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Die Stunde des Jägers

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
318 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am15.11.20161. Auflage
Unerkannt lebt er 20 Jahre als vom KGB eingeschleuster «Schläfer», der auf seine Stunde wartet ... Nur zwei Menschen kennen seine wahre Identität, einer ist die schöne Tanja. Als sich ihre Wege kreuzen und seine Rolle aufzufliegen droht, ist er für Ost wie West ein «verbrannter Spion», man läßt ihn fallen. Doch da beginnt ein Wettlauf: mit der Zeit, mit seinem Opfer, mit seinem Tod ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Jack Higgins ist eines der vielen Pseudonyme, unter denen der 1929 in Newcastle geborene Autor Harry Patterson Thriller veröffentlicht. Von seinen mehr als 60 Titeln wurden viele zu Bestsellern, teilweise mit Gesamtauflagen von über 5 Millionen verkauften Exemplaren. Mehrere seiner Bücher wurden verfilmt.
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Produkt

KlappentextUnerkannt lebt er 20 Jahre als vom KGB eingeschleuster «Schläfer», der auf seine Stunde wartet ... Nur zwei Menschen kennen seine wahre Identität, einer ist die schöne Tanja. Als sich ihre Wege kreuzen und seine Rolle aufzufliegen droht, ist er für Ost wie West ein «verbrannter Spion», man läßt ihn fallen. Doch da beginnt ein Wettlauf: mit der Zeit, mit seinem Opfer, mit seinem Tod ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Jack Higgins ist eines der vielen Pseudonyme, unter denen der 1929 in Newcastle geborene Autor Harry Patterson Thriller veröffentlicht. Von seinen mehr als 60 Titeln wurden viele zu Bestsellern, teilweise mit Gesamtauflagen von über 5 Millionen verkauften Exemplaren. Mehrere seiner Bücher wurden verfilmt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783105614594
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum15.11.2016
Auflage1. Auflage
Seiten318 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1240 Kbytes
Artikel-Nr.2134228
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Prolog

1959

Als der Landrover am Straßenende um die Ecke bog, ging Kelly gerade an der Heiliggeistkirche vorbei. Er trat rasch ins Portal, öffnete die schwere Tür, ging hinein und ließ sie einen Spalt offenstehen, damit er sehen konnte, was draußen geschah.

Der Landrover war bis auf das Chassis demontiert worden, so daß der Fahrer und die beiden Polizisten, die hinten kauerten, völlig ungeschützt waren. Sie trugen die unverwechselbaren dunkelgrünen Uniformen der Royal Ulster Constabulary und hielten ihre Sterling-Maschinenpistolen schußbereit. Das Fahrzeug entfernte sich auf der schmalen Straße in Richtung Zentrum von Drumore, und Kelly verweilte einen Augenblick lang in der Sicherheit des Halbdunkels, spürte einen vertrauten Geruch.

«Weihrauch, Kerzen und Weihwasser», sprach er leise vor sich hin und tauchte die Fingerspitzen in die Granitschale neben der Tür.

«Kann ich etwas für dich tun, mein Sohn?»

Die Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, und als Kelly sich umwandte, kam ein Priester aus der Finsternis, ein alter Mann in schäbiger Soutane und mit schlohweißem Haar, das im Kerzenlicht schimmerte. In der einen Hand trug er einen Schirm.

«Ich stelle mich nur unter, Pater, mehr nicht», erklärte Kelly. «Es regnet.»

Er stand leicht vornübergebeugt da, hatte die Hände tief in den Taschen eines alten braunen Regenmantels stecken. Er war klein, höchstens einsfünfundsechzig, kaum mehr als ein Junge, doch das blasse teufelsähnliche Gesicht unter der Krempe des alten Filzhuts und die brütenden dunklen Augen, die durch alles hindurch und in die Ferne zu starren schienen, ließen mehr ahnen.

All das sah und verstand der Priester. Er lächelte milde. «Bestimmt wohnst du nicht in Drumore?»

«Nein, Pater, ich bin nur auf der Durchreise und mit einem Freund hier in einem Pub verabredet, das Murphy´s heißt.»

Seiner Stimme fehlte der unverkennbare harte Akzent der Nordiren. «Kommst du aus der Republik?» fragte der Priester.

«Aus Dublin, Pater. Wissen Sie, wo Murphys Lokal ist? Es ist sehr wichtig. Mein Freund hat versprochen, mich nach Belfast mitzunehmen. Ich habe die Chance, dort Arbeit zu finden.»

Der Priester nickte. «Ich will dir zeigen, wo es ist. Es liegt auf meinem Weg.»

Kelly machte die Tür auf, der Alte ging hinaus und spannte seinen Schirm auf, da es inzwischen heftig regnete. Kelly schloß sich ihm an. Eine Blaskapelle stimmte ein altes Kirchenlied an, Abide with Me, und Stimmen ertönten melancholisch im Regen. Der alte Priester und Kelly blieben stehen, schauten zum Rathausplatz hinunter. Dort stand ein Kriegerdenkmal aus Granit, an dessen Sockel Kränze lagen. Umgeben war es von einer kleinen Menschenmenge; die Kapelle hatte seitlich Aufstellung genommen. Ein irischer Geistlicher leitete den Gedenkgottesdienst. Vier alte Männer hielten im Regen stolz Fahnen hoch, unter denen Kelly jedoch nur den Union Jack erkannte.

«Was ist denn das?» fragte er scharf.

«Man gedenkt des Waffenstillstands im Ersten Weltkrieg und der Gefallenen beider Weltkriege. Was du da siehst, ist die Ortsgruppe der Britischen Legion. Unsere protestantischen Freunde halten gerne fest an dem, was sie ihr geschichtliches Erbe nennen.»

«Ach, wirklich?» entgegnete Kelly.

Sie gingen weiter die Straße entlang. An der Ecke stand ein kleines Mädchen, kaum älter als sieben oder acht. Es hatte eine alte Felduniformmütze auf, die ebenso wie sein Mantel zwei Nummern zu groß war. In seinem blassen Gesicht spannte sich die Haut straff über hervorstehenden Backenknochen, doch die braunen Augen schauten wach und intelligent, und es rang sich ein Lächeln ab, obwohl seine Hände, in denen es eine flache Pappschachtel hielt, blaugefroren waren.

«Guten Tag, Pater», sagte das Mädchen. «Kaufen Sie mir einen Klatschmohn ab?»

«Armes Kind, an so einem Tag gehörst du nach Hause.» Er nahm eine Münze aus der Tasche, ließ sie in die Sammelbüchse gleiten und nahm sich eine rote Papierblume. «Mohn, wie er auf Flanderns Schlachtfeldern wuchs, zum Andenken an unsere heldenhaften Kriegstoten», erklärte er Kelly.

«Aha.» Kelly wandte sich um und sah, wie das kleine Mädchen ihm schüchtern eine Blüte hinhielt. «Auch ein Mohn für Sie, Sir?»

«Warum nicht?»

Es steckte ihm die Blume an den Regenmantel. Kelly schaute kurz aus dunklen Augen in das abgespannte Gesichtchen und fluchte dann leise vor sich hin. Er nahm eine lederne Brieftasche aus der Innenseite seines Regenmantels, öffnete sie, zog zwei Pfundnoten heraus. Das Mädchen starrte sie erstaunt an. Er rollte sie zusammen und steckte sie in die Sammelbüchse. Dann nahm er ihm sanft die Pappschachtel mit den Blumen aus den Händen.

«Geh nach Hause», sagte er leise. «Wärm dich auf. Wirst bald merken, wie kalt die Welt ist, Kleines.»

Ihr Blick verriet Verwirrung, Unverständnis. Das Mädchen drehte sich um und rannte weg.

Der alte Priester sagte: «Ich war selbst an der Somme dabei, aber dieser Verein da» - er machte eine Kopfbewegung zu der Menge am Mahnmal hin - «würde das am liebsten vergessen.» Beim Weitergehen schüttelte er den Kopf. «So viele Tote. Ich hatte nie Zeit zu fragen, ob ein Mann Katholik oder Protestant war.»

Er blieb stehen und warf einen Blick über die Straße. Auf einem verblaßten Schild stand Murphy´s Select Bar. «So, da wären wir. Was fängst du damit an?»

Kellys Blick fiel auf die Pappschachtel mit den Papierblumen. «Weiß der Herrgott.»

«Tut er meiner Erfahrung nach auch.» Der Alte zog ein silbernes Etui aus der Tasche und nahm sich eine Zigarette, ohne Kelly eine anzubieten. Er stieß Rauch aus, hustete. «Als junger Priester besuchte ich einmal eine alte katholische Kirche in Studley Constable in Norfolk. Dort gab es ein bemerkenswertes Fresko von einem unbekannten Meister des Mittelalters: der Tod in schwarzem Mantel und Kapuze, der gekommen war, seine Ernte einzufordern. Heute sah ich ihn wieder, in meiner eigenen Kirche. Der einzige Unterschied war, daß er einen Filzhut aufhatte und einen alten Regenmantel trug.» Er fröstelte jäh.

«Gehen Sie heim, Pater», sagte Kelly sanft. «Hier draußen ist es zu kalt für Sie.»

«Ja», erwiderte der Alte. «Viel zu kalt.»

Er eilte fort, als die Kapelle einen neuen Choral anstimmte.

Kelly drehte sich um, ging die Stufen zum Eingang von Murphy´s Bar hoch und stieß die Tür auf. Er fand sich in einem langen, schmalen Raum, an dessen Ende ein Kohlenfeuer brannte. Im Lokal standen mehrere Tische und Stühle aus Gußeisen, an der Wand eine Bank. Die Theke war aus dunklem Mahagoni mit Marmorplatte und einer Fußstütze aus Messing. Die übliche Flaschenbatterie stand aufgereiht vor einem großen Spiegel, von dessen Rahmen das Blattgold abblätterte. Gäste waren keine anwesend, der Wirt stand allein beim Bierausschank, ein massiger, fast kahler Mann mit Speckfalten im Gesicht und Flecken an seinem kragenlosen Hemd.

Er warf Kelly einen Blick zu und musterte die Schachtel mit den Blumen. «Ich hab schon eine.»

«Geht uns doch allen so, oder?» Kelly stellte die Schachtel auf einen Tisch und lehnte sich an die Theke. «Wo sind denn alle Mann?»

«Auf dem Platz beim Gedenkgottesdienst. Das ist hier eine Protestanten-Stadt, mein Sohn.»

«Und woher wissen Sie, daß ich keiner bin?»

«Nach fünfundzwanzig Jahren als Wirt? Mach mal halblang. Was darf´s sein?»

«Bushmills.»

Der Dicke nickte beifällig und griff nach einer Flasche. «Ein Mann mit gutem Geschmack.»

«Sind Sie Murphy?»

«So nennt man mich.» Er zündete sich eine Zigarette an. «Sie sind nicht von hier.»

«Nein, ich sollte mich hier mit einem Freund treffen. Vielleicht kennen Sie ihn?»

«Wie heißt er denn?»

«Cuchulain.»

Das Lächeln verschwand spurlos aus Murphys Gesicht. «Cuchulain», flüsterte er.

«Der letzte der Schwarzen Helden.»

«Mein Gott, habt ihr Jungs einen Sinn fürs Melodramatische», sagte Murphy. «Wie in einem schlechten Fernsehspiel. Man hat dir gesagt, du sollst keine Waffe tragen.»

«Tu ich auch nicht.»

«Gut.» Murphy holte eine große braune Reisetasche unter der Theke hervor. «Direkt gegenüber ist die Polizeikaserne. Der Lieferwagen eines Lebensmittelhändlers von hier wird jeden Tag Punkt zwölf durchs Tor gelassen. Schmeiß das hinten rein. Reicht aus, um die halbe Kaserne umzublasen.» Er langte in die Tasche. Es klickte vernehmlich. «So, hast jetzt fünf Minuten Zeit.»

Kelly nahm die Tasche und ging zur Tür. Als er sie erreicht hatte, rief Murphy ihm nach: «He, Cuchulain, Schwarzer Held?» Kelly drehte sich um. Der Dicke hob ein Glas: «Weißt ja, wie die Rede geht: Mögest du in Irland sterben.»

Da war etwas in diesen Augen, ein Spott, der Kellys Sinne rasiermesserscharf werden ließ, als er hinaus und auf den Platz trat. Die Kapelle war bei einem neuen Kirchenlied angelangt, die Menge sang und zeigte trotz des Regens keine Neigung, sich zu entfernen. Er warf einen Blick über die Schulter und sah Murphy auf der obersten Stufe vor seinem Pub stehen. Seltsam - und dann winkte der mehrere Male, als gäbe er jemandem ein Zeichen. Mit jäh aufheulendem Motor schoß der offene Landrover aus einer Seitenstraße auf den Platz und kam seitwärts auf Kelly zugerutscht.

Kelly begann zu rennen, glitt auf dem nassen Pflaster aus und fiel auf ein Knie. Der Kolben einer Sterling wurde ihm schmerzhaft in die Nierengegend gerammt. Als er aufschrie, trat der Fahrer, ein Sergeant, wie er nun sah, fest auf Kellys ausgestreckte Hand und hob die Reisetasche auf. Er kehrte sie um, und eine billige hölzerne Küchenuhr fiel heraus....

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Autor

Jack Higgins ist eines der vielen Pseudonyme, unter denen der 1929 in Newcastle geborene Autor Harry Patterson Thriller veröffentlicht. Von seinen mehr als 60 Titeln wurden viele zu Bestsellern, teilweise mit Gesamtauflagen von über 5 Millionen verkauften Exemplaren. Mehrere seiner Bücher wurden verfilmt.