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Die Erben der Collins

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
382 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am15.12.20151. Auflage
Fred M. Stewart legt eine Familiensaga vor, die sechs Generationen umspannt und außergewöhnliche Schicksale schildert. Der Bogen reicht von 1850 bis heute, von Frankfurt bis Kalifornien, von den rauhen Goldrauschjahren San Franciscos bis zu Bodenspekulationen in unseren Tagen. Im Zentrum des Geschehens steht Emma de Meyer Collins, aus Frankfurt nach San Francisco ausgewandert. Sie sorgt mit einer für Frauen damals unüblichen Geschäftstüchtigkeit für Skandale, aber auch für ein Familienimperium, das schließlich ihre letzte Nachfahrin, die schöne Claudia Collins, zu schweren Entscheidungen über das materielle und geistige Erbe der Collins zwingt. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Fred M. Stewart (1932-2007), Bestsellerautor, hat zahlreiche Gesellschaftsromane geschrieben, von denen einige verfilmt wurden.
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Produkt

KlappentextFred M. Stewart legt eine Familiensaga vor, die sechs Generationen umspannt und außergewöhnliche Schicksale schildert. Der Bogen reicht von 1850 bis heute, von Frankfurt bis Kalifornien, von den rauhen Goldrauschjahren San Franciscos bis zu Bodenspekulationen in unseren Tagen. Im Zentrum des Geschehens steht Emma de Meyer Collins, aus Frankfurt nach San Francisco ausgewandert. Sie sorgt mit einer für Frauen damals unüblichen Geschäftstüchtigkeit für Skandale, aber auch für ein Familienimperium, das schließlich ihre letzte Nachfahrin, die schöne Claudia Collins, zu schweren Entscheidungen über das materielle und geistige Erbe der Collins zwingt. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Fred M. Stewart (1932-2007), Bestsellerautor, hat zahlreiche Gesellschaftsromane geschrieben, von denen einige verfilmt wurden.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783105608760
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum15.12.2015
Auflage1. Auflage
Seiten382 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1145 Kbytes
Artikel-Nr.1873640
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Prolog

Die Passingers haben gerade angerufen, sie fragen, ob wir morgen nach Marbella kommen», sagte Guy de Lambert, als er ins Badezimmer seiner Suite im Pariser Ritz trat. «Ich habe zugesagt.»

Seine Frau Claudia Collins de Lambert, eine gebürtige Amerikanerin, sah ihn aus der Badewanne an. «Aber du kannst Marbella nicht ausstehen», sagte sie. «Und auf die Passingers bist du auch nicht gerade versessen. Du hast immer gesagt, Rodney geht dir auf die Nerven.»

«Ja, schon, aber du hast Margot doch gern. Außerdem warst du monatelang im Château eingesperrt, und es ist unser Hochzeitstag. Ich dachte, wir könnten uns ein paar schöne Ferientage machen. Margot sagt, es geht ein Zehn-Uhr-Flug von Orly nach Malaga, und sie holt uns am Flughafen ab.»

«Du hättest mich fragen können, bevor du zugesagt hast.» Claudias gewöhnlich angenehme Stimme klang spitz.

Ihr Mann sah auf seine Uhr. «Du mußt dich beeilen. Unser Tisch ist für acht Uhr reserviert», erinnerte er sie, als er sich anschickte, das Badezimmer zu verlassen.

«Guy!»

«Ja?»

Seine seltsame Nonchalance ärgerte sie, aber nicht genug, um Streit anzufangen.

«Nichts», seufzte sie.

Er lächelte sie an. «Weißt du, du bist immer noch so schön wie an jenem Tag vor zwei Jahren, als ich dich kennenlernte.»

Und du siehst immer noch so verdammt gut aus, dachte sie, als er das Badezimmer verließ. Er manipulierte sie, und sie wußte nicht, warum. Daß er die Einladung nach Marbella angenommen hatte, war ebenso untypisch für ihn, wie eine Suite im Ritz zu beziehen, die tausend Dollar pro Nacht kostete. Etwas Sonderbares ging vor, aber sie wußte nicht, was es war. Sie fragte sich sogar, ob dieser zweite Hochzeitstag nicht vielleicht ihr letzter war. Der gutaussehende Franzose übte nach wie vor eine starke Anziehungskraft auf sie aus, aber im tiefsten Innern wußte sie, daß ihre Liebe zu ihm fast so schnell erlosch, wie sie aufgeflammt war. Sie seifte die Arme mit ihrem Schwamm ein und dachte an den zauberhaften Tag vor zwei Jahren.

Sie war durch die noch wenig vom Tourismus entdeckte Provinz Charente-Maritime im Westen Frankreichs gefahren und hatte Schlösser fotografiert, als sie auf ein winziges Juwel von einem Gebäude oberhalb des Flusses Charente stieß. Es war ein Märchenschloß, komplett mit einem Rundturm, der von einem Spitzdach gekrönt war. Das Tor zu dem ummauerten Hof stand offen. Sie bog in die kurze Auffahrt ein, parkte ihren gemieteten Peugeot unter einer Kastanie, hängte sich ihre Nikon über die Schulter und ging zu dem Tor. Im Hof jätete ein Gärtner ein Beet mit Ringelblumen, die in der Augustsonne flimmerten.

«Verzeihung», sagte sie in ihrem leidlichen Französisch und trat hinter den Mann. «Können Sie mir den Namen dieses Schlosses sagen?»

Als der Gärtner aufstand und sich umdrehte, schlug ihr Puls Kapriolen. Er sah aus wie ein Filmstar.

«Sind Sie Amerikanerin?» fragte er zu ihrer Überraschung auf englisch. In dieser ländlichen Gegend waren englisch sprechende Franzosen so selten wie Touristen.

«Ja ...»

Ein Lächeln überzog sein sonnengebräuntes Gesicht. «Ich mag die Amerikaner.»

«Und ich mag die Franzosen. Können Sie mir den Namen dieses Schlosses sagen?»

«Es ist das Château de Soubise.»

«Ist der Besitzer da? Ich mache Aufnahmen für ein Buch über französische Architektur, und dieses Schloß ist so bezaubernd, ich hätte gern seine Erlaubnis, es zu fotografieren.»

Der Gärtner - er hatte tiefschwarzes, dichtes Haar - lächelte. «Ich erteile Ihnen die Erlaubnis. Außerdem lade ich Sie zum Mittagessen ein.»

«Das ist sehr liebenswürdig, aber ich sollte lieber den Besitzer fragen ...»

«Gestatten Sie, daß ich mich vorstelle. Ich bin Guy Octave de Lambert, Comte de Soubise.»

«O mein Gott. Und ich hielt Sie für den Gärtner!»

«Der Gärtner bin ich obendrein. Nun, wie steht´s mit dem Mittagessen? Und verzeihen Sie mir, wenn ich ausspreche, was auf der Hand liegt, aber wenn ich eine schöne blonde Amerikanerin sehe, denke ich: Aha! Sie muß aus Florida sein.»

«Falsch. Ich bin aus Kalifornien.»

Claudia stieg aus der Badewanne und zog den weißen Frottierbademantel an, um sich abzutrocknen. Alles war so unglaublich romantisch gewesen; sie hatte sich in ihn verknallt wie ein verzückter Teenager. Sie waren in das Château gegangen. Das Mittagessen wurde von Marie-Claude gekocht und aufgetragen, einer dicken alten Frau, die für Monsieur le Comte gesorgt hatte, seit er ein Baby war. Es war schlicht und vorzüglich: Mouclade, eine Spezialität der Charente - eine Schüssel Muscheln in süßer Sahnesoße mit Schalotten, Safran und Weißwein, dazu gemischten Salat und eine Flasche Graves. Sie aßen in dem kühlen Speisezimmer mit der hohen Decke und den Stilmöbeln; sie bemerkte, daß einige von ihnen ziemlich schäbig waren. Fenstertüren führten zu dem rückwärtigen Garten und der von Weiden und Wiesen gesäumten Charente. Guy hatte von seinem Cognac und seinen Weinbergen gesprochen, auf die er überaus stolz war. Sie hatte seiner sanften Stimme mit dem kuriosen französisch-englischen Akzent gelauscht - er habe ein Jahr in Rugby verbracht, erklärte er. Selig und verträumt trank sie den Wein. Seine Einladung, ein paar Tage auf dem Château zu verbringen, um «die Gegend kennenzulernen», nahm sie ohne weiteres an.

Eine Woche später telefonierte sie mit ihrem Vater, Spencer Collins, in Kalifornien.

«Daddy, schnall dich an.»

«Was ist passiert?»

«Ich werde eine französische Gräfin.»

«Eine was?»

«Er ist ein ganz wunderbarer Mann! Sein Name ist Guy, Comte de Soubise, und er besitzt eine Cognac-Brennerei, und ich bin ganz verrückt nach ihm! Wir heiraten in einer Woche, du mußt also sofort rüberfliegen -»

«Halt, halt!» Die Stimme ihres Vaters blaffte um den halben Erdball. «Hat er´s auf dein Geld abgesehen?»

«Er weiß nicht, daß ich welches habe.»

«Was hast du ihm gesagt, wer du bist?»

«Die Tochter eines Farmers.»

«Eines Farmers? Hast du ihm erzählt, daß diese Farm die Calafia-Ranch ist, die größte Privatranch in Kalifornien?»

«Nein, habe ich nicht. Zum ersten Mal in meinem Leben hat sich jemand in mich, die arme Claudia, und nicht in Claudia de Meyer Collins verliebt.»

«Herrgott, wirst du denn nie erwachsen? Du hast eine Verantwortung mir und der Ranch gegenüber.»

«Daddy!» Sie hätte am liebsten geschrien, aber sie ermahnte sich, ruhig zu bleiben. Spencer Collins war ein Eigenbrötler, der allein auf der 26000 Hektar großen Calafia-Ranch in Orange County lebte und dessen einzige Leidenschaft Sportwagenrennen waren. Er war ein reizbarer, schwieriger Mensch, der außer sich geriet, wenn er mit einer neuen Situation konfrontiert wurde. Daß sein einziges Kind einen Ausländer heiratete, war entschieden eine neue Situation. «Daddy, du weißt, ich bin eine verantwortungsbewußte Person und liebe die Ranch. Aber es ist mir wichtig, einen Mann zu finden, der mich liebt, mich und nicht das Collins-Erbe. Nach der Hochzeit kannst du ihm sagen, was du willst.»

«Claudia, Schätzchen, ich liebe dich, aber du denkst immer noch wie eine Zwölfjährige. Also gut, heirate deinen verdammten Franzosen. Es ist dein Leben. Aber wenn er sich als Ekel entpuppt, komm bloß nicht heulend zu mir gelaufen. Wieviel Land besitzt er?»

«Ungefähr vierzig Morgen. Es ist das beste Land in Cognac.»

«Vierzig mickrige Morgen? Herrgott, du wirst ein Königreich in Kalifornien erben und heiratest einen Franzmann, einen Fuselproduzenten mit vierzig Morgen? Meine Güte, ich versteh dich nicht.»

«Daddy, es ist ganz leicht zu verstehen: Ich bin verliebt.»

«Verliebt!» schaubte er. «Das ist ja der verdammte Ärger in dieser Familie; dauernd haben´s die Weiber mit der Liebe.»

Liebe. Sie setzte sich auf den Hocker vor dem Marmorbecken und fönte sich die Haare trocken. Sie dachte an die Hochzeit in der kleinen Kapelle in Soubise. Dann die Hochzeitsreise nach St. Jean Cap Ferrat an der Riviera, eine Woche Schwimmen, Bootfahren, Tennis und Sex. Dann in der ersten Septemberwoche die Rückkehr ins Château, da die vendange, die Weinlese, bevorstand.

Da war die Realität in das Märchen eingedrungen. Statt beeindruckt zu sein, daß seine junge Frau eine Millionenerbin war, zeigte Guy sich verstimmt. Bei ihrem ersten Streit war es um Geld gegangen. Claudia wollte sich einen Mercedes kaufen, aber Guy hatte eingewandt, diese Autos seien zu teuer. Als Claudia darauf bestand, war er aus der Haut gefahren und hatte sie eine verdammt verwöhnte reiche Amerikanerin genannt - das hatte sie nie verwunden. Guy war zudem ein eingefleischter phallocrate, was soviel hieß wie «männliches Chauvinistenschwein». Claudia war keine Radikalfeministin, aber sie war sehr frei in Kalifornien aufgewachsen und gewöhnt, als Gleichberechtigte behandelt zu werden. Sie erfuhr bald, daß eine Frau in Guys Augen keineswegs gleichberechtigt war. Sie hatte einen Mann mit einer Lebensanschauung des neunzehnten Jahrhunderts geheiratet - vielleicht sogar des vierzehnten Jahrhunderts.

Schlimmer noch, sie argwöhnte, daß er seine Reben beinahe mehr liebte als sie. Der Weinbau war seine Leidenschaft, und das Leben in dem kleinen Château mit seiner Jahrhunderte alten Routine füllte Guy ganz aus. Claudia ging es allmählich auf die Nerven. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn sie Kinder gehabt hätte, aber Guy wollte vorerst keine. Infolgedessen war sie nicht ausgefüllt. Sie fragte sich, ob...
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