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Einband grossUNIKATE 49: Mehrsprachigkeit im Ruhrgebiet
ISBN/GTIN
BuchKartoniert, Paperback
112 Seiten
Deutsch
Universität Duisburg - Essen SSCerschienen am01.07.2016
Verehrte Leser*innen,seit Jahrzehnten prägen Vielfältigkeitund Individualität das Leben in derRuhrmetropole. Flüchtige Begegnungenmit kaum identifizierbarenWortfetzen immer noch exotischscheinender Sprachen lassen erahnen,dass Menschen unterschiedlicherSprachen und Kulturen die urbaneLandschaft in der Ruhrmetropolebunter gestalten, gleichzeitig jedochdieser geographischen Region ihrenindividuellen Charakter verleihen.Durch Migration sind neueHeimat(en) entstanden, es begegnensich viele Sprachen, persönlicheLebensgeschichten und Lebenswegebefinden sich im Wandel, kulturelleAnker aus der Heimat verlieren anBedeutung oder werden stärker dennje. Ein dynamischer Wandel, derin unserer Gesellschaft auditiv wievisuell wahrnehmbar ist. Es ist unbestritten:MEHRsprachigkeit undMULTIkulturalität ist in unseremAlltag längst präsent.Ein Angelpunkt deutscherMigrationsgeschichte steht imZusammenhang mit dem Anwerbeabkommen,das Deutschland mitLändern des Südens vereinbart hatte.Als vor mehr als fünfzig JahrenMenschen ihre Heimat verließen undsich auf den Weg nach Deutschlandmachten, erwartete sie, laut Anwerbeabkommen,Lohn und Brot. Niemandwar so weitsichtig genug auchnur annähernd zu erahnen, dass dieseMenschen sich dazu entschließenwürden, nicht nur hier zu bleiben,sondern auch ihre Familien nachzuholen.Die sogenannten Gastarbeiter ,wie diese Menschen etikettiertwurden, reisten unter anderem ausItalien (1955), Griechenland, Spanien(1960) und der Türkei (1961)an und wurden per Arbeitsvertragfür einen zeitlich begrenzten undsomit vermeintlich kontrollierbarenZeitrahmen angeworben. Doch wiedie Geschichte gezeigt hat, kam esanders. Nicht zu vergessen ist eineweitere Gruppe von Zuwanderern,die als Russlanddeutsche bezeichnetwerden, und die MigrationsgeschichteDeutschlands nicht wenigergeprägt haben, wie das Kompetenzzentrumfür Integration der BezirksregierungArnsberg eindrucksvolldokumentiert. Gegenwärtig verlassenMenschen (vorwiegend ausSyrien, Afghanistan und dem Irak)ihre Heimat aufgrund kriegerischer,politischer oder sozioökonomischerGründe und bitten in Deutschlandum Asyl. So konstatiert das Bundesamtfür Migration und Flüchtlinge(BAMF) in seinem aktuellen Berichtvom April 2016, dass 59.680 Erstanträgeentgegengenommen wurden,eine Zahl, die stetig nach oben korrigiertwird. Damals wie heute gilt esMenschen in gesellschaftliche Struktureneinzubinden und sie als Teileiner immer im Wandel stehendenGesellschaft wahrzunehmen, und diedaraus resultierenden dynamischenVeränderungen zu beleuchten undzukunftsweisend zu interpretieren.Ziel einer Gesellschaft sollte es sein,Kulturen und Sprachen den Raum zugeben, innerhalb dessen sie sich entwickelnkönnen. Dass sich dieser Weg alsnicht unproblematisch gestaltet, diskutiertRupprecht S. Baur in seinemKommentar zu diesem Band.Der Standort EssenIn Essen, an der Universität Duisburg-Essen, (die stellvertretend fürweitere Universitäten steht) haben sichviele Forscher*innen bereits in den1970er Jahren diesen dynamischen,die Gesellschaft verändernden Prozessengewidmet und diese aus demBlickwinkel unterschiedlicher wissenschaftlicherDisziplinen beleuchtet.Die Universität Duisburg-Essen istseit jeher Ausgangs- und Schaltpunktvielfältiger Bestrebungen, Studien undTrends im Bereich Mehrsprachigkeitund Multikulturalität. 1986 wurde dieerste eigenständige Lehreinheit mitdem Namen Deutsch als Zweit- undFremdsprache gegründet (mit derdeutschlandweiten ersten Professurmit dieser Denomination, die mitRupprecht S. Baur besetzt wurde),das Institut für Turkistik ist in seinerFunktion der Lehrerbildung einzigartigin Deutschland. Die InterkulturellePädagogik setzt heute ihrenSchwerpunkt auf die Migrations- undHeterogenitätsforschung. Für dasInstitut Deutsch als Zweitsprache/Deutsch als Fremdsprache, das 2016sein dreißigjähriges Jubiläum feiert,ergaben sich, als frühe Reaktionauf die zunehmend sprachliche undkulturelle Diversität in der Ruhrmetropole,wichtige und grundlegendeForschungsfragen. Ein Meilenstein,der innerhalb der Forschung wegweisendwar und ist, ist das Projekt Zur sprachlichen Entwicklungjugoslawischer, türkischer undgriechischer Jugendlicher (heute: Förderunterricht für Kinder undJugendliche mit Migrationshintergrund ).Die Anfänge des Projektesgehen auf Prof. Dr. Karl-DieterBünting zurück, der dank der finanziellenUnterstützung durch dieDeutsche Forschungsgemeinschaft(DFG) dieses Vorhaben bereits imJahre 1974 realisieren konnte. Eswurde im Rahmen von Projekten zurBilingualismusforschung ins Lebengerufen, in denen unter anderemder Frage nachgegangen wurde, wiemehrsprachige Kinder sprachlichintegriert werden können. Warenes in den Anfängen 24 Kinder undJugendliche, die sprachlich wie fachlichgefördert wurden, sind es heuteetwa1200 Förderschüler*innen.(https://www.uni-due.de/imperia/md/content/foerderunterricht/fubericht_2016.pdf.) Aber nicht nur dieFörderung des Deutschen als ZweitundFremdsprache, sondern ebensodie Förderung und Würdigungder jeweiligen Herkunftssprachenwar von Anbeginn ein angedachtesAnliegen. Gerade letztgenannterAspekt weist jedoch sowohl in derForschung als auch in der praktischenUmsetzung immer nochgroße Lücken auf. Freiwillige Angebotezur Förderung der Erstsprachewie der Zweitsprache/Fremdsprachefür alle Kinder, gleichgültig welcheErstsprache(n) sie mitbringen, wärenein Anfang.So erscheint es nur logisch,dass der Standort Essen die Neugestaltungder Lehrerausbildung(Lehrerausbildungsgesetz 2009)in Nordrhein-Westfalen schneller,konsequenter und verpflichtendereingeführt hat als die Nachbaruniversitäten:Lehramtsstudierendealler Fächer erbringen Leistungenim Modul GrundlagenwissenZweitsprache Deutsch (kurz: DaZModul),das vom DaZ-Institut ausgerichtetwird und in der Bachelor-Phase (gültig für alle Lehrämter)verortet ist. Im Master of Education(gilt für die Lehrämter Grundschule,Hauptschule, Realschule,Gesamtschule, Berufskolleg) werdenunterschiedliche Forschungsansätzein Theorie und Didaktik vertiefendbehandelt, das Themenrepertoirewurde zusätzlich um den Aspekt derkulturellen und ästhetischen Bildungerweitert. In der Vergangenheit kaumbeachtet, scheint dieses Thema im Forschungsdiskursgerade im schulischenKontext gegenwärtig prominenterdenn je zu sein. Ganzheitliches undhandlungsorientiertes Lernen verrateneine Didaktik, in der mit allen SinnenLehr-Lernkontexte gestaltet werden.Es gibt eine Vielzahl von Gründen,weshalb kulturelle und ästhetischeBildung im wissenschaftlichen Diskursan Aktualität gewinnt. Aus derPerspektive der Lehrerausbildunggesehen, spielen mindestens zweiAspekte eine bedeutsame Rolle.Zum einen geht es um die Bildungsteilhabe.Ein Bildungsfaktor, der imKompetenz-Dschungel schulischerKontexte zu oft außer Acht gelassenwird, denn es sind nicht nur Ergebnisseder durch PISA und IGLUdurchgeführten Studien, die Auskunftüber schulischen Erfolg oderMisserfolg geben, sondern die wenigbeachtete Studie, die sich des Themas Kulturelle Bildung im Lebenslauf (2012) (http://www.bildungsbericht.de/de/bildungsberichte-seit-2006/bildungsbericht-2012/pdf-bildungsbericht-2012/h-web2012.pdf) angenommen hat. Sie machtdeutlich, dass Eltern mit niedrigemBildungsstand wie auch Kinder mitMigrationshintergrund kulturelleAngebote (Musik, bildende Kunst,Theater etc.) sehr selten annehmen.Die Notwendigkeit, Schüler*innenmöglichst früh auch an kulturellerBildung teilhaben zu lassen liegt aufder Hand.Einmal mehr wird Sprache insBlickfeld gerückt. Sprachbildunggeht immer mit fachlicher Bildungeinher. Es leuchtet ein, dass ohnesprachliches Wissen und KönnenLernern der Zugang zu kulturellenAngeboten in Museen oder Theaterversperrt bleiben.Ziel dieser Studieneinheiten imBachelor und Master ist sodann,angehende Lehrer*innen, auf dieAlltagsrealität in sprachlich heterogenenKlassen vorzubereiten undihnen didaktische Handlungsmöglichkeitenim Rahmen einer sprachsensiblenUnterrichtsgestaltung aufzuzeigen,dies mit Blick auf bereitsgeleistete und aktuelle Forschungen,die sich nicht nur auf das Ruhrgebietbegrenzen. Darüber hinaus, sie dafürzu sensibilisieren, dass alle Mitgliedereiner Gesellschaft das verbriefteRecht auf kulturelle und ästhetischeBildung haben, ist sie schließlich Teilder gesellschaftlichen Realität.Aktuelle undzukünftige PerspektivenMehrsprachigkeit und Multikulturalitätsind keine festen Entitäten, sondernleben von den Veränderungenund Entwicklungen ihrer Akteureund Gruppen. Damit ist klar, dassder Forschungsauftrag in diesemBereich sich stetig verändert und nieversiegen wird. Begriffe wie Diversitätoder gar Superdiversität, wie beispielsweiseVertovec bereits 2007 inseinem Aufsatz Super-diversity andits implications vorschlägt, zeigenuns auf, wie komplex und multidimensionalIndividuen, Institutionenund Gesellschaft agieren und dasssich zu keinem Zeitpunkt mit starrenDefinitionen ein status quo festhaltenlässt. Als sogenannte Bindestrich-Disziplinen können und müssenAspekte der Migration weiterhininterdisziplinär betrachtet werden(was bedauerlicherweise noch nichtals selbstverständlich betrachtetwird), zu diffizil und einseitig ist dieEinordnung nach Einzelaspekten.Superdiversität beispielsweise lässtsich nur durch viele Variablen wiebeispielsweise Herkunftsland,Sprache, Alter, Aufenthaltsstatusoder Bildung untersuchen. Imsprachlichen Bereich zeigt uns dasPhänomen des translanguaging dieMöglichkeit, im bilingualen Unterrichtzwei Sprachen systematischzu nutzen. Gleichzeitig verdeutlichttranslanguaging space (diskutiert vonWei bereits 2011 in seinem AufsatzMoment Analysis and translanguagingspace: Discursive constructionof identities by multilingual Chineseyouth in Britain) einen kreativenSprachgebrauch, der neue Praktikenund Identitäten hervorbringt unddamit in der Soziolinguistik nachneuen Untersuchungszugängen fordert.Translanguaging symbolisiertaber auch ein neues Verständnisder Sprachperformanz mehrsprachigerSprecher*innen und verstehtsich eventuell als Ergänzung oderAlternative zu Eigenschaften wiezwei- oder mehrsprachig (García &Wei führen dies gründlich in ihrem2014 erschienenen Buch Translanguaging:Language, Bilingualism andEducation). Ohnehin lässt sich dieErwerbsform und die Bezeichnungfür Sprecher*innen im Zeitalter derSuperdiversität nicht mehr eindimensional(z.B. nach Nationalitätoder Herkunftssprache der Eltern)bestimmen. Ob wir von simultanoder sukzessiv zweisprachig sprechen,ob dies durch die Eltern allein odermithilfe von Umgebung oder Institutionengeschieht, ob man mit zweioder drei Sprachen von klein auf konfrontiertwird, ob wir es Deutsch alsZweit- (DaZ), als Fremd- (DaF) oderals zusätzliche Sprache (DazS, wofürCantone seit langem plädiert) benennen:Das Kaleidoskop der Mehrsprachigkeitbietet vielfältige Möglichkeitendes Erwerbs und hoffentlichErhalts vieler Sprachen durch einIndividuum oder einer Gesellschaft.Aktueller BandSo werden in dieser UNIKATEAusgabeBeiträge des Instituts DaF/DaZ sowie weiterer Institute der UDEgebündelt, die aus bildungswissenschaftlicher,linguistischer, didaktischerund sozialwissenschaftlicher Perspektiveauf das Leitthema Mehrsprachigkeitblicken, und den Ist-Zustand derhörbaren wie sichtbaren kulturellenDiversität in der Ruhrmetropoletransparent machen. Im hochschulinternenKontext ist die Bewusstmachungund die Sensibilisierung fürDiversität hinsichtlich von Sprachenund von Kulturen bedeutsam für dieGegenwart und die Zukunft. DieserLeitgedanke eint die vorliegendenBeiträge. Die in diesem Band beteiligtenAkteure stehen stellvertretendfür viele weitere Kolleg*innen, diesich mit allen Facetten der Begriffe Mehrsprachigkeit und Multikulturalität fachwissenschaftlich wiedidaktisch auseinandersetzen. Dassdie Forschung noch lange nicht abgeschlossenist, zeigen die noch vielenoffenen Fragen, die in den spannendenBeiträgen diskutiert werden.Der Band beginnt mit einemKommentar von Rupprecht S. BaurUNIKATE 49/2016 9und einem Interview mit WilhelmGrießhaber zur Mehrsprachigkeitin der Ruhrmetropole. Frühere undaktuelle Studien werden im Beitragvon Katja F. Cantone und Laura DiVenanzio überblickshaft vorgestelltund zeigen die ersten Gehversucherund um das Arbeitsfeld Spracherwerbvon Kindern und Jugendlichen,deren Erstsprache nicht(nur) Deutsch ist. Die mehrere Jahreumfassende Forschung ist noch langenicht abgeschlossen und dies machendie Diskussionsansätze am Ende desBeitrags deutlich. Es stellen sich alteFragen vor neuen gesellschaftlichenHerausforderungen wie zum Beispielrund um das Thema Sprachprestige .Der zweite Aufsatz desvorliegenden Bandes versteht sich alsstate-of-the-art-Beitrag und präsentiertFörderprojekte mit einem speziellenFokus: Anastasia Moraitisplädiert in ihrem Beitrag für einemultikulturelle Schule in einer multikulturellenGesellschaft, in derAspekte der ästhetischen und kulturellenBildung zum Alltag gehören.Um dies zu unterstreichen, diskutiertsie Ergebnisse von Studien zu erfolgreichenFaktoren der Bildungsteilhabeund stellt innovative Sprachförderprojektevor, die auf den Ausbauder ästhetischen Bildung setzen. Inihrem Beitrag zur visuellen Mehrsprachigkeitim Ruhrgebiet stellenTirza Mühlan-Meyer, Evelyn Zieglerund Haci-Halil Uslucan Ergebnisseaus dem Projekt Metropolenzeichen ,das vom Mercator ResearchCenter Ruhr gefördert wird, dar.Unter anderem wird dabei diskutiert,wie eine große Anzahl systematischerfasster ein-, mehr- oder anderssprachigenSprachvorkommen (bspw.Straßennamenschilder, Graffitis oderGeschäftsbeschilderungen) wahrgenommenund bewertet wird. DanielReimann beginnt seinen Aufsatz miteinem Überblick der Geschichte derMehrsprachigkeitsdidaktik vom 15.Jahrhundert bis heute. Die aktuelleForschung wird vom von ihm vorgeschlagenenBegriff aufgeklärteMehrsprachigkeit geprägt. Diesebeinhaltet sieben Diskurs- undHandlungsfelder wie beispielsweise produktive Fertigkeiten und Teilkompetenzen oder transkulturellekommunikative Kompetenz . DesWeiteren werden vier empirische Studienvorgestellt, die Felder der aufgeklärtenMehrsprachigkeit ( Deutschals Muttersprache/Deutsch alsFremd- und Zweitsprache , Herkunfts-und Familiensprachen , rezeptive Varietätenkompetenz )aufgreifen und Einstellungen zuMehrsprachigkeit von Lehramtsstudierendenund Fremdsprachenlehrkräftenüberprüfen. Erste Ergebnisseder wissenschaftlichen Begleitungdes Projekts Sprachsensible Schulentwicklungwerden im Aufsatz vonDenise Demski, Kathrin Racherbäumerund Isabell van Ackerenvorgestellt. Das Projekt wirkt an 33Schulen in Nordrhein-Westfalen undverfolgt das Ziel der Sensibilisierungvon Lehrkräften und Schulleitungenmit Hinblick auf Mehrsprachigkeitund Heterogenität, was unter anderemüber Fortbildungen zu Themenwie Mehrsprachigkeit in derSchule , Diagnose und Förderungim Fachunterricht/Deutschunterricht oder Entwicklung professionellerLerngemeinschaften erfolgensoll. Mittels eines standardisiertenFragebogens sind interessante Datenzur Einstellung der an den Schulenwirkenden Personen erfasst worden,bspw. zur Wichtigkeit der Bildungssprache.Im Beitrag von IÅıl Uluçam-Wegmann, Heike Roll und ErkanGürsoy wird das ForschungsprojektSchrifT, das im Rahmen des BMBFSchwerpunktes Sprachbildung undMehrsprachigkeit seit 2014 gefördertwird und unter Beteiligung derInstitute für Deutsch als Zweit- undFremdsprache, für Turkistik sowieder Fachdidaktiken Technik, Politik,Geschichte und Physik stattfindet,vorgestellt. Eines der vom Projektverfolgten Ziele besteht darin, denEinfluss des deutsch-türkischenSprachgebrauchs auf die Schreibleistungenim Deutschen und Türkischenbei Schüler*innen der 7. und8. Jahrgangsstufe zu untersuchen.Die Ergebnisse plädieren für denErhalt der Herkunftssprache und derMehrsprachigkeit in den Folgegenerationen,wofür auch institutionelleMaßnahmen entscheidend sind.Die Autorin Halina Leontiyfokussiert in ihrem Aufsatz jene inDeutschland lebende Gruppe dersogenannten (Spät-)Aussiedler*innen(vorwiegend sog. Russlanddeutsche aus der ehemaligen Sowjetunion).Konkret geht es um die Herausstellungvon sprachlichen identitätsstiftendenMerkmalen während derAlltagskommunikation von Studierendeneiner Generation, die nur wenigBindung zur deutschen Sprache undKultur hat. Darüber hinaus werdenauch Gegenstände des alltäglichenGebrauchs in den Blick genommen,die einerseits die Individualität derjeweiligen Person innerhalb derSprachgemeinschaft konturieren. Eswerden andererseits identitätsstiftendeStereotype herangezogen, die dasGemeinschaftsgefühl der Personenansprechen und auf humorvolle Weiseso die Brücke zur deutschen Sprache(nicht nur), besonders aber zur Kulturaufbauen.Jana Kaulvers, GülÅah Mavrukund Jan Strobl stellen in ihrem BeitragTeilprojekte des seit 2010 durchdie Stiftung Mercator, durch das Ministeriumfür Schule und Weiterbildungdes Landes Nordrhein-Westfalen unddurch das Ministerium für Innovation,Wissenschaft und Forschungdes Landes Nordrhein-Westfalengeförderten Modellprojekts ProDaZ(Deutsch als Zweitsprache in allenFächern) auszugsweise vor. Beispielsweisesollen im Projekt Rappen alsMethode der Sprachförderung , dasseit 2013 an verschiedenen Schulenangeboten wird, Schüler*innen überden Weg des Rapps motiviert werden,Sprache anzuwenden.Wir wünschen Ihnen einenanregende Lektüre!Katja F. CantoneAnastasia Moraitismehr

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KlappentextVerehrte Leser*innen,seit Jahrzehnten prägen Vielfältigkeitund Individualität das Leben in derRuhrmetropole. Flüchtige Begegnungenmit kaum identifizierbarenWortfetzen immer noch exotischscheinender Sprachen lassen erahnen,dass Menschen unterschiedlicherSprachen und Kulturen die urbaneLandschaft in der Ruhrmetropolebunter gestalten, gleichzeitig jedochdieser geographischen Region ihrenindividuellen Charakter verleihen.Durch Migration sind neueHeimat(en) entstanden, es begegnensich viele Sprachen, persönlicheLebensgeschichten und Lebenswegebefinden sich im Wandel, kulturelleAnker aus der Heimat verlieren anBedeutung oder werden stärker dennje. Ein dynamischer Wandel, derin unserer Gesellschaft auditiv wievisuell wahrnehmbar ist. Es ist unbestritten:MEHRsprachigkeit undMULTIkulturalität ist in unseremAlltag längst präsent.Ein Angelpunkt deutscherMigrationsgeschichte steht imZusammenhang mit dem Anwerbeabkommen,das Deutschland mitLändern des Südens vereinbart hatte.Als vor mehr als fünfzig JahrenMenschen ihre Heimat verließen undsich auf den Weg nach Deutschlandmachten, erwartete sie, laut Anwerbeabkommen,Lohn und Brot. Niemandwar so weitsichtig genug auchnur annähernd zu erahnen, dass dieseMenschen sich dazu entschließenwürden, nicht nur hier zu bleiben,sondern auch ihre Familien nachzuholen.Die sogenannten Gastarbeiter ,wie diese Menschen etikettiertwurden, reisten unter anderem ausItalien (1955), Griechenland, Spanien(1960) und der Türkei (1961)an und wurden per Arbeitsvertragfür einen zeitlich begrenzten undsomit vermeintlich kontrollierbarenZeitrahmen angeworben. Doch wiedie Geschichte gezeigt hat, kam esanders. Nicht zu vergessen ist eineweitere Gruppe von Zuwanderern,die als Russlanddeutsche bezeichnetwerden, und die MigrationsgeschichteDeutschlands nicht wenigergeprägt haben, wie das Kompetenzzentrumfür Integration der BezirksregierungArnsberg eindrucksvolldokumentiert. Gegenwärtig verlassenMenschen (vorwiegend ausSyrien, Afghanistan und dem Irak)ihre Heimat aufgrund kriegerischer,politischer oder sozioökonomischerGründe und bitten in Deutschlandum Asyl. So konstatiert das Bundesamtfür Migration und Flüchtlinge(BAMF) in seinem aktuellen Berichtvom April 2016, dass 59.680 Erstanträgeentgegengenommen wurden,eine Zahl, die stetig nach oben korrigiertwird. Damals wie heute gilt esMenschen in gesellschaftliche Struktureneinzubinden und sie als Teileiner immer im Wandel stehendenGesellschaft wahrzunehmen, und diedaraus resultierenden dynamischenVeränderungen zu beleuchten undzukunftsweisend zu interpretieren.Ziel einer Gesellschaft sollte es sein,Kulturen und Sprachen den Raum zugeben, innerhalb dessen sie sich entwickelnkönnen. Dass sich dieser Weg alsnicht unproblematisch gestaltet, diskutiertRupprecht S. Baur in seinemKommentar zu diesem Band.Der Standort EssenIn Essen, an der Universität Duisburg-Essen, (die stellvertretend fürweitere Universitäten steht) haben sichviele Forscher*innen bereits in den1970er Jahren diesen dynamischen,die Gesellschaft verändernden Prozessengewidmet und diese aus demBlickwinkel unterschiedlicher wissenschaftlicherDisziplinen beleuchtet.Die Universität Duisburg-Essen istseit jeher Ausgangs- und Schaltpunktvielfältiger Bestrebungen, Studien undTrends im Bereich Mehrsprachigkeitund Multikulturalität. 1986 wurde dieerste eigenständige Lehreinheit mitdem Namen Deutsch als Zweit- undFremdsprache gegründet (mit derdeutschlandweiten ersten Professurmit dieser Denomination, die mitRupprecht S. Baur besetzt wurde),das Institut für Turkistik ist in seinerFunktion der Lehrerbildung einzigartigin Deutschland. Die InterkulturellePädagogik setzt heute ihrenSchwerpunkt auf die Migrations- undHeterogenitätsforschung. Für dasInstitut Deutsch als Zweitsprache/Deutsch als Fremdsprache, das 2016sein dreißigjähriges Jubiläum feiert,ergaben sich, als frühe Reaktionauf die zunehmend sprachliche undkulturelle Diversität in der Ruhrmetropole,wichtige und grundlegendeForschungsfragen. Ein Meilenstein,der innerhalb der Forschung wegweisendwar und ist, ist das Projekt Zur sprachlichen Entwicklungjugoslawischer, türkischer undgriechischer Jugendlicher (heute: Förderunterricht für Kinder undJugendliche mit Migrationshintergrund ).Die Anfänge des Projektesgehen auf Prof. Dr. Karl-DieterBünting zurück, der dank der finanziellenUnterstützung durch dieDeutsche Forschungsgemeinschaft(DFG) dieses Vorhaben bereits imJahre 1974 realisieren konnte. Eswurde im Rahmen von Projekten zurBilingualismusforschung ins Lebengerufen, in denen unter anderemder Frage nachgegangen wurde, wiemehrsprachige Kinder sprachlichintegriert werden können. Warenes in den Anfängen 24 Kinder undJugendliche, die sprachlich wie fachlichgefördert wurden, sind es heuteetwa1200 Förderschüler*innen.(https://www.uni-due.de/imperia/md/content/foerderunterricht/fubericht_2016.pdf.) Aber nicht nur dieFörderung des Deutschen als ZweitundFremdsprache, sondern ebensodie Förderung und Würdigungder jeweiligen Herkunftssprachenwar von Anbeginn ein angedachtesAnliegen. Gerade letztgenannterAspekt weist jedoch sowohl in derForschung als auch in der praktischenUmsetzung immer nochgroße Lücken auf. Freiwillige Angebotezur Förderung der Erstsprachewie der Zweitsprache/Fremdsprachefür alle Kinder, gleichgültig welcheErstsprache(n) sie mitbringen, wärenein Anfang.So erscheint es nur logisch,dass der Standort Essen die Neugestaltungder Lehrerausbildung(Lehrerausbildungsgesetz 2009)in Nordrhein-Westfalen schneller,konsequenter und verpflichtendereingeführt hat als die Nachbaruniversitäten:Lehramtsstudierendealler Fächer erbringen Leistungenim Modul GrundlagenwissenZweitsprache Deutsch (kurz: DaZModul),das vom DaZ-Institut ausgerichtetwird und in der Bachelor-Phase (gültig für alle Lehrämter)verortet ist. Im Master of Education(gilt für die Lehrämter Grundschule,Hauptschule, Realschule,Gesamtschule, Berufskolleg) werdenunterschiedliche Forschungsansätzein Theorie und Didaktik vertiefendbehandelt, das Themenrepertoirewurde zusätzlich um den Aspekt derkulturellen und ästhetischen Bildungerweitert. In der Vergangenheit kaumbeachtet, scheint dieses Thema im Forschungsdiskursgerade im schulischenKontext gegenwärtig prominenterdenn je zu sein. Ganzheitliches undhandlungsorientiertes Lernen verrateneine Didaktik, in der mit allen SinnenLehr-Lernkontexte gestaltet werden.Es gibt eine Vielzahl von Gründen,weshalb kulturelle und ästhetischeBildung im wissenschaftlichen Diskursan Aktualität gewinnt. Aus derPerspektive der Lehrerausbildunggesehen, spielen mindestens zweiAspekte eine bedeutsame Rolle.Zum einen geht es um die Bildungsteilhabe.Ein Bildungsfaktor, der imKompetenz-Dschungel schulischerKontexte zu oft außer Acht gelassenwird, denn es sind nicht nur Ergebnisseder durch PISA und IGLUdurchgeführten Studien, die Auskunftüber schulischen Erfolg oderMisserfolg geben, sondern die wenigbeachtete Studie, die sich des Themas Kulturelle Bildung im Lebenslauf (2012) (http://www.bildungsbericht.de/de/bildungsberichte-seit-2006/bildungsbericht-2012/pdf-bildungsbericht-2012/h-web2012.pdf) angenommen hat. Sie machtdeutlich, dass Eltern mit niedrigemBildungsstand wie auch Kinder mitMigrationshintergrund kulturelleAngebote (Musik, bildende Kunst,Theater etc.) sehr selten annehmen.Die Notwendigkeit, Schüler*innenmöglichst früh auch an kulturellerBildung teilhaben zu lassen liegt aufder Hand.Einmal mehr wird Sprache insBlickfeld gerückt. Sprachbildunggeht immer mit fachlicher Bildungeinher. Es leuchtet ein, dass ohnesprachliches Wissen und KönnenLernern der Zugang zu kulturellenAngeboten in Museen oder Theaterversperrt bleiben.Ziel dieser Studieneinheiten imBachelor und Master ist sodann,angehende Lehrer*innen, auf dieAlltagsrealität in sprachlich heterogenenKlassen vorzubereiten undihnen didaktische Handlungsmöglichkeitenim Rahmen einer sprachsensiblenUnterrichtsgestaltung aufzuzeigen,dies mit Blick auf bereitsgeleistete und aktuelle Forschungen,die sich nicht nur auf das Ruhrgebietbegrenzen. Darüber hinaus, sie dafürzu sensibilisieren, dass alle Mitgliedereiner Gesellschaft das verbriefteRecht auf kulturelle und ästhetischeBildung haben, ist sie schließlich Teilder gesellschaftlichen Realität.Aktuelle undzukünftige PerspektivenMehrsprachigkeit und Multikulturalitätsind keine festen Entitäten, sondernleben von den Veränderungenund Entwicklungen ihrer Akteureund Gruppen. Damit ist klar, dassder Forschungsauftrag in diesemBereich sich stetig verändert und nieversiegen wird. Begriffe wie Diversitätoder gar Superdiversität, wie beispielsweiseVertovec bereits 2007 inseinem Aufsatz Super-diversity andits implications vorschlägt, zeigenuns auf, wie komplex und multidimensionalIndividuen, Institutionenund Gesellschaft agieren und dasssich zu keinem Zeitpunkt mit starrenDefinitionen ein status quo festhaltenlässt. Als sogenannte Bindestrich-Disziplinen können und müssenAspekte der Migration weiterhininterdisziplinär betrachtet werden(was bedauerlicherweise noch nichtals selbstverständlich betrachtetwird), zu diffizil und einseitig ist dieEinordnung nach Einzelaspekten.Superdiversität beispielsweise lässtsich nur durch viele Variablen wiebeispielsweise Herkunftsland,Sprache, Alter, Aufenthaltsstatusoder Bildung untersuchen. Imsprachlichen Bereich zeigt uns dasPhänomen des translanguaging dieMöglichkeit, im bilingualen Unterrichtzwei Sprachen systematischzu nutzen. Gleichzeitig verdeutlichttranslanguaging space (diskutiert vonWei bereits 2011 in seinem AufsatzMoment Analysis and translanguagingspace: Discursive constructionof identities by multilingual Chineseyouth in Britain) einen kreativenSprachgebrauch, der neue Praktikenund Identitäten hervorbringt unddamit in der Soziolinguistik nachneuen Untersuchungszugängen fordert.Translanguaging symbolisiertaber auch ein neues Verständnisder Sprachperformanz mehrsprachigerSprecher*innen und verstehtsich eventuell als Ergänzung oderAlternative zu Eigenschaften wiezwei- oder mehrsprachig (García &Wei führen dies gründlich in ihrem2014 erschienenen Buch Translanguaging:Language, Bilingualism andEducation). Ohnehin lässt sich dieErwerbsform und die Bezeichnungfür Sprecher*innen im Zeitalter derSuperdiversität nicht mehr eindimensional(z.B. nach Nationalitätoder Herkunftssprache der Eltern)bestimmen. Ob wir von simultanoder sukzessiv zweisprachig sprechen,ob dies durch die Eltern allein odermithilfe von Umgebung oder Institutionengeschieht, ob man mit zweioder drei Sprachen von klein auf konfrontiertwird, ob wir es Deutsch alsZweit- (DaZ), als Fremd- (DaF) oderals zusätzliche Sprache (DazS, wofürCantone seit langem plädiert) benennen:Das Kaleidoskop der Mehrsprachigkeitbietet vielfältige Möglichkeitendes Erwerbs und hoffentlichErhalts vieler Sprachen durch einIndividuum oder einer Gesellschaft.Aktueller BandSo werden in dieser UNIKATEAusgabeBeiträge des Instituts DaF/DaZ sowie weiterer Institute der UDEgebündelt, die aus bildungswissenschaftlicher,linguistischer, didaktischerund sozialwissenschaftlicher Perspektiveauf das Leitthema Mehrsprachigkeitblicken, und den Ist-Zustand derhörbaren wie sichtbaren kulturellenDiversität in der Ruhrmetropoletransparent machen. Im hochschulinternenKontext ist die Bewusstmachungund die Sensibilisierung fürDiversität hinsichtlich von Sprachenund von Kulturen bedeutsam für dieGegenwart und die Zukunft. DieserLeitgedanke eint die vorliegendenBeiträge. Die in diesem Band beteiligtenAkteure stehen stellvertretendfür viele weitere Kolleg*innen, diesich mit allen Facetten der Begriffe Mehrsprachigkeit und Multikulturalität fachwissenschaftlich wiedidaktisch auseinandersetzen. Dassdie Forschung noch lange nicht abgeschlossenist, zeigen die noch vielenoffenen Fragen, die in den spannendenBeiträgen diskutiert werden.Der Band beginnt mit einemKommentar von Rupprecht S. BaurUNIKATE 49/2016 9und einem Interview mit WilhelmGrießhaber zur Mehrsprachigkeitin der Ruhrmetropole. Frühere undaktuelle Studien werden im Beitragvon Katja F. Cantone und Laura DiVenanzio überblickshaft vorgestelltund zeigen die ersten Gehversucherund um das Arbeitsfeld Spracherwerbvon Kindern und Jugendlichen,deren Erstsprache nicht(nur) Deutsch ist. Die mehrere Jahreumfassende Forschung ist noch langenicht abgeschlossen und dies machendie Diskussionsansätze am Ende desBeitrags deutlich. Es stellen sich alteFragen vor neuen gesellschaftlichenHerausforderungen wie zum Beispielrund um das Thema Sprachprestige .Der zweite Aufsatz desvorliegenden Bandes versteht sich alsstate-of-the-art-Beitrag und präsentiertFörderprojekte mit einem speziellenFokus: Anastasia Moraitisplädiert in ihrem Beitrag für einemultikulturelle Schule in einer multikulturellenGesellschaft, in derAspekte der ästhetischen und kulturellenBildung zum Alltag gehören.Um dies zu unterstreichen, diskutiertsie Ergebnisse von Studien zu erfolgreichenFaktoren der Bildungsteilhabeund stellt innovative Sprachförderprojektevor, die auf den Ausbauder ästhetischen Bildung setzen. Inihrem Beitrag zur visuellen Mehrsprachigkeitim Ruhrgebiet stellenTirza Mühlan-Meyer, Evelyn Zieglerund Haci-Halil Uslucan Ergebnisseaus dem Projekt Metropolenzeichen ,das vom Mercator ResearchCenter Ruhr gefördert wird, dar.Unter anderem wird dabei diskutiert,wie eine große Anzahl systematischerfasster ein-, mehr- oder anderssprachigenSprachvorkommen (bspw.Straßennamenschilder, Graffitis oderGeschäftsbeschilderungen) wahrgenommenund bewertet wird. DanielReimann beginnt seinen Aufsatz miteinem Überblick der Geschichte derMehrsprachigkeitsdidaktik vom 15.Jahrhundert bis heute. Die aktuelleForschung wird vom von ihm vorgeschlagenenBegriff aufgeklärteMehrsprachigkeit geprägt. Diesebeinhaltet sieben Diskurs- undHandlungsfelder wie beispielsweise produktive Fertigkeiten und Teilkompetenzen oder transkulturellekommunikative Kompetenz . DesWeiteren werden vier empirische Studienvorgestellt, die Felder der aufgeklärtenMehrsprachigkeit ( Deutschals Muttersprache/Deutsch alsFremd- und Zweitsprache , Herkunfts-und Familiensprachen , rezeptive Varietätenkompetenz )aufgreifen und Einstellungen zuMehrsprachigkeit von Lehramtsstudierendenund Fremdsprachenlehrkräftenüberprüfen. Erste Ergebnisseder wissenschaftlichen Begleitungdes Projekts Sprachsensible Schulentwicklungwerden im Aufsatz vonDenise Demski, Kathrin Racherbäumerund Isabell van Ackerenvorgestellt. Das Projekt wirkt an 33Schulen in Nordrhein-Westfalen undverfolgt das Ziel der Sensibilisierungvon Lehrkräften und Schulleitungenmit Hinblick auf Mehrsprachigkeitund Heterogenität, was unter anderemüber Fortbildungen zu Themenwie Mehrsprachigkeit in derSchule , Diagnose und Förderungim Fachunterricht/Deutschunterricht oder Entwicklung professionellerLerngemeinschaften erfolgensoll. Mittels eines standardisiertenFragebogens sind interessante Datenzur Einstellung der an den Schulenwirkenden Personen erfasst worden,bspw. zur Wichtigkeit der Bildungssprache.Im Beitrag von IÅıl Uluçam-Wegmann, Heike Roll und ErkanGürsoy wird das ForschungsprojektSchrifT, das im Rahmen des BMBFSchwerpunktes Sprachbildung undMehrsprachigkeit seit 2014 gefördertwird und unter Beteiligung derInstitute für Deutsch als Zweit- undFremdsprache, für Turkistik sowieder Fachdidaktiken Technik, Politik,Geschichte und Physik stattfindet,vorgestellt. Eines der vom Projektverfolgten Ziele besteht darin, denEinfluss des deutsch-türkischenSprachgebrauchs auf die Schreibleistungenim Deutschen und Türkischenbei Schüler*innen der 7. und8. Jahrgangsstufe zu untersuchen.Die Ergebnisse plädieren für denErhalt der Herkunftssprache und derMehrsprachigkeit in den Folgegenerationen,wofür auch institutionelleMaßnahmen entscheidend sind.Die Autorin Halina Leontiyfokussiert in ihrem Aufsatz jene inDeutschland lebende Gruppe dersogenannten (Spät-)Aussiedler*innen(vorwiegend sog. Russlanddeutsche aus der ehemaligen Sowjetunion).Konkret geht es um die Herausstellungvon sprachlichen identitätsstiftendenMerkmalen während derAlltagskommunikation von Studierendeneiner Generation, die nur wenigBindung zur deutschen Sprache undKultur hat. Darüber hinaus werdenauch Gegenstände des alltäglichenGebrauchs in den Blick genommen,die einerseits die Individualität derjeweiligen Person innerhalb derSprachgemeinschaft konturieren. Eswerden andererseits identitätsstiftendeStereotype herangezogen, die dasGemeinschaftsgefühl der Personenansprechen und auf humorvolle Weiseso die Brücke zur deutschen Sprache(nicht nur), besonders aber zur Kulturaufbauen.Jana Kaulvers, GülÅah Mavrukund Jan Strobl stellen in ihrem BeitragTeilprojekte des seit 2010 durchdie Stiftung Mercator, durch das Ministeriumfür Schule und Weiterbildungdes Landes Nordrhein-Westfalen unddurch das Ministerium für Innovation,Wissenschaft und Forschungdes Landes Nordrhein-Westfalengeförderten Modellprojekts ProDaZ(Deutsch als Zweitsprache in allenFächern) auszugsweise vor. Beispielsweisesollen im Projekt Rappen alsMethode der Sprachförderung , dasseit 2013 an verschiedenen Schulenangeboten wird, Schüler*innen überden Weg des Rapps motiviert werden,Sprache anzuwenden.Wir wünschen Ihnen einenanregende Lektüre!Katja F. CantoneAnastasia Moraitis
Details
ISBN/GTIN978-3-934359-49-9
ProduktartBuch
EinbandartKartoniert, Paperback
ErscheinungsortEssen
ErscheinungslandDeutschland
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum01.07.2016
Reihen-Nr.49
Seiten112 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.46398684
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