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Weh dem, der singt

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
178 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am17.05.20161. Auflage
Er ist nicht nur eine Stütze der feinen Gesellschaft, er stützt auch die Mafia. Der Fall liegt so außergewöhnlich, daß Inspektor Brent zu außergewöhnlichen Mitteln greifen muß. Um den wahren Drahtzieher zu fassen, setzt Brent alles auf eine Karte. Und das kostet ihn um Haaresbreite das Leben ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Jeffrey Ashford ist eines der Pseudonyme, unter denen Roderic Jeffries, Sohn des berühmten Krimi-Autors Graham Montague Jeffries, Kriminalgeschichten veröffentlichte.
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Produkt

KlappentextEr ist nicht nur eine Stütze der feinen Gesellschaft, er stützt auch die Mafia. Der Fall liegt so außergewöhnlich, daß Inspektor Brent zu außergewöhnlichen Mitteln greifen muß. Um den wahren Drahtzieher zu fassen, setzt Brent alles auf eine Karte. Und das kostet ihn um Haaresbreite das Leben ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Jeffrey Ashford ist eines der Pseudonyme, unter denen Roderic Jeffries, Sohn des berühmten Krimi-Autors Graham Montague Jeffries, Kriminalgeschichten veröffentlichte.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783105610404
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum17.05.2016
Auflage1. Auflage
Seiten178 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse852 Kbytes
Artikel-Nr.1930861
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Detective Inspector Fawcus wollte von seinen Untergebenen geachtet, nicht geliebt werden; beliebt zu sein bewies, daß man seine Leute nicht hart genug herannahm. Er spielte an seiner Unterlippe und starrte auf die topographische Karte von Seetonhurst an der Wand. »Der Treff soll also in diesem zum Verkauf stehenden, völlig leergeräumten Eckhaus im Fairview Crescent stattfinden?«

»Richtig«, erwiderte Detective Sergeant O´Connor, ein hochgewachsener Mann, dessen krummer Rücken über seine wahre Größe hinwegtäuschte. Er wirkte auch älter, als er in Wirklichkeit war, weil sein tief zerfurchtes Gesicht so oft ernst aussah. »Wann, wissen wir aber nicht. Mein Informant sagte nur, man würde sich nach Einbruch der Dunkelheit dort treffen.«

»Und es käme ein Mann in mittleren Jahren mit einer Narbe auf der Wange, dessen Identität aber noch nicht bekannt sei? Ich muß schon sagen, daß Ihre Informationsquelle nicht gerade klar sprudelt.«

»Immerhin ein Hinweis«, erwiderte O´Connor.

»Der aber sehr viel handfester sein sollte als der letzte, der uns den sechsstündigen Einsatz eines kompletten Teams kostete, weil sich niemand dort sehen ließ. Es sei denn, die Zielpersonen waren unentdeckt durchs Netz geschlüpft.«

Fawcus deutete nicht zum ersten Mal an, die Mitglieder des Überwachungsteams seien vor fünf Nächten nicht aufmerksam genug gewesen. O´Connor, der treu zu seinen Leuten stand, meinte fest: »Das ist ausgeschlossen.«

»Aber selbstverständlich«, versetzte Fawcus ironisch und setzte sich an seinen Schreibtisch. »Na schön. Lassen Sie die Aktion anlaufen.«

In sein Zimmer zurückgekehrt, neben dem das des Detective Inspectors lag, griff O´Connor nach einem Bleistift, um die Namen der Mitglieder des Überwachungsteams aufzuschreiben, starrte dann aber doch ins Leere. Mehr, als man vielleicht zugeben wollte, war die Polizei auf Hinweise aus dem Kriminellenmilieu angewiesen. Die Wahrheit war für diese Leute lediglich ein Fremdwort, und deshalb kam es zwangsläufig immer wieder vor, daß sich Informationen als falsch oder gar als Täuschungsmanöver entpuppten. Allerdings glaubte O´Connor nicht, daß dies der Grund für den Mißerfolg vor fünf Tagen war oder daß sie heute wieder mit Fehlinformationen zu rechnen hätten. Dennoch ...

Er war Pessimist, sorgte sich nur um bestimmte Dinge wie seine Familie oder seine Stellung im Dienst der Polizei; das Ozonloch war ihm völlig gleichgültig. Er war der Auffassung, daß es die Aufgabe eines Polizeibeamten war, der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen; die Aufklärungsquote mußte nicht unbedingt gut aussehen - eine Haltung, die ihn bei seinen Vorgesetzten oft nicht gerade beliebt machte. Er fürchtete Drogen und verabscheute Leute, die damit handelten, und das mehr noch als die meisten Eltern, denn er hatte sich so oft mit den jungen Opfern befassen müssen. O´Connor wußte, daß selbst ein ordentliches Heim und fürsorgliche Eltern nicht garantiert verhindern können, daß ein junger Mensch zu Drogen greift oder sich zu ihrem Gebrauch verleiten läßt. Er kannte viele Süchtige, die aus glücklichen Familien stammten. Mehr als einmal hatte er seine eigenen Kinder - Harry, 14, und Liz, 12 Jahre alt - vor Drogen gewarnt und gehofft, daß sie seine Mahnung beherzigten, doch er wußte nur zu gut, daß im Rausch der frühen Jugend Gefahren oft besonders verlockend waren ...

Er zwang seine Gedanken zurück in die Gegenwart und begann, das Überwachungsteam zusammenzustellen. Brent ...

 

Brent lag auf einer sorgfältig auf dem Wiesengrund ausgebreiteten Reisedecke und drehte sich um. Er schaute übers Feld hinüber zu Susan, die am Rand eines Hügeleinschnitts stand. Die helle Sonne ließ ihr kastanienfarbenes Haar noch intensiver leuchten, und hin und wieder schmiegte sich ihr Sommerkleid in der leichten Brise an ihre hübsche Figur. Über die Entfernung konnte er ihre tiefblauen Augen, die Stupsnase und die vollen, sinnlichen Lippen nicht erkennen.

Er legte sich auf den Rücken und schloß die Augen. Vor sechs Monaten war sie Zeugin eines Verkehrsunfalls gewesen und hatte auf der Wache bei ihm ihre Aussage gemacht. Er war ein gutaussehender, kerniger und sportlicher Typ (dies war nicht seine Einschätzung, sondern die Auffassung vieler Frauen, die er gekannt hatte), doch sie hatte ihn mit einer kühlen Höflichkeit behandelt, die schon fast an Verachtung grenzte. Der Reiz der Herausforderung war so groß gewesen, daß er sie unter einem lächerlichen Vorwand zu Hause besucht hatte. Sie wohnte in einem Haus im Stil des 18. Jahrhunderts, das fünf Meilen von Seetonhurst auf einem großen Grundstück stand, aber er hatte sich von ihr nicht im geringsten einschüchtern lassen. Seine finanziellen Verhältnisse waren nicht rosig, so daß er nicht gerade der beste Kunde seiner Bank war, doch das tat seinem Selbstwertgefühl keinen Abbruch. Bei ihrer zweiten Begegnung war die hochnäsige Gleichgültigkeit, mit der die Reichen ihr Innenleben abkapseln, noch offensichtlicher gewesen. Brent hatte Susan als nicht der Mühe wert abgeschrieben.

Jedoch wenige Tage später rief sie ihn bei der Wache an und erklärte, sie habe ihm unter Umständen einen falschen Hinweis gegeben; ob er vielleicht noch einmal bei ihr vorbeikommen könne? Sie ist also doch empfänglich für seinen Charme, dachte er bei sich. Dann aber beging er den Fehler, sich zu zuversichtlich zu geben. Susans Art fiel noch einige Grade kühler als bei ihrem letzten Treffen aus, und er vergaß die Vorschrift Nr. 14 aus dem Regelwerk Verhalten, Umgangsformen und Ethik und wurde ganz unverhohlen grob. Sie indes reagierte darauf mit einem Lächeln. Einem Lächeln, das ihm für den Rest des Tages keine Ruhe ließ.

Im Lauf der nächsten zwei Wochen beschloß er zweimal, sie anzurufen, ließ es aber dann doch sein. Sie war es gewohnt, hofiert zu werden; daß sie dieses Mal nicht angeschwärmt wurde, mußte sie wohl faszinieren. (Er hatte sich zwar anmerken lassen, daß sie ihm nicht gleichgültig war, was er jedoch einfach verdrängte.) Fünfzehn Tage später rief sie wieder an und fragte ihn in gelangweiltem Tonfall, ob er Lust habe, mit ihr zum Polo zu gehen; ein paar Freunde von ihr wollten spielen. Er erwiderte, daß er sich lieber eine Runde Darts im Pub ansehen wolle. Seltsam, gerade das habe sie schon immer einmal erleben wollen.

Sie gingen mehrmals miteinander aus, stritten jedoch unentwegt miteinander. Beleidigungen flogen hin und her, Angewohnheiten wurden kritisiert. Ein zufälliger Mithörer mußte zu dem Schluß kommen, daß sie einander nicht ausstehen konnten. Urplötzlich schlug sie an einem Mittwochnachmittag vor, zu ihr nach Hause zu gehen, ihre Eltern seien nämlich verreist, und die Putzfrau habe einen ihrer Schwächeanfälle ...

Heute schlenderte sie durch das nachgiebige Gras zurück, mied einen Brombeerbusch und blieb knapp vor der Reisedecke stehen. »Na, welche Welträtsel löst du?« Sie ließ sich in einer anmutigen Bewegung nieder.

»Ich habe mich gefragt, warum ich so lange gebraucht habe, um mich in dich zu verlieben - ganze vierundzwanzig Stunden.«

»Erinnere mich, daß ich dir einen Kuß gebe, damit du den Grund nicht vergißt.« Sie unterließ es, nach seiner Hand zu greifen, wie es eine andere Frau getan hätte, um mit dieser raschen Geste zu demonstrieren, daß sie seine Liebe erwiderte. Sie gab - und duldete - nicht den geringsten Beweis von Zuneigung in der Öffentlichkeit.

Er wandte sich ab und schaute über die Landschaft gut hundert Meter unter ihnen. Seetonhurst war nicht sichtbar, aber man sah Felder, Waldungen, hin und wieder ein Haus und in der Ferne so undeutlich, daß sie nicht häßlich wirkte, die Stadt Bradington. Die Liebe zum Landleben hatte er wohl von seinen Vorfahren väterlicherseits geerbt, die vor drei Generationen Bauern gewesen waren. Wenn er jemals bei einem Glücksspiel gewinnen sollte würde er ein Herrenhaus aus dem 16. Jahrhundert kaufen - mit genug Stallungen, damit sie sich mindestens sechs Pferde halten konnten ...

»Gehn wir.« Sie stand auf.

Ihr wurde rasch langweilig, weil sie nicht über seine Fähigkeit verfügte, die Zeit mühelos dahingleiten zu lassen. Sie hatte seine Ausbildung nicht durchmachen müssen - stundenlanges Warten und Beobachten, wobei nur Phantasie und Erinnerungen die Langeweile in Schach hielten. Er legte die Reisedecke zusammen und folgte ihr bergan zu dem kleinen Parkplatz an der Straße. Sie stieg in Brents Escort und knallte lässig die Tür zu. Susan fuhr einen Porsche 911 Turbo und hätte natürlich lieber ihr Auto genommen, aber Brent bestand darauf, daß sie mit seinem Wagen fuhren, wenn sie zusammen ausgingen. Das Haus gehörte ihr, also sollte wenigstens das Auto ihm gehören.

Grangeway, eine große Villa mit weitläufigem Garten vor und hinter dem Haus, war vor zwanzig Jahren erbaut worden. Er wußte nicht so genau, warum sie gerade dieses Haus besaß, denn sie hatte es bisher weder bewohnt noch vermietet, doch einer Bemerkung, die sie einmal gemacht hatte, entnahm er, daß es das Ergebnis einer Steuermanipulation ihres Vaters war. Christopher Radford war glatt, knallhart und gerissen. Brent schloß die Haustür hinter sich und trug die Decke zum Wandschrank in der Halle. »Laß das liegen und komm mit rauf«, befahl sie. »Ich hab´ Lust.«

Zu Anfang hatte er überrascht und dummerweise sogar peinlich berührt reagiert, wenn sie mitten am Tag plötzlich mit ihm schlafen wollte. Er hielt sich für einen ganz modernen Menschen, doch zu Hause waren ihm einige Verhaltensregeln...
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