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Rache, auf ewig

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Ullstein Taschenbuchvlg.erschienen am28.09.2020Auflage
Grausamer als die Natur ist nur der Mensch Ein Mann wird wie ein Schwein gemästet, kastriert und schließlich geschlachtet. Sein Mörder hinterlässt keinerlei Spuren. Nur einen Zettel mit einer Botschaft: Erlöse uns von dem Bösen. Profiler Jan Grall und Rabea Wyler übernehmen die härtesten Fälle, jagen die größten Psychopathen. Doch das, was sie am Tatort vorfinden, übertrifft alles. Als der Mörder sie in eine Falle lockt, wird klar, dass er den beiden einen Schritt voraus ist - und auch sie Figuren seines perfiden Rachespiels sind.  

Lars Schütz wurde 1992 geboren. Er arbeitet als Texter für eine große Düsseldorfer Werbeagentur und schreibt nebenbei die Thriller-Reihe rund um Profiler Jan Grall und Rabea Wyler.
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Produkt

KlappentextGrausamer als die Natur ist nur der Mensch Ein Mann wird wie ein Schwein gemästet, kastriert und schließlich geschlachtet. Sein Mörder hinterlässt keinerlei Spuren. Nur einen Zettel mit einer Botschaft: Erlöse uns von dem Bösen. Profiler Jan Grall und Rabea Wyler übernehmen die härtesten Fälle, jagen die größten Psychopathen. Doch das, was sie am Tatort vorfinden, übertrifft alles. Als der Mörder sie in eine Falle lockt, wird klar, dass er den beiden einen Schritt voraus ist - und auch sie Figuren seines perfiden Rachespiels sind.  

Lars Schütz wurde 1992 geboren. Er arbeitet als Texter für eine große Düsseldorfer Werbeagentur und schreibt nebenbei die Thriller-Reihe rund um Profiler Jan Grall und Rabea Wyler.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783843722803
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum28.09.2020
AuflageAuflage
Reihen-Nr.3
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2729 Kbytes
Artikel-Nr.4940816
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Eins

DÜSSELDORF // 27. August

»Ist Ihnen das Konzept der Dunklen Triade vertraut?«

Jan musterte das Ehepaar, das ihm an seinem Schreibtisch gegenübersaß.

Die beiden Mittsechziger schüttelten synchron den Kopf. Während die Frau gebannt den Rauhaardackel auf ihrem Schoß streichelte, rührte ihr Gatte mit verdrießlichem Gesicht seinen Kaffee um.

»Also, die Dunkle Triade, oder auch Dunkler Dreiklang, beschreibt die Persönlichkeitsmerkmale Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie. Wesenszüge, die jeder von uns in sich trägt, deren Ausprägung aber stark variieren kann.«

Er lehnte sich in seinem Drehstuhl zurück und ließ das Gesagte auf seine Gesprächspartner wirken. Die Kitzmanns waren ein Paradebeispiel für die gut betuchten Kreise Düsseldorfs. Sie im Chanel-Kostüm, er in Pullunder und Hemd. Ihre Eitelkeit stillten sie offensichtlich mit Spray-Tanning, Nasen-OPs und extrovertiertem Schmuck. Normalerweise hätte Jan für sie nur Verachtung übrig gehabt. Aber da sie zahlende Kundschaft waren, ließ er sie gerne an seinem unendlichen Schatz an psychologischen Weisheiten teilhaben. Denn wie so viele reiche Menschen ließen sie sich nur allzu leicht von großen Worten beeindrucken.

»Narzissten wollen selbstverständlich Bewunderung«, fuhr er fort. »Machiavellisten sind manipulativ, der Zweck heiligt für sie die Mittel. Und Psychopathen sehen in ihren Mitmenschen bloß Objekte. Empathie ist bei ihnen nur schwach ausgeprägt. Sie sind kaltblütig, weil sie meistens keine Furcht vor Konsequenzen haben. Diese drei Wesenszüge überlappen sich und sind allesamt miteinander verknüpft.«

»Das ist ja wahnsinnig spannend!«, sagte Frau Kitzmann.

»Hm«, brummte ihr Mann wenig begeistert in seine Kaffeetasse.

Ihre Stimmen hallten durch den spartanisch eingerichteten Büroraum. Lediglich der Mahagoni-Schreibtisch, der schon vor dem Umzug hier gewesen war, eine ramponierte Kommode und ein Schlafsofa standen auf dem zerkratzten Hartholzboden. Seine Partnerin Rabea Wyler und er hatten die Räumlichkeiten im ersten Stock des Gründerzeithauses vor knapp einem Jahr bezogen, sich aber nie um die Einrichtung gekümmert. Dafür hatte es schlichtweg genug andere Baustellen in ihrem Leben gegeben.

»Wenn wir diese drei Persönlichkeitsmerkmale jetzt auf Rudolf anwenden, dann lässt sich definitiv festhalten, dass Narzissmus und Machiavellismus bei ihm stark ausgebildet sind. Ich würde sogar ...«

»So, das reicht!« Herr Kitzmann donnerte seine Tasse auf den Schreibtisch, seine Gesichtsfarbe puterrot. »Ich kann mir das nicht mehr anhören.«

Der Rauhaardackel auf dem Schoß seiner Frau kläffte erschrocken auf.

»Ulf, ich bitte dich!« Sie tastete nach der Lehne seines Besucherstuhls. »Immer musst du so ein Theater machen. Ich habe doch gesagt, wie wichtig mir das ist.«

»Ich weiß, Schatz, aber ich kann das einfach nicht ernst nehmen. Rudolf ist ein Dackel! Der hat doch nichts mit Machiavismus oder wie das heißt am Hut. Der will nur fressen und kacken und schlafen.«

»Ulf!«, begehrte seine Frau auf, die Stimme schrill, und krallte ihre Finger in das Fell des Hundes. »Er hat eine komplexe Persönlichkeit. Allein die Art, wie er mich beim Gassigehen immer in die Richtung der Jogger lenkt, damit er sie anfallen kann. Unser Hund ist ein Psychopath!«

»So ein Schwachsinn!« Ulf Kitzmann stemmte sich aus seinem Stuhl hoch. »Ich hätte mich niemals hierherschleifen lassen dürfen.«

»Entschuldigen Sie, Herr Grall! Mein Mann hat einfach kein Benehmen.« Frau Kitzmann streckte die Hand in Jans Richtung aus und schenkte ihm ein fragiles Lächeln.

Kitzmann kramte seine Geldbörse hervor. »Wie viel schulde ich Ihnen für die angefangene Stunde?«

»Äh ...« Jan war noch völlig überwältigt von dem Drama, das sich vor seinen Augen zutrug.

Ehe er ein Wort hervorbringen konnte, blätterte Kitzmann zwei Zweihunderteuroscheine auf den Schreibtisch.

»Das wird reichen, nehme ich mal an!«

Einer dieser Männer, die so lange Geld auf ihre Probleme werfen, bis sie darunter vergraben sind, dachte Jan. Aber keine noch so hohe Summe konnte eine zerrüttete Ehe retten.

»Sie finden selbst hinaus«, rief er dem Paar noch hinterher, als sie schon auf halbem Weg aus seinem Büro waren. Er atmete tief durch und betrachtete kopfschüttelnd die Geldscheine auf seinem Schreibtisch. Die einzigen Einnahmen dieses Tages, verächtlich vor ihn hingeschmissen.

Erst als Frau Kitzmanns strenge Stimme und das Klimpern von Dackel Rudolfs Halsband im Treppenhaus verklungen waren, wagte Jan aufzustehen. Er nahm seinen Kaffee vom Tisch, stellte sich an eines der hohen Bogenfenster und sah zu, wie die Kitzmanns in ihren Audi stiegen und davonbrausten.

Selbst jetzt, kurz nach fünf, brannte die Sonne noch mit unverminderter Intensität vom Himmel. Ein heißer Spätsommertag. In ihrem Büro gab es keine Klimaanlage, und Jan produzierte wöchentlich gefühlt eine Wannenladung Schweiß.

Er bemerkte eine Bewegung direkt unterhalb des Fensters. Seine Partnerin Rabea Wyler balancierte auf einer Trittleiter und hantierte an den Firmenschildern am Eingang herum.

Was trieb sie da draußen?

Mit gerunzelter Stirn nippte Jan an seiner Tasse. Der Kaffee war längst kalt. Manchmal war er schlichtweg so tief in seine Gedanken versunken, dass er alles um sich herum vergaß, auch den gerade erst frisch eingeschenkten Kaffee.

Er verließ sein Büro, ging durch den verwaisten Empfangsraum und stieg das Treppenhaus hinunter. Mit seinen über zwei Metern Körpergröße geriet er auf den niedrigen ungleichen Holzstufen andauernd ins Stolpern. Schon zweimal hatte er sich auf der Treppe langgelegt. Dieses Haus war in Zeiten erbaut worden, in denen die Menschen noch nicht so groß gewesen waren.

Im Freien umfingen ihn erdrückende Hitze und das Verkehrsrauschen der nahen Haroldstraße. Er blinzelte zu Rabea hoch, die mit ihrem Körper die Firmenschilder verdeckte. Außer ihnen hatten in dem Haus noch ein kleiner Kinderbuch-Verlag, ein Zahnarzt und irgendein Internet-Start-up ihren Sitz. Jan hatte bis heute nicht verstanden, was die Leute dort eigentlich trieben.

»Kannst du mir erklären, was du da machst?«, fragte er.

»Oh Jan!«, rief Rabea im leichten Singsang einer Berndeutschen. »Die Leute mit dem Psychopathen-Dackel sind aber wirklich nicht lang geblieben.«

Sie kicherte in sich hinein. Seit Frau Kitzmann vor zwei Tagen einen Termin gemacht und ihre Problematik geschildert hatte, machten sich Rabea und ihre Bürohilfe Miriam ständig darüber lustig.

»Wenigstens haben sie Geld dagelassen«, seufzte Jan.

»Womit wir auch schon beim Thema wären.« Sie kletterte die Leiter herunter und betrachtete ihr Werk, die Hände in die Hüften gestemmt. »Ich wollte es dir eigentlich schon eher sagen ...«

Neben ihrem Firmenschild - GRALL & WYLER | Private Fallanalyse, in schnörkelloser Schrift - prangte jetzt der Paketshop-Aufkleber der DHL.

»Ist das dein Ernst?« Jan rang nach Worten. »Wir sind doch kein Kiosk! Wieso hast du mir vorher nichts davon gesagt?«

Sie blies sich den Pony aus dem Gesicht. Im Spätsommerlicht schimmerte er goldblond. »Weil ich wusste, dass du es niemals zulassen würdest.«

»Zu Recht!«, entrüstete er sich. »Wo sollen wir die ganzen Pakete lagern? Und die Leute bedienen, die dann ständig bei uns ein und aus gehen werden?«

»Genau das ist ja das Ding! Es würden zur Abwechslung einmal Leute bei uns reinkommen. Die Kitzmanns sind erst die vierten Kunden diesen Monat. Wir brauchen ein zusätzliches stabiles Einkommen, wenn wir überleben wollen.«

Er grummelte vor sich hin, dabei wusste er natürlich, dass sie recht hatte. Als er das Büro am Rande der Düsseldorfer Altstadt von seinem einstigen Mentor geerbt hatte, hatte er gleich gewusst, was er damit machen würde. Rabea und er waren beide vom LKA suspendiert worden, doch für ihre Fähigkeiten musste es auch außerhalb des Polizeidienstes Bedarf geben. Also hatte er kurzerhand GRALL & WYLER gegründet, das erste Büro für unabhängige psychologische Fallanalyse in Deutschland.

Eine Bauchentscheidung, eine Grall´sche Hauruck-Aktion. Manche nannten es auch eine Schnapsidee - und das, obwohl er strikter Antialkoholiker war.

»Von BWL hast du leider keinen blassen Schimmer«, bemerkte Rabea.

»Touché.«

»Gopferdammi! Ich meine, wie viele Konten hast du jetzt schon überzogen? Wie viele Kredite hast du aufgenommen?« Sie schüttelte den Kopf. »Ich bereue es keinen Tag, das hier mit dir gestartet zu haben, aber trotzdem: Wie lange wolltest du das noch so durchziehen?«

Er lehnte sich gegen die Sandsteinfassade. »Keine Ahnung. Pläne sind noch nie meine große Stärke gewesen.«

»Wir müssen Marketing machen, die Website überarbeiten, Flyer verteilen. Was auch immer.« Sie klappte die Trittleiter...
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