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Ein Weihnachtslied in Prosa

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
192 Seiten
Deutsch
dtv Verlagsgesellschafterschienen am01.10.20111. Auflage
Dickens berühmte Weihnachtsgeschichte in neuer Übersetzung   »Marley war tot ...« - so beginnt eine der berühmtesten und beliebtesten Weihnachtserzählungen der Weltliteratur. Doch nicht nur der Geist seines ruchlosen Partners zwingt den geizigen Geschäftsmann Ebenezer Scrooge, sein Leben zu ändern. Es bedarf dreier weiterer Weihnachtsgeister, um aus ihm einen gütigen Menschen zu machen. Dickens' wunderbare Groteske fasziniert Jung und Alt bis heute und wurde mehrfach verfilmt. Der märchenhafte Klassiker wurde für diese Geschenkbuchausgabe von Britta Mümmler neu übersetzt und von Daniel Müller farbig illustriert.

Charles Dickens wurde am 7. Februar 1812 in Landport bei Portsea in England geboren. Nach einer harten Jugend begann er seine schriftstellerische Laufbahn mit Skizzen, die er unter dem Pseudonym Boz in Londoner Zeitungen und Magazinen veröffentlichte. Die .Pickwick Papers' machten ihn 1837 weltberühmt. All seine großen Romane schrieb er in fieberhaftem Tempo. 1868 kaufte Dickens - er war inzwischen der gefeiertste Dichter seiner Zeit - Gadshill Place, von nun an sein ständiger Wohnsitz. Dort starb er am 9. Juni 1870 an einem Schlaganfall. Seine größten Werke: Die Pickwickier (1837), Oliver Twist (1838), David Copperfield (1850), Harte Zeiten (1854), Große Erwartungen (1861).
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Produkt

KlappentextDickens berühmte Weihnachtsgeschichte in neuer Übersetzung   »Marley war tot ...« - so beginnt eine der berühmtesten und beliebtesten Weihnachtserzählungen der Weltliteratur. Doch nicht nur der Geist seines ruchlosen Partners zwingt den geizigen Geschäftsmann Ebenezer Scrooge, sein Leben zu ändern. Es bedarf dreier weiterer Weihnachtsgeister, um aus ihm einen gütigen Menschen zu machen. Dickens' wunderbare Groteske fasziniert Jung und Alt bis heute und wurde mehrfach verfilmt. Der märchenhafte Klassiker wurde für diese Geschenkbuchausgabe von Britta Mümmler neu übersetzt und von Daniel Müller farbig illustriert.

Charles Dickens wurde am 7. Februar 1812 in Landport bei Portsea in England geboren. Nach einer harten Jugend begann er seine schriftstellerische Laufbahn mit Skizzen, die er unter dem Pseudonym Boz in Londoner Zeitungen und Magazinen veröffentlichte. Die .Pickwick Papers' machten ihn 1837 weltberühmt. All seine großen Romane schrieb er in fieberhaftem Tempo. 1868 kaufte Dickens - er war inzwischen der gefeiertste Dichter seiner Zeit - Gadshill Place, von nun an sein ständiger Wohnsitz. Dort starb er am 9. Juni 1870 an einem Schlaganfall. Seine größten Werke: Die Pickwickier (1837), Oliver Twist (1838), David Copperfield (1850), Harte Zeiten (1854), Große Erwartungen (1861).
Details
Weitere ISBN/GTIN9783423409469
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2011
Erscheinungsdatum01.10.2011
Auflage1. Auflage
Seiten192 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3964 Kbytes
Artikel-Nr.1035400
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



STROPHE I
Marleys Geist


Marley war tot; dies gleich zu Anfang. Daran besteht nicht der geringste Zweifel. Sein Eintrag ins Begräbnisregister war vom Geistlichen, vom Schreiber, vom Leichenbestatter und vom Hauptleidtragenden unterzeichnet. Scrooge hatte ihn unterzeichnet. Und Scrooges Name galt an der Börse als ein Garant für alles, woran er sich beteiligte. Der alte Marley war so tot wie ein Türnagel.

Wohlgemerkt! Damit will ich nicht sagen, dass ich aus eigener Erfahrung wüsste, was so besonders tot ist an einem Türnagel. Ich selbst wäre eher geneigt, einen Sargnagel als das toteste Stück Eisenware zu betrachten, das im Handel ist. Doch die Weisheit unserer Vorfahren liegt in diesem Gleichnis; und meine unwürdigen Hände dürfen sich nicht daran vergreifen, sonst ist das Land dem Untergang geweiht. Man wird mir deshalb erlauben, noch einmal mit Nachdruck zu wiederholen, dass Marley so tot war wie ein Türnagel.

Scrooge wusste also, dass er tot war? Aber natürlich. Wie könnte es anders sein? Scrooge und Marley waren, ich weiß nicht wie viele Jahre lang, Geschäftspartner gewesen. Scrooge war sein einziger Testamentsvollstrecker, einziger Nachlassverwalter, einziger Rechtsnachfolger, einziger Haupterbe, einziger Freund und einziger Leidtragender. Doch selbst Scrooge war nicht so furchtbar erschüttert von dem traurigen Ereignis, dass er sich nicht auch am Tage des Begräbnisses noch als ein ausgezeichneter Geschäftsmann erwiesen und dieses mit einem unbestreitbar vorteilhaften Handelsabschluss feierlich begangen hätte.

Die Erwähnung von Marleys Begräbnis bringt mich auf das zurück, womit ich anfing. Es besteht kein Zweifel daran, dass Marley tot war. Das muss unbedingt klar sein, sonst ist nichts Wunderbares an der Geschichte, die ich erzählen will. Wären wir nicht vollkommen überzeugt, dass Hamlets Vater bereits tot ist, wenn das Stück beginnt, wäre sein nächtlicher Spaziergang, im Ostwind auf den Wällen seiner eigenen Burg, um nichts merkwürdiger als der jedes anderen Herrn mittleren Alters, der nach Einbruch der Dunkelheit plötzlich an irgendeinem zugigen Ort auftauchte - etwa auf dem Kirchhof von St. Paul´s, zum Beispiel -, um die träge Seele seines Sohnes buchstäblich aufzurütteln.

Scrooge ließ den Namen des alten Marley nie übermalen. Dort stand er, auch Jahre später noch, über der Tür des Handelshauses: Scrooge & Marley. Die Firma war bekannt als Scrooge & Marley. Neulinge in der Geschäftswelt sprachen Scrooge manchmal mit Scrooge und manchmal auch mit Marley an, doch er reagierte auf beide Namen. Ihm war es einerlei.

Oh! Aber er war ein schändlicher Geizkragen, der alle unbarmherzig ausnahm, dieser Scrooge! Ein ausquetschender, blutsaugender, habsüchtiger, knausriger, raffgieriger alter Sünder! Hart und scharf wie ein Feuerstein, aus dem kein Stahl je einen großzügigen Funken geschlagen hatte; verschwiegen, verschlossen und vereinsamt wie eine Auster. Seine innere Kälte ließ seine alten Gesichtszüge erstarren, seine Nasenspitze erfrieren, machte seine Wangen runzlig und seinen Gang steif, rötete seine Augen, färbte seine dünnen Lippen blau und klang aus den gerissenen Worten seiner schrillen Stimme. Frostiger Raureif lag auf seinem Haupt, seinen Augenbrauen und seinem stoppeligen Kinn. Und er trug diese ihm eigene Kälte immer mit sich herum; selbst an den Hundstagen noch verbreitete er eisige Temperaturen in seinem Kontor, und auch an Weihnachten taute er nicht um ein einziges Grad auf.

Äußere Hitze und Kälte wirkten nur wenig auf Scrooge. Keine Wärme konnte ihn erhitzen, keine Winterwitterung abkühlen. Kein Wind, der blies, war eisiger als er, kein Schneetreiben unbarmherziger, kein Platzregen unerbittlicher. Das schlechte Wetter wusste nicht, wie es ihm beikommen sollte. Selbst stärkste Regengüsse, Schnee, Hagel und Graupelschauer konnten sich nur in einer Hinsicht rühmen, ihm überlegen zu sein: Sie »gaben« oft üppig, und das tat Scrooge nie.

Niemand hielt ihn je auf der Straße an und fragte ihn mit fröhlicher Miene: »Wie geht es Ihnen, mein lieber Scrooge? Wann kommen Sie mich einmal besuchen?« Kein Bettler bat ihn um eine Kleinigkeit, kein Kind fragte ihn, wie viel Uhr es sei, kein Mensch, ob Mann oder Frau, erkundigte sich je im Leben bei Scrooge nach dem Weg an diesen oder jenen Ort. Sogar die Blindenhunde schienen ihn zu kennen, denn sobald sie ihn kommen sahen, zogen sie ihre Herren in Torwege und Höfe hinein und wedelten mit dem Schwanz, als wollten sie sagen: »Lieber gar kein Augenlicht, blinder Herr, als den bösen Blick!«

Aber was kümmerte das Scrooge! Genau so gefiel es ihm. Sich auf dem Lebenspfad einen Weg durch die Menge bahnen und alles menschliche Mitgefühl warnend auf Abstand halten, das war, wie man so sagt, eine »wahre Wonne« für Scrooge.

Eines schönen Tages - und von allen schönen Tagen im Jahr ausgerechnet an Heiligabend - saß der alte Scrooge eifrig arbeitend in seinem Kontor. Das Wetter war beißend kalt, frostig und rau, und obendrein noch neblig, und er konnte hören, wie die Leute in der Gasse draußen keuchten vor Kälte, wenn sie vorübergingen, sich mit den Händen an die Brust schlugen und mit den Füßen aufs Kopfsteinpflaster stampften, um sich zu wärmen. Die Glocken der City hatten eben erst drei geschlagen, doch es war schon recht dunkel - es war den ganzen Tag über nicht richtig hell geworden -, und die Kerzenlichter in den Fenstern der Kontore ringsum flackerten wie rote Schmutzflecken in der zum Greifen dicken braunen Luft. Der Nebel drang durch jede Ritze und jedes Schlüsselloch herein und war so dicht, dass die Häuser gegenüber, obwohl die Gasse eine der schmalsten war, wie reine Spukgebilde wirkten. Wenn man sah, wie die trüben Schwaden sich niedersenkten und alles verdüsterten, hätte man glauben mögen, Mutter Natur wohne in der Nachbarschaft und braue soeben im großen Stile etwas zusammen.

Die Tür zu Scrooges Kontor stand offen, damit er seinen Schreiber im Auge behalten konnte, der nebenan in einer erbärmlich engen Zelle, einer Art feuchtem Loch, Briefe abschrieb. Bei Scrooge brannte nur ein kümmerliches Feuer, aber das des Schreibers war noch um so viel kümmerlicher, dass es nur aus einer einzigen Kohle zu bestehen schien. Doch er konnte nicht nachlegen, denn die Kohlenkiste stand in Scrooges Zimmer; und jedes Mal, wenn der Schreiber mit der Schaufel hereinkam, prophezeite ihm sein Herr, dass sie sich nun wohl bald trennen müssten. Weshalb der Schreiber seinen weißen Schal umgelegt hatte und nun versuchte, sich an der Kerze zu wärmen; ein Bestreben, das ihm, da er kaum Einbildungskraft besaß, misslang.

»Fröhliche Weihnachten, Onkel! Gott segne Sie!«, rief da eine vergnügte Stimme. Sie gehörte Scrooges Neffen, der so plötzlich auf ihn zukam, dass er ihn in diesem Augenblick erst bemerkte.

»Pah!«, rief Scrooge. »Humbug!«

Vom schnellen Gehen in Nebel und Frost war diesem Neffen von Scrooge so warm geworden, dass er geradezu glühte; sein hübsches Gesicht war gerötet, seine Augen glänzten und sein Atem dampfte noch.

»Weihnachten ein Humbug? Aber Onkel!«, erwiderte Scrooges Neffe. »Das meinen Sie doch gewiss nicht ernst?«

»Und ob«, sagte Scrooge. »Fröhliche Weihnachten! Welches Recht hast denn du, fröhlich zu sein? Und welchen Grund? Du bist doch wahrlich arm genug.«

»Na, hören Sie«, entgegnete der Neffe munter. »Welches Recht haben denn Sie, übel gelaunt zu sein? Und welchen Grund, missmutig? Sie sind doch wahrlich reich genug.«

Scrooge, der im Augenblick keine bessere Antwort parat hatte, sagte wieder »Pah!« und ließ noch ein »Humbug« folgen.

»Ärgern Sie sich doch nicht, Onkel«, sagte der Neffe.

»Was sollte ich sonst tun«, entgegnete der Onkel, »wenn ich in einer solchen Welt voller Narren lebe? Fröhliche Weihnachten! Zum Henker mit fröhlichen Weihnachten! Was ist Weihnachten denn anderes als eine Zeit, da man ohne Geld in der Tasche Rechnungen zahlen soll; eine Zeit, da man wieder ein Jahr älter ist, aber nicht um eine Stunde reicher; eine Zeit, da man Geschäftsbilanz ziehen muss und alle Posten in den Büchern der letzten zwölf Monate Verluste ausweisen? Wenn es nach mir ginge«, fügte Scrooge empört hinzu, »würde jeder Narr, der mit einem Fröhliche Weihnachten auf den Lippen daherkommt, mit seinem eigenen Plumpudding gekocht und mit einem Stechpalmenpfahl mitten durchs Herz begraben werden. Das hätte er verdient!«

»Aber Onkel!«, bat der Neffe.

»Aber Neffe!«, erwiderte der Onkel unerbittlich. »Feiere du Weihnachten auf deine Weise, und lass es mich auf meine feiern.«

»Feiern!«, wiederholte Scrooges Neffe. »Aber Sie feiern es doch gar nicht.«

»Das überlass nur mir«, sagte Scrooge. »Mögest du einen Gewinn davon haben! Als hätte es dir je Gewinn gebracht!«

»Es gibt vieles, darf ich wohl sagen, von dem ich schon Gewinn hatte, auch wenn ich keinen Profit daraus ziehen konnte«, erwiderte der Neffe. »Dazu gehört auch Weihnachten. Aber dennoch betrachte ich die Weihnachtszeit immer, wenn sie herankommt - von der Verehrung, die wir ihrem heiligen Namen und Ursprung schulden, einmal abgesehen, falls man von einem solchen Bestandteil überhaupt absehen darf -, als eine gute Zeit, als eine Zeit der Güte, der Vergebung, der Mildtätigkeit und des Wohlwollens, als die einzige Zeit im langen Lauf des Kalenderjahres, in der Männer und Frauen gleichermaßen ihre verschlossenen Herzen bereitwillig zu öffnen scheinen und Menschen geringeren Standes wirklich als ihre Gefährten auf dem Weg zum Grab ansehen,...

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Autor

Charles Dickens wurde am 7. Februar 1812 in Landport bei Portsea in England geboren. Nach einer harten Jugend begann er seine schriftstellerische Laufbahn mit Skizzen, die er unter dem Pseudonym Boz in Londoner Zeitungen und Magazinen veröffentlichte. Die .Pickwick Papers' machten ihn 1837 weltberühmt. All seine großen Romane schrieb er in fieberhaftem Tempo. 1868 kaufte Dickens - er war inzwischen der gefeiertste Dichter seiner Zeit - Gadshill Place, von nun an sein ständiger Wohnsitz. Dort starb er am 9. Juni 1870 an einem Schlaganfall. Seine größten Werke: Die Pickwickier (1837), Oliver Twist (1838), David Copperfield (1850), Harte Zeiten (1854), Große Erwartungen (1861).