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Im Sturm

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
752 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am31.05.2012
Das Attentat arabischer Fundamentalisten auf eines der wichtigsten Ölfelder Sibiriens bringt die GUS in einen fatalen Zugzwang. Um den Zusammenbruch ihrer maroden Wirtschaft zu verhindern, erzwingt Moskau sich Zugang zum Persischen Golf und schreckt auch vor einem Schlag gegen die NATO nicht zurück ...

Tom Clancy, der Meister des Technothrillers, stand seit seinem Erstling Jagd auf Roter Oktober mit all seinen Romanen an der Spitze der internationalen Bestsellerlisten. Er starb im Oktober 2013.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDas Attentat arabischer Fundamentalisten auf eines der wichtigsten Ölfelder Sibiriens bringt die GUS in einen fatalen Zugzwang. Um den Zusammenbruch ihrer maroden Wirtschaft zu verhindern, erzwingt Moskau sich Zugang zum Persischen Golf und schreckt auch vor einem Schlag gegen die NATO nicht zurück ...

Tom Clancy, der Meister des Technothrillers, stand seit seinem Erstling Jagd auf Roter Oktober mit all seinen Romanen an der Spitze der internationalen Bestsellerlisten. Er starb im Oktober 2013.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641089917
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum31.05.2012
Seiten752 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4311 Kbytes
Artikel-Nr.1176287
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1
Träge Lunte

Nischnewartowsk, UdSSR

Sie gingen rasch, lautlos, zielstrebig vor; über ihnen leuchtete kristallklar der Sternenhimmel Westsibiriens. Sie waren Moslems, was man ihnen kaum anmerkte; sie sprachen russisch mit dem singenden Tonfall der Aserbeidschaner. Die drei hatten gerade auf dem Lkw-Parkplatz und an den Bahngleisen eine komplizierte Aufgabe erledigt, nämlich das Öffnen Hunderter von Füllventilen. Ibrahim Tolkase war ihr Anführer. An der Spitze ging jedoch Rasul, ein Schrank von einem Mann, ehemals Feldwebel beim MVD; er hatte in dieser kalten Nacht bereits sechs Männer getötet - drei mit der Pistole, drei mit bloßen Händen. Niemand hatte etwas gehört, denn in einer Erdölraffinerie herrscht viel Lärm. Die Leichen waren im Dunkel zurückgelassen worden, und die drei Männer bestiegen nun Tolkases Wagen, um die nächste Phase in Angriff zu nehmen.

Das Kontrollzentrum befand sich in einem modernen zweistöckigen Bau in der Mitte des Komplexes. Mindestens fünf Kilometer weit in alle Richtungen erstreckten sich die Destillations- und katalytischen Anlagen, Tanklager und vor allem das kilometerlange Röhrengeflecht, das Nischnewartowsk zu einer der größten Raffinerien der Welt machte. In unregelmäßigen Abständen erhellten Flammen den Himmel, wo Gase abgefackelt wurden, und es stank nach Rohöldestillaten: Kerosin, Benzin, Diesel, Stickstofftetraoxid für Interkontinentalraketen, nach Schmierölen und allen möglichen anderen petrochemischen Verbindungen.

Der Ingenieur Tolkase steuerte seinen privaten Lada auf das fensterlose Backsteingebäude zu, hielt auf dem für ihn reservierten Parkplatz und ging zum Eingang. Seine Kameraden warteten geduckt im Fond.

Hinter der Glastür begrüßte Ibrahim den Mann vom Werkschutz, der zurücklächelte und die Hand nach Tolkases Ausweis ausstreckte. Der Wächter hatte getrunken; einziger Trost in diesem rauhen, kalten Land. Sein Blick war verschwommen, sein Lächeln zu starr. Tolkase händigte ungeschickt seinen Ausweis aus, ließ ihn fallen, und der Wächter bückte sich wankend, um ihn aufzuheben. Tolkases Pistolenmündung war das letzte, was der Mann spürte. Er starb, ohne zu wissen wie oder warum. Ibrahim hob die Leiche auf, setzte sie vornübergesunken an den Tisch - es verpennte mal wieder einer die Spätschicht - und winkte dann seine Kameraden heran. Rasul und Mohammed sprinteten auf den Eingang zu.

»Brüder, es ist soweit.« Tolkase reichte seinem hünenhaften Freund die Kalaschnikow AK-47 und einen Patronengurt.

Rasul wog die Waffe kurz in der Hand, überzeugte sich, daß sie geladen und entsichert war. Dann warf er sich den Patronengurt über die Schulter, pflanzte das Bajonett auf und sagte zum ersten Mal in dieser Nacht etwas: »Das Paradies erwartet uns.«

Tolkase klemmte sich den Sicherheitsausweis an den weißen Kittel. Dann führte er seine Kameraden die Treppe hinauf.

Normalerweise durfte das Kontrollzentrum nur betreten, wer einem der dort Beschäftigten persönlich bekannt war. Nikolaj Barsow wirkte überrascht, als er Tolkase durch das winzige Fenster in der Tür erblickte. »Sie haben doch heute frei, Ischa.«

»Heute nachmittag versagte ein Ventil, und ich vergaß, vor Schichtende nach dem Fortgang der Reparaturarbeiten zu sehen. Sie wissen ja, welches ich meine - das Hilfsspeiseventil für Kerosinlager acht. Wenn es bis morgen nicht instand gesetzt ist, müssen wir umleiten, und Sie können sich vorstellen, was das bedeutet.«

Barsow grunzte zustimmend. »Allerdings, Ischa. Treten Sie zurück, damit ich aufmachen kann.«

Die schwere Stahltür öffnete sich nach außen. Rasul und Mohammed waren Barsow verborgen geblieben. Er hatte keine Zeit mehr, sie wahrzunehmen. Drei Geschosse vom Kaliber 7,62 mm bohrten sich in seine Brust.

Die Kontrollzentrale, in der zwanzig Mann Dienst taten, ähnelte einem Stellwerk oder der Schaltzentrale eines Kraftwerk. Schematische Darstellungen des Pipeline-Systems bedeckten die hohen Wände, übersät mit Hunderten von Leuchten, die die Funktion der einzelnen Steuerventile anzeigten. Doch dies war nur das Haupt-Display. Einzelne Teile des Systems wurden über separate Rückmeldeanlagen gesteuert, größtenteils durch Computer, aber auch von der Hälfte der diensttuenden Ingenieure überwacht. Das Personal konnte die drei Schüsse nicht überhören.

Doch niemand war bewaffnet.

Gelassen, fast elegant begann sich Rasul vorzuarbeiten, setzte seine Kalaschnikow meisterhaft ein, gab jedem Ingenieur nur eine Kugel. Anfangs versuchten sie zu fliehen - bis sie erkannten, daß Rasul sie wie Vieh in eine Ecke trieb. Zwei Männer griffen tapfer nach den Telefonen, um die Sicherheitseinheiten des KGB zu alarmieren. Einen erschoß Rasul auf seinem Posten, der andere aber ging hinter den Schaltpulten in Deckung und rannte zur Tür, wo Tolkase stand. Es war Boris, wie Tolkase sah, der Favorit der Partei und Chef des Kollektivs, ein Mann, der mit ihm »Freundschaft« geschlossen hatte. Ibrahim, der nicht vergessen hatte, wie gönnerhaft er von diesem Russen behandelt worden war, hob seine Pistole.

»Ischa!« schrie der Mann entsetzt. Ibrahim schoß ihm in den Mund und hoffte nur, daß Boris noch lange genug lebte, um sein verächtliches Giaur! zu hören. Es freute ihn, daß Rasul diesen Mann nicht erwischt hatte. Alle anderen überließ er seinem wortkargen Freund gern.

Die anderen Ingenieure brüllten und warfen mit Tassen, Stühlen und Handbüchern, doch es gab nirgends Zuflucht, nichts führte an dem dunkelhäutigen, baumlangen Mann vorbei. Manche hoben flehend die Hände, andere beteten sogar laut. Der Lärm legte sich, als Rasul lächelnd den letzten erschoß. Dieser schwitzende ungläubige Hund würde ihm im Paradies dienen. Rasul lud sein Sturmgewehr nach, ging zurück in die Kontrollzentrale, stieß die Leichen mit dem Bajonett an und verpaßte jenen vieren, die noch schwache Lebenszeichen zeigten, den Gnadenschuß. Sein Gesicht war grimmig befriedigt. Mindestens fünfundzwanzig ungläubige Hunde tot. Fünfundzwanzig Fremde, die nun nicht mehr zwischen seinem Volk und Allah standen. Wahrlich, er hatte Allahs Werk getan!

Mohammed, der dritte, war schon an seine Arbeit gegangen, als Rasul sich am oberen Ende der Treppe postierte. Im rückwärtigen Teil des Raumes schaltete er unter Umgehung aller automatischen Sicherheitssysteme von Computerkontrolle auf manuelle Notsteuerung um.

Ibrahim, ein methodischer Mann, hatte das Unternehmen zwar über Monate hinweg geplant und sich jede Einzelheit eingeprägt, trug aber dennoch eine Checkliste in der Tasche, die er nun entfaltete und vor sich aufs Hauptschaltpult legte. Tolkase warf einen Blick auf die Anzeigetafel, um sich zu orientieren, und hielt dann inne.

Aus der Hüfttasche zog er die Hälfte eines Korans, der seinem Großvater gehört hatte, und schlug ihn aufs Geratewohl auf: die Sure über die Kriegsbeute. Sein Großvater war bei einem erfolglosen Aufstand gegen Moskau zum »Märtyrer des Islam« geworden, sein Vater hatte sich auf schändliche Weise dem gottlosen Staat unterworfen, und Tolkase selbst war von seinen Lehrern indoktriniert und schließlich zum Ingenieur ausgebildet worden, der in Aserbeidschans bedeutendster Industrieanlage Anstellung fand. Erst dann hatte der Gott seiner Vorväter seine Seele durch einen inoffiziellen Imam gerettet. Tolkase las die Passage, die er aufgeschlagen hatte: »Und als die Ungläubigen planten, dich gefangenzuhalten, zu töten oder zu vertreiben, planten sie schlau; doch auch Allah hatte seinen Plan gemacht. Und seine Pläne sind die klügsten.«

Tolkase lächelte. Ein letzter Fingerzeig für einen Plan, den ein Größerer ausführte. Seelenruhig und zuversichtlich begann er, sein Schicksal und seinen Auftrag zu erfüllen.

Zuerst das Benzin. Er schloß sechzehn Steuerventile - die nächsten waren drei Kilometer entfernt - und öffnete dann zehn; so leitete er achtzig Millionen Liter Benzin um, die nun aus einer Batterie von Füllventilen für Tanklaster strömten. Da die drei keine pyrotechnischen Vorrichtungen hinterlassen hatten, entzündete sich der Treibstoff nicht sofort. Doch wenn wir wahrhaftig das Werk Allahs tun, hatte sich Tolkase gesagt, wird Er schon dafür sorgen ...

Was Er auch tat. Ein Kleinlaster ging auf dem Abfüllhof zu rasch in die Kurve, geriet auf dem auslaufenden Benzin ins Schleudern und prallte seitlich gegen einen Strommast. Es bedurfte nur eines Funkens ... und auch an den Gleisen lief schon der Treibstoff aus.

An den Hauptschaltern des Pipeline-Systems ging Tolkase nach einem ganz speziellen Plan vor. Rasch gab er in den Computer einen Befehl ein und dankte Allah für Rasuls Geschick, der mit seinem Sturmgewehr nichts Wichtiges beschädigt hatte. Die Hauptleitung von dem nahegelegenen Ölfeld hatte einen Durchmesser von zwei Metern und zahlreiche Abzweigungen zu allen Bohrlöchern. Das Öl in diesen Pipelines stand unter dem Druck der Förderpumpen des Feldes. Auf Ibrahims Befehle hin wurden Ventile in rascher Folge geöffnet und geschlossen. Die Pipeline barst an einem Dutzend Stellen, der Computer aber ließ die Pumpen weiterlaufen. Das austretende leichte Rohöl überflutete das Ölfeld; ein Funke genügte, um einen vom Winterwind noch weiter angefachten Großbrand auszulösen. Ein anderer Rohrbruch ereignete sich an der Stelle, wo die Öl- und Erdgasleitungen parallel über den Fluß Ob geführt wurden.

»Die Grünen sind da!« schrie Rasul. Gleich darauf kam der Einsatztrupp des KGB-Grenzschutzes die Treppe hochgestürmt. Ein kurzer Feuerstoß aus der Kalaschnikow tötete die beiden ersten Männer. Der Rest des Trupps machte hinter einer Biegung des Treppenhauses jäh...


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Kritik
Clancy schreibt so großartig, dass sich der Leser mitten ins Geschehen versetzt fühlt.mehr

Autor

Tom Clancy, der Meister des Technothrillers, stand seit seinem Erstling Jagd auf Roter Oktober mit all seinen Romanen an der Spitze der internationalen Bestsellerlisten. Er starb im Oktober 2013.