom Scheitel bis in die Sohle, als ich das Glas über die weiche, helle Haut ziehe.

Nicht zu tief, nicht zu tief, ich muss die Hand noch benutzen! Aber Himmel, der Schmerz fühlt sich so gut an, dass meine Knie weich werden und ich ein Stück am Küchenschrank hinabsinke, mich gerade so an der Anrichte halten kann, während das Blut den Abfluss hinunterrinnt.

Als die erste Welle vorüber ist, lasse ich die Scherbe fallen. Sie hat an einigen Stellen meine Finger der rechten Hand verletzt. Ich habe es gar nicht bemerkt.

Es gelingt mir, mich wieder aufrechter hinzustellen, um dem Blut zuzusehen, das in die Spüle läuft. Tropfen für Tropfen, nahezu meditativ. Und es riecht so gut.

Langsam führe ich die Hand an mein Gesicht, schließe die Augen und fahre mir von der Stirn bis ans Kinn. Die Feuchtigkeit auf meiner brennenden Haut fühlt sich nach Geborgenheit an. Ich spüre die Vergangenheit darin. All die Gewalt, die Zerstörung, den Sex, die Musik.

Ich starre eine Weile in das alte Waschbecken, bevor meine Knie endgültig nachgeben und ich mich mit letzter Kraft umdrehe, um mich an die kleine Küchenzeile zu lehnen.

Die Hand auszuwählen war keine gute Idee. Wie rechtfertige ich das morgen vor Logan? Er wird mir nicht glauben, dass es schon wieder ein Missgeschick in der Bar war.

Und wie bin ich eigentlich nach Hause gekommen? War ich nicht gerade noch in Harlem? Was habe ich getan? Ist jemand ums Leben gekommen?

Ich schaue auf meine Finger hinab und denke für einige Sekunden darüber nach. Nein. Nein, ich glaube nicht. Daran würde ich mich erinnern.

Aber ich erinnere mich an ... Erde. Rohrleitungen. Autosirenen. Ich werde es morgen in den Nachrichten sehen.

Mein Herzschlag beruhigt sich langsam, als würde die Dunkelheit mit meinem Blut aus meinem Körper fließen. Sie macht Platz für klarere Gedanken. Den Gedanken, dass ich es vermutlich nicht mal mehr schaffe, aufzustehen, um mich ins Bett zu legen, obwohl es nur wenige Schritte dorthin sind....

mehr

Autor

Marie Graßhoff, geboren 1990 in Halberstadt im Harz, studierte in Mainz Buchwissenschaft und Linguistik. Anschließend arbeitete sie einige Jahre als Social-Media-Managerin bei einer großen Agentur. Mittlerweile ist sie als freiberufliche Autorin und Grafikdesignerin tätig und lebt in Leipzig.
Hard Liquor - Der Geschmack der Nacht

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt