Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Wer ohne Schande ist

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am29.08.20141. Auflage
Ein neuer Fall für Maria Kallio, die beliebte Ermittlerin der finnischen Bestsellerautorin Leena Lehtolainen: Ein rätselhafter Doppelmord führt die selbstbewusste Kommissarin ins Eishockey-Milieu. Ein gewittriger Augusttag. In den Schären westlich von Helsinki treiben zwei in Plastikplane eingewickel¬te Leichen. Als Kommissarin Maria Kallio eintrifft, sind die technischen Untersuchungen bereits im Gange. Bei den Toten handelt es sich um eine nackte, auffallend schöne Frau um die Fünfzig und einen Mann, dessen Gesicht bis zur Unkenntlichkeit entstellt wurde. Ein Lokalpolizist, der die Schärengegend sehr gut kennt, kann die Frau schon bald identifizieren: Sie ist die Schwägerin einer ehemaligen Eishockeylegende mit kompliziertem Familienhintergrund. Was sie allerdings mit dem vorbestraften Arbeitslosen zu tun hatte, mit dem zusammen sie gestorben ist, bereitet Maria lange Kopfzerbrechen ...

Leena Lehtolainen, 1964 geboren, lebt und arbeitet als Literaturwissenschaftlerin, Kritikerin und Autorin in Degerby, westlich von Helsinki. Sie ist eine der auch international erfolgreichsten finnischen Schriftstellerinnen, ihre Ermittlerin Maria Kallio gilt nicht nur als eine Art Kultfigur der finnischen Krimiszene, sondern erfreut sich auch bei deutschen Leserinnen und Lesern seit dem Erscheinen des ersten Bandes der Reihe 1994 ungebrochener Beliebtheit.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEin neuer Fall für Maria Kallio, die beliebte Ermittlerin der finnischen Bestsellerautorin Leena Lehtolainen: Ein rätselhafter Doppelmord führt die selbstbewusste Kommissarin ins Eishockey-Milieu. Ein gewittriger Augusttag. In den Schären westlich von Helsinki treiben zwei in Plastikplane eingewickel¬te Leichen. Als Kommissarin Maria Kallio eintrifft, sind die technischen Untersuchungen bereits im Gange. Bei den Toten handelt es sich um eine nackte, auffallend schöne Frau um die Fünfzig und einen Mann, dessen Gesicht bis zur Unkenntlichkeit entstellt wurde. Ein Lokalpolizist, der die Schärengegend sehr gut kennt, kann die Frau schon bald identifizieren: Sie ist die Schwägerin einer ehemaligen Eishockeylegende mit kompliziertem Familienhintergrund. Was sie allerdings mit dem vorbestraften Arbeitslosen zu tun hatte, mit dem zusammen sie gestorben ist, bereitet Maria lange Kopfzerbrechen ...

Leena Lehtolainen, 1964 geboren, lebt und arbeitet als Literaturwissenschaftlerin, Kritikerin und Autorin in Degerby, westlich von Helsinki. Sie ist eine der auch international erfolgreichsten finnischen Schriftstellerinnen, ihre Ermittlerin Maria Kallio gilt nicht nur als eine Art Kultfigur der finnischen Krimiszene, sondern erfreut sich auch bei deutschen Leserinnen und Lesern seit dem Erscheinen des ersten Bandes der Reihe 1994 ungebrochener Beliebtheit.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644311916
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum29.08.2014
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.12
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse836 Kbytes
Artikel-Nr.1413372
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Ich hörte das Handy bis unter die Dusche. Es klimperte Bon Jovi, der Anruf kam also von Koivu. Ich wusch den letzten Rest Spülung aus den Haaren und trocknete mich ab, bevor ich nachsah, ob er eine Nachricht hinterlassen hatte. Ich war gerade erst von der Arbeit gekommen, und selbst von dem knappen Kilometer Fußweg war ich so verschwitzt gewesen, dass ich unbedingt eine Dusche gebraucht hatte. Zum Glück hatte ich mir noch nichts von dem kalten Weißwein eingegossen, nach dem ich gierte, denn Koivus Anruf konnte nur bedeuten, dass ich wieder zur Arbeit musste. Auf meinem Handy blinkten gleich zwei Nachrichten, den ersten Anruf hatte ich nicht gehört. Er war von Jyrki Taskinen gekommen, dem Leiter der Abteilung Gewaltkriminalität bei der zum Polizeibezirk Uusimaa gehörenden Espooer Polizei.

«Maria, ruf mich so schnell wie möglich an.» Mehr hatte Taskinen nicht auf Band gesprochen, während Koivus Nachricht, wie üblich, wortreicher war.

«Im nördlichen Teil von Upinniemenselkä, am Südufer der Insel Haraholm, wurden zwei Leichen gefunden. Du hast richtig gehört: zwei. Und das ist noch nicht alles. Sie waren in Plastikfolie gewickelt. Also niemand, der aus einem Boot gefallen wäre. Taskinen meint, das ist ein Fall für unsere Einheit. Sag mir, wo du bist, dann hole ich dich ab.»

Da Jyrki Taskinen mein Chef und Pekka Koivu mein Mitarbeiter war, rief ich Jyrki am besten zuerst an. Obwohl ich nichts als ein Handtuch trug, wurde mir unter dem dicken Frotté heiß. Ich schaltete die Klimaanlage ein, bevor ich wieder zum Handy griff.

«Hallo, Jyrki, was gibt´s? Koivu hat auch schon angerufen. Angeblich sind im Meer zwei in Plastikfolie gewickelte Leichen gefunden worden.»

«Genau. Der Finder hat seinen Nachbarn alarmiert, der bei der Polizei in Kirkkonummi arbeitet. Er heißt Jon Berg. Kennst du ihn?»

«Der Name sagt mir nichts. Unsere Einheit hatte noch keinen Fall, bei dem Kirkkonummi beteiligt war. Dort ist in puncto Gewaltverbrechen bisher nichts passiert, was den Club der Seltsamen interessiert hätte.»

Taskinen lachte dröhnend, obwohl der Name, den Puupponen unserer Einheit verpasst hatte, schon ein alter Witz war. Taskinen hatte kämpfen müssen, damit die von mir geleitete Einheit für untypische Gewaltverbrechen bei der neuesten Umstrukturierung der Polizei erhalten blieb.

«Wer hat die Leichen gefunden?»

«Ein Mann namens Kalle Laine, der in der Gegend eine Sommerhütte besitzt. Berg hat sich die Lage in Haraholm angesehen und sich bei der Notrufzentrale gemeldet, die ihrerseits Polizei und Seegrenzwacht informiert hat. Eine Patrouille des Küstenschutzes in Porkkala ist sofort losgefahren, um das Gebiet abzusperren, und ich habe unsere Techniker hingeschickt. Aber ich möchte, dass du und Koivu auch hinfahrt, damit wir gleich die Ermittlungen einleiten können. Der Küstenschutz in Porkkala hat uns Amtshilfe zugesagt, weil neuerdings Mangel an Polizeibooten herrscht. Koivu ist wohl schon losgefahren, um dich abzuholen.»

Die Türklingel bestätigte seine Vermutung. Ich versprach Jyrki zurückzurufen und überprüfte im Spiegel, ob das Handtuch alle wichtigen Körperteile vollständig bedeckte, bevor ich die Tür öffnete. Ich war schon einige Male mit Koivu in der gemischten Sauna gewesen, aber wenn irgendein Nachbar vor dem Haus herumstand, würde er sich Gedanken machen, wieso die derzeit als Strohwitwe lebende Kommissarin Kallio halbnackt fremde Männer empfing.

Koivu grinste bei meinem Anblick, und Jahnukainen, eine unserer beiden Katzen, schlüpfte zwischen seinen Beinen hindurch ins Haus.

«Hier geht es ja heiß zu. Zieh dich an, dann stechen wir in See. Ich habe schon Tabletten gegen Seekrankheit geschluckt.» Das Wasser war nicht Koivus Lieblingselement, normalerweise war er nicht einmal bereit, ein Ruderboot zu besteigen.

«Die Boote der Küstenwacht fahren sehr ruhig», lachte ich und verzog mich ins Schlafzimmer. Obwohl es an Land warm war, nahm ich vorsorglich einen Pullover und eine lange Hose mit, die sich per Reißverschluss in Shorts verwandeln ließ. Ich band die Haare zum Pferdeschwanz und schnitt meinem Spiegelbild eine Grimasse. Der Sommer hatte helle Strähnen in meine rot gefärbten Haare gebleicht und Sommersprossen auf Wangen und Nase sprießen lassen. Ich redete mir ein, die Hauptursache für meine Stirnfalten sei häufiges Lachen und nicht etwa die Tatsache, dass ich die vierzig überschritten hatte. Bei der schwachen Beleuchtung entdeckte ich gelbe Pünktchen in meinen grünen Augen. Ich verzichtete darauf, mich zu schminken, denn bei dieser Hitze würde jede wasserfeste Wimperntusche verlaufen. Im Osten grollte bereits Donner, zum Glück würden wir in Richtung Westen fahren.

«Und Puupponen?», fragte ich, als Koivu den Motor anließ. Im Wagen war es heiß. Die Etatmittel reichten nicht, um alle Polizeifahrzeuge mit Klimaanlagen auszustatten.

«Den sammeln wir an der Auffahrt in Espoonlahti ein. Vielleicht war er bei einer Frau, er sprach so undeutlich, und zu Hause war er jedenfalls nicht. Er sagte, er würde ein Taxi zur Auffahrt nehmen, um Zeit zu sparen.» Koivu winkte, als wir das Polizeigebäude in Kilo passierten. «Setz mal das Blaulicht aufs Dach, es wird kühler hier drin, wenn wir ein bisschen Tempo machen. Ist schon eine Weile her, seit ich zuletzt rasen durfte.» Koivu wischte sich den Schweiß ab und fuhr bei Gelb über die Kreuzung. Ich tat wie geheißen. Zwar war ich Koivus Chefin, aber wir arbeiteten schon so lange zusammen, dass es albern gewesen wäre, in Routinesituationen auf die Befehlshierarchie zu pochen. Wenn es ernst wurde, würde ich die Führung übernehmen und auch die Verantwortung tragen.

«Hast du etwas von deiner Familie und ihrem Segeltörn gehört?», fragte Koivu, als wir auf der Überholspur rasten. Das Blaulicht verschaffte uns Platz, die Sirene brauchten wir nicht heulen zu lassen.

«Sie sind irgendwo auf der Höhe von Amsterdam. Iida wird kurz vor dem Kieler Kanal zu ihnen stoßen. Allerdings hat sie in ihrem letzten Facebook-Eintrag geschimpft, es wäre total verblödet, aus der Provence abzureisen, um auf irgendeinem langweiligen Segelboot mitzufahren, denn in Südfrankreich gehe es erst Anfang August so richtig los. In Avignon gibt es ein interdisziplinäres Kunstfestival, an dem sie teilnehmen möchte. Es würde mich überhaupt nicht wundern, wenn sie demnächst fragt, ob sie nicht auch den Rest der Ferien bei Annis Familie verbringen darf, statt sich der Crew der Long Wang anzuschließen. Es ist ja nicht mal eine Luxusjacht, sondern ein Weltumseglungsboot. Jetzt gehört es einer chinesischen Firma, die Nano-Elektronik produziert. Früher hieß es Marlboro of Finland, erinnerst du dich? Es hat bei unserem ersten Mordfall eine Rolle gespielt.»

Koivu lachte. «Das ist lange her, aber ich erinnere mich. Der Bruder des Opfers ist auf der Jacht gesegelt, und der Mann einer Tatverdächtigen.»

«Der Mann der Verdächtigen, Peter Wahlroos, ist inzwischen der Kapitän. Antti konnte der Versuchung nicht widerstehen, als Peter ihm anbot, von Brest nach Helsinki zu segeln.»

Das Klingeln des Handys unterbrach mich. Puupponen teilte mit, er stehe bereits an der Bushaltestelle an der Zufahrt; ich sagte ihm, wir würden noch fünf Minuten brauchen. Dann holte ich den Laptop aus dem Ermittlungskoffer, den Koivu mitgebracht hatte, und bereitete die ersten Ermittlungsformulare vor. Zwei bisher nicht identifizierte Leichen, offenbar ein Mann und eine Frau. Todesursache unbekannt. Verdacht auf Mord, da die Leichen in Plastik gewickelt waren.

Puupponen, der uns an der Bushaltestelle erwartete, war für die Besichtigung eines Tatorts ausgesprochen seltsam gekleidet: Er trug einen Frack mit allem Zubehör außer der Fliege, dazu Gummistiefel mit Lederschaft. Er ließ sich auf die Rückbank fallen und fragte, ob wir einen Reserve-Overall für ihn hätten. Schupoklamotten gehörten nicht zur Standardausrüstung unserer Einheit, aber Koivu war in der Regel auf beinahe alles vorbereitet. In einem Wagen, den er ausgestattet hatte, fanden sich mindestens zwei Overalls und weiße Schutzanzüge für das ganze Team.

«Warum trägst du denn einen Frack? Ist das dein eigener?» Koivu konnte seine Neugier nicht zügeln.

«Gemietet. Deshalb muss ich aufpassen. Wo sind die Overalls?» Statt sich anzuschnallen, schälte Puupponen sich mühsam aus seiner Kluft.

«Im Kofferraum. Mach dich also nicht gleich nackig.»

«Maria ist nicht so leicht zu schockieren. Nicht in ihrem Alter und ihrem Beruf.»

Ich wedelte mit dem Laptop nach Puupponen, und Koivu schimpfte, wenn wir so weitermachten, würden wir noch im Graben landen. Die Baustelle zwischen der Brücke in Espoonlahti und Kirkkonummi war immer noch ein Abenteuerparcours, auf dem man gut aufpassen musste, weil die Umleitungen sich ständig änderten. Die Ausfahrt in Porkkala war gerade erst fertig geworden, die Kieshaufen waren noch nicht begrünt. Die Baustelle mit ihren wechselnden Geschwindigkeitsbegrenzungen war eine verlockende Bußgeldfalle, aber die operative Polizeiführung hatte angeordnet, den Fortschritt der Bauarbeiten nicht allzu sehr zu behindern.

Auf der Porkkalantie musste Koivu das Tempo verringern, die Landstraße war schmal und kurvenreich, und die Fahrt zur Station der Küstenwache schien ewig zu dauern. Aber hatten wir es denn eilig? Die Toten liefen nicht davon, und angesichts des Todes konnten die Lebenden ruhig warten. Dennoch stöhnte Puupponen auf der Rückbank ungeduldig, als Koivu auf der letzten Etappe nicht einmal mehr vierzig fuhr. Ich drückte die Daumen, dass uns nichts entgegenkäme, was größer war als ein Fahrrad, denn auf der schmalen Straße wäre es schwierig gewesen, auch...
mehr

Autor

Leena Lehtolainen, 1964 geboren, lebt und arbeitet als Literaturwissenschaftlerin, Kritikerin und Autorin in Degerby, westlich von Helsinki. Sie ist eine der auch international erfolgreichsten finnischen Schriftstellerinnen, ihre Ermittlerin Maria Kallio gilt nicht nur als eine Art Kultfigur der finnischen Krimiszene, sondern erfreut sich auch bei deutschen Leserinnen und Lesern seit dem Erscheinen des ersten Bandes der Reihe 1994 ungebrochener Beliebtheit.Gabriele Schrey-Vasara, geboren 1953 in Rheydt, studierte Geschichte, Romanistik und Finnougristik in Göttingen und lebt seit 1979 in Helsinki. 2008 erhielt sie den Staatlichen finnischen Übersetzerpreis.