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Operation Enigma

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
258 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am17.10.20161. Auflage
Dieser Tatsachenroman erzählt - vor dem Hintergrund zeitgeschichtlicher Fakten - die abenteuerliche Jagd nach »Enigma«, dem bestgehüteten Geheimnis des Zweiten Weltkriegs auf deutscher Seite. Geheimdienste, Résistance und Abwehr liefern sich im Kampf um das Nervenzentrum des OKW eine Untergrund-Schlacht, die für die Deutschen mindestens so gefährlich zu werden droht wie die in Ost und West vorrückenden Armeen der Alliierten. Die atemberaubende Spannung erreicht der Autor, indem er die Fakten faszinierend lesbar macht und das dramatische Geschehen meisterhaft erzählt. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Hinter dem Pseudonym Michael Barak verbirgt sich Prof. Dr. Michael Bar-Zohar, ein israelischer Historiker, Politiker und Schriftsteller bulgarischer Herkunft.
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Produkt

KlappentextDieser Tatsachenroman erzählt - vor dem Hintergrund zeitgeschichtlicher Fakten - die abenteuerliche Jagd nach »Enigma«, dem bestgehüteten Geheimnis des Zweiten Weltkriegs auf deutscher Seite. Geheimdienste, Résistance und Abwehr liefern sich im Kampf um das Nervenzentrum des OKW eine Untergrund-Schlacht, die für die Deutschen mindestens so gefährlich zu werden droht wie die in Ost und West vorrückenden Armeen der Alliierten. Die atemberaubende Spannung erreicht der Autor, indem er die Fakten faszinierend lesbar macht und das dramatische Geschehen meisterhaft erzählt. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Hinter dem Pseudonym Michael Barak verbirgt sich Prof. Dr. Michael Bar-Zohar, ein israelischer Historiker, Politiker und Schriftsteller bulgarischer Herkunft.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783105614273
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum17.10.2016
Auflage1. Auflage
Seiten258 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2103660
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Prolog

Peenemünde, 13. März 1944

Ein dicker, weißoranger Feuerstrahl schoß donnernd aus dem Heck der riesigen zigarrenförmigen Rakete. Das kraftvolle Triebwerk brüllte zornig auf, als das Gemisch aus Treibstoff und flüssigem Sauerstoff in der Brennkammer explodierte. Nachdem der Schub des Raketenmotors 25000 kp erreicht hatte, erbebte der Flugkörper und erhob sich langsam von seiner Abschußbasis, schwebte mit rotflammendem Heck höher und höher, stieg über die immergrünen Wipfel der schlanken pommerschen Kiefern, hielt auf die tiefhängenden grauen Wolken zu. Nach viersekündigem Senkrechtflug begann die dreizehn Tonnen schwere Rakete sich langsam in die Horizontale zu neigen. Innerhalb fünfzig Sekunden hatte sie einen Flugwinkel von neunundvierzig Grad eingenommen und den Sanddünengürtel überquert, der sich entlang der Küste erhob; bald schon glitt sie hoch am Himmel über die trüben Wellen der Ostsee.

Am verlassenen Strand standen zwei Männer und verfolgten den Flug der Rakete durch starke Ferngläser. Einer der beiden entsprach dem Idealbild des «reinrassigen Ariers», wie es die Propagandaplakate des fanatischen Reichsministers Dr. Alfred Rosenberg darstellten. Er war jung, blond und hochgewachsen; blaue Augen und ein unbefangenes, selbstsicheres Lächeln erhellten sein anziehendes Gesicht. Er trug einen Tweedsakko, einen weißen Rollkragenpullover und sportlich geschnittene Hosen aus kostspieligem Wollstoff. Seine lässige äußere Erscheinung war jedoch irreführend: Mit seinen zweiunddreißig Jahren war er Deutschlands Wunderknabe und bedeutendster Raketentechniker - Dr. Wernher von Braun, der führende Kopf der riesigen Raketenforschungs- und Entwicklungsanlagen von Peenemünde. Die Erscheinung des anderen Mannes bot einen scharfen Gegensatz zu von Brauns: Er war kleinwüchsig, häßlich und schmalbrüstig und trug die Uniform eines Generals der Wehrmacht - Generalmajor Walter Dornberger, Kommandeur des Raketenforschungsinstituts Peenemünde.

Beide Männer verfolgten den Flug der Rakete mit Erstaunen und Erregung. Raketen hatte von Braun schon seit jenem Tag gestartet, an dem er als junger Bursche aus dem Haus des Barons Magnus von Braun geschlichen und dem Verein für Raumschiffahrt beigetreten war, einer Amateurvereinigung, die vom Raketenflugplatz am Stadtrand von Berlin primitive Flugkörper abschoß. Obwohl er seitdem zunehmend kompliziertere und leistungsstärkere Raketen entwickelt und gebaut hatte, war es ihm nie gelungen, die tiefe Gefühlswallung zu unterdrücken, die ihn immer dann übermannte, wenn ein neues Triebwerk aufröhrte, Rauch und Flammen spuckte und sich gen Himmel erhob. Und heute war es das Kronjuwel - seine neueste, stärkste Rakete, die sich bald als tödlichste Waffe des Dritten Reiches entpuppen sollte: die V-2.

Seine Begeisterung wurde von General Dornberger sichtbar geteilt, der wiederholt scharfe, aufgeregte Schreie ausstieß. Hochrufe hallten auch über die Lichtung, die in den dichten Kiefernwald geschlagen worden war, wo Hunderte von Wissenschaftlern, Ingenieuren und Technikern aus ihren getarnten Laboratorien und Hangars gekommen waren, um den Flug der V-2 mitanzusehen.

Es stimmte jedoch nicht jedermann in Peenemünde in den Jubel dieses Morgens ein. In dem unterirdischen Kontrollraum drängten sich mehrere weißbekittelte Männer um eine Reihe von Funkgeräten und anderen Kontroll- und Lenkinstrumenten. Ihre besorgten Mienen verrieten deutlich, daß etwas nicht in Ordnung war. «Verdammt, sie reagiert nicht mehr!» fluchte ein weißhaariger Ingenieur und betätigte hastig die Schalter der Fernsteuerung. «Sie ist völlig außer Kontrolle geraten!»

«Welchen Typ von Stabilisierkreisel haben Sie eingebaut, Wolfgang?» fragte forschend ein SS-Standartenführer, der dicht bei den Wissenschaftlern stand und sie im Auge behielt, sich aber nicht mit ihnen gemein machte.

«An den Kreiseln hängt es nicht», erwiderte der weißhaarige Wissenschaftler mit einem leise verächtlichen Unterton. «Die Rakete ist mit dem Lenksystem der Wasserfall-Luftabwehrrakete ausgerüstet. Es handelt sich um einen Testflug.»

«Sehen Sie zu, daß Ihnen rasch eine Lösung einfällt», sagte der Standartenführer eisig. «Wenn etwas schiefgeht, wird man in Berlin nicht begeistert sein.»

Seine verschleierte Drohung wurde stillschweigend aufgenommen. Alle wußten, was gemeint war. Seit die Oberaufsicht über Peenemünde vor drei Monaten von Heinrich Himmler, Reichsführer SS und Chef der Gestapo, übernommen worden war, hatte sich in jedes Labor der Anlage die Furcht eingeschlichen.

Doch selbst Furcht konnte die herannahende Katastrophe nicht verhindern. Die V-2 verschwand in einer Wolke, und das war das Letzte, was die Männer von Peenemünde von ihr sahen. Die Rakete blieb auf ihrem einsamen Kurs nach Norden über die Ostsee, überflog die winzige Greifswalder Insel und kreuzte die zweihundertneunzig Kilometer entfernte zerklüftete Küste. Zehn Minuten nach dem Start ging das Projektil in steilen Sturzflug und zerschellte in den Kalmar-Sümpfen im neutralen Schweden.

 

Am gleichen Abend meldete ein alter Schäfer, Olof Gerhardsson, dem einzigen Polizisten des Fleckens Hovmantorp den «Fall einer Sternschnuppe» mitten in seine Herde.

Die anfänglichen Zweifel des Beamten wurden rasch zerstreut, als der alte Olof einen geschwärzten, verbogenen Metallbrocken aus seinem Lederbeutel holte. Der Polizist bestieg sein rostiges Fahrrad und strampelte eiligst in die fünfunddreißig Kilometer entfernte Kreisstadt Växjö, um die Behörden zu alarmieren. Am nächsten Morgen hatten Sondereinheiten von Polizei und Armee die Sümpfe abgeriegelt; es gelang den Armeepionieren, den Großteil der Rakete, die beim Aufprall in mehrere Stücke zerbrochen war, zu bergen. Über die Herkunft des merkwürdigen Geräts konnte kein Zweifel bestehen: Die deutschsprachigen Aufschriften und Abkürzungen auf dem Leitwerk und der konischen Spitze waren beredt genug. Am späten Nachmittag wurde der deutsche Botschafter in Stockholm ins Außenministerium zitiert, wo der Minister persönlich energisch Protest erhob, die «brutale Verletzung der schwedischen Neutralität» aufs schärfste verurteilte und die Reichsregierung um «umgehende Aufklärung» ersuchte. Zwei Stunden später traf das ausführliche Telegramm des Botschafters in Berlin ein. Joachim von Ribbentrop, Reichsaußenminister und Hitlers alter Spezi aus der Kampfzeit, las den Text sorgfältig durch; nach kurzem Zögern griff er nach dem roten Telefon, das ihn direkt mit der «Wolfsschanze» verband, Hitlers vorgeschobenem «Führerhauptquartier» bei Rastenburg in Ostpreußen.

Das durchdringende Läuten des Telefons, das in einer Ecke des riesigen, holzgetäfelten Kartenzimmers auf einem Ständer thronte, unterbrach den Führer mitten in einer angespannten Diskussion mit einigen der berüchtigtsten Kriegsherren des Reiches. Thema der Konferenz war die bevorstehende alliierte Invasion Frankreichs, mit der Hitler im Frühsommer rechnete. Hitler sah an diesem Abend älter aus als gewöhnlich, und seine Miene war ernst, als er den Meldungen seiner Generale lauschte. Er stand über den langen Kartentisch gebeugt, und sein düsterer Blick war auf eine Karte in großem Maßstab geheftet, die Frankreichs Atlantikküste darstellte, während Feldmarschall Gerd von Rundstedt, Oberbefehlshaber der Westfront, den befestigten Atlantikwall beschrieb. Auf der anderen Seite des Tisches stand eine kleine Gruppe von Männern: Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel, Chef des Oberkommandos der Wehrmacht, Großadmiral Karl Dönitz, Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, und Generalfeldmarschall Erwin Rommel, der gerade aus Frankreich eingetroffen war, wo er die Heeresgruppe B befehligte. Zwei Offiziere hielten einigen Abstand, jeder so unnahbar und unerreichbar wie ein Eisberg: Admiral Wilhelm Canaris, Chef der Abwehr, und Reichsführer SS Heinrich Himmler, ungerührt in seiner schwarzen, mit dem Totenkopfabzeichen geschmückten SS-Uniform. Am anderen Ende des Raums waren Generaloberst Alfred Jodl, Chef des Wehrmachtführungsstabes, und Oberst Rudolf von Beck aus Canaris´ persönlichem Stab damit beschäftigt, Dokumente und Luftaufnahmen für die späteren Phasen der Lagebesprechung vorzubereiten.

Es war Jodl, der an den Apparat ging und schweigend Ribbentrops leicht nervöser Stimme lauschte. Dann ging er auf Zehenspitzen zum Kartentisch, beugte sich über Hitlers Schulter und gab die Nachricht mit leiser Stimme wieder.

Alles Blut wich aus Hitlers Gesicht, und eine tödliche Blässe legte sich über seine wächserne Haut. Ein seltsames Feuer flammte in seinen Augen auf; einen Moment lang verharrte er unbeweglich, schlug aber dann, einer plötzlichen Regung folgend, die geballten Fäuste krachend auf den Tisch.

«Das ist Verrat!» schrie er mit schriller, hoher Stimme. Erst verzerrte sich nur sein Gesicht, dann aber sein ganzer Körper vor Zorn. «Verrat!» wiederholte er, «Sabotage!» und hämmerte bei jedem Wort immer wieder auf den Tisch ein. «Meine V-2. Meine Vergeltungswaffe!»

Er ging um den Tisch herum, nahm die verblüfften Gesichter seiner Generale eingehend in Augenschein. «Mit dieser Rakete hätte ich die Invasion zum Stehen gebracht. Ich wollte Frankreichs Strände in eine gigantische Todesfalle für Churchill und seine Judenbande verwandeln. Hunderte von Vergeltungswaffen hätte ich auf sie losgelassen! Ich hätte London dem Erdboden gleichgemacht!»

Er hielt inne. Sein Gesicht war schweißbedeckt. «Aber jetzt?» Seine Stimme bebte. «Jetzt ist meine Wunderwaffe, mein kostbarstes Geheimnis den Schweden...

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